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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

6. Westpreußen.

Fast die ganz Provinz Westpreußen bis auf einige Kreise in Ost und West
soll Polen zugeschlagen werden. Selbst ein Teil von Pommern soll ohne die
geringste ethnographische Berechtigung von Deutschland losgerissen werden. West.
Preußen ist altes deutsches Land; der deutsche Orden hat ihm für alle Zeiten
deutschen Charakter aufgeprägt; die dreihundert Jahre polnischer Herrschaft haben
zwar den polnischen Einschlag verstärkt, sind aber sonst fast spurlos an ihm
vorübergegangen. Auch nach Abzug der nach dem Friedensentwurf deutsch
bleibenden Kreise im Osten und Westen ist die deutsche Bevölkerung in den
unmittelbar oder mittelbar Polen zugedachten Teilen Westpreußens den Polen
und den mit ihnen keineswegs identischen Kaschuben an Zahl mehr als gewachsen.
(Etwa 744000 Deutsche gegen 580000 Polen und Kaschuben.) An wirtschaftlicher,
sozialer und kultureller Bedeutung -- Momente, auf die sich die Polen in ihren
östlichen Grenzmarken ihrerseits gegenüber den Ukrainern und Litauern beziehen
-- ist die deutsche der polnischen und kaschubischen Bevölkerung weit überlegen. --

Die Abtretung des größten Teiles von Westpreußen würde Ostpreußen
völlig vom Deutschen Reiche trennen. Das würde ebensowenig mit dem Wilsonschen
Programm übereinstimmen, wie mit den Lebensnotwendigkeiten der kerndeutschen
Bevölkerung Ostpreußens und des übrigen deutschen Volkes. Soweit, abgesehen
von dem Verbindungsweg mit Ostpreußen, der unbedingt für Deutschland erhalten
bleiben muß. westpreußische Gebietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt sind, ist
Deutschland bereit, sie an Polen abzutreten.


I). Danzig.

Insbesondere steht die in den Artikeln 100--108 verlangte Preisgabe der
rcindeutschen Handelsstadt Danzig und ihrer ebenfalls reindeutschen Umgebung in
schroffsten Gegensatz zu allen in den Erklärungen des Präsidenten Wilson gegebenen
Zusicherungen. Danzig wies nach der Zählung vom 1. Dezember 1910 eine
verschwindend polnisch sprechende Minderheit von 3.5 Prozent auf, der Kreis
Danz-gar Niederung 1 Prozent, der Kreis Marienbmg 3 Prozent, auch der Kreis
Tanziger Höhe hatte nur 11 Prozent. Selbst die Polen bestreiten nicht ernstlich,
daß Danzig stets deutschen Charakter gehabt hat. Der Versuch, Danzig zu einer
"Freien Stadt" zu machen, seine Verkehrswege und die Vertretung seiner Rechte
nach außen dem polnischen Staat auszuliefern, würde zu heftigem Widerstand
und zu einem dauernden Kriegszustand im Osten führen. Dabei sind die wirt¬
schaftlichen Maßnahmen so getroffen, daß für Danzig jeder Verkehr mit Deutschland
aufs äußerste erschwert wnd -- offenbar zu dem Zweck, dieses rein deutsche Gebiet
im Laufe der Zeit durch wirtschaftlichen Druck zu polemisieren. Die deutsche
Negierung muß darum die beabsichtigte

nationale Vergewaltigung Danzigs

ablehnen und die Forderung erheben, Danzig und Umgegend beim Deutschen
Reich zu belassen.

Mit der Annahme des Punktes 13 der Rede des Präsidenten Wilson vom
8. Januar 1918 hat Deutschland sich einverstanden erklärt, daß dem zu schaffenden
Pvlenstaat "ein freier und sicherer Zugang zum Meere zugesichert werden soll".
Die deutsche Negierung tat dies in Kenntnis der Ansprache des Präsidenten Wilson
an den Senat vom 22. Januar 1917, in der es heißt: "Außerdem sollte, soweit wie
irgend durchführbar, jedem Volke, das jeht um die volle Entwicklung seiner Mittel
und seiner Macht kämpft, ein direkter Zugang zu den großen Verkehrsstraßen des
Meeres zugebilligt werden. Wo dies nicht durch Abtretung von Territorium
gestochen kann, kann es zweifellos durch Neutralisierung direkter Wcgercchte unter
der allgemeinen Friedensbürgschaft geschehen. Bei gerechten Vereinbarungen dürfte
kein Volk vom freien Zutritt zu den offenen Straßen des Welthandels aus¬
geschlossen bleiben."

Die deutsche Regierung ist nach diesen Grundsätzen zur Erfüllung der von
ihr übernommenen Verpflichtung, Polen einen freien und sicheren Zugang zum


Materialien zur ostdeutschen Frage

6. Westpreußen.

Fast die ganz Provinz Westpreußen bis auf einige Kreise in Ost und West
soll Polen zugeschlagen werden. Selbst ein Teil von Pommern soll ohne die
geringste ethnographische Berechtigung von Deutschland losgerissen werden. West.
Preußen ist altes deutsches Land; der deutsche Orden hat ihm für alle Zeiten
deutschen Charakter aufgeprägt; die dreihundert Jahre polnischer Herrschaft haben
zwar den polnischen Einschlag verstärkt, sind aber sonst fast spurlos an ihm
vorübergegangen. Auch nach Abzug der nach dem Friedensentwurf deutsch
bleibenden Kreise im Osten und Westen ist die deutsche Bevölkerung in den
unmittelbar oder mittelbar Polen zugedachten Teilen Westpreußens den Polen
und den mit ihnen keineswegs identischen Kaschuben an Zahl mehr als gewachsen.
(Etwa 744000 Deutsche gegen 580000 Polen und Kaschuben.) An wirtschaftlicher,
sozialer und kultureller Bedeutung — Momente, auf die sich die Polen in ihren
östlichen Grenzmarken ihrerseits gegenüber den Ukrainern und Litauern beziehen
— ist die deutsche der polnischen und kaschubischen Bevölkerung weit überlegen. —

Die Abtretung des größten Teiles von Westpreußen würde