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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr.

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zum Kampf in der Heimat!
Ruch dieser Kampf muß gewonnen werden.
Die lebte Hoffnung der Feinde: un5 finanziell
niederzuringen - werde zuschanden! Ve5lialb
muß jederWeutscheKrieg5anIeil?e zeichnen, so¬
viel er Kann - auch der Kleinste Getrag Kilst den
Krieg verkürzen! Kein Deutscher darf bei
dem Aufmarsch der Milliarden fehlen!
Rü5kunst erden" bereitwillig!! die nächste
Sank, Sparkasse, Mastanstalt, Lebensvec-
Iichecung5gelel!habille, Kreditgenossenschaft.Z

Das deutsche Soldatenlied im Felde
Professor Dr. Robert petsch von

>le deutsche Lyrik hat zwar durch den Weltkrieg keinen überwälti¬
genden Aufschwung erfahren, aber sie hat sich den großen Ereig¬
nissen gewachsen gezeigt. Was die letzten Jahrzehnte sich an
neuen Gefühlswerten und Ausdrucksmöglichkeiten erobert hatten,
ist besonders unter dem mächtigen Eindruck des ersten Kriegsjahres
dem dichterischen Ausdruck des Erlebnisses zugute gekommen, sodaß ein vor¬
sichtiger Beurteiler wie Walter Breche*) der Kriegsdichtung unserer Tage nach¬
sagen durfte, daß sie hinter derjenigen früherer Zeiten, besonders etwa des
siebenjährigen und des Befreiungskrieges, geschweige denn des Jahres 1870/7-1
keineswegs zurückstehe. Aber diese Kriegsdichtung, an der auch deutsche Frauen
hervorragenden Anteil haben,**) ist doch nur zum kleinen Teil sangbar und
soweit volkstümlich gehalten, daß sie in den Mund des Volkes und zumal des
Heeres eindringen konnte. Von der Kriegsliederdichtung ist also die Betrach¬
tung des wirklich gesungenen Soldatenliedes wohl zu scheiden. Mit jenen wird
sich die zeitgenössische Literaturgeschichte vor allem zu befassen haben, mit diesen
die Volkskunde, aber auch die Kriegsgeschichte. Denn was und wie unsere
Soldaten singen, ist ein deutliches Kennzeichen für den Geist im Heere und
darum der steten Aufmerksamkeit unserer Heeresverwaltung gewiß.

Das Lied hält die Gesamtheit auf dem Marsche und im Lager zusammen,
es spinnt zarte und doch unzerreißbare Fäden zwischen der Front und der
Heimat, um derentwillen der Soldat im Felde steht, es dient aber auch un¬
mittelbar den Zwecken der kriegerischen Ausbildung. Schon 1870 war ein
trotz einer gewissen Neigung zur Phrase so unmittelbar packendes Lied wie die
"Wacht am Rhein" ein köstlicher Besitz, dem die Franzosen mit ihren Chansons
nichts gleichwertiges an die Seite zu setzen hatten. Der heutige Krieg aber
stellt doch noch ganz andere Anforderungen an die Nerven und an den mora¬
lischen Mut des einzelnen Mannes aus dem Volke. "Darum ist gerade heut
das Lied und seine Pflege für die Truppe so bedeutsam und insbesondere für
ihre Moral so wichtig. Einer Truppe, die frisch und gut, sowie rhythmisch
singt, bringt der höhere Vorgesetzte ohne weiteres Vertrauen entgegen. Daher




") Deutsche Kriegslieder sonst und jetzt. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 191S.
**) Besonders hervorzuheben etwa Ina Seidels neue Sammlung: "Neben der Trommel
h-r'. Berlin. E, Fleischel u. Co., 1916.


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zum Kampf in der Heimat!
Ruch dieser Kampf muß gewonnen werden.
Die lebte Hoffnung der Feinde: un5 finanziell
niederzuringen - werde zuschanden! Ve5lialb
muß jederWeutscheKrieg5anIeil?e zeichnen, so¬
viel er Kann - auch der Kleinste Getrag Kilst den
Krieg verkürzen! Kein Deutscher darf bei
dem Aufmarsch der Milliarden fehlen!
Rü5kunst erden» bereitwillig!! die nächste
Sank, Sparkasse, Mastanstalt, Lebensvec-
Iichecung5gelel!habille, Kreditgenossenschaft.Z

Das deutsche Soldatenlied im Felde
Professor Dr. Robert petsch von

>le deutsche Lyrik hat zwar durch den Weltkrieg keinen überwälti¬
genden Aufschwung erfahren, aber sie hat sich den großen Ereig¬
nissen gewachsen gezeigt. Was die letzten Jahrzehnte sich an
neuen Gefühlswerten und Ausdrucksmöglichkeiten erobert hatten,
ist besonders unter dem mächtigen Eindruck des ersten Kriegsjahres
dem dichterischen Ausdruck des Erlebnisses zugute gekommen, sodaß ein vor¬
sichtiger Beurteiler wie Walter Breche*) der Kriegsdichtung unserer Tage nach¬
sagen durfte, daß sie hinter derjenigen früherer Zeiten, besonders etwa des
siebenjährigen und des Befreiungskrieges, geschweige denn des Jahres 1870/7-1
keineswegs zurückstehe. Aber diese Kriegsdichtung, an der auch deutsche Frauen
hervorragenden Anteil haben,**) ist doch nur zum kleinen Teil sangbar und
soweit volkstümlich gehalten, daß sie in den Mund des Volkes und zumal des
Heeres eindringen konnte. Von der Kriegsliederdichtung ist also die Betrach¬
tung des wirklich gesungenen Soldatenliedes wohl zu scheiden. Mit jenen wird
sich die zeitgenössische Literaturgeschichte vor allem zu befassen haben, mit diesen
die Volkskunde, aber auch die Kriegsgeschichte. Denn was und wie unsere
Soldaten singen, ist ein deutliches Kennzeichen für den Geist im Heere und
darum der steten Aufmerksamkeit unserer Heeresverwaltung gewiß.

Das Lied hält die Gesamtheit auf dem Marsche und im Lager zusammen,
es spinnt zarte und doch unzerreißbare Fäden zwischen der Front und der
Heimat, um derentwillen der Soldat im Felde steht, es dient aber auch un¬
mittelbar den Zwecken der kriegerischen Ausbildung. Schon 1870 war ein
trotz einer gewissen Neigung zur Phrase so unmittelbar packendes Lied wie die
„Wacht am Rhein" ein köstlicher Besitz, dem die Franzosen mit ihren Chansons
nichts gleichwertiges an die Seite zu setzen hatten. Der heutige Krieg aber
stellt doch noch ganz andere Anforderungen an die Nerven und an den mora¬
lischen Mut des einzelnen Mannes aus dem Volke. „Darum ist gerade heut
das Lied und seine Pflege für die Truppe so bedeutsam und insbesondere für
ihre Moral so wichtig. Einer Truppe, die frisch und gut, sowie rhythmisch
singt, bringt der höhere Vorgesetzte ohne weiteres Vertrauen entgegen. Daher




") Deutsche Kriegslieder sonst und jetzt. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 191S.
**) Besonders hervorzuheben etwa Ina Seidels neue Sammlung: „Neben der Trommel
h-r'. Berlin. E, Fleischel u. Co., 1916.
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[0359] [Abbildung] in zum Kampf in der Heimat! Ruch dieser Kampf muß gewonnen werden. Die lebte Hoffnung der Feinde: un5 finanziell niederzuringen - werde zuschanden! Ve5lialb muß jederWeutscheKrieg5anIeil?e zeichnen, so¬ viel er Kann - auch der Kleinste Getrag Kilst den Krieg verkürzen! Kein Deutscher darf bei dem Aufmarsch der Milliarden fehlen! Rü5kunst erden» bereitwillig!! die nächste Sank, Sparkasse, Mastanstalt, Lebensvec- Iichecung5gelel!habille, Kreditgenossenschaft.Z Das deutsche Soldatenlied im Felde Professor Dr. Robert petsch von >le deutsche Lyrik hat zwar durch den Weltkrieg keinen überwälti¬ genden Aufschwung erfahren, aber sie hat sich den großen Ereig¬ nissen gewachsen gezeigt. Was die letzten Jahrzehnte sich an neuen Gefühlswerten und Ausdrucksmöglichkeiten erobert hatten, ist besonders unter dem mächtigen Eindruck des ersten Kriegsjahres dem dichterischen Ausdruck des Erlebnisses zugute gekommen, sodaß ein vor¬ sichtiger Beurteiler wie Walter Breche*) der Kriegsdichtung unserer Tage nach¬ sagen durfte, daß sie hinter derjenigen früherer Zeiten, besonders etwa des siebenjährigen und des Befreiungskrieges, geschweige denn des Jahres 1870/7-1 keineswegs zurückstehe. Aber diese Kriegsdichtung, an der auch deutsche Frauen hervorragenden Anteil haben,**) ist doch nur zum kleinen Teil sangbar und soweit volkstümlich gehalten, daß sie in den Mund des Volkes und zumal des Heeres eindringen konnte. Von der Kriegsliederdichtung ist also die Betrach¬ tung des wirklich gesungenen Soldatenliedes wohl zu scheiden. Mit jenen wird sich die zeitgenössische Literaturgeschichte vor allem zu befassen haben, mit diesen die Volkskunde, aber auch die Kriegsgeschichte. Denn was und wie unsere Soldaten singen, ist ein deutliches Kennzeichen für den Geist im Heere und darum der steten Aufmerksamkeit unserer Heeresverwaltung gewiß. Das Lied hält die Gesamtheit auf dem Marsche und im Lager zusammen, es spinnt zarte und doch unzerreißbare Fäden zwischen der Front und der Heimat, um derentwillen der Soldat im Felde steht, es dient aber auch un¬ mittelbar den Zwecken der kriegerischen Ausbildung. Schon 1870 war ein trotz einer gewissen Neigung zur Phrase so unmittelbar packendes Lied wie die „Wacht am Rhein" ein köstlicher Besitz, dem die Franzosen mit ihren Chansons nichts gleichwertiges an die Seite zu setzen hatten. Der heutige Krieg aber stellt doch noch ganz andere Anforderungen an die Nerven und an den mora¬ lischen Mut des einzelnen Mannes aus dem Volke. „Darum ist gerade heut das Lied und seine Pflege für die Truppe so bedeutsam und insbesondere für ihre Moral so wichtig. Einer Truppe, die frisch und gut, sowie rhythmisch singt, bringt der höhere Vorgesetzte ohne weiteres Vertrauen entgegen. Daher ") Deutsche Kriegslieder sonst und jetzt. Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, 191S. **) Besonders hervorzuheben etwa Ina Seidels neue Sammlung: „Neben der Trommel h-r'. Berlin. E, Fleischel u. Co., 1916.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330533/359>, abgerufen am 06.05.2024.