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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr.

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Der Kampf um die Schule der Zukunft

recht, unter unabhängigen Völkern zur Anerkennung zu bringen. Das Ver¬
hältnis der Neutralen zu den Kriegführenden bei der Erzeugung des Seekriegs¬
rechts ist durch sie in überraschender Weise aufgehellt worden -- darin liegt
eine nicht gering zu achtende Bedeutung der bewaffneten Neutralität."




Der Aampf um die schule der Zukunft
Professor Dr. Paul Ssymank von

'"W och ist das gewaltige Völkerringen, das die Augen der ganzen
auf sich zieht, nicht zu Ende; auch wissen wir noch nicht,
M" wie sich die politische Karte Europas ändern und welche Stellung
unter den Weltvölkern uns Deutschen vom Schicksal beschieden
sein wird. Wohl fühlen wir alle, daß eine neue Zeit gekommen
ist, die mit den Tagen der deutschen Mobilmachung begonnen hat, und daß
durch sämtliche Gebiete unseres völkischen Lebens gleichsam ein Frühlingssturm
braust, der wertlos Gewordenes vernichtet und künftigem Besseren machtvoll
Raum schafft. Aber erst nach beendeten Kriege ist eine Neuordnung und ein
Neuaufbau aller Lebensverhältnisse Deutschlands möglich und durchführbar, ja
beides erscheint vorher nicht einmal wünschenswert, weil sich unter dem Ein¬
drucke der raschem Wandel unterworfenen Kriegsstimmungen und der ebenfalls
nur zeitlich bedingten Kriegserfahrungen eine für normale Friedensverhältnisse
gültige Regelung schwerlich erzielen ließe.

Unter den vielen Lebensfragen für das deutsche Volk, welche durch den
Krieg in raschen Fluß gekommen sind, steht als eine der wichtigsten voran die
Frage nach der zukünftigen Gestalt unseres gesamten Erziehungs- und Unterrichts¬
wesens. Was für daseinskräftige Keime auf diesem Gebiete einer hoffentlich
schönen Ernte entgegenreifen, davon geben die vier stattlichen Sammelbücher
pädagogischer Zeit- und Streitfragen*), welche während des Weltkrieges er°



*) "Die deutsche Schule und die deutsche Zukunft". Beiträge zur Entwicklung des
Unterrichtswesens. Gesammelt und herausgegeben von Jakob Wychgram. Leipzig 1916.
Verlag von Otto Nemnich. -- "Der Aufstieg der Begabten". Vorfragen. Im Auftrag
herausgegeben und eingeleitet von Peter Petersen. Deutscher Ausschuß für Erziehung und
Unterricht. Leipzig-Berlin 1916. Verlag und Druck B. G. Teubner, -- "Kriegspädagogik".
Berichte und Vorschläge. In Verbindung mit Dr. Walther von Hauff, Georg C. Kik, Dr. Otto
Nothdurft herausgegeben von Professor Dr. Walther Janell. Leipzig 1916. Akademische
Verlagsgesellschaft in. b. H. -- "Die deutsche höhere Schule nach dem Weltkriege". Beiträge
zur Frage der Weiterentwicklung des höheren Schulwesens. Gesammelt von Dr. F. Norren-
oerg, Geheimer Oberregierungsrat. Leipzig und Berlin 1916. Druck und Verlag von
B. G. Teubner.
Der Kampf um die Schule der Zukunft

recht, unter unabhängigen Völkern zur Anerkennung zu bringen. Das Ver¬
hältnis der Neutralen zu den Kriegführenden bei der Erzeugung des Seekriegs¬
rechts ist durch sie in überraschender Weise aufgehellt worden — darin liegt
eine nicht gering zu achtende Bedeutung der bewaffneten Neutralität."




Der Aampf um die schule der Zukunft
Professor Dr. Paul Ssymank von

'«W och ist das gewaltige Völkerringen, das die Augen der ganzen
auf sich zieht, nicht zu Ende; auch wissen wir noch nicht,
M« wie sich die politische Karte Europas ändern und welche Stellung
unter den Weltvölkern uns Deutschen vom Schicksal beschieden
sein wird. Wohl fühlen wir alle, daß eine neue Zeit gekommen
ist, die mit den Tagen der deutschen Mobilmachung begonnen hat, und daß
durch sämtliche Gebiete unseres völkischen Lebens gleichsam ein Frühlingssturm
braust, der wertlos Gewordenes vernichtet und künftigem Besseren machtvoll
Raum schafft. Aber erst nach beendeten Kriege ist eine Neuordnung und ein
Neuaufbau aller Lebensverhältnisse Deutschlands möglich und durchführbar, ja
beides erscheint vorher nicht einmal wünschenswert, weil sich unter dem Ein¬
drucke der raschem Wandel unterworfenen Kriegsstimmungen und der ebenfalls
nur zeitlich bedingten Kriegserfahrungen eine für normale Friedensverhältnisse
gültige Regelung schwerlich erzielen ließe.

