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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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Zur Reform der Pferderennen

auf Uuans Geheiß mit seinem breiten Schwert rücksichtslos die Köpfe herunter¬
schlug, dort, wo man etwa gewagt hätte, seinen Befehlen nicht auf der Stelle
zu gehorchen. Juan hatte gelernt. Er hatte im Boxerjahr und der darauf¬
folgenden Zeit gesehen, wie die Fremden Politik machen. Er hatte erfahren:
es gibt keine Völkerfreundschaften, es gibt keinen Schutz für die Schwachen, es
gibt keine Logik, wenn Völker miteinander verkehren, es gibt nur Eines, und
das ist brutale Macht. Niemals ging Macht mehr vor Recht, als damals --
und heute. Also, dachte Juan, ich muß mir Macht schaffen. So drillte er
Soldaten und Soldaten, und schuf das Heer, das später den Grundstock der
modernen chinesischen Armee bildete, das ihm aus der Hand glitt, das auch
einmal revoltierte, das aber heute, wie damals bei seinem Entstehen, auf den
schwört, dem es seine Entstehung verdankt, auf seinen Meister Auanschikai!

(Schluß folgt)




Zur Reform der Pferderennen
los von "Lnglcmd l
von H. Rohre, Generalleutnant z. D.

ach dem Kriege wird eine sehr wichtige Ausgabe -- Sicherstellung
der Remontierung der Kavallerie -- an uns herantreten. Dazu
ist die Zucht von Vollblutpferden unentbehrlich; denn auf eine
reiche Zufuhr von ausländischem Vollblut wird kaum zu rechnen
sein. Eine rationelle Zucht ist aber ohne eine Leistungsprüfung
nicht denkbar. Als solche Prüfungen gelten allgemein die Pferderennen, ohne
die eine Prüfung der Pferde in bezug auf Geschwindigkeit und Ausdauer un¬
möglich ist. Es ist aber die Frage, ob die bei uns nach englischem Muster
abgehaltenen Nennen als geeignete Leistungsprüfung angesehen werden dürfen.
In England, dessen Pferdezucht durch Klima und ausgedehnte Weiden außer¬
ordentlich begünstigt ist, dienen die Rennen hauptsächlich dem Vergnügen und
der Anregung zu Wetten, und leider haben sie auch bei uns mehr in diesem
Sinne gewirkt, als der Hebung der Pferdezucht gedient. Das wird von
den Sportsleuten bestritten, ist daher eingehend zu begründen.

In jeder Prüfung soll der Prüfung zeigen, was er kann und daß seine
Leistungen ein gewisses von Sachverständigen festzusetzendes Mindestmaß über-


Zur Reform der Pferderennen

auf Uuans Geheiß mit seinem breiten Schwert rücksichtslos die Köpfe herunter¬
schlug, dort, wo man etwa gewagt hätte, seinen Befehlen nicht auf der Stelle
zu gehorchen. Juan hatte gelernt. Er hatte im Boxerjahr und der darauf¬
folgenden Zeit gesehen, wie die Fremden Politik machen. Er hatte erfahren:
es gibt keine Völkerfreundschaften, es gibt keinen Schutz für die Schwachen, es
gibt keine Logik, wenn Völker miteinander verkehren, es gibt nur Eines, und
das ist brutale Macht. Niemals ging Macht mehr vor Recht, als damals —
und heute. Also, dachte Juan, ich muß mir Macht schaffen. So drillte er
Soldaten und Soldaten, und schuf das Heer, das später den Grundstock der
modernen chinesischen Armee bildete, das ihm aus der Hand glitt, das auch
einmal revoltierte, das aber heute, wie damals bei seinem Entstehen, auf den
schwört, dem es seine Entstehung verdankt, auf seinen Meister Auanschikai!

