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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Stimmung mit Fritz Lenz, daß die Rassensrage letzten Endes keine Wert-, sondern
eine Gefühlsfrage ist. Aus diesem Grunde kann sie kein Bestandteil der Politik
eines verschiedenrassigen Volkes sein. Aber, wie ich meine Familie, im weiteren
Sinne, auch wenn sie weniger wertvoll ist als manche andere, bevorzuge, wie ich
meine Heimat, auch Menn sie an natürlichen und kulturellen Reizen anderen
Landschaften nachsteht, besonders liebe, so steht mir auch meine Rasse näher, als
jede andere, wenn ich diese noch so hoch einschätze. Dem widerspricht auch nicht
die Tatsache, daß keiner von uns reinrassig ist. Es ist das Gefühl der Zugehörig¬
keit, was hier entscheidet. Dieses Gefühl kann bis zu einem körperlichen Wider¬
willen geigen einzelne, sogar kulturell sehr hochstehlende Nassen gehen. So töricht
und gefährlich das Gebären einzelner Rassefanatiker ist, so berechtigt erscheint
mir bei uns die sich in den Formen des Anstandes und der Würde bewegende
Pflege des Rassegefühles innerhalb der sich raßlich verwandt fühlenden Volks¬
gruppen zu sein.

Soll ich ein Gesamturteil über die neue Auslage des Schallmay ersehen
Buches abgeben, so lautet"es: Der Verfasser selber nennt die Auflage eine "durch¬
wegs umgearbeitete und veränderte". Mit dem gleichen Recht, und mit weit
größerem Recht, als es landläufig geschieht, hätte er sie eine "verbesserte" nennen
können. Die hingebende wiederholte Durcharbeitung des stark gewachsenen
Stoffes hat zu keiner noch besseren Gliederung und einer erfreulichen Geschlossen¬
heit des Ganzen geführt. Große Sorgfalt ist der Darstellung gewidmet. Das
Buch liest sich ausgezeichnet; angesichts des spröden Stoffes keine kleine Leistung.
Einen Wunsch hätte ich sür eine spätere Auslage. Die vorliegende zeichnet sich
zwar im Vergleich zu den vorangegangenen durch ein stark vermehrtes Sach¬
register aus; dasselbe genügt aber immer noch nicht. Denn die Bedeutung des
Buches geht weit über diejenige eines "Grundrisses" hinaus. Durch die Fülle
des darin aufgespeicherten und kritisch verarbeiteten Materials ist es zu einem
äußerst wertvollen Nachschlagewerk geworden. Ein solches verlangt aber ein
noch eingehenderes Sachregister. Ich stehe nicht an, das Schallmayersche Werk in
Hinsicht auf Gewisslenhaftigkelit, Umsicht und Schärfe des Denkens als vorbildlich
zu bezeichnen. Es liefert den schlagenden Beweis, daß die Behauptung des Ver¬
fassers, die Biologie sei hervorragend zur Übung des logischen Denkens geeignet,
Lr. meci. Agnes Andern zu Recht besteht.

Storm-Briefe. Theodor Storm, Briefe an seine Braut. Band 9 der
Gesamtausgabe von Th. Storms Werken. 1915. Briefe an seine Frau.
Band 10 der Gesamtausgabe. 1915. Briefe an seine Kinder. Bar d 11
der Gesamtausgabe. 1917. Briefe an seine Freunde Hartmuth Brink-
mann und Wilhelm Petersen. 1917. Alle herausg"geben von Gertrud
Storm. Verlag von Georg Westermann in Brannschmeig, Der Brief¬
wechsel zwischen Paul Heyse und Theodor Storm. Herausgegeben und
erläutert von Georg I. Plotke, 2 Bände 1854--88. Mit 8 Abbildungen.
I. F Lehmanns Verlag in München. 1917 und 1918.