Unter den vielen Lebensfragen für das deutsche Volk, welche durch den
Krieg in raschen Fluß gekommen sind, steht als eine der wichtigsten voran die
Frage nach der zukünftigen Gestalt unseres gesamten Erziehungs- und Unterrichts¬
wesens. Was für daseinskräftige Keime auf diesem Gebiete einer hoffentlich
schönen Ernte entgegenreifen, davon geben die vier stattlichen Sammelbücher
pädagogischer Zeit- und Streitfragen*), welche während des Weltkrieges er°



*) „Die deutsche Schule und die deutsche Zukunft". Beiträge zur Entwicklung des
Unterrichtswesens. Gesammelt und herausgegeben von Jakob Wychgram. Leipzig 1916.
Verlag von Otto Nemnich. — „Der Aufstieg der Begabten". Vorfragen. Im Auftrag
herausgegeben und eingeleitet von Peter Petersen. Deutscher Ausschuß für Erziehung und
Unterricht. Leipzig-Berlin 1916. Verlag und Druck B. G. Teubner, — „Kriegspädagogik".
Berichte und Vorschläge. In Verbindung mit Dr. Walther von Hauff, Georg C. Kik, Dr. Otto
Nothdurft herausgegeben von Professor Dr. Walther Janell. Leipzig 1916. Akademische
Verlagsgesellschaft in. b. H. — „Die deutsche höhere Schule nach dem Weltkriege". Beiträge
zur Frage der Weiterentwicklung des höheren Schulwesens. Gesammelt von Dr. F. Norren-
oerg, Geheimer Oberregierungsrat. Leipzig und Berlin 1916. Druck und Verlag von
B. G. Teubner.
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[0353] Der Kampf um die Schule der Zukunft recht, unter unabhängigen Völkern zur Anerkennung zu bringen. Das Ver¬ hältnis der Neutralen zu den Kriegführenden bei der Erzeugung des Seekriegs¬ rechts ist durch sie in überraschender Weise aufgehellt worden — darin liegt eine nicht gering zu achtende Bedeutung der bewaffneten Neutralität." Der Aampf um die schule der Zukunft Professor Dr. Paul Ssymank von '«W och ist das gewaltige Völkerringen, das die Augen der ganzen auf sich zieht, nicht zu Ende; auch wissen wir noch nicht, M« wie sich die politische Karte Europas ändern und welche Stellung unter den Weltvölkern uns Deutschen vom Schicksal beschieden sein wird. Wohl fühlen wir alle, daß eine neue Zeit gekommen ist, die mit den Tagen der deutschen Mobilmachung begonnen hat, und daß durch sämtliche Gebiete unseres völkischen Lebens gleichsam ein Frühlingssturm braust, der wertlos Gewordenes vernichtet und künftigem Besseren machtvoll Raum schafft. Aber erst nach beendeten Kriege ist eine Neuordnung und ein Neuaufbau aller Lebensverhältnisse Deutschlands möglich und durchführbar, ja beides erscheint vorher nicht einmal wünschenswert, weil sich unter dem Ein¬ drucke der raschem Wandel unterworfenen Kriegsstimmungen und der ebenfalls nur zeitlich bedingten Kriegserfahrungen eine für normale Friedensverhältnisse gültige Regelung schwerlich erzielen ließe. Unter den vielen Lebensfragen für das deutsche Volk, welche durch den Krieg in raschen Fluß gekommen sind, steht als eine der wichtigsten voran die Frage nach der zukünftigen Gestalt unseres gesamten Erziehungs- und Unterrichts¬ wesens. Was für daseinskräftige Keime auf diesem Gebiete einer hoffentlich schönen Ernte entgegenreifen, davon geben die vier stattlichen Sammelbücher pädagogischer Zeit- und Streitfragen*), welche während des Weltkrieges er° *) „Die deutsche Schule und die deutsche Zukunft". Beiträge zur Entwicklung des Unterrichtswesens. Gesammelt und herausgegeben von Jakob Wychgram. Leipzig 1916. Verlag von Otto Nemnich. — „Der Aufstieg der Begabten". Vorfragen. Im Auftrag herausgegeben und eingeleitet von Peter Petersen. Deutscher Ausschuß für Erziehung und Unterricht. Leipzig-Berlin 1916. Verlag und Druck B. G. Teubner, — „Kriegspädagogik". Berichte und Vorschläge. In Verbindung mit Dr. Walther von Hauff, Georg C. Kik, Dr. Otto Nothdurft herausgegeben von Professor Dr. Walther Janell. Leipzig 1916. Akademische Verlagsgesellschaft in. b. H. — „Die deutsche höhere Schule nach dem Weltkriege". Beiträge zur Frage der Weiterentwicklung des höheren Schulwesens. Gesammelt von Dr. F. Norren- oerg, Geheimer Oberregierungsrat. Leipzig und Berlin 1916. Druck und Verlag von B. G. Teubner.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_331841/353>, abgerufen am 08.05.2024.