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Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr.

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Wcltroeizenversorgung im Wirtschaftsjahre i,pi,s/i,7

in dieser Beziehung auffallend schweigsam sind, so scheint es, daß u. a.
die Ursache des augenblicklich in den Vereinigten Staaten tobenden Streits
ist, ob ein Ausfuhrverbot oder mindestens eine starke Ausfuhrbeschränkung, im
Interesse der Versorgung des eigenen Landes, erlassen werden soll oder nicht.
Die unaufhaltsame Steigerung der englischen Preise trotz jenes amerikanischen
Rückganges läßt diese Vermutung zur Wahrscheinlichkeit werden. Aus Argentinien




Weizenweltbilanz per 1. August 1916








*) Darunter befindet sich viel minderwertige, nur zu Futterzwecken verwendbare Ware.
"
**) Laut Schätzung des Kgl. ungar. Ackerbauministers: "Die Getreideernte der Welt.
Budapest 1914,
***) Laut englischer Meldung ist ein großer Teil der Vorräte mangels hinreichender Lager¬
räume und genügender Beaufsichtigung von schlechter Beschaffenheit, teilweise sogar verdorben.
-f) Das Plus der am 1. August nach Westeuropa unterwegs befindlichen und in den
Einfuhrhäfen der Westmächte vorhandenen Vorräte an fremdem Weizen schätze ich auf 0.5 Mil¬
lionen Tonnen, ein Quantum. ' das dem von den Regierungen selbst beschafften Ankünften
etwa entsprechen wird, so daß sich beide Ziffern ausgleichen und demgemäß fallen konnten.
ff) Seit dem 1. August hat Australien nur 343000 Tonnen Weizen nach Europa ver¬
laden, in den letzten drei Wochen zusammen nur 44000 Tonnen.
Ist') Soeben wird eine erhöhte Schätzung der Ernte der Vereinigten Staaten (um
900000 Tonnen) bekannt gegeben. Dem steht aber eine Minderschätzung für Mais von 4,2 Mil¬
lionen Tonnen gegenüber. Mais wird in der Union reichlich zu Speisezwecken verwendet. --
Die Ernteschätzung für Australien wurde auf 2.7 Millionen Tonnen, die für Argentinien auf
2,1 Millionen Tonnen herabgesetzt. Mag man aber selbst eine Erhöhung der Ausfuhrmengen
bezw. eine Verringerung des Einfuhrbedarfs um insgesamt 10 Prozent annehmen, so bleibt
ein Defizit von 3,3 Millionen Tonnen bestehen.
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in dieser Beziehung auffallend schweigsam sind, so scheint es, daß u. a.
die Ursache des augenblicklich in den Vereinigten Staaten tobenden Streits
ist, ob ein Ausfuhrverbot oder mindestens eine starke Ausfuhrbeschränkung, im
Interesse der Versorgung des eigenen Landes, erlassen werden soll oder nicht.
Die unaufhaltsame Steigerung der englischen Preise trotz jenes amerikanischen
Rückganges läßt diese Vermutung zur Wahrscheinlichkeit werden. Aus Argentinien




