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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr.

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Ist England steuermüde geworden?

ausgeschrieben worden ist, hätte man glauben sollen, daß er, seit Dezember 1916
im Amt, wenigstens von der im März 1917 erfolgten -- Erhöhung etwas
gewußt hätte. Aber er brachte es fertig, auch davon nichts zu wissen --
ein sprechendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der englischen Zensur, welche
dafür sorgt, daß fogar die Minister über das Ausland das nicht erfahren,
was zu wissen für sie amtlich von Interesse sein müßte. Bleibt nur noch
die eine Tatsache aufzuklären, wie der Schatzkanzler von der übrigen deutscheu
Steuergesetzgebung Kenntnis erhielt; im besonderen davon, daß die unteren
Klassen, denen in England demnächst fast die gleichen politischen Rechte ein¬
geräumt werden wie im Deutschen Reich, mit so drückenden Kriegsabgaben
bedacht worden sind.


VI.

Wenn mit den bisherigen Ausführungen Beweismaterial für die Be¬
hauptung zusammengetragen worden ist, daß England Zeichen von Steuer¬
müdigkeit äußert, so soll damit das. was England auf steuerlichem Gebiete
einstweilen geleistet hat, nicht im mindesten herabgesetzt werden.

Schon vor dem Kriege gewohnt, die Steuerschraube viel schärfer anzu¬
ziehen als die Festlandstaaten, hat es im Kriege seine Einnahmen in einem
Grade zu steigern verstanden, den anzudeuten vor drei Jahren kein "ver¬
nünftiger Mensch" gewagt hätte. Ein steuerlicher Opfermut sondergleichen spricht
aus den Einnahmeausweisen des Schatzamtes, ein steuerlicher Opfermut, wie
ihn zu Kriegszeiten eben nur England aufzubringen gewohnt ist.

Einnahmendarunter Steuern
Millionen Pfund Sterling
1913/14. . . .198163
1914/15 ..... 226189
1915/16 ....' 336290
1916/17 ....573514 (375)
1917/18 (Schätzung). 639569 (369)

In den Steuern für die letzten zwei Jahre ist die Kriegsgewinnsteuer mit
139 Millionen für 1916/17 und (schätzungsweise) 200 Millionen für 1917/18
enthalten. Sie hat nicht als dauernde Einnahme zu gelten; wenn man sie,
um die Kurve der Steigerung "reiner" zu zeigen, ausscheidet, so ergeben sich
die oben in Klammern gesetzten Beträge.

Die "wiederkehrenden" Steuern sind also von 163 Millionen Pfund Sterling
vor dem Kriege auf 375 Millionen letzthin hinaufgeschraubt worden, wobei der
Löwenanteil den direkten Steuern zugewiesen wurde.

^. Indirekte Steuern

Es brachten

Luftons Lxeise
Millionen Pfund Sterling
im Rechnungsjahre 1913/14 . . 35.45 39.59
1914/15 . . 38.66 42.31

Ist England steuermüde geworden?

ausgeschrieben worden ist, hätte man glauben sollen, daß er, seit Dezember 1916
im Amt, wenigstens von der im März 1917 erfolgten — Erhöhung etwas
gewußt hätte. Aber er brachte es fertig, auch davon nichts zu wissen —
ein sprechendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der englischen Zensur, welche
dafür sorgt, daß fogar die Minister über das Ausland das nicht erfahren,
was zu wissen für sie amtlich von Interesse sein müßte. Bleibt nur noch
die eine Tatsache aufzuklären, wie der Schatzkanzler von der übrigen deutscheu
Steuergesetzgebung Kenntnis erhielt; im besonderen davon, daß die unteren
Klassen, denen in England demnächst fast die gleichen politischen Rechte ein¬
geräumt werden wie im Deutschen Reich, mit so drückenden Kriegsabgaben
bedacht worden sind.


VI.

Wenn mit den bisherigen Ausführungen Beweismaterial für die Be¬
hauptung zusammengetragen worden ist, daß England Zeichen von Steuer¬
müdigkeit äußert, so soll damit das. was England auf steuerlichem Gebiete
einstweilen geleistet hat, nicht im mindesten herabgesetzt werden.

