Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Die amerikanische Organisation in (Lhina

enden sich in den Vereinigten Staaten der Entschluß, die Be¬
hinderung der weltwirtschaftlichen Betätigung Deutschlands für die
Eroberung der deutschen Geschäftsbeziehungen zu den aufnahme¬
fähigsten Märkten der Erde auszunutzen, zu einem sorgfältig durch¬
gearbeiteten Feldzugsplcme verdichtet hat, können wir beobachten,
daß sich außer Lateinamerika und Rußland vor allem China der lebhaftesten
^iebeswerbungen des rührigen Uankeegeistes erfreut. Von einer Welle freund¬
schaftlicher Gefühle der über Japans gewalttätiger Egoismus tief empörten
Chinesen für die Vereinigten Staaten getragen, bemühen sich amerikanische Ka¬
pitalien und Unternehmungen angelegentlichst um die Förderung der wirtschaft¬
lichen Wiedergeburt der ältesten und volkreichsten aller lebenden Nationen, welche
letzt als eine der letzten endlich darangeht, ihre gewaltigen natürlichen Hilfs¬
quellen zu entwickeln. Bis zum Beginn des großen europäischen Krieges waren
die Vereinigten Staaten nur mit acht Prozent an Chinas Einfuhr beteiligt,
^in genial organisierter Angriff der durch das "Lureau ok ^oreiM <ma
DomeZtlL LommerLe" geschickt und nachdrücklich unterstützten und vor allem
zuverlässig unterrichteten, durch die außerordentliche Gelegenheit mächtig auf¬
gestachelter Unternehmungslust der amerikanischen Großfinanz, der amerikanischen
Großindustrie, des Großhandels und der Technik soll nun durch ein Vorzugs¬
recht der Vereinigten Staaten auf die Versorgung des größten geschlossenen
Kundenkreises der Erde gekrönt werden.

Eine glänzend angelegte, höchst wirkungsvolle Propaganda klärte die
amerikanische Geschäftswelt zunächst über die allgemeinen Aussichten und Voraus¬
setzungen für eine Förderung des Handels zwischen Amerika und China auf.
In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts waren die amerikanischen Handels¬
interessen in China noch sehr gering. Seitdem wirkten mehrere bedeutungsvolle
Umstände zusammen, um Amerikas Einfluß im Reich der Mitte zu steigern.
Die Erwerbung der Philippinen lenkte die Aufmerksamkeit der Vereinigten


Grenzboten l 191S 13


Die amerikanische Organisation in (Lhina

enden sich in den Vereinigten Staaten der Entschluß, die Be¬
hinderung der weltwirtschaftlichen Betätigung Deutschlands für die
Eroberung der deutschen Geschäftsbeziehungen zu den aufnahme¬
fähigsten Märkten der Erde auszunutzen, zu einem sorgfältig durch¬
gearbeiteten Feldzugsplcme verdichtet hat, können wir beobachten,
daß sich außer Lateinamerika und Rußland vor allem China der lebhaftesten
^iebeswerbungen des rührigen Uankeegeistes erfreut. Von einer Welle freund¬
schaftlicher Gefühle der über Japans gewalttätiger Egoismus tief empörten
Chinesen für die Vereinigten Staaten getragen, bemühen sich amerikanische Ka¬
pitalien und Unternehmungen angelegentlichst um die Förderung der wirtschaft¬
lichen Wiedergeburt der ältesten und volkreichsten aller lebenden Nationen, welche
letzt als eine der letzten endlich darangeht, ihre gewaltigen natürlichen Hilfs¬
quellen zu entwickeln. Bis zum Beginn des großen europäischen Krieges waren
die Vereinigten Staaten nur mit acht Prozent an Chinas Einfuhr beteiligt,
^in genial organisierter Angriff der durch das „Lureau ok ^oreiM <ma
DomeZtlL LommerLe" geschickt und nachdrücklich unterstützten und vor allem
zuverlässig unterrichteten, durch die außerordentliche Gelegenheit mächtig auf¬
gestachelter Unternehmungslust der amerikanischen Großfinanz, der amerikanischen
Großindustrie, des Großhandels und der Technik soll nun durch ein Vorzugs¬
recht der Vereinigten Staaten auf die Versorgung des größten geschlossenen
Kundenkreises der Erde gekrönt werden.

Eine glänzend angelegte, höchst wirkungsvolle Propaganda klärte die
amerikanische Geschäftswelt zunächst über die allgemeinen Aussichten und Voraus¬
setzungen für eine Förderung des Handels zwischen Amerika und China auf.
In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts waren die amerikanischen Handels¬
interessen in China noch sehr gering. Seitdem wirkten mehrere bedeutungsvolle
Umstände zusammen, um Amerikas Einfluß im Reich der Mitte zu steigern.
Die Erwerbung der Philippinen lenkte die Aufmerksamkeit der Vereinigten