Weizenweltbilanz per 1. August 1916








*) Darunter befindet sich viel minderwertige, nur zu Futterzwecken verwendbare Ware.
"
**) Laut Schätzung des Kgl. ungar. Ackerbauministers: „Die Getreideernte der Welt.
Budapest 1914,
***) Laut englischer Meldung ist ein großer Teil der Vorräte mangels hinreichender Lager¬
räume und genügender Beaufsichtigung von schlechter Beschaffenheit, teilweise sogar verdorben.
-f) Das Plus der am 1. August nach Westeuropa unterwegs befindlichen und in den
Einfuhrhäfen der Westmächte vorhandenen Vorräte an fremdem Weizen schätze ich auf 0.5 Mil¬
lionen Tonnen, ein Quantum. ' das dem von den Regierungen selbst beschafften Ankünften
etwa entsprechen wird, so daß sich beide Ziffern ausgleichen und demgemäß fallen konnten.
ff) Seit dem 1. August hat Australien nur 343000 Tonnen Weizen nach Europa ver¬
laden, in den letzten drei Wochen zusammen nur 44000 Tonnen.
Ist') Soeben wird eine erhöhte Schätzung der Ernte der Vereinigten Staaten (um
900000 Tonnen) bekannt gegeben. Dem steht aber eine Minderschätzung für Mais von 4,2 Mil¬
lionen Tonnen gegenüber. Mais wird in der Union reichlich zu Speisezwecken verwendet. —
Die Ernteschätzung für Australien wurde auf 2.7 Millionen Tonnen, die für Argentinien auf
2,1 Millionen Tonnen herabgesetzt. Mag man aber selbst eine Erhöhung der Ausfuhrmengen
bezw. eine Verringerung des Einfuhrbedarfs um insgesamt 10 Prozent annehmen, so bleibt
ein Defizit von 3,3 Millionen Tonnen bestehen.
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[0407] Wcltroeizenversorgung im Wirtschaftsjahre i,pi,s/i,7 in dieser Beziehung auffallend schweigsam sind, so scheint es, daß u. a. die Ursache des augenblicklich in den Vereinigten Staaten tobenden Streits ist, ob ein Ausfuhrverbot oder mindestens eine starke Ausfuhrbeschränkung, im Interesse der Versorgung des eigenen Landes, erlassen werden soll oder nicht. Die unaufhaltsame Steigerung der englischen Preise trotz jenes amerikanischen Rückganges läßt diese Vermutung zur Wahrscheinlichkeit werden. Aus Argentinien Weizenweltbilanz per 1. August 1916 Soll in Millionen Tonnen Haben England ... 6,3 Vereinigte Staaten Ernte . . . 16,S Italien .... 2,3 Eigenverbrauch . . . . . 16,ö*") Frankreich ... 2,9 Überschuß . . 0,0 Holland und Bel- aus alten Beständen . . . 2,ö*) 2,5 <>^-°" ' ' „,- ' ^ Kanada Ernte....... 4,3 Übrige europäische Eigenverbrauch..... 2,6 "*) Neutrale, . . 1,ö ^ . -^- --71^— Überschuß . . 1,8 aus alten Beständen ... 1,2 8,0 Exeuropa , - - 1.6 Indien Ernteschätzung. . . . . 8,7 c» - « Eigenverbrauch..... 8,0«*) 0,7 Argentinien Ernte ...... 2,3 Eigenverbrauch..... 2,0 **) Überschuß . . 0,3 alte Bestände...... 0,7 1,0 Australien Ernte......3,1 Eigenverbrauch .... 1,0 **) Überschuß . . 2,1 aus alten Beständen . . . 1,4**») 3,öff) Verschiedene Länder..... 0,5 11.2 Defizit Europa .... 3,3 f) „ Exeuropa . , . 1.6__4,9 fff) 16,1 *) Darunter befindet sich viel minderwertige, nur zu Futterzwecken verwendbare Ware. " **) Laut Schätzung des Kgl. ungar. Ackerbauministers: „Die Getreideernte der Welt. Budapest 1914, ***) Laut englischer Meldung ist ein großer Teil der Vorräte mangels hinreichender Lager¬ räume und genügender Beaufsichtigung von schlechter Beschaffenheit, teilweise sogar verdorben. -f) Das Plus der am 1. August nach Westeuropa unterwegs befindlichen und in den Einfuhrhäfen der Westmächte vorhandenen Vorräte an fremdem Weizen schätze ich auf 0.5 Mil¬ lionen Tonnen, ein Quantum. ' das dem von den Regierungen selbst beschafften Ankünften etwa entsprechen wird, so daß sich beide Ziffern ausgleichen und demgemäß fallen konnten. ff) Seit dem 1. August hat Australien nur 343000 Tonnen Weizen nach Europa ver¬ laden, in den letzten drei Wochen zusammen nur 44000 Tonnen. Ist') Soeben wird eine erhöhte Schätzung der Ernte der Vereinigten Staaten (um 900000 Tonnen) bekannt gegeben. Dem steht aber eine Minderschätzung für Mais von 4,2 Mil¬ lionen Tonnen gegenüber. Mais wird in der Union reichlich zu Speisezwecken verwendet. — Die Ernteschätzung für Australien wurde auf 2.7 Millionen Tonnen, die für Argentinien auf 2,1 Millionen Tonnen herabgesetzt. Mag man aber selbst eine Erhöhung der Ausfuhrmengen bezw. eine Verringerung des Einfuhrbedarfs um insgesamt 10 Prozent annehmen, so bleibt ein Defizit von 3,3 Millionen Tonnen bestehen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 75, 1916, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341903_330971/407>, abgerufen am 28.04.2024.