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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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erneuern zu wollen. -- Bestellungen ^^ag der
<3ven2boten
nimmt jede Buchhandlung und jedeG. in. b. Ä.
Postanstalt entgegen. Preis 6 M. Berlin 3>v 11.
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jer Name Pitirim, des unlängst ernannten Metropoliten von
Petersburg, ist in der letzten Zeit im Zusammenhange mit der
j Ernennung des neuen russischen Ministerpräsidenten Stürmer und
insbesondere in Verbindung mit den Reformbestrebungen in der
! orthodoxen Kirche immer und immer wieder genannt worden.
Parteipolitiker und Blätter aller Schattierungen haben sich mit seiner Person
befaßt und widmen ihm. je nach ihrem politischen Glaubensbekenntnis, ent¬
sprechende Kommentare. "Schon die ersten Schritte dieses Kirchenfürsten" --
schreibt Kusnezow in den "Birschewije Wedomosti" -- "sind ein an sich un-
gewöhnliches Schauspiel und lassen erkennen, daß in der Person des neuen
Petersburger Metropoliten im Zentrum der russischen Kirchenverwaltung ein
Oberhirte in die Erscheinung getreten ist, der viel verspricht." Sein erstes
Auftreten im spröd ist viel bemerkt worden. Er verwahrte sich dagegen, daß
der spröd in den Kirchenfragen auf seinem einmal gefaßten Standpunkt not¬
wendig verharren müßte, und forderte Reformen im Sinne einer demokratischen
Kirchenverfassung. Gemachte Fehler müßten korrigiert werden. Er selbst habe
die Politik des Synods wie Hiob "am eigenen Leibe erfahren." Im Jahre
1911 war er auf Betreiben des damaligen Oberprokureurs des spröd, Sabler-
Desjatowski. und des Erzbischofs von Taurien, Demetrius, durch Beschluß des
Synods von dem Katheder in Kursk abberufen und in die Einöde von
Wladikawkas versetzt worden. Er hat dies Sabier nie vergessen. Daher mag
seine schonungslose Kritik an dem jetzt der Duma vorliegenden Sablerschen
Gesetzprojekt über die Reform der orthodoxen Kirchengemeinde zu einem ge¬
wissen Teil auf das Abrechnungskonto mit Sabier zu setzen sein.

Aber Pitirim hat nicht nur eine kirchliche sondern auch eine politische
Vergangenheit. Aus seiner Tätigkeit als Eparchial-Bischof in Ssamara ist
bekannt, daß er dort nicht nur als hoher geistlicher Würdenträger und Beamter


Grenzboten I 19t6 25


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jer Name Pitirim, des unlängst ernannten Metropoliten von
Petersburg, ist in der letzten Zeit im Zusammenhange mit der
j Ernennung des neuen russischen Ministerpräsidenten Stürmer und
insbesondere in Verbindung mit den Reformbestrebungen in der
! orthodoxen Kirche immer und immer wieder genannt worden.
Parteipolitiker und Blätter aller Schattierungen haben sich mit seiner Person
befaßt und widmen ihm. je nach ihrem politischen Glaubensbekenntnis, ent¬
sprechende Kommentare. „Schon die ersten Schritte dieses Kirchenfürsten" —
schreibt Kusnezow in den „Birschewije Wedomosti" — „sind ein an sich un-
gewöhnliches Schauspiel und lassen erkennen, daß in der Person des neuen
Petersburger Metropoliten im Zentrum der russischen Kirchenverwaltung ein
Oberhirte in die Erscheinung getreten ist, der viel verspricht." Sein erstes
Auftreten im spröd ist viel bemerkt worden. Er verwahrte sich dagegen, daß
der spröd in den Kirchenfragen auf seinem einmal gefaßten Standpunkt not¬
wendig verharren müßte, und forderte Reformen im Sinne einer demokratischen
Kirchenverfassung. Gemachte Fehler müßten korrigiert werden. Er selbst habe
die Politik des Synods wie Hiob „am eigenen Leibe erfahren." Im Jahre
1911 war er auf Betreiben des damaligen Oberprokureurs des spröd, Sabler-
Desjatowski. und des Erzbischofs von Taurien, Demetrius, durch Beschluß des
Synods von dem Katheder in Kursk abberufen und in die Einöde von
Wladikawkas versetzt worden. Er hat dies Sabier nie vergessen. Daher mag
seine schonungslose Kritik an dem jetzt der Duma vorliegenden Sablerschen
Gesetzprojekt über die Reform der orthodoxen Kirchengemeinde zu einem ge¬
wissen Teil auf das Abrechnungskonto mit Sabier zu setzen sein.

Aber Pitirim hat nicht nur eine kirchliche sondern auch eine politische
Vergangenheit. Aus seiner Tätigkeit als Eparchial-Bischof in Ssamara ist
bekannt, daß er dort nicht nur als hoher geistlicher Würdenträger und Beamter


Grenzboten I 19t6 25
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/397>, abgerufen am 30.04.2024.