"Es ist jede echte Kunst Kunst der Persönlichkeit. Mit dem Unterschiede
freilich, ob innere Regung oder äußere Anregung den letzten Antrieb gegeben
hat." Irgendwo in einer Studie stand das Wort vor kurzem. Keine neue tiefe
Weisheit, aber unwillkürlich drängt sich seine Wahrheit bei der Vertiefung in jeden
neuen Briefband Theodor Storms auf. Storms Kunst ist Kunst der Persönlichkeit,
die auf innerer Regung und äußerer Anregung beruht -- das weiß der sehende
Leser längst. Reizvoll jedoch ist es, bei neuer Lektüre Stormscher Lebensäußerungen
immer wieder den tiefen Zusammenhang zwischen Storms Innenleben und seiner
Ausmünzung im Worte zu erfahren. Und es bleibt dabei für jeden Stormverchrer
ein tiefes Erlebnis, mit dem Menschen den Künstler mit allen Menschlichkeiten
höher schätzen, tiefer lieben zu lernen. Gewiß sind so intime Briefe, wie die an
Braut, Frau und Kinder, zu einer Zeit und unter Umständen geschrieben, denen
der Gedanke an die Öffentlichkeit fernlag, in erster Linie Privatmitteilungen eines
liebenden Mannes, eines sorgenden Vaters, aber wie stille verschwiegene Garten-


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Stimmung mit Fritz Lenz, daß die Rassensrage letzten Endes keine Wert-, sondern
eine Gefühlsfrage ist. Aus diesem Grunde kann sie kein Bestandteil der Politik
eines verschiedenrassigen Volkes sein. Aber, wie ich meine Familie, im weiteren
Sinne, auch wenn sie weniger wertvoll ist als manche andere, bevorzuge, wie ich
meine Heimat, auch Menn sie an natürlichen und kulturellen Reizen anderen
Landschaften nachsteht, besonders liebe, so steht mir auch meine Rasse näher, als
jede andere, wenn ich diese noch so hoch einschätze. Dem widerspricht auch nicht
die Tatsache, daß keiner von uns reinrassig ist. Es ist das Gefühl der Zugehörig¬
keit, was hier entscheidet. Dieses Gefühl kann bis zu einem körperlichen Wider¬
willen geigen einzelne, sogar kulturell sehr hochstehlende Nassen gehen. So töricht
und gefährlich das Gebären einzelner Rassefanatiker ist, so berechtigt erscheint
mir bei uns die sich in den Formen des Anstandes und der Würde bewegende
Pflege des Rassegefühles innerhalb der sich raßlich verwandt fühlenden Volks¬
gruppen zu sein.

Soll ich ein Gesamturteil über die neue Auslage des Schallmay ersehen
Buches abgeben, so lautet"es: Der Verfasser selber nennt die Auflage eine „durch¬
wegs umgearbeitete und veränderte". Mit dem gleichen Recht, und mit weit
größerem Recht, als es landläufig geschieht, hätte er sie eine „verbesserte" nennen
können. Die hingebende wiederholte Durcharbeitung des stark gewachsenen
Stoffes hat zu keiner noch besseren Gliederung und einer erfreulichen Geschlossen¬
heit des Ganzen geführt. Große Sorgfalt ist der Darstellung gewidmet. Das
Buch liest sich ausgezeichnet; angesichts des spröden Stoffes keine kleine Leistung.
Einen Wunsch hätte ich sür eine spätere Auslage. Die vorliegende zeichnet sich
zwar im Vergleich zu den vorangegangenen durch ein stark vermehrtes Sach¬
register aus; dasselbe genügt aber immer noch nicht. Denn die Bedeutung des
Buches geht weit über diejenige eines „Grundrisses" hinaus. Durch die Fülle
des darin aufgespeicherten und kritisch verarbeiteten Materials ist es zu einem
äußerst wertvollen Nachschlagewerk geworden. Ein solches verlangt aber ein
noch eingehenderes Sachregister. Ich stehe nicht an, das Schallmayersche Werk in
Hinsicht auf Gewisslenhaftigkelit, Umsicht und Schärfe des Denkens als vorbildlich
zu bezeichnen. Es liefert den schlagenden Beweis, daß die Behauptung des Ver¬
fassers, die Biologie sei hervorragend zur Übung des logischen Denkens geeignet,
Lr. meci. Agnes Andern zu Recht besteht.

