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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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trümmcrt wird, Zersetzung aber auch von selten ihrer im nennen der Vernunft
erhobenen Forderungen; denn diese richten sich -- an das Geschichtliche, und damit
an Relatives, welches allein sie formen, d. h. in neue und immer zu erneuernde
Formen bringen können und müssen. So vermag die Revolution nur dadurch
ihren absoluten Sinn zu wahren, wirklich wertschasfend und gestaltend zu wirken,
dasz sie ihre Forderungen in das geschichtliche Leben verflicht, zu einer "Stufe in
dem ununterbrochenen und nndurchbrechbaren Gang der Vernunft der Geschichte",
zur Evolution wird.

Dies im großen der Gedankengang. Philosophische Kritik daran zu üben,
wäre hier weder möglich noch förderlich. Wie das Büchlein aus dein mettiphh-
sischen Bedürfnis der Zeit geboren ist, so ist es auch für die Zeit geschrieben.
Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß es viele" Lesern in den erschütternden
Ereignissen, die wir erleben müssen, Trost gewähre dadurch, daß es sie in die reine
Höhe überparteilicher Betrachtung erhebt und hierbei, trotz ungewöhnlich scharfem
Erfassen des Widersinnigen und Tragischen im geschichtlichen Leben, doch an dem
Fortschritt der Vernunft in der Geschichte festhält, dem aller Kampf und Zwiespalt
s Dr. Heinrich Levy chließlich als "fruchtbares" Mittel dienen sott.


Fritz Gerhard L-illumin, "Dill Huf sinnier LLcht". Nedderdütsche Vökeri,
58. Band. Richard Hermes Vttlaq, Hamburg 1919. Preis geh. l> Mark,
geb. 10 Mark.

Fritz Lottmann war es nicht beschieden, seinen dichterischen Aufstieg zu
vollenden. Im letzten Herbst ist er, achtunddreißigjährig, aus dem Leben geschieden,
betrauert von allen, denen die niederdeutsche Dichtung am Herzen liegt. Schon
.in früher Jugend hat Lottmann Erzählungen, Gedichte und Aufsätze verfaßt, ja
sogar einen Roman geschrieben, aber mit seinem letzten Werk, dem ostfriesischen
Roman "Dal Huf summer Lundt" hoffte er sich einen Ehrenplatz unter seinen
Fachgenossen zu erringen. Tatsächlich ist diese Dichtung von ganz besonderem
Reiz. Sie führt uns in das verträumte Kleinstadtlebcn um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts und findet ihren Mittelpunkt in einem lebenshungngeu, derbfrohen
Memme, dem trotz reicher Begabung der Untergang droht, weit die Sonne ihm
nicht leuchten will. Ein tragisches Verhängnis entreißt ihm zweimal das Glück,
das er in Händen hält und verurteilt ihn zur Einsamkeit, die er nicht erträgt.
Dies ist der einfache Vorwurf der Erzählung, für die die Bausteine ungezwungen
aus den Erlebnissen des Alltags gewonnen werden. Aber fein ist der Kitt, der
sie zusammenhält: zwar nur schlichte Schilderung, die in aller Selbstverständlichkeit
zu nachdenklichen Betrachtungen über nahes und Fernes drängt, aber getragen
von tiefem Verständnis für die Eigenart des kernigen ostfriesischen Menschentums,
das uns in seiner erstaunlich bildhaften Mundart greifbar nahe tritt. Lottmann
selbst ist ein Kämpfer gewesen und dieses letzte Wert, dessen Erscheinen er nicht
erlebte, bedeutete einen' Sieg. Wenn es nicht sein Teil war, sich dessen zu freuen,
so mögen alle Freunde volkstümlicher Dichtung das Erbe in ihre Hut nehmen
und dafür sorgen, daß viele Hände danach greifen. Der nur Hochdeutsch-
sprecheude wird'nicht allzu große Mühe haben, sich in das ostfriesische Platt co'
zulesen. Ein kleines Wörterverzeichnis, das dem Buche beigefügt ist erleichtert
,M. V. das Verständnis.




Alle" Manuskripte" ist Porto hinzuzufügen, da ander"s"ils bei Ablehnung eine Rücksendung
niäN verbürgt N>er!"n lui!N.




Nachdruck slimtlich-r Uufsirtze nur mit auSdröttlicher Erlaubnis des Bcrlag" "eswltcl.
Vcmniwortlich: Dr. Mathilde Kelchncr in Berlin-Hnlciisee. -- Mannskripifendnngen und Briefe werden crveten
unter der Adresse:
A" die Schriftl?itlMN dir (Hrenzboten in ZiZsrliR SW 1t, Tcmpslhofer Ufer LS".
Feriilprecher be" Herausgebers: Amt Lichterjelde es8, des Verlags und der Schristltitmrg: Ami "i""o"
"erlag: Beilag der Breuzvoien ". in. b. H. in Berlin SW II, XemPelhoier User W".
Druck: .Der ReichSSvte" ". ". l>. H. i" Berlin SW ZI, Weiscmer Strich" WM.
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trümmcrt wird, Zersetzung aber auch von selten ihrer im nennen der Vernunft
erhobenen Forderungen; denn diese richten sich — an das Geschichtliche, und damit
an Relatives, welches allein sie formen, d. h. in neue und immer zu erneuernde
Formen bringen können und müssen. So vermag die Revolution nur dadurch
ihren absoluten Sinn zu wahren, wirklich wertschasfend und gestaltend zu wirken,
dasz sie ihre Forderungen in das geschichtliche Leben verflicht, zu einer „Stufe in
dem ununterbrochenen und nndurchbrechbaren Gang der Vernunft der Geschichte",
zur Evolution wird.

