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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

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Trotz ihrer mangelnden Sachlichkeit bedeuten diese Kundgebungen, die in
Holland die enge Anlehnug an Frankreich gewissermaßen als Parole ausgeben,
ein bleibendes Dokument für die aufs höchste gesteigerte Empfänglichkeit der
Holländer für französisches Geistesleben.

Die vielen feinen Fäden der Sympathien, die Holland mit Frankreich
verbinden, konnten hier nur aufgedeckt, aber nicht in ihrem Lauf und in ihren
Konsequenzen we ter verfolgt werden. Es handelt sich aber hier um ein völkcr-
psychologisches Geschehen, das erkannt und verstanden werden muß, weil die
Länder der Welt jetzt um die Sympathien der Völker miteinander ringen.




Neue Bücher

Fredrik Boot "Deutschland und Polen". München 1917, Verlag von F. Brück-
mann. 2 M.

Von der Überfülle der den deutschen Büchermarkt überschwemmenden Kriegs-
liieratur hat nur die eine oder die andere Schrift bleibenden Wert? daß zu diesen
wenigen die vorliegende des Schweden Boot gehört, erkennt der Leser sehr bald
und wird von der deutschen sachverständigen Kritik durchweg anerkannt. Mit
Recht. Denn was der Herausgeber und Übersetzer, Stieve-München, von einer
früheren Veröffentlichung Boots"Jm französischen Kampfgebiet" sagt, sie gehöre zu den
ganz wenigen Schriften der neutralen Welt, die nirgends das -- bei unseren
Feinden und auch zumeist bei den Neutralen vermißte -- sachliche Werturteil
vergessen, die also wirklich objektiv sind, gilt auch von der vor kurzem erschienenen,
die ihre Entstehung einer Reise durch Kongreß-Polen im Frühjahr 1916 verdankt,
zuerst bruchstückweise im "Swenska Dagbladet", dann als Sammelband veröffentlicht
worden ist und heute an die deutsche Leserwelt in guter Aufmachung und ein-
wandsfreier Übersetzung herantritt.

Der Verfasser, der sich durch umfangreiche und eindringende Studien aus
das ihm unbekannte Thema vorbereitet hatte, hat die seltene Gabe, mit scharfem
Blick das Wesentliche zu erfassen, das Richtige und Wichtige herauszufinden und
alles Nebensächliche, Zufällige mit nicht irrenden Urteil auszuscheiden; er ist des¬
halb in der Lage, auf dem engen Raum von 132 Seiten eine erstaunliche Fülle
von Gedanken und Tatsachen und zwar in einer sehr ansprechenden, anschaulichen,
zu eigenem Nachdenken anregenden Darstellung zu bieten; er hat ferner die Gabe,


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Trotz ihrer mangelnden Sachlichkeit bedeuten diese Kundgebungen, die in
Holland die enge Anlehnug an Frankreich gewissermaßen als Parole ausgeben,
ein bleibendes Dokument für die aufs höchste gesteigerte Empfänglichkeit der
Holländer für französisches Geistesleben.

Die vielen feinen Fäden der Sympathien, die Holland mit Frankreich
verbinden, konnten hier nur aufgedeckt, aber nicht in ihrem Lauf und in ihren
Konsequenzen we ter verfolgt werden. Es handelt sich aber hier um ein völkcr-
psychologisches Geschehen, das erkannt und verstanden werden muß, weil die
Länder der Welt jetzt um die Sympathien der Völker miteinander ringen.




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Fredrik Boot „Deutschland und Polen". München 1917, Verlag von F. Brück-
mann. 2 M.

