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Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr.

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Materialien zur Polenpolitik

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schützen und an eine solche Staatseinrichtung
denken, die gestatten wird, alle Kräfte der
Nation in ihrem vollen Umfange dein Wohle
des Vaterlandes zuzuwenden. Auf Grund
derjenigen Gesetzentwürfe, die Ihnen als Re¬
gierungsvorlage zugehen werden und von
dem gemeinschaftlichen Wunsche angespornt,
den Augenblick näherzubringen, in dem eine
gehörig gewählte Vertretung im nationalen
Landtag die wichtigsten Lebensfragen end¬
gültig wird bestätigen können, werden Sie
nichts versäumen, was notwendig erscheinen
wird, um das Gleichgewicht des Landes zu
erhalten, ihm Rechtsformen zu verleihen,
solche Staatseinrichtungen zu schaffen, die den
eigenen Kräften und den äußeren Bedingungen
entsprechen. Sie werden daher neben dem
Landtagswahlgesetz und den damit verbun¬
denen grundsätzlichen Vorschriften für den
Augenblick der Entstehung des Landtages,
die seine Verfassung und seine Tätigkeit be¬
stimmen sollten, den Entwurf eines Militär¬
gesetzes einer Prüfung unterziehen, darauf
bedacht, daß es die erste Pflicht eines Volkes
ist, welches frei werden will und soll, dem
Vaterlande das Recht zu verleihen, die Staats¬
bürger zu seiner Verteidigung zu berufen.

Eng mit diesen beiden Fragen verbunden
und notwendig mit der schon in Angriff ge¬
nommenen Übernahme der Verwaltung ver¬
knüpft ist das Bedürfnis der Feststellung eines
Entwurfes für die eigene Verwaltungsper¬
fassung und die eigene Finanzverfassung.
Diese beiden Gebiete müssen durch eine Reihe
von Gesetzen geregelt werden, die den Wir¬
kungskreis der Selbstverwaltung einerseits
und die Befugnisse des Staates andererseits
normieren sollen.

Ein weites und dankbares Arbeitsgebiet
werden dem Staatsrat diejenigen Entwürfe
eröffnen, die sich auf die eiligen wirtschaft¬
lichen und sozialen Bedürfnisse beziehen, deren
Lösung die seit langer Zeit von der fremden
Regierung vernachlässigten und heute durch
die Kriegsnot tief untergrabenen wirtschaft¬
lichen und kulturellen Interessen des Landes
verlangen. Das Polnische Volk auf die Bahn
zu leiten, die ihm Wohlstand und Bildung
sichern, durch weise Inangriffnahme der Agrar¬
reform, durch Wiederaufbau und Vermehrung
der Werkstätten der Arbeit, durch Bildung

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alter und neu zu schaffender Erwerbsquellen,
durch die Zugänglichmachung der allgemeinen
und der Fachbildung, durch Vorbeugung von
elementaren Verheerungen, durch Schutz vor
Krankheit, durch Fürsorge für die Armut, das
sind die allgemeinen Postulate, auf die die
einzelnen Gesetzentwürfe gestützt werden
müssen, bereit Gesamtheit für die Richtlinien
der sozialen Reformen entscheidend ist, die
für ein geregeltes soziales und nationales,
Leben unbedingt erforderlich sind.

Diese Aufgaben sind groß und verant¬
wortungsvoll. Man darf sie weder hinaus¬
schieben noch daran zweifeln, daß die Kräfte
zu ihrer Inangriffnahme und Durchführung
unzureichend sind. Mit aller Ruhe und vollem
Eifer müssen Sie, meine Herren, sich mit den
Aufgaben befassen. Der Regentschaftsrat und
die polnische Negierung hegen die feste Über¬
zeugung, daß das ganze Volk zu Ihnen steht
in dem Bestreben nach einem freien und un¬
abhängigen Dasein, daß dieses Bestreben
durch die unerschütterliche Logik der Geschichte
unterstützt ist, die durch den großen Krieg
zur Befreiung der Völker und zur staatlichen
Neugestaltung im Osten Europas führt. Wir
stützen uns auf den großherzigen Akt der
mächtigen Herrscher, die Polens unabhängiges
Dasein verbürgen. Diese Bürgschaft ist einer¬
seits die Quelle tiefer Dankbarkeit für die
Monarchen, andererseits für uns und unsere
Regierung die Grundlage der Überzeugung,
daß die Verwirklichung der staatlichen Unab¬
hängigkeit Polens, in ihrem engen Einver¬
nehmen mit den beiden Zentralmächten fort¬
schreitend, in einem festen Bündnis mit diesen
zum Ausdruck kommen wird.