Dies im großen der Gedankengang. Philosophische Kritik daran zu üben,
wäre hier weder möglich noch förderlich. Wie das Büchlein aus dein mettiphh-
sischen Bedürfnis der Zeit geboren ist, so ist es auch für die Zeit geschrieben.
Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß es viele» Lesern in den erschütternden
Ereignissen, die wir erleben müssen, Trost gewähre dadurch, daß es sie in die reine
Höhe überparteilicher Betrachtung erhebt und hierbei, trotz ungewöhnlich scharfem
Erfassen des Widersinnigen und Tragischen im geschichtlichen Leben, doch an dem
Fortschritt der Vernunft in der Geschichte festhält, dem aller Kampf und Zwiespalt
s Dr. Heinrich Levy chließlich als „fruchtbares" Mittel dienen sott.


Fritz Gerhard L-illumin, „Dill Huf sinnier LLcht". Nedderdütsche Vökeri,
58. Band. Richard Hermes Vttlaq, Hamburg 1919. Preis geh. l> Mark,
geb. 10 Mark.

Fritz Lottmann war es nicht beschieden, seinen dichterischen Aufstieg zu
vollenden. Im letzten Herbst ist er, achtunddreißigjährig, aus dem Leben geschieden,
betrauert von allen, denen die niederdeutsche Dichtung am Herzen liegt. Schon
.in früher Jugend hat Lottmann Erzählungen, Gedichte und Aufsätze verfaßt, ja
sogar einen Roman geschrieben, aber mit seinem letzten Werk, dem ostfriesischen
Roman „Dal Huf summer Lundt" hoffte er sich einen Ehrenplatz unter seinen
Fachgenossen zu erringen. Tatsächlich ist diese Dichtung von ganz besonderem
Reiz. Sie führt uns in das verträumte Kleinstadtlebcn um die Mitte des vorigen
Jahrhunderts und findet ihren Mittelpunkt in einem lebenshungngeu, derbfrohen
Memme, dem trotz reicher Begabung der Untergang droht, weit die Sonne ihm
nicht leuchten will. Ein tragisches Verhängnis entreißt ihm zweimal das Glück,
das er in Händen hält und verurteilt ihn zur Einsamkeit, die er nicht erträgt.
Dies ist der einfache Vorwurf der Erzählung, für die die Bausteine ungezwungen
aus den Erlebnissen des Alltags gewonnen werden. Aber fein ist der Kitt, der
sie zusammenhält: zwar nur schlichte Schilderung, die in aller Selbstverständlichkeit
zu nachdenklichen Betrachtungen über nahes und Fernes drängt, aber getragen
von tiefem Verständnis für die Eigenart des kernigen ostfriesischen Menschentums,
das uns in seiner erstaunlich bildhaften Mundart greifbar nahe tritt. Lottmann
selbst ist ein Kämpfer gewesen und dieses letzte Wert, dessen Erscheinen er nicht
erlebte, bedeutete einen' Sieg. Wenn es nicht sein Teil war, sich dessen zu freuen,
so mögen alle Freunde volkstümlicher Dichtung das Erbe in ihre Hut nehmen
und dafür sorgen, daß viele Hände danach greifen. Der nur Hochdeutsch-
sprecheude wird'nicht allzu große Mühe haben, sich in das ostfriesische Platt co'
zulesen. Ein kleines Wörterverzeichnis, das dem Buche beigefügt ist erleichtert
,M. V. das Verständnis.




Alle» Manuskripte« ist Porto hinzuzufügen, da ander»s«ils bei Ablehnung eine Rücksendung
niäN verbürgt N>er!»n lui!N.