Grenzboten l 191S 13
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0205" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/329873"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_329665/figures/grenzboten_341903_329665_329873_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die amerikanische Organisation in (Lhina</head><lb/>
          <p xml:id="ID_633"> enden sich in den Vereinigten Staaten der Entschluß, die Be¬<lb/>
hinderung der weltwirtschaftlichen Betätigung Deutschlands für die<lb/>
Eroberung der deutschen Geschäftsbeziehungen zu den aufnahme¬<lb/>
fähigsten Märkten der Erde auszunutzen, zu einem sorgfältig durch¬<lb/>
gearbeiteten Feldzugsplcme verdichtet hat, können wir beobachten,<lb/>
daß sich außer Lateinamerika und Rußland vor allem China der lebhaftesten<lb/>
^iebeswerbungen des rührigen Uankeegeistes erfreut. Von einer Welle freund¬<lb/>
schaftlicher Gefühle der über Japans gewalttätiger Egoismus tief empörten<lb/>
Chinesen für die Vereinigten Staaten getragen, bemühen sich amerikanische Ka¬<lb/>
pitalien und Unternehmungen angelegentlichst um die Förderung der wirtschaft¬<lb/>
lichen Wiedergeburt der ältesten und volkreichsten aller lebenden Nationen, welche<lb/>
letzt als eine der letzten endlich darangeht, ihre gewaltigen natürlichen Hilfs¬<lb/>
quellen zu entwickeln. Bis zum Beginn des großen europäischen Krieges waren<lb/>
die Vereinigten Staaten nur mit acht Prozent an Chinas Einfuhr beteiligt,<lb/>
^in genial organisierter Angriff der durch das &#x201E;Lureau ok ^oreiM &lt;ma<lb/>
DomeZtlL LommerLe" geschickt und nachdrücklich unterstützten und vor allem<lb/>
zuverlässig unterrichteten, durch die außerordentliche Gelegenheit mächtig auf¬<lb/>
gestachelter Unternehmungslust der amerikanischen Großfinanz, der amerikanischen<lb/>
Großindustrie, des Großhandels und der Technik soll nun durch ein Vorzugs¬<lb/>
recht der Vereinigten Staaten auf die Versorgung des größten geschlossenen<lb/>
Kundenkreises der Erde gekrönt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_634" next="#ID_635"> Eine glänzend angelegte, höchst wirkungsvolle Propaganda klärte die<lb/>
amerikanische Geschäftswelt zunächst über die allgemeinen Aussichten und Voraus¬<lb/>
setzungen für eine Förderung des Handels zwischen Amerika und China auf.<lb/>
In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts waren die amerikanischen Handels¬<lb/>
interessen in China noch sehr gering. Seitdem wirkten mehrere bedeutungsvolle<lb/>
Umstände zusammen, um Amerikas Einfluß im Reich der Mitte zu steigern.<lb/>
Die Erwerbung der Philippinen lenkte die Aufmerksamkeit der Vereinigten</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten l 191S 13</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0205] [Abbildung] Die amerikanische Organisation in (Lhina enden sich in den Vereinigten Staaten der Entschluß, die Be¬ hinderung der weltwirtschaftlichen Betätigung Deutschlands für die Eroberung der deutschen Geschäftsbeziehungen zu den aufnahme¬ fähigsten Märkten der Erde auszunutzen, zu einem sorgfältig durch¬ gearbeiteten Feldzugsplcme verdichtet hat, können wir beobachten, daß sich außer Lateinamerika und Rußland vor allem China der lebhaftesten ^iebeswerbungen des rührigen Uankeegeistes erfreut. Von einer Welle freund¬ schaftlicher Gefühle der über Japans gewalttätiger Egoismus tief empörten Chinesen für die Vereinigten Staaten getragen, bemühen sich amerikanische Ka¬ pitalien und Unternehmungen angelegentlichst um die Förderung der wirtschaft¬ lichen Wiedergeburt der ältesten und volkreichsten aller lebenden Nationen, welche letzt als eine der letzten endlich darangeht, ihre gewaltigen natürlichen Hilfs¬ quellen zu entwickeln. Bis zum Beginn des großen europäischen Krieges waren die Vereinigten Staaten nur mit acht Prozent an Chinas Einfuhr beteiligt, ^in genial organisierter Angriff der durch das „Lureau ok ^oreiM <ma DomeZtlL LommerLe" geschickt und nachdrücklich unterstützten und vor allem zuverlässig unterrichteten, durch die außerordentliche Gelegenheit mächtig auf¬ gestachelter Unternehmungslust der amerikanischen Großfinanz, der amerikanischen Großindustrie, des Großhandels und der Technik soll nun durch ein Vorzugs¬ recht der Vereinigten Staaten auf die Versorgung des größten geschlossenen Kundenkreises der Erde gekrönt werden. Eine glänzend angelegte, höchst wirkungsvolle Propaganda klärte die amerikanische Geschäftswelt zunächst über die allgemeinen Aussichten und Voraus¬ setzungen für eine Förderung des Handels zwischen Amerika und China auf. In den ersten Jahren des neuen Jahrhunderts waren die amerikanischen Handels¬ interessen in China noch sehr gering. Seitdem wirkten mehrere bedeutungsvolle Umstände zusammen, um Amerikas Einfluß im Reich der Mitte zu steigern. Die Erwerbung der Philippinen lenkte die Aufmerksamkeit der Vereinigten Grenzboten l 191S 13

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/205
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/205>, abgerufen am 30.04.2024.