Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.Neuere populäre astronomische Literatur Professor Dr. K. Oesterreich von u dem vielen Unerwartetem, das der Krieg mit sich gebracht hat, Die astronomische Forschung des letzten Jahrzehnts ist eine recht rege Als eine weitere wichtige Veränderung, die unser astronomisches Weltbild Neuere populäre astronomische Literatur Professor Dr. K. Oesterreich von u dem vielen Unerwartetem, das der Krieg mit sich gebracht hat, Die astronomische Forschung des letzten Jahrzehnts ist eine recht rege Als eine weitere wichtige Veränderung, die unser astronomisches Weltbild <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/330738"/> <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341903_330533/figures/grenzboten_341903_330533_330738_000.jpg"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Neuere populäre astronomische Literatur<lb/><note type="byline"> Professor Dr. K. Oesterreich</note> von </head><lb/> <p xml:id="ID_674"> u dem vielen Unerwartetem, das der Krieg mit sich gebracht hat,<lb/> gehört auch die Enthüllung der Pracht des gestirnten Himmels,<lb/> die sich Ungezählten auf nächtlicher Wacht zum erstenmal offen¬<lb/> bart hat. In einer deutschen Lehrerzeitung hat jüngst ein Feld¬<lb/> zugsteilnehmer darüber berichtet, wie die Natur dem Menschen<lb/> vertrauter geworden ist, und auch ich habe die Erfahrung machen können, daß<lb/> eine Reihe astronomischer Projektionsvorträge, die ich im letzten Winter für<lb/> Verwundete gehalten habe, ein viel höheres Interesse gefunden haben, als<lb/> ihnen in Friedenszeiten beschieden gewesen wäre. So ist es denn nicht un¬<lb/> gerechtfertigt, wenn in dieser Zeit des Aushaltens und wo auch Tausende von<lb/> Gebildeten in der Spanne langsamer Genesung zum erstenmal die Muße und<lb/> den Willen finden, ihre Gedanken den Geheimnissen des Universums zuzuwenden,<lb/> für einen größeren Kreis eine Übersicht über eine Auswahl aus der neueren<lb/> astronomischen populärwissenschaftlichen Literatur gegeben wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_675"> Die astronomische Forschung des letzten Jahrzehnts ist eine recht rege<lb/> gewesen. Gebiete, die früher im Vordergrund des Interesses standen, sind stark<lb/> zurückgetreten, andere dafür zu überraschender Entwicklung gekommen, so vor<lb/> allem das Problem des Struktur des Universums, sodaß alle älteren Bücher<lb/> heute völlig veraltet sind. Noch in den neunziger Jahren erschien die Fixsternwelt<lb/> als ein bunt zusammengewürfeltes Aggregat von Fixsternen, jetzt beginnt diese<lb/> Vorstellung einer ganz anderen Platz zu machen. Auch in den Bewegungen<lb/> der Fixsterne werden größere Regelmäßigkeiten erkennbar. Sie gehen nicht<lb/> regellos durcheinander wie die Bewegungen der Moleküle eines Gases. Es be¬<lb/> dürfte zu dieser Erkenntnis zunächst der Gewinnung eines großen gesicherten<lb/> Einzelmaterials. Auch die Nebelmassen erscheinen nicht mehr als etwas Seltenes<lb/> im Weltraum, mit der Verbesserung der optischen und photographischen In¬<lb/> strumente ist ihre Zahl ins Unübersehbare gestiegen. Allüberall am Firmament<lb/> sind sie vorhanden.</p><lb/> <p xml:id="ID_676" next="#ID_677"> Als eine weitere wichtige Veränderung, die unser astronomisches Weltbild<lb/> erfahren hat, darf die immer stärker gewordene Kritik der Laplaceschen Welt¬<lb/> bildungstheorie angesehen werden, die bereits als vermeintlich gesicherte Theorie<lb/> in das populäre Weltbild übergegangen war. Ein wesentlicher Punkt dieser<lb/> Theorie, die Bildung der Monde durch von den Planeten sich ablösende Ringe,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
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Neuere populäre astronomische Literatur
Professor Dr. K. Oesterreich von
u dem vielen Unerwartetem, das der Krieg mit sich gebracht hat,
gehört auch die Enthüllung der Pracht des gestirnten Himmels,
die sich Ungezählten auf nächtlicher Wacht zum erstenmal offen¬
bart hat. In einer deutschen Lehrerzeitung hat jüngst ein Feld¬
zugsteilnehmer darüber berichtet, wie die Natur dem Menschen
vertrauter geworden ist, und auch ich habe die Erfahrung machen können, daß
eine Reihe astronomischer Projektionsvorträge, die ich im letzten Winter für
Verwundete gehalten habe, ein viel höheres Interesse gefunden haben, als
ihnen in Friedenszeiten beschieden gewesen wäre. So ist es denn nicht un¬
gerechtfertigt, wenn in dieser Zeit des Aushaltens und wo auch Tausende von
Gebildeten in der Spanne langsamer Genesung zum erstenmal die Muße und
den Willen finden, ihre Gedanken den Geheimnissen des Universums zuzuwenden,
für einen größeren Kreis eine Übersicht über eine Auswahl aus der neueren
astronomischen populärwissenschaftlichen Literatur gegeben wird.
Die astronomische Forschung des letzten Jahrzehnts ist eine recht rege
gewesen. Gebiete, die früher im Vordergrund des Interesses standen, sind stark
zurückgetreten, andere dafür zu überraschender Entwicklung gekommen, so vor
allem das Problem des Struktur des Universums, sodaß alle älteren Bücher
heute völlig veraltet sind. Noch in den neunziger Jahren erschien die Fixsternwelt
als ein bunt zusammengewürfeltes Aggregat von Fixsternen, jetzt beginnt diese
Vorstellung einer ganz anderen Platz zu machen. Auch in den Bewegungen
der Fixsterne werden größere Regelmäßigkeiten erkennbar. Sie gehen nicht
regellos durcheinander wie die Bewegungen der Moleküle eines Gases. Es be¬
dürfte zu dieser Erkenntnis zunächst der Gewinnung eines großen gesicherten
Einzelmaterials. Auch die Nebelmassen erscheinen nicht mehr als etwas Seltenes
im Weltraum, mit der Verbesserung der optischen und photographischen In¬
strumente ist ihre Zahl ins Unübersehbare gestiegen. Allüberall am Firmament
sind sie vorhanden.
Als eine weitere wichtige Veränderung, die unser astronomisches Weltbild
erfahren hat, darf die immer stärker gewordene Kritik der Laplaceschen Welt¬
bildungstheorie angesehen werden, die bereits als vermeintlich gesicherte Theorie
in das populäre Weltbild übergegangen war. Ein wesentlicher Punkt dieser
Theorie, die Bildung der Monde durch von den Planeten sich ablösende Ringe,
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