Schon vor dem Kriege gewohnt, die Steuerschraube viel schärfer anzu¬
ziehen als die Festlandstaaten, hat es im Kriege seine Einnahmen in einem
Grade zu steigern verstanden, den anzudeuten vor drei Jahren kein „ver¬
nünftiger Mensch" gewagt hätte. Ein steuerlicher Opfermut sondergleichen spricht
aus den Einnahmeausweisen des Schatzamtes, ein steuerlicher Opfermut, wie
ihn zu Kriegszeiten eben nur England aufzubringen gewohnt ist.

Einnahmendarunter Steuern
Millionen Pfund Sterling
1913/14. . . .198163
1914/15 ..... 226189
1915/16 ....' 336290
1916/17 ....573514 (375)
1917/18 (Schätzung). 639569 (369)

In den Steuern für die letzten zwei Jahre ist die Kriegsgewinnsteuer mit
139 Millionen für 1916/17 und (schätzungsweise) 200 Millionen für 1917/18
enthalten. Sie hat nicht als dauernde Einnahme zu gelten; wenn man sie,
um die Kurve der Steigerung „reiner" zu zeigen, ausscheidet, so ergeben sich
die oben in Klammern gesetzten Beträge.

Die „wiederkehrenden" Steuern sind also von 163 Millionen Pfund Sterling
vor dem Kriege auf 375 Millionen letzthin hinaufgeschraubt worden, wobei der
Löwenanteil den direkten Steuern zugewiesen wurde.

^. Indirekte Steuern

Es brachten

Luftons Lxeise
Millionen Pfund Sterling
im Rechnungsjahre 1913/14 . . 35.45 39.59
1914/15 . . 38.66 42.31

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[0036] Ist England steuermüde geworden? ausgeschrieben worden ist, hätte man glauben sollen, daß er, seit Dezember 1916 im Amt, wenigstens von der im März 1917 erfolgten — Erhöhung etwas gewußt hätte. Aber er brachte es fertig, auch davon nichts zu wissen — ein sprechendes Zeugnis für die Leistungsfähigkeit der englischen Zensur, welche dafür sorgt, daß fogar die Minister über das Ausland das nicht erfahren, was zu wissen für sie amtlich von Interesse sein müßte. Bleibt nur noch die eine Tatsache aufzuklären, wie der Schatzkanzler von der übrigen deutscheu Steuergesetzgebung Kenntnis erhielt; im besonderen davon, daß die unteren Klassen, denen in England demnächst fast die gleichen politischen Rechte ein¬ geräumt werden wie im Deutschen Reich, mit so drückenden Kriegsabgaben bedacht worden sind. VI. Wenn mit den bisherigen Ausführungen Beweismaterial für die Be¬ hauptung zusammengetragen worden ist, daß England Zeichen von Steuer¬ müdigkeit äußert, so soll damit das. was England auf steuerlichem Gebiete einstweilen geleistet hat, nicht im mindesten herabgesetzt werden. Schon vor dem Kriege gewohnt, die Steuerschraube viel schärfer anzu¬ ziehen als die Festlandstaaten, hat es im Kriege seine Einnahmen in einem Grade zu steigern verstanden, den anzudeuten vor drei Jahren kein „ver¬ nünftiger Mensch" gewagt hätte. Ein steuerlicher Opfermut sondergleichen spricht aus den Einnahmeausweisen des Schatzamtes, ein steuerlicher Opfermut, wie ihn zu Kriegszeiten eben nur England aufzubringen gewohnt ist. Einnahmendarunter Steuern Millionen Pfund Sterling 1913/14. . . .198163 1914/15 ..... 226189 1915/16 ....' 336290 1916/17 ....573514 (375) 1917/18 (Schätzung). 639569 (369) In den Steuern für die letzten zwei Jahre ist die Kriegsgewinnsteuer mit 139 Millionen für 1916/17 und (schätzungsweise) 200 Millionen für 1917/18 enthalten. Sie hat nicht als dauernde Einnahme zu gelten; wenn man sie, um die Kurve der Steigerung „reiner" zu zeigen, ausscheidet, so ergeben sich die oben in Klammern gesetzten Beträge. Die „wiederkehrenden" Steuern sind also von 163 Millionen Pfund Sterling vor dem Kriege auf 375 Millionen letzthin hinaufgeschraubt worden, wobei der Löwenanteil den direkten Steuern zugewiesen wurde. ^. Indirekte Steuern Es brachten Luftons Lxeise Millionen Pfund Sterling im Rechnungsjahre 1913/14 . . 35.45 39.59 1914/15 . . 38.66 42.31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332278/36>, abgerufen am 04.05.2024.