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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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schaffen vermocht, deren Verewigung wünschenswert wäre, wir haben im Gegenteil
einen ungeheuren moralischen Bankerott erlebt. Beim Neuaufbau unserer Gesell¬
schaft müssen die im Wesen der Frau verankerten ethischen Eigenschaften, ins¬
besondere ihre altruistischen Anlagen zur gebührenden Geltung kommen, überdies
aber auch ihr Sinn für die Gefälligkeit der Lebensführung und die Formen des
menschlichen Verkehrs. Mit dem Aufstieg des "Tüchtigen" darf nicht der rauhe
Ton des kleinen Mannes, seine völlige Bedürfnislosigkeit in Fragen des Geschmacks
herrschend werden. Wir erleben jetzt täglich die Äußerung uaturhafter Triebe
robuster Selbstbehauptung und Selbstgeltung auf der Straße, im Laden -- im
Parlament. Die Verpöbelung darf aber unter keinen Umständen zu einer
dauernden Kennzeichnung unseres Volkes werden. Vermag daher die sich ihrer
Verantwortung bewußte Frau schon durch ihr Wirken in der Kinderstube eine
Saat zu streuen, die im öffentlichen Leben Früchte trägt, so sollte sie selbst im
öffentlichen Leben nur dann hervortreten, wenn sie neben Vorzügen des Gemüts
und der Erziehung über geistige Gaben verfügt, die hohen Anforderungen ge¬
nügen. Gilt diese Forderung für die Inhaberinnen aller leitenden Posten, so erst
recht für die offiziellen Vertreterinnen der deutschen Frauen. Es ist sehr bedenk¬
lich, daß die Aufstellung der Kandidatinnen für die mannigfachen Wahlen dieses
Jahres zum Teil mit ungeheurer Leichtfertigkeit sowohl seitens der Männer als
auch seitens der Frauen erfolgt ist. Es hat sich gerächt, daß die politisch arbei¬
tenden Männer des Bürgertums im großen und ganzen mit der schaffenden Frauen¬
welt sehr geringe Fühlung und infolgedessen gar keinen Maßstab für die
Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Frau hatten. Wir brauchen aber mehr
denn je eine scharfe Auslese unter den Frauen. Nur solche Frauen, die sich auf
einem der Gebiete des praktischen Lebens mit Erfolg betätigen, mit breiten
Schichten der Bevölkerung in Verbindung stehen und die harte Wirklichkeit
kennen -- Lehrerinnen, nicht zuletzt Volksschullehrerinnen, Ärztinnen, die nicht so
sehr in der pflegerischen oder medizinisch-wissenschaftlichen, als vielmehr in der
sozialen Komponente ihres Berufs den Schwerpunkt ihres Wirkens sehen,
Hygienikerinnen, Naffenbiologinnen, Juristinnen, Sozialbeamtinnen der ver¬
schiedensten Kategorien, Frauen, die sich in politische und verwaltungstechnische
Probleme hineinzudenken vermögen, die aber auch den Pulsschlag des deutschen
Volkstums fühlen, Frauenpersönlichkeiten mit Hellem Kopf und weitem Herzen
sollen unsere Führerinnen und Vertreterinnen seinl




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Der unverdiente Wertzuwachs, das Vor¬
kaufsrecht und die Grundsteuer nach dem
gemeinen Werte" In Ur. 3 und 4 der

"Grenzboten" macht Herr Dr. Döllinger den
Vorschlag, ein Vorkaufsrecht des Staates am
Grund und Boden zu dem vor Knegsbeginn
angemessenen Preise einzuführen. Er hält
dies für erforderlich, um den unverdienten
Wertzuwachs um Boden zu verhindern. Die
Zuwachssteuer genüge dazu nicht.

Ich möchte noch weiter gehen und sagen,
mich der Vorschlag des Herrn Dr. Döllinger
genügt dazu nicht. Man wird sich fragen

[Spaltenumbruch]

müssen, wo in der Kette der Wirtschafts¬
beziehungen das bedingende ursächliche Mo¬
ment steckt. Da ist nun das eine klar, daß
weniger der Preis des landwirtschaftlich ge¬
nutzten Bodens den Preis der Erzeugnisse
desselben, als umgekehrt der Preis der Er¬
zeugnisse den Bodenpreis bestimmt. Natürlich
wird zwar der Landwirt seine Erzeugnisse
nicht unter dem Gestehungspreise verkaufen
wollen und wird insofern der Bodenpreis
ein mitbestimmendes Moment sein. Aber er
wird unter Umständen dazu gezwungen wer¬
den, wenn z. B. die Erzeugung über den