Indem wir diesen Weg gehen, wünschen
wir, daß Polen seine geschichtliche Sendung
im Osten Europas verwirklicht, und wir
glauben fest, daß unser Erfolg in hohem
Maße davon abhängt, welche kulturelle und
Politische Reise wir im Innern unseres eigenen
Volkes erlangen werden. Und deshalb, meine
Heeren, legen wir das größte Gewicht auf
Ihre Arbeit, auf deren Verlauf und deren
Ergebnisse. Tiefgerührt flehen wir Gott um
seinen Segen für Sie an, der zugleich auch
für Polen ein Segen werden wird.

Die "mstro - polnische Lösung.

Die "Neue
Freie Presse" bringt in dem Morgenblatte

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Materialien zur Polenpolitik

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schützen und an eine solche Staatseinrichtung
denken, die gestatten wird, alle Kräfte der
Nation in ihrem vollen Umfange dein Wohle
des Vaterlandes zuzuwenden. Auf Grund
derjenigen Gesetzentwürfe, die Ihnen als Re¬
gierungsvorlage zugehen werden und von
dem gemeinschaftlichen Wunsche angespornt,
den Augenblick näherzubringen, in dem eine
gehörig gewählte Vertretung im nationalen
Landtag die wichtigsten Lebensfragen end¬
gültig wird bestätigen können, werden Sie
nichts versäumen, was notwendig erscheinen
wird, um das Gleichgewicht des Landes zu
erhalten, ihm Rechtsformen zu verleihen,
solche Staatseinrichtungen zu schaffen, die den
eigenen Kräften und den äußeren Bedingungen
entsprechen. Sie werden daher neben dem
Landtagswahlgesetz und den damit verbun¬
denen grundsätzlichen Vorschriften für den
Augenblick der Entstehung des Landtages,
die seine Verfassung und seine Tätigkeit be¬
stimmen sollten, den Entwurf eines Militär¬
gesetzes einer Prüfung unterziehen, darauf
bedacht, daß es die erste Pflicht eines Volkes
ist, welches frei werden will und soll, dem
Vaterlande das Recht zu verleihen, die Staats¬
bürger zu seiner Verteidigung zu berufen.

Eng mit diesen beiden Fragen verbunden
und notwendig mit der schon in Angriff ge¬
nommenen Übernahme der Verwaltung ver¬
knüpft ist das Bedürfnis der Feststellung eines
Entwurfes für die eigene Verwaltungsper¬
fassung und die eigene Finanzverfassung.
Diese beiden Gebiete müssen durch eine Reihe
von Gesetzen geregelt werden, die den Wir¬
kungskreis der Selbstverwaltung einerseits
und die Befugnisse des Staates andererseits
normieren sollen.

Ein weites und dankbares Arbeitsgebiet
werden dem Staatsrat diejenigen Entwürfe
eröffnen, die sich auf die eiligen wirtschaft¬
lichen und sozialen Bedürfnisse beziehen, deren
Lösung die seit langer Zeit von der fremden
Regierung vernachlässigten und heute durch
die Kriegsnot tief untergrabenen wirtschaft¬
lichen und kulturellen Interessen des Landes
verlangen. Das Polnische Volk auf die Bahn
zu leiten, die ihm Wohlstand und Bildung
sichern, durch weise Inangriffnahme der Agrar¬
reform, durch Wiederaufbau und Vermehrung
der Werkstätten der Arbeit, durch Bildung