(Schluß folgt)




Zur Reform der Pferderennen
los von «Lnglcmd l
von H. Rohre, Generalleutnant z. D.

ach dem Kriege wird eine sehr wichtige Ausgabe — Sicherstellung
der Remontierung der Kavallerie — an uns herantreten. Dazu
ist die Zucht von Vollblutpferden unentbehrlich; denn auf eine
reiche Zufuhr von ausländischem Vollblut wird kaum zu rechnen
sein. Eine rationelle Zucht ist aber ohne eine Leistungsprüfung
nicht denkbar. Als solche Prüfungen gelten allgemein die Pferderennen, ohne
die eine Prüfung der Pferde in bezug auf Geschwindigkeit und Ausdauer un¬
möglich ist. Es ist aber die Frage, ob die bei uns nach englischem Muster
abgehaltenen Nennen als geeignete Leistungsprüfung angesehen werden dürfen.
In England, dessen Pferdezucht durch Klima und ausgedehnte Weiden außer¬
ordentlich begünstigt ist, dienen die Rennen hauptsächlich dem Vergnügen und
der Anregung zu Wetten, und leider haben sie auch bei uns mehr in diesem
Sinne gewirkt, als der Hebung der Pferdezucht gedient. Das wird von
den Sportsleuten bestritten, ist daher eingehend zu begründen.

In jeder Prüfung soll der Prüfung zeigen, was er kann und daß seine
Leistungen ein gewisses von Sachverständigen festzusetzendes Mindestmaß über-


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[0119] Zur Reform der Pferderennen auf Uuans Geheiß mit seinem breiten Schwert rücksichtslos die Köpfe herunter¬ schlug, dort, wo man etwa gewagt hätte, seinen Befehlen nicht auf der Stelle zu gehorchen. Juan hatte gelernt. Er hatte im Boxerjahr und der darauf¬ folgenden Zeit gesehen, wie die Fremden Politik machen. Er hatte erfahren: es gibt keine Völkerfreundschaften, es gibt keinen Schutz für die Schwachen, es gibt keine Logik, wenn Völker miteinander verkehren, es gibt nur Eines, und das ist brutale Macht. Niemals ging Macht mehr vor Recht, als damals — und heute. Also, dachte Juan, ich muß mir Macht schaffen. So drillte er Soldaten und Soldaten, und schuf das Heer, das später den Grundstock der modernen chinesischen Armee bildete, das ihm aus der Hand glitt, das auch einmal revoltierte, das aber heute, wie damals bei seinem Entstehen, auf den schwört, dem es seine Entstehung verdankt, auf seinen Meister Auanschikai! (Schluß folgt) Zur Reform der Pferderennen los von «Lnglcmd l von H. Rohre, Generalleutnant z. D. ach dem Kriege wird eine sehr wichtige Ausgabe — Sicherstellung der Remontierung der Kavallerie — an uns herantreten. Dazu ist die Zucht von Vollblutpferden unentbehrlich; denn auf eine reiche Zufuhr von ausländischem Vollblut wird kaum zu rechnen sein. Eine rationelle Zucht ist aber ohne eine Leistungsprüfung nicht denkbar. Als solche Prüfungen gelten allgemein die Pferderennen, ohne die eine Prüfung der Pferde in bezug auf Geschwindigkeit und Ausdauer un¬ möglich ist. Es ist aber die Frage, ob die bei uns nach englischem Muster abgehaltenen Nennen als geeignete Leistungsprüfung angesehen werden dürfen. In England, dessen Pferdezucht durch Klima und ausgedehnte Weiden außer¬ ordentlich begünstigt ist, dienen die Rennen hauptsächlich dem Vergnügen und der Anregung zu Wetten, und leider haben sie auch bei uns mehr in diesem Sinne gewirkt, als der Hebung der Pferdezucht gedient. Das wird von den Sportsleuten bestritten, ist daher eingehend zu begründen. In jeder Prüfung soll der Prüfung zeigen, was er kann und daß seine Leistungen ein gewisses von Sachverständigen festzusetzendes Mindestmaß über-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/119>, abgerufen am 30.04.2024.