Storm-Briefe. Theodor Storm, Briefe an seine Braut. Band 9 der
Gesamtausgabe von Th. Storms Werken. 1915. Briefe an seine Frau.
Band 10 der Gesamtausgabe. 1915. Briefe an seine Kinder. Bar d 11
der Gesamtausgabe. 1917. Briefe an seine Freunde Hartmuth Brink-
mann und Wilhelm Petersen. 1917. Alle herausg"geben von Gertrud
Storm. Verlag von Georg Westermann in Brannschmeig, Der Brief¬
wechsel zwischen Paul Heyse und Theodor Storm. Herausgegeben und
erläutert von Georg I. Plotke, 2 Bände 1854—88. Mit 8 Abbildungen.
I. F Lehmanns Verlag in München. 1917 und 1918.

„Es ist jede echte Kunst Kunst der Persönlichkeit. Mit dem Unterschiede
freilich, ob innere Regung oder äußere Anregung den letzten Antrieb gegeben
hat." Irgendwo in einer Studie stand das Wort vor kurzem. Keine neue tiefe
Weisheit, aber unwillkürlich drängt sich seine Wahrheit bei der Vertiefung in jeden
neuen Briefband Theodor Storms auf. Storms Kunst ist Kunst der Persönlichkeit,
die auf innerer Regung und äußerer Anregung beruht — das weiß der sehende
Leser längst. Reizvoll jedoch ist es, bei neuer Lektüre Stormscher Lebensäußerungen
immer wieder den tiefen Zusammenhang zwischen Storms Innenleben und seiner
Ausmünzung im Worte zu erfahren. Und es bleibt dabei für jeden Stormverchrer
ein tiefes Erlebnis, mit dem Menschen den Künstler mit allen Menschlichkeiten
höher schätzen, tiefer lieben zu lernen. Gewiß sind so intime Briefe, wie die an
Braut, Frau und Kinder, zu einer Zeit und unter Umständen geschrieben, denen
der Gedanke an die Öffentlichkeit fernlag, in erster Linie Privatmitteilungen eines
liebenden Mannes, eines sorgenden Vaters, aber wie stille verschwiegene Garten-