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alter und neu zu schaffender Erwerbsquellen,
durch die Zugänglichmachung der allgemeinen
und der Fachbildung, durch Vorbeugung von
elementaren Verheerungen, durch Schutz vor
Krankheit, durch Fürsorge für die Armut, das
sind die allgemeinen Postulate, auf die die
einzelnen Gesetzentwürfe gestützt werden
müssen, bereit Gesamtheit für die Richtlinien
der sozialen Reformen entscheidend ist, die
für ein geregeltes soziales und nationales,
Leben unbedingt erforderlich sind.

Diese Aufgaben sind groß und verant¬
wortungsvoll. Man darf sie weder hinaus¬
schieben noch daran zweifeln, daß die Kräfte
zu ihrer Inangriffnahme und Durchführung
unzureichend sind. Mit aller Ruhe und vollem
Eifer müssen Sie, meine Herren, sich mit den
Aufgaben befassen. Der Regentschaftsrat und
die polnische Negierung hegen die feste Über¬
zeugung, daß das ganze Volk zu Ihnen steht
in dem Bestreben nach einem freien und un¬
abhängigen Dasein, daß dieses Bestreben
durch die unerschütterliche Logik der Geschichte
unterstützt ist, die durch den großen Krieg
zur Befreiung der Völker und zur staatlichen
Neugestaltung im Osten Europas führt. Wir
stützen uns auf den großherzigen Akt der
mächtigen Herrscher, die Polens unabhängiges
Dasein verbürgen. Diese Bürgschaft ist einer¬
seits die Quelle tiefer Dankbarkeit für die
Monarchen, andererseits für uns und unsere
Regierung die Grundlage der Überzeugung,
daß die Verwirklichung der staatlichen Unab¬
hängigkeit Polens, in ihrem engen Einver¬
nehmen mit den beiden Zentralmächten fort¬
schreitend, in einem festen Bündnis mit diesen
zum Ausdruck kommen wird.

Indem wir diesen Weg gehen, wünschen
wir, daß Polen seine geschichtliche Sendung
im Osten Europas verwirklicht, und wir
glauben fest, daß unser Erfolg in hohem
Maße davon abhängt, welche kulturelle und
Politische Reise wir im Innern unseres eigenen
Volkes erlangen werden. Und deshalb, meine
Heeren, legen wir das größte Gewicht auf
Ihre Arbeit, auf deren Verlauf und deren
Ergebnisse. Tiefgerührt flehen wir Gott um
seinen Segen für Sie an, der zugleich auch
für Polen ein Segen werden wird.

Die «mstro - polnische Lösung.

