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Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr.

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Amerikanische und englische Weltmachtfragen
Dr. ZVntschke von"

UWW^SH eit dem Eintritt der Vereinigten Staaten von Nordamerika in den
Krieg scheint die angelsächsische Rasse zu triumphieren. Die östliche
MA^W Welthälfte, insonderheit Afrika, der wertvollste Teil Asiens und das
australische Festland, scheint der Ausbeutung britischer Machtgelüste
vorbehalten zu sei", das gesamte amerikanische Festland dagegen
hofft die Union auf Grund des Satzes "Amerika den Amerikanern", wobei sie
unter Amerikanern in egoistischer Auslegung der Monroelehre nur ihre eigenen
Staatsbürger meint allmählich in ihren Bann zu ziehen. Der verheißungsvolle
Anfang ist ja von ihr bereits mit der Hineinzerrung der mittelamerikanischen
Staaten und Brasiliens, Bolivias, Uruguays u. a. in den Krieg gemacht. Und
es mag immerhin zweifelhaft sein, ob so selbständig sich entwickelnde südameri¬
kanische Staatswesen wie Argentinien und Chile sich trotz ihres gegenwärtigen
Sträubens einem starken Druck des jetzt in vollster Siegesbahn vorwärtsstürmenden
Panamerikanismus werden erwehren können. ^ ^ -"

Vollzöge sich eine solche Aufteilung der Welt unter den beiden Vertretern
der angelsächsischen Rasse, so dürften auch diejenigen Mächte die heute glauben,
bei ihnen ti^ ihrer eigenen Machtwnnsche zu send^bittereEnttüuschunq erfahren. Oder glaubt Frankreich, dem nach mehr als drenahrigem
gewaltigen Blutverlust kaum wieder eine gleiche weltpolitische Stellung ersten
Ranges zufallen dürfte, ernstlich, mit seinem umfangreichen aber durch den wus en¬
gten Charakter stark entwerteten afrikanischen Kolonialreiche - von dem Md n
Besitz ist ganz zu schweigen - eine auch nur annähernd gleichstarke Weltstellung
^ zu sichern, wie sie England im gleichen Erdteil besitzt, selbst wenn ihm noch
arowütig dieser oder jener Brocken deutscher Kolonien zugeworfen wurde? Oder
glaubt Italien mit Lybien und Bruchstücken Kleinasiens im Ernst eine Mittelmeer-
m°ehe zu sein, solange England vor seinen Toren Malta und Gibraltar Cypern
und Ägypten besitzt? Könnte wirklich Rußland über allen Zweifel erhaben die
Öffnung eines vollwertigen Weges von seinen Küsten oder über seine raubt.chen
Nachbargebiete ins freie Weltmeer erhoffen, solange England die Nordsee, das
Mittelmeer und den Persischen Golf beherrscht und sein gelber böser Geist vor der
russischen Osttür drohend steht? Und glaubt endlich Japan ^ im germMn
Englands Unterstützung zu finden, wenn es etwa über Ostasiens nachbarlnche
Küsten südwärts zum Äquator in die australische Inselflur °der °°r gegen d°^Sundator des altbritischen Meeres, des Indischen Ozeans, vorzustoßen begehrtes

Es kann gar keinem Zweifel unterliegen: die Erfüllung der gegenwartig von
allen Ententemächten in die Welt hinansgeschrienen Wünsche nach Zerschmetterung




Amerikanische und englische Weltmachtfragen
Dr. ZVntschke von«

UWW^SH eit dem Eintritt der Vereinigten Staaten von Nordamerika in den
Krieg scheint die angelsächsische Rasse zu triumphieren. Die östliche
MA^W Welthälfte, insonderheit Afrika, der wertvollste Teil Asiens und das
australische Festland, scheint der Ausbeutung britischer Machtgelüste
vorbehalten zu sei», das gesamte amerikanische Festland dagegen
hofft die Union auf Grund des Satzes „Amerika den Amerikanern", wobei sie
unter Amerikanern in egoistischer Auslegung der Monroelehre nur ihre eigenen
Staatsbürger meint allmählich in ihren Bann zu ziehen. Der verheißungsvolle
Anfang ist ja von ihr bereits mit der Hineinzerrung der mittelamerikanischen
Staaten und Brasiliens, Bolivias, Uruguays u. a. in den Krieg gemacht. Und
es mag immerhin zweifelhaft sein, ob so selbständig sich entwickelnde südameri¬
kanische Staatswesen wie Argentinien und Chile sich trotz ihres gegenwärtigen
Sträubens einem starken Druck des jetzt in vollster Siegesbahn vorwärtsstürmenden
Panamerikanismus werden erwehren können. ^ ^ -»

