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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

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zweitens enthalten sie nicht die Mayalehre --
nach Deussen "die Grundlage allerPhilosoPhie"
-- so wie diese später im Gaudapada-Karika
hervortritt. Für Deussen ist das Wort, das
ihm das letzte aller Weisheit ist, das erste der
Upanishaden, und der Nest ist zunehmendes
Verderben durch das Hereindringen des bösen
Realismus bis zum völligen Verhärten des
ursprünglich so reinen Gedankenflusses in
Samkhycim. In der Behandlung Olden-
bergs, der beiden Elementen (dem idealistischen
und dem realistischen) ihr Recht läßt, tritt statt
Degeneration Entwicklung; die Probleme be¬
leben sich und werden gerade in diesem ihren
natürlichen bodenständigen Leben oft ebenso
klar wie überraschend beleuchtet (so durch die
Bedeutung uralter Zaubervorstellungen für
sehr subtile Seiten brahmcmischer Theologie).

Der Monismus der alten Upanishaden
war illusorisch ja eigentlich nur ein be¬
haupteter. Der versteckte Dualismus brach
hervor und lebte sich aus in dem von Pro¬
fessor Deussen gänzlich verkannten, von Pro¬
fessor Otterberg in klarer Kürze dargestellten
Samkhya. Jeder Leser seines "Buddha" er¬
innert sich seiner dort gegebenen Charak¬
terisierung: "ein wahres Kabinettstück geistiger
Feinheit und Eleganz", jedoch mit greisen¬
hafter Färbung. Hier eine noch viel schärfere
Prägung: mit Anspielung auf das klassische
Samkhya-Bild von der zurücktretenden Tän¬
zerin heißt es "Die Tragödie aber hat dabei
manches von einem Ballet angenommen".
So weiß nur der geborene Schriftsteller den
Punkt übers / anzubringen.

Ein besonderes Interesse beansprucht jene
Philosophie als Qbergangsglied zumBuddhis--
mus, in welchem "die Tragödie" noch un"
balletmäszig lebt. Professor Otterberg ist
natürlich weit davon entfernt, zu jenen "mo¬
dernen Verkleinern" zu gehören, die, mit den
Worten Professor GrünwedelS, den Buddha
"zum bloßen Nachbeter des Smnkhya-Systems
stempeln"; Wohl aber meint er, daß das
Samkhya in einer älteren vorklassischen Form
das Medium gewesen ist, durch welches ge¬
wisse grundlegende Upanishad - Probleme in
den Buddhismus gelangten. Seine dies¬
bezüglichen Untersuchungen zeigen, daß es sich
hier nicht um eine akademische Frage handelt,

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indem sie vielmehr direkt in die tiefsten und
strittigsten Punkte der Lehre hineinführen.
Hier scheint mir nun die Auffassung unseres
Autors eine merkbar Positivere Färbung als
in seinem Hauptwerk angenommen zu haben.
Dies auszuführen muß ich mir leider wegen
Raummangels versagen. Aber auch darin
glaube ich mich nicht zu irren, wenn ich
überhaupt bei ihm einen etwas wärmeren
Ton als früher vernehme. Herrliche Schlu߬
worte findet er, un: die Buddhagestalt selbst
zu feiern:

"Hier hat Indien den Höhepunkt seines
religiösen Gestaltens erreicht, zugleich den
Punkt, wo seine Verschlossenheit sich öffnet,
fernhin ihre Gaben zu verbreiten ... So
hat sie (die buddhistische Kunst) dem gehuldigt,
der den Weg dorthin, zur Heimat, gefunden
zu haben meinte. Den Weg zu jener Ewig¬
keitshöhe, wo, wie der alte Vers sagt, "den
auf die Welt Hinabblickenden der König Tod
nicht sieht."

Aarl Ad. Gjellerux
Memoiren

Theodor Hermann Pimtenius: Ans de"
Jua.cndjahre" eines alten Kurliwders.
Zweite wohlfeile Auflage. R. Voigtländers
Verlag in Leipzig. Geh. 2 M, geb. 3 M.

Der billige Neudruck dieser Erinnerungen
des kürzlich verstorbenen ehemaligen "Daheim"-
Herausgebers und des besonders in den
achtziger und neunziger Jahren beliebten Er¬
zählers kann.gerade gegenwärtig auf be¬
sonderes Interesse rechnen. Geben die Er¬
innerungen doch ein Bild vom heute heiß
umstrittenen Kurland noch aus jener Zeit,
da die obere Gesellschaftsschicht des sonst
lettischen Landes, vom Adel bis zum Hand¬
werker, noch rein deutsch war, sein durfte
und in friedvoller Kulturarbeit deutsch wirkte.
Eine bereits durchaus historische Epoche lebt
wieder auf. Die Erinnerungen haben infolge¬
dessen dokumentarische Bedeutung. Aus den
Ausführungen des alten KurländerS wird
auch lebendig genug offenbar, was von feiten
der Reichsdeutschen zur Hebung des Kur-