Von der Überfülle der den deutschen Büchermarkt überschwemmenden Kriegs-
liieratur hat nur die eine oder die andere Schrift bleibenden Wert? daß zu diesen
wenigen die vorliegende des Schweden Boot gehört, erkennt der Leser sehr bald
und wird von der deutschen sachverständigen Kritik durchweg anerkannt. Mit
Recht. Denn was der Herausgeber und Übersetzer, Stieve-München, von einer
früheren Veröffentlichung Boots„Jm französischen Kampfgebiet" sagt, sie gehöre zu den
ganz wenigen Schriften der neutralen Welt, die nirgends das — bei unseren
Feinden und auch zumeist bei den Neutralen vermißte — sachliche Werturteil
vergessen, die also wirklich objektiv sind, gilt auch von der vor kurzem erschienenen,
die ihre Entstehung einer Reise durch Kongreß-Polen im Frühjahr 1916 verdankt,
zuerst bruchstückweise im „Swenska Dagbladet", dann als Sammelband veröffentlicht
worden ist und heute an die deutsche Leserwelt in guter Aufmachung und ein-
wandsfreier Übersetzung herantritt.

Der Verfasser, der sich durch umfangreiche und eindringende Studien aus
das ihm unbekannte Thema vorbereitet hatte, hat die seltene Gabe, mit scharfem
Blick das Wesentliche zu erfassen, das Richtige und Wichtige herauszufinden und
alles Nebensächliche, Zufällige mit nicht irrenden Urteil auszuscheiden; er ist des¬
halb in der Lage, auf dem engen Raum von 132 Seiten eine erstaunliche Fülle
von Gedanken und Tatsachen und zwar in einer sehr ansprechenden, anschaulichen,
zu eigenem Nachdenken anregenden Darstellung zu bieten; er hat ferner die Gabe,


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[0139] Neue Bücher Trotz ihrer mangelnden Sachlichkeit bedeuten diese Kundgebungen, die in Holland die enge Anlehnug an Frankreich gewissermaßen als Parole ausgeben, ein bleibendes Dokument für die aufs höchste gesteigerte Empfänglichkeit der Holländer für französisches Geistesleben. Die vielen feinen Fäden der Sympathien, die Holland mit Frankreich verbinden, konnten hier nur aufgedeckt, aber nicht in ihrem Lauf und in ihren Konsequenzen we ter verfolgt werden. Es handelt sich aber hier um ein völkcr- psychologisches Geschehen, das erkannt und verstanden werden muß, weil die Länder der Welt jetzt um die Sympathien der Völker miteinander ringen. Neue Bücher Fredrik Boot „Deutschland und Polen". München 1917, Verlag von F. Brück- mann. 2 M. Von der Überfülle der den deutschen Büchermarkt überschwemmenden Kriegs- liieratur hat nur die eine oder die andere Schrift bleibenden Wert? daß zu diesen wenigen die vorliegende des Schweden Boot gehört, erkennt der Leser sehr bald und wird von der deutschen sachverständigen Kritik durchweg anerkannt. Mit Recht. Denn was der Herausgeber und Übersetzer, Stieve-München, von einer früheren Veröffentlichung Boots„Jm französischen Kampfgebiet" sagt, sie gehöre zu den ganz wenigen Schriften der neutralen Welt, die nirgends das — bei unseren Feinden und auch zumeist bei den Neutralen vermißte — sachliche Werturteil vergessen, die also wirklich objektiv sind, gilt auch von der vor kurzem erschienenen, die ihre Entstehung einer Reise durch Kongreß-Polen im Frühjahr 1916 verdankt, zuerst bruchstückweise im „Swenska Dagbladet", dann als Sammelband veröffentlicht worden ist und heute an die deutsche Leserwelt in guter Aufmachung und ein- wandsfreier Übersetzung herantritt. Der Verfasser, der sich durch umfangreiche und eindringende Studien aus das ihm unbekannte Thema vorbereitet hatte, hat die seltene Gabe, mit scharfem Blick das Wesentliche zu erfassen, das Richtige und Wichtige herauszufinden und alles Nebensächliche, Zufällige mit nicht irrenden Urteil auszuscheiden; er ist des¬ halb in der Lage, auf dem engen Raum von 132 Seiten eine erstaunliche Fülle von Gedanken und Tatsachen und zwar in einer sehr ansprechenden, anschaulichen, zu eigenem Nachdenken anregenden Darstellung zu bieten; er hat ferner die Gabe,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/139>, abgerufen am 09.05.2024.