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schaffen vermocht, deren Verewigung wünschenswert wäre, wir haben im Gegenteil
einen ungeheuren moralischen Bankerott erlebt. Beim Neuaufbau unserer Gesell¬
schaft müssen die im Wesen der Frau verankerten ethischen Eigenschaften, ins¬
besondere ihre altruistischen Anlagen zur gebührenden Geltung kommen, überdies
aber auch ihr Sinn für die Gefälligkeit der Lebensführung und die Formen des
menschlichen Verkehrs. Mit dem Aufstieg des „Tüchtigen" darf nicht der rauhe
Ton des kleinen Mannes, seine völlige Bedürfnislosigkeit in Fragen des Geschmacks
herrschend werden. Wir erleben jetzt täglich die Äußerung uaturhafter Triebe
robuster Selbstbehauptung und Selbstgeltung auf der Straße, im Laden — im
Parlament. Die Verpöbelung darf aber unter keinen Umständen zu einer
dauernden Kennzeichnung unseres Volkes werden. Vermag daher die sich ihrer
Verantwortung bewußte Frau schon durch ihr Wirken in der Kinderstube eine
Saat zu streuen, die im öffentlichen Leben Früchte trägt, so sollte sie selbst im
öffentlichen Leben nur dann hervortreten, wenn sie neben Vorzügen des Gemüts
und der Erziehung über geistige Gaben verfügt, die hohen Anforderungen ge¬
nügen. Gilt diese Forderung für die Inhaberinnen aller leitenden Posten, so erst
recht für die offiziellen Vertreterinnen der deutschen Frauen. Es ist sehr bedenk¬
lich, daß die Aufstellung der Kandidatinnen für die mannigfachen Wahlen dieses
Jahres zum Teil mit ungeheurer Leichtfertigkeit sowohl seitens der Männer als
auch seitens der Frauen erfolgt ist. Es hat sich gerächt, daß die politisch arbei¬
tenden Männer des Bürgertums im großen und ganzen mit der schaffenden Frauen¬
welt sehr geringe Fühlung und infolgedessen gar keinen Maßstab für die
Beurteilung der Leistungsfähigkeit der Frau hatten. Wir brauchen aber mehr
denn je eine scharfe Auslese unter den Frauen. Nur solche Frauen, die sich auf
einem der Gebiete des praktischen Lebens mit Erfolg betätigen, mit breiten
Schichten der Bevölkerung in Verbindung stehen und die harte Wirklichkeit
kennen — Lehrerinnen, nicht zuletzt Volksschullehrerinnen, Ärztinnen, die nicht so
sehr in der pflegerischen oder medizinisch-wissenschaftlichen, als vielmehr in der
sozialen Komponente ihres Berufs den Schwerpunkt ihres Wirkens sehen,
Hygienikerinnen, Naffenbiologinnen, Juristinnen, Sozialbeamtinnen der ver¬
schiedensten Kategorien, Frauen, die sich in politische und verwaltungstechnische
Probleme hineinzudenken vermögen, die aber auch den Pulsschlag des deutschen
Volkstums fühlen, Frauenpersönlichkeiten mit Hellem Kopf und weitem Herzen
sollen unsere Führerinnen und Vertreterinnen seinl




Maßgebliches und Unmaßgebliches

[Beginn Spaltensatz]
Der unverdiente Wertzuwachs, das Vor¬
kaufsrecht und die Grundsteuer nach dem
gemeinen Werte« In Ur. 3 und 4 der

„Grenzboten" macht Herr Dr. Döllinger den
Vorschlag, ein Vorkaufsrecht des Staates am
Grund und Boden zu dem vor Knegsbeginn
angemessenen Preise einzuführen. Er hält
dies für erforderlich, um den unverdienten
Wertzuwachs um Boden zu verhindern. Die
Zuwachssteuer genüge dazu nicht.

Ich möchte noch weiter gehen und sagen,
mich der Vorschlag des Herrn Dr. Döllinger
genügt dazu nicht. Man wird sich fragen

[Spaltenumbruch]

müssen, wo in der Kette der Wirtschafts¬
beziehungen das bedingende ursächliche Mo¬
ment steckt. Da ist nun das eine klar, daß
weniger der Preis des landwirtschaftlich ge¬
nutzten Bodens den Preis der Erzeugnisse
desselben, als umgekehrt der Preis der Er¬
zeugnisse den Bodenpreis bestimmt. Natürlich
wird zwar der Landwirt seine Erzeugnisse
nicht unter dem Gestehungspreise verkaufen
wollen und wird insofern der Bodenpreis
ein mitbestimmendes Moment sein. Aber er
wird unter Umständen dazu gezwungen wer¬
den, wenn z. B. die Erzeugung über den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/154>, abgerufen am 29.04.2024.