Vollzöge sich eine solche Aufteilung der Welt unter den beiden Vertretern
der angelsächsischen Rasse, so dürften auch diejenigen Mächte die heute glauben,
bei ihnen ti^ ihrer eigenen Machtwnnsche zu send^bittereEnttüuschunq erfahren. Oder glaubt Frankreich, dem nach mehr als drenahrigem
gewaltigen Blutverlust kaum wieder eine gleiche weltpolitische Stellung ersten
Ranges zufallen dürfte, ernstlich, mit seinem umfangreichen aber durch den wus en¬
gten Charakter stark entwerteten afrikanischen Kolonialreiche - von dem Md n
Besitz ist ganz zu schweigen - eine auch nur annähernd gleichstarke Weltstellung
^ zu sichern, wie sie England im gleichen Erdteil besitzt, selbst wenn ihm noch
arowütig dieser oder jener Brocken deutscher Kolonien zugeworfen wurde? Oder
glaubt Italien mit Lybien und Bruchstücken Kleinasiens im Ernst eine Mittelmeer-
m°ehe zu sein, solange England vor seinen Toren Malta und Gibraltar Cypern
und Ägypten besitzt? Könnte wirklich Rußland über allen Zweifel erhaben die
Öffnung eines vollwertigen Weges von seinen Küsten oder über seine raubt.chen
Nachbargebiete ins freie Weltmeer erhoffen, solange England die Nordsee, das
Mittelmeer und den Persischen Golf beherrscht und sein gelber böser Geist vor der
russischen Osttür drohend steht? Und glaubt endlich Japan ^ im germMn
Englands Unterstützung zu finden, wenn es etwa über Ostasiens nachbarlnche
Küsten südwärts zum Äquator in die australische Inselflur °der °°r gegen d°^Sundator des altbritischen Meeres, des Indischen Ozeans, vorzustoßen begehrtes

Es kann gar keinem Zweifel unterliegen: die Erfüllung der gegenwartig von
allen Ententemächten in die Welt hinansgeschrienen Wünsche nach Zerschmetterung


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[0159] [Abbildung] Amerikanische und englische Weltmachtfragen Dr. ZVntschke von« UWW^SH eit dem Eintritt der Vereinigten Staaten von Nordamerika in den Krieg scheint die angelsächsische Rasse zu triumphieren. Die östliche MA^W Welthälfte, insonderheit Afrika, der wertvollste Teil Asiens und das australische Festland, scheint der Ausbeutung britischer Machtgelüste vorbehalten zu sei», das gesamte amerikanische Festland dagegen hofft die Union auf Grund des Satzes „Amerika den Amerikanern", wobei sie unter Amerikanern in egoistischer Auslegung der Monroelehre nur ihre eigenen Staatsbürger meint allmählich in ihren Bann zu ziehen. Der verheißungsvolle Anfang ist ja von ihr bereits mit der Hineinzerrung der mittelamerikanischen Staaten und Brasiliens, Bolivias, Uruguays u. a. in den Krieg gemacht. Und es mag immerhin zweifelhaft sein, ob so selbständig sich entwickelnde südameri¬ kanische Staatswesen wie Argentinien und Chile sich trotz ihres gegenwärtigen Sträubens einem starken Druck des jetzt in vollster Siegesbahn vorwärtsstürmenden Panamerikanismus werden erwehren können. ^ ^ -» Vollzöge sich eine solche Aufteilung der Welt unter den beiden Vertretern der angelsächsischen Rasse, so dürften auch diejenigen Mächte die heute glauben, bei ihnen ti^ ihrer eigenen Machtwnnsche zu send^bittereEnttüuschunq erfahren. Oder glaubt Frankreich, dem nach mehr als drenahrigem gewaltigen Blutverlust kaum wieder eine gleiche weltpolitische Stellung ersten Ranges zufallen dürfte, ernstlich, mit seinem umfangreichen aber durch den wus en¬ gten Charakter stark entwerteten afrikanischen Kolonialreiche - von dem Md n Besitz ist ganz zu schweigen - eine auch nur annähernd gleichstarke Weltstellung ^ zu sichern, wie sie England im gleichen Erdteil besitzt, selbst wenn ihm noch arowütig dieser oder jener Brocken deutscher Kolonien zugeworfen wurde? Oder glaubt Italien mit Lybien und Bruchstücken Kleinasiens im Ernst eine Mittelmeer- m°ehe zu sein, solange England vor seinen Toren Malta und Gibraltar Cypern und Ägypten besitzt? Könnte wirklich Rußland über allen Zweifel erhaben die Öffnung eines vollwertigen Weges von seinen Küsten oder über seine raubt.chen Nachbargebiete ins freie Weltmeer erhoffen, solange England die Nordsee, das Mittelmeer und den Persischen Golf beherrscht und sein gelber böser Geist vor der russischen Osttür drohend steht? Und glaubt endlich Japan ^ im germMn Englands Unterstützung zu finden, wenn es etwa über Ostasiens nachbarlnche Küsten südwärts zum Äquator in die australische Inselflur °der °°r gegen d°^Sundator des altbritischen Meeres, des Indischen Ozeans, vorzustoßen begehrtes Es kann gar keinem Zweifel unterliegen: die Erfüllung der gegenwartig von allen Ententemächten in die Welt hinansgeschrienen Wünsche nach Zerschmetterung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 76, 1917, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341905_332712/159>, abgerufen am 07.05.2024.