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[0106] Neue Bücher Stimmung mit Fritz Lenz, daß die Rassensrage letzten Endes keine Wert-, sondern eine Gefühlsfrage ist. Aus diesem Grunde kann sie kein Bestandteil der Politik eines verschiedenrassigen Volkes sein. Aber, wie ich meine Familie, im weiteren Sinne, auch wenn sie weniger wertvoll ist als manche andere, bevorzuge, wie ich meine Heimat, auch Menn sie an natürlichen und kulturellen Reizen anderen Landschaften nachsteht, besonders liebe, so steht mir auch meine Rasse näher, als jede andere, wenn ich diese noch so hoch einschätze. Dem widerspricht auch nicht die Tatsache, daß keiner von uns reinrassig ist. Es ist das Gefühl der Zugehörig¬ keit, was hier entscheidet. Dieses Gefühl kann bis zu einem körperlichen Wider¬ willen geigen einzelne, sogar kulturell sehr hochstehlende Nassen gehen. So töricht und gefährlich das Gebären einzelner Rassefanatiker ist, so berechtigt erscheint mir bei uns die sich in den Formen des Anstandes und der Würde bewegende Pflege des Rassegefühles innerhalb der sich raßlich verwandt fühlenden Volks¬ gruppen zu sein. Soll ich ein Gesamturteil über die neue Auslage des Schallmay ersehen Buches abgeben, so lautet"es: Der Verfasser selber nennt die Auflage eine „durch¬ wegs umgearbeitete und veränderte". Mit dem gleichen Recht, und mit weit größerem Recht, als es landläufig geschieht, hätte er sie eine „verbesserte" nennen können. Die hingebende wiederholte Durcharbeitung des stark gewachsenen Stoffes hat zu keiner noch besseren Gliederung und einer erfreulichen Geschlossen¬ heit des Ganzen geführt. Große Sorgfalt ist der Darstellung gewidmet. Das Buch liest sich ausgezeichnet; angesichts des spröden Stoffes keine kleine Leistung. Einen Wunsch hätte ich sür eine spätere Auslage. Die vorliegende zeichnet sich zwar im Vergleich zu den vorangegangenen durch ein stark vermehrtes Sach¬ register aus; dasselbe genügt aber immer noch nicht. Denn die Bedeutung des Buches geht weit über diejenige eines „Grundrisses" hinaus. Durch die Fülle des darin aufgespeicherten und kritisch verarbeiteten Materials ist es zu einem äußerst wertvollen Nachschlagewerk geworden. Ein solches verlangt aber ein noch eingehenderes Sachregister. Ich stehe nicht an, das Schallmayersche Werk in Hinsicht auf Gewisslenhaftigkelit, Umsicht und Schärfe des Denkens als vorbildlich zu bezeichnen. Es liefert den schlagenden Beweis, daß die Behauptung des Ver¬ fassers, die Biologie sei hervorragend zur Übung des logischen Denkens geeignet, Lr. meci. Agnes Andern zu Recht besteht. Storm-Briefe. Theodor Storm, Briefe an seine Braut. Band 9 der Gesamtausgabe von Th. Storms Werken. 1915. Briefe an seine Frau. Band 10 der Gesamtausgabe. 1915. Briefe an seine Kinder. Bar d 11 der Gesamtausgabe. 1917. Briefe an seine Freunde Hartmuth Brink- mann und Wilhelm Petersen. 1917. Alle herausg"geben von Gertrud Storm. Verlag von Georg Westermann in Brannschmeig, Der Brief¬ wechsel zwischen Paul Heyse und Theodor Storm. Herausgegeben und erläutert von Georg I. Plotke, 2 Bände 1854—88. Mit 8 Abbildungen. I. F Lehmanns Verlag in München. 1917 und 1918. „Es ist jede echte Kunst Kunst der Persönlichkeit. Mit dem Unterschiede freilich, ob innere Regung oder äußere Anregung den letzten Antrieb gegeben hat." Irgendwo in einer Studie stand das Wort vor kurzem. Keine neue tiefe Weisheit, aber unwillkürlich drängt sich seine Wahrheit bei der Vertiefung in jeden neuen Briefband Theodor Storms auf. Storms Kunst ist Kunst der Persönlichkeit, die auf innerer Regung und äußerer Anregung beruht — das weiß der sehende Leser längst. Reizvoll jedoch ist es, bei neuer Lektüre Stormscher Lebensäußerungen immer wieder den tiefen Zusammenhang zwischen Storms Innenleben und seiner Ausmünzung im Worte zu erfahren. Und es bleibt dabei für jeden Stormverchrer ein tiefes Erlebnis, mit dem Menschen den Künstler mit allen Menschlichkeiten höher schätzen, tiefer lieben zu lernen. Gewiß sind so intime Briefe, wie die an Braut, Frau und Kinder, zu einer Zeit und unter Umständen geschrieben, denen der Gedanke an die Öffentlichkeit fernlag, in erster Linie Privatmitteilungen eines liebenden Mannes, eines sorgenden Vaters, aber wie stille verschwiegene Garten-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/106>, abgerufen am 29.04.2024.