Die „Neue
Freie Presse" bringt in dem Morgenblatte

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[0033] Materialien zur Polenpolitik schützen und an eine solche Staatseinrichtung denken, die gestatten wird, alle Kräfte der Nation in ihrem vollen Umfange dein Wohle des Vaterlandes zuzuwenden. Auf Grund derjenigen Gesetzentwürfe, die Ihnen als Re¬ gierungsvorlage zugehen werden und von dem gemeinschaftlichen Wunsche angespornt, den Augenblick näherzubringen, in dem eine gehörig gewählte Vertretung im nationalen Landtag die wichtigsten Lebensfragen end¬ gültig wird bestätigen können, werden Sie nichts versäumen, was notwendig erscheinen wird, um das Gleichgewicht des Landes zu erhalten, ihm Rechtsformen zu verleihen, solche Staatseinrichtungen zu schaffen, die den eigenen Kräften und den äußeren Bedingungen entsprechen. Sie werden daher neben dem Landtagswahlgesetz und den damit verbun¬ denen grundsätzlichen Vorschriften für den Augenblick der Entstehung des Landtages, die seine Verfassung und seine Tätigkeit be¬ stimmen sollten, den Entwurf eines Militär¬ gesetzes einer Prüfung unterziehen, darauf bedacht, daß es die erste Pflicht eines Volkes ist, welches frei werden will und soll, dem Vaterlande das Recht zu verleihen, die Staats¬ bürger zu seiner Verteidigung zu berufen. Eng mit diesen beiden Fragen verbunden und notwendig mit der schon in Angriff ge¬ nommenen Übernahme der Verwaltung ver¬ knüpft ist das Bedürfnis der Feststellung eines Entwurfes für die eigene Verwaltungsper¬ fassung und die eigene Finanzverfassung. Diese beiden Gebiete müssen durch eine Reihe von Gesetzen geregelt werden, die den Wir¬ kungskreis der Selbstverwaltung einerseits und die Befugnisse des Staates andererseits normieren sollen. Ein weites und dankbares Arbeitsgebiet werden dem Staatsrat diejenigen Entwürfe eröffnen, die sich auf die eiligen wirtschaft¬ lichen und sozialen Bedürfnisse beziehen, deren Lösung die seit langer Zeit von der fremden Regierung vernachlässigten und heute durch die Kriegsnot tief untergrabenen wirtschaft¬ lichen und kulturellen Interessen des Landes verlangen. Das Polnische Volk auf die Bahn zu leiten, die ihm Wohlstand und Bildung sichern, durch weise Inangriffnahme der Agrar¬ reform, durch Wiederaufbau und Vermehrung der Werkstätten der Arbeit, durch Bildung alter und neu zu schaffender Erwerbsquellen, durch die Zugänglichmachung der allgemeinen und der Fachbildung, durch Vorbeugung von elementaren Verheerungen, durch Schutz vor Krankheit, durch Fürsorge für die Armut, das sind die allgemeinen Postulate, auf die die einzelnen Gesetzentwürfe gestützt werden müssen, bereit Gesamtheit für die Richtlinien der sozialen Reformen entscheidend ist, die für ein geregeltes soziales und nationales, Leben unbedingt erforderlich sind. Diese Aufgaben sind groß und verant¬ wortungsvoll. Man darf sie weder hinaus¬ schieben noch daran zweifeln, daß die Kräfte zu ihrer Inangriffnahme und Durchführung unzureichend sind. Mit aller Ruhe und vollem Eifer müssen Sie, meine Herren, sich mit den Aufgaben befassen. Der Regentschaftsrat und die polnische Negierung hegen die feste Über¬ zeugung, daß das ganze Volk zu Ihnen steht in dem Bestreben nach einem freien und un¬ abhängigen Dasein, daß dieses Bestreben durch die unerschütterliche Logik der Geschichte unterstützt ist, die durch den großen Krieg zur Befreiung der Völker und zur staatlichen Neugestaltung im Osten Europas führt. Wir stützen uns auf den großherzigen Akt der mächtigen Herrscher, die Polens unabhängiges Dasein verbürgen. Diese Bürgschaft ist einer¬ seits die Quelle tiefer Dankbarkeit für die Monarchen, andererseits für uns und unsere Regierung die Grundlage der Überzeugung, daß die Verwirklichung der staatlichen Unab¬ hängigkeit Polens, in ihrem engen Einver¬ nehmen mit den beiden Zentralmächten fort¬ schreitend, in einem festen Bündnis mit diesen zum Ausdruck kommen wird. Indem wir diesen Weg gehen, wünschen wir, daß Polen seine geschichtliche Sendung im Osten Europas verwirklicht, und wir glauben fest, daß unser Erfolg in hohem Maße davon abhängt, welche kulturelle und Politische Reise wir im Innern unseres eigenen Volkes erlangen werden. Und deshalb, meine Heeren, legen wir das größte Gewicht auf Ihre Arbeit, auf deren Verlauf und deren Ergebnisse. Tiefgerührt flehen wir Gott um seinen Segen für Sie an, der zugleich auch für Polen ein Segen werden wird. Die «mstro - polnische Lösung. Die „Neue Freie Presse" bringt in dem Morgenblatte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 77, 1918, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341907_333844/33>, abgerufen am 04.05.2024.