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zweitens enthalten sie nicht die Mayalehre —
nach Deussen „die Grundlage allerPhilosoPhie"
— so wie diese später im Gaudapada-Karika
hervortritt. Für Deussen ist das Wort, das
ihm das letzte aller Weisheit ist, das erste der
Upanishaden, und der Nest ist zunehmendes
Verderben durch das Hereindringen des bösen
Realismus bis zum völligen Verhärten des
ursprünglich so reinen Gedankenflusses in
Samkhycim. In der Behandlung Olden-
bergs, der beiden Elementen (dem idealistischen
und dem realistischen) ihr Recht läßt, tritt statt
Degeneration Entwicklung; die Probleme be¬
leben sich und werden gerade in diesem ihren
natürlichen bodenständigen Leben oft ebenso
klar wie überraschend beleuchtet (so durch die
Bedeutung uralter Zaubervorstellungen für
sehr subtile Seiten brahmcmischer Theologie).

Der Monismus der alten Upanishaden
war illusorisch ja eigentlich nur ein be¬
haupteter. Der versteckte Dualismus brach
hervor und lebte sich aus in dem von Pro¬
fessor Deussen gänzlich verkannten, von Pro¬
fessor Otterberg in klarer Kürze dargestellten
Samkhya. Jeder Leser seines „Buddha" er¬
innert sich seiner dort gegebenen Charak¬
terisierung: „ein wahres Kabinettstück geistiger
Feinheit und Eleganz", jedoch mit greisen¬
hafter Färbung. Hier eine noch viel schärfere
Prägung: mit Anspielung auf das klassische
Samkhya-Bild von der zurücktretenden Tän¬
zerin heißt es „Die Tragödie aber hat dabei
manches von einem Ballet angenommen".
So weiß nur der geborene Schriftsteller den
Punkt übers / anzubringen.

Ein besonderes Interesse beansprucht jene
Philosophie als Qbergangsglied zumBuddhis--
mus, in welchem „die Tragödie" noch un«
balletmäszig lebt. Professor Otterberg ist
natürlich weit davon entfernt, zu jenen „mo¬
dernen Verkleinern" zu gehören, die, mit den
Worten Professor GrünwedelS, den Buddha
„zum bloßen Nachbeter des Smnkhya-Systems
stempeln"; Wohl aber meint er, daß das
Samkhya in einer älteren vorklassischen Form
das Medium gewesen ist, durch welches ge¬
wisse grundlegende Upanishad - Probleme in
den Buddhismus gelangten. Seine dies¬
bezüglichen Untersuchungen zeigen, daß es sich
hier nicht um eine akademische Frage handelt,

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indem sie vielmehr direkt in die tiefsten und
strittigsten Punkte der Lehre hineinführen.
Hier scheint mir nun die Auffassung unseres
Autors eine merkbar Positivere Färbung als
in seinem Hauptwerk angenommen zu haben.
Dies auszuführen muß ich mir leider wegen
Raummangels versagen. Aber auch darin
glaube ich mich nicht zu irren, wenn ich
überhaupt bei ihm einen etwas wärmeren
Ton als früher vernehme. Herrliche Schlu߬
worte findet er, un: die Buddhagestalt selbst
zu feiern:

„Hier hat Indien den Höhepunkt seines
religiösen Gestaltens erreicht, zugleich den
Punkt, wo seine Verschlossenheit sich öffnet,
fernhin ihre Gaben zu verbreiten ... So
hat sie (die buddhistische Kunst) dem gehuldigt,
der den Weg dorthin, zur Heimat, gefunden
zu haben meinte. Den Weg zu jener Ewig¬
keitshöhe, wo, wie der alte Vers sagt, „den
auf die Welt Hinabblickenden der König Tod
nicht sieht."

Aarl Ad. Gjellerux
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Theodor Hermann Pimtenius: Ans de»
Jua.cndjahre» eines alten Kurliwders.
Zweite wohlfeile Auflage. R. Voigtländers
Verlag in Leipzig. Geh. 2 M, geb. 3 M.

Der billige Neudruck dieser Erinnerungen
des kürzlich verstorbenen ehemaligen „Daheim"-
Herausgebers und des besonders in den
achtziger und neunziger Jahren beliebten Er¬
zählers kann.gerade gegenwärtig auf be¬
sonderes Interesse rechnen. Geben die Er¬
innerungen doch ein Bild vom heute heiß
umstrittenen Kurland noch aus jener Zeit,
da die obere Gesellschaftsschicht des sonst
lettischen Landes, vom Adel bis zum Hand¬
werker, noch rein deutsch war, sein durfte
und in friedvoller Kulturarbeit deutsch wirkte.
Eine bereits durchaus historische Epoche lebt
wieder auf. Die Erinnerungen haben infolge¬
dessen dokumentarische Bedeutung. Aus den
Ausführungen des alten KurländerS wird
auch lebendig genug offenbar, was von feiten
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_329665/73>, abgerufen am 30.04.2024.