Nachdruck slimtlich-r Uufsirtze nur mit auSdröttlicher Erlaubnis des Bcrlag« «eswltcl.
Vcmniwortlich: Dr. Mathilde Kelchncr in Berlin-Hnlciisee. — Mannskripifendnngen und Briefe werden crveten
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Feriilprecher be» Herausgebers: Amt Lichterjelde es8, des Verlags und der Schristltitmrg: Ami «i»»o«
«erlag: Beilag der Breuzvoien «. in. b. H. in Berlin SW II, XemPelhoier User W».
Druck: .Der ReichSSvte" «. ». l>. H. i» Berlin SW ZI, Weiscmer Strich« WM.
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[0268] Neue Bücher trümmcrt wird, Zersetzung aber auch von selten ihrer im nennen der Vernunft erhobenen Forderungen; denn diese richten sich — an das Geschichtliche, und damit an Relatives, welches allein sie formen, d. h. in neue und immer zu erneuernde Formen bringen können und müssen. So vermag die Revolution nur dadurch ihren absoluten Sinn zu wahren, wirklich wertschasfend und gestaltend zu wirken, dasz sie ihre Forderungen in das geschichtliche Leben verflicht, zu einer „Stufe in dem ununterbrochenen und nndurchbrechbaren Gang der Vernunft der Geschichte", zur Evolution wird. Dies im großen der Gedankengang. Philosophische Kritik daran zu üben, wäre hier weder möglich noch förderlich. Wie das Büchlein aus dein mettiphh- sischen Bedürfnis der Zeit geboren ist, so ist es auch für die Zeit geschrieben. Es ist zu hoffen und zu wünschen, daß es viele» Lesern in den erschütternden Ereignissen, die wir erleben müssen, Trost gewähre dadurch, daß es sie in die reine Höhe überparteilicher Betrachtung erhebt und hierbei, trotz ungewöhnlich scharfem Erfassen des Widersinnigen und Tragischen im geschichtlichen Leben, doch an dem Fortschritt der Vernunft in der Geschichte festhält, dem aller Kampf und Zwiespalt s Dr. Heinrich Levy chließlich als „fruchtbares" Mittel dienen sott. Fritz Gerhard L-illumin, „Dill Huf sinnier LLcht". Nedderdütsche Vökeri, 58. Band. Richard Hermes Vttlaq, Hamburg 1919. Preis geh. l> Mark, geb. 10 Mark. Fritz Lottmann war es nicht beschieden, seinen dichterischen Aufstieg zu vollenden. Im letzten Herbst ist er, achtunddreißigjährig, aus dem Leben geschieden, betrauert von allen, denen die niederdeutsche Dichtung am Herzen liegt. Schon .in früher Jugend hat Lottmann Erzählungen, Gedichte und Aufsätze verfaßt, ja sogar einen Roman geschrieben, aber mit seinem letzten Werk, dem ostfriesischen Roman „Dal Huf summer Lundt" hoffte er sich einen Ehrenplatz unter seinen Fachgenossen zu erringen. Tatsächlich ist diese Dichtung von ganz besonderem Reiz. Sie führt uns in das verträumte Kleinstadtlebcn um die Mitte des vorigen Jahrhunderts und findet ihren Mittelpunkt in einem lebenshungngeu, derbfrohen Memme, dem trotz reicher Begabung der Untergang droht, weit die Sonne ihm nicht leuchten will. Ein tragisches Verhängnis entreißt ihm zweimal das Glück, das er in Händen hält und verurteilt ihn zur Einsamkeit, die er nicht erträgt. Dies ist der einfache Vorwurf der Erzählung, für die die Bausteine ungezwungen aus den Erlebnissen des Alltags gewonnen werden. Aber fein ist der Kitt, der sie zusammenhält: zwar nur schlichte Schilderung, die in aller Selbstverständlichkeit zu nachdenklichen Betrachtungen über nahes und Fernes drängt, aber getragen von tiefem Verständnis für die Eigenart des kernigen ostfriesischen Menschentums, das uns in seiner erstaunlich bildhaften Mundart greifbar nahe tritt. Lottmann selbst ist ein Kämpfer gewesen und dieses letzte Wert, dessen Erscheinen er nicht erlebte, bedeutete einen' Sieg. Wenn es nicht sein Teil war, sich dessen zu freuen, so mögen alle Freunde volkstümlicher Dichtung das Erbe in ihre Hut nehmen und dafür sorgen, daß viele Hände danach greifen. Der nur Hochdeutsch- sprecheude wird'nicht allzu große Mühe haben, sich in das ostfriesische Platt co' zulesen. Ein kleines Wörterverzeichnis, das dem Buche beigefügt ist erleichtert ,M. V. das Verständnis. Alle» Manuskripte« ist Porto hinzuzufügen, da ander»s«ils bei Ablehnung eine Rücksendung niäN verbürgt N>er!»n lui!N. Nachdruck slimtlich-r Uufsirtze nur mit auSdröttlicher Erlaubnis des Bcrlag« «eswltcl. Vcmniwortlich: Dr. Mathilde Kelchncr in Berlin-Hnlciisee. — Mannskripifendnngen und Briefe werden crveten unter der Adresse: A» die Schriftl?itlMN dir (Hrenzboten in ZiZsrliR SW 1t, Tcmpslhofer Ufer LS«. Feriilprecher be» Herausgebers: Amt Lichterjelde es8, des Verlags und der Schristltitmrg: Ami «i»»o« «erlag: Beilag der Breuzvoien «. in. b. H. in Berlin SW II, XemPelhoier User W». Druck: .Der ReichSSvte" «. ». l>. H. i» Berlin SW ZI, Weiscmer Strich« WM.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/268>, abgerufen am 29.04.2024.