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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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Htaatenbund von Nordeuropa
von Zustizrat Bamberger

Aufsätze über den Staatenbund von Nordeuropa aus der Feder
desselben Verfassers finden sich in den Heften 38, 43, 49 des Jahres
1914 und in den Heften 2 und 23 des Jahres 1915.

6.

apst Benedikt XV ist, wie berichtet wurde, im Interesse der Be¬
endigung des Krieges mit dem König von Belgien in Ver¬
bindung getreten, doch haben seine Bemühungen bisher nicht
zum Erfolg geführt. Die Bedeutung des Vorganges ist kaum
genügend gewürdigt, obwohl von vornherein angenommen werden
konnte, daß Papst Benedikt sich zu diesem Schritt nicht entschlossen haben
würde, wenn er ihn für aussichtslos gehalten hätte. Seine beharrlichen Be¬
mühungen um die Wiederherstellung des Friedens und um die Linderung der
Schrecken des Krieges müssen jeden Menschenfreund mit Bewunderung und
Dankbarkeit erfüllen, zumal da unverkennbar ist, daß auch einsichtige und tat¬
kräftige Männer angesichts des ungeheuren Schreckens, der die Welt erfüllt,
wie gelähmt die Hände in den Schoß legen. Sein erstes Sendschreiben an
die Katholiken des Erdkreises vom 3. September 1914 verhallte in dem Lärm
der Waffen. Unbeirrt dadurch ließ er die umfassende EncrMka vom 1. No¬
vember 1914 folgen und beschwor die Lenker der kriegführenden Staaten von
neuem, ihren Völkern die Wohltaten des Friedens wiederzugeben. Kurz da¬
rauf erging die Mahnung an die Katholiken Italiens, das Neutralitätsprinzip
fest aufrecht zu erhalten, die Mahnung an die italienische Presse, ja nicht gegen
die eine oder andere Nation den Krieg zu befürworten. Es folgte die er¬
greifende Bitte an die Oberhäupter der streitenden Mächte, wenigstens für die
Dauer des Weihnachtsfestes eine kurze Waffenruhe eintreten zu lassen. Sie
war nicht von Erfolg gekrönt. "Aber dadurch nicht entmutigt", erwiderte der
Papst bei der Weihnachtsaudienz am 24. Dezember 1914 auf die Ansprache
des Kardinals Vannutelli, "wollen Wir Unsere Anstrengungen verdoppeln, um
das Ende des nie dagewessenen Ungemachs zu beschleunigen oder wenigstens
die traurigen Folgen zu mildern." Er ließ nicht nach in seinen Bemühungen
und wußte es zu erreichen, daß die kriegführenden Mächte sich zu einem Aus¬
tausch von kriegsgefangenen Militär- und Civilpersonen in der Erkenntnis des




Htaatenbund von Nordeuropa
von Zustizrat Bamberger

Aufsätze über den Staatenbund von Nordeuropa aus der Feder
desselben Verfassers finden sich in den Heften 38, 43, 49 des Jahres
1914 und in den Heften 2 und 23 des Jahres 1915.

6.

apst Benedikt XV ist, wie berichtet wurde, im Interesse der Be¬
endigung des Krieges mit dem König von Belgien in Ver¬
bindung getreten, doch haben seine Bemühungen bisher nicht
zum Erfolg geführt. Die Bedeutung des Vorganges ist kaum
genügend gewürdigt, obwohl von vornherein angenommen werden
konnte, daß Papst Benedikt sich zu diesem Schritt nicht entschlossen haben
würde, wenn er ihn für aussichtslos gehalten hätte. Seine beharrlichen Be¬
mühungen um die Wiederherstellung des Friedens und um die Linderung der
Schrecken des Krieges müssen jeden Menschenfreund mit Bewunderung und
Dankbarkeit erfüllen, zumal da unverkennbar ist, daß auch einsichtige und tat¬
kräftige Männer angesichts des ungeheuren Schreckens, der die Welt erfüllt,
wie gelähmt die Hände in den Schoß legen. Sein erstes Sendschreiben an
die Katholiken des Erdkreises vom 3. September 1914 verhallte in dem Lärm
der Waffen. Unbeirrt dadurch ließ er die umfassende EncrMka vom 1. No¬
vember 1914 folgen und beschwor die Lenker der kriegführenden Staaten von
neuem, ihren Völkern die Wohltaten des Friedens wiederzugeben. Kurz da¬
rauf erging die Mahnung an die Katholiken Italiens, das Neutralitätsprinzip
fest aufrecht zu erhalten, die Mahnung an die italienische Presse, ja nicht gegen
die eine oder andere Nation den Krieg zu befürworten. Es folgte die er¬
greifende Bitte an die Oberhäupter der streitenden Mächte, wenigstens für die
Dauer des Weihnachtsfestes eine kurze Waffenruhe eintreten zu lassen. Sie
war nicht von Erfolg gekrönt. „Aber dadurch nicht entmutigt", erwiderte der
Papst bei der Weihnachtsaudienz am 24. Dezember 1914 auf die Ansprache
des Kardinals Vannutelli, „wollen Wir Unsere Anstrengungen verdoppeln, um
das Ende des nie dagewessenen Ungemachs zu beschleunigen oder wenigstens
die traurigen Folgen zu mildern." Er ließ nicht nach in seinen Bemühungen
und wußte es zu erreichen, daß die kriegführenden Mächte sich zu einem Aus¬
tausch von kriegsgefangenen Militär- und Civilpersonen in der Erkenntnis des


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/37>, abgerufen am 30.04.2024.