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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Deutschlands Wasserkräfte als stütze in unserem
Wirtschaftskampfe
von Professor I)r. w. Halbfaß

UM! ngland ist mit wachsendem Erfolge unablässig darauf bedacht, uns
>von dem Handelsverkehr mit den Neutralen abzuschneiden, und
wir sind dadurch gezwungen, die Hilfsmittel des eigenen Landes
iund der mit uns verbündeten Staaten so weit es irgend geht,
^intensiv auszunutzen. Mit welchem Erfolg uns dies bisher ge¬
lungen ist, beweist die Tatsache, daß wir die Ernährung unseres Volkes und
die Erzeugung des gesamten Kriegsmaterials in der Hauptsache aus eigenen
Mitteln bewirk! haben. Wir haben uns die Schätze des Bodens und der Luft
bis zu einem Grade dienstbar gemacht, den wir vielleicht geahnt, bisher aber
auch nicht annähernd in Wirklichkeit umgesetzt hatten. Die Körner- und die
Hackfruchte des Bodens, Eisen und Kohle sowie der Stickstoff der atmosphäri¬
schen Luft haben uns in erster Linie in dem wirtschaftlichen Kampfe geholfen
und werden uns noch weiter helfen.

Es stehen uns aber auch noch andere Schätze unserer Heimat zu Gebote,
die wir bisher noch nicht genügend ausgebeutet haben, Schätze, die weniger
direkt zu unserer Ernährung oder zur Beschaffung unseres Kriegsmaterials
dienen, als vielmehr imstande sind, die Produktion und den Transport der
Nahrungs- und Kriegsmittel wesentlich zu verbilligen und zu erleichtern, ich
meine damit unsere Wasserschätze, auf die ich in folgendem um so lieber etwas
näher eingehen möchte, als die große Masse des deutschen Volkes von ihrer
Bedeutung, so offensichtlich sie auch ist, noch immer eine nur recht ungenügende
Vorstellung besitzt.

Schier unerschöpflich sind ja die Fäden, die zwischen dem Wasser und
dem Wirtschaftsleben des Menschen hin und herlaufen, und der Staat ist
glücklich zu preisen, der es versteht, diese Fäden so zusammenzuhalten und
zusammenzuziehen, daß daraus der größte Nutzen für die Allgemeinheit entsteht.

Auf die bloße Menge des in Strömen, Bächen, Seen, Quellen offen dahin
fließenden Wassers und des in der Erdrinde vorhandenen Grundwassers kommt
es, so wichtig sie auch ist, allein nicht an, wesentlich vielmehr für die Hilfe,
die uns das Wasser leisten soll, ist seine Verteilung und die Form seiner Be¬
wegung. Ich will hier auf den Nutzen einer rechtzeitigen Aufspeicherung des
himmlischen Wassers für trockene Zeiten und Gegenden in großen und kleinen




Deutschlands Wasserkräfte als stütze in unserem
Wirtschaftskampfe
von Professor I)r. w. Halbfaß

UM! ngland ist mit wachsendem Erfolge unablässig darauf bedacht, uns
>von dem Handelsverkehr mit den Neutralen abzuschneiden, und
wir sind dadurch gezwungen, die Hilfsmittel des eigenen Landes
iund der mit uns verbündeten Staaten so weit es irgend geht,
^intensiv auszunutzen. Mit welchem Erfolg uns dies bisher ge¬
lungen ist, beweist die Tatsache, daß wir die Ernährung unseres Volkes und
die Erzeugung des gesamten Kriegsmaterials in der Hauptsache aus eigenen
Mitteln bewirk! haben. Wir haben uns die Schätze des Bodens und der Luft
bis zu einem Grade dienstbar gemacht, den wir vielleicht geahnt, bisher aber
auch nicht annähernd in Wirklichkeit umgesetzt hatten. Die Körner- und die
Hackfruchte des Bodens, Eisen und Kohle sowie der Stickstoff der atmosphäri¬
schen Luft haben uns in erster Linie in dem wirtschaftlichen Kampfe geholfen
und werden uns noch weiter helfen.

Es stehen uns aber auch noch andere Schätze unserer Heimat zu Gebote,
die wir bisher noch nicht genügend ausgebeutet haben, Schätze, die weniger
direkt zu unserer Ernährung oder zur Beschaffung unseres Kriegsmaterials
dienen, als vielmehr imstande sind, die Produktion und den Transport der
Nahrungs- und Kriegsmittel wesentlich zu verbilligen und zu erleichtern, ich
meine damit unsere Wasserschätze, auf die ich in folgendem um so lieber etwas
näher eingehen möchte, als die große Masse des deutschen Volkes von ihrer
Bedeutung, so offensichtlich sie auch ist, noch immer eine nur recht ungenügende
Vorstellung besitzt.

Schier unerschöpflich sind ja die Fäden, die zwischen dem Wasser und
dem Wirtschaftsleben des Menschen hin und herlaufen, und der Staat ist
glücklich zu preisen, der es versteht, diese Fäden so zusammenzuhalten und
zusammenzuziehen, daß daraus der größte Nutzen für die Allgemeinheit entsteht.

Auf die bloße Menge des in Strömen, Bächen, Seen, Quellen offen dahin
fließenden Wassers und des in der Erdrinde vorhandenen Grundwassers kommt
es, so wichtig sie auch ist, allein nicht an, wesentlich vielmehr für die Hilfe,
die uns das Wasser leisten soll, ist seine Verteilung und die Form seiner Be¬
wegung. Ich will hier auf den Nutzen einer rechtzeitigen Aufspeicherung des
himmlischen Wassers für trockene Zeiten und Gegenden in großen und kleinen


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[0340] [Abbildung] Deutschlands Wasserkräfte als stütze in unserem Wirtschaftskampfe von Professor I)r. w. Halbfaß UM! ngland ist mit wachsendem Erfolge unablässig darauf bedacht, uns >von dem Handelsverkehr mit den Neutralen abzuschneiden, und wir sind dadurch gezwungen, die Hilfsmittel des eigenen Landes iund der mit uns verbündeten Staaten so weit es irgend geht, ^intensiv auszunutzen. Mit welchem Erfolg uns dies bisher ge¬ lungen ist, beweist die Tatsache, daß wir die Ernährung unseres Volkes und die Erzeugung des gesamten Kriegsmaterials in der Hauptsache aus eigenen Mitteln bewirk! haben. Wir haben uns die Schätze des Bodens und der Luft bis zu einem Grade dienstbar gemacht, den wir vielleicht geahnt, bisher aber auch nicht annähernd in Wirklichkeit umgesetzt hatten. Die Körner- und die Hackfruchte des Bodens, Eisen und Kohle sowie der Stickstoff der atmosphäri¬ schen Luft haben uns in erster Linie in dem wirtschaftlichen Kampfe geholfen und werden uns noch weiter helfen. Es stehen uns aber auch noch andere Schätze unserer Heimat zu Gebote, die wir bisher noch nicht genügend ausgebeutet haben, Schätze, die weniger direkt zu unserer Ernährung oder zur Beschaffung unseres Kriegsmaterials dienen, als vielmehr imstande sind, die Produktion und den Transport der Nahrungs- und Kriegsmittel wesentlich zu verbilligen und zu erleichtern, ich meine damit unsere Wasserschätze, auf die ich in folgendem um so lieber etwas näher eingehen möchte, als die große Masse des deutschen Volkes von ihrer Bedeutung, so offensichtlich sie auch ist, noch immer eine nur recht ungenügende Vorstellung besitzt. Schier unerschöpflich sind ja die Fäden, die zwischen dem Wasser und dem Wirtschaftsleben des Menschen hin und herlaufen, und der Staat ist glücklich zu preisen, der es versteht, diese Fäden so zusammenzuhalten und zusammenzuziehen, daß daraus der größte Nutzen für die Allgemeinheit entsteht. Auf die bloße Menge des in Strömen, Bächen, Seen, Quellen offen dahin fließenden Wassers und des in der Erdrinde vorhandenen Grundwassers kommt es, so wichtig sie auch ist, allein nicht an, wesentlich vielmehr für die Hilfe, die uns das Wasser leisten soll, ist seine Verteilung und die Form seiner Be¬ wegung. Ich will hier auf den Nutzen einer rechtzeitigen Aufspeicherung des himmlischen Wassers für trockene Zeiten und Gegenden in großen und kleinen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/340>, abgerufen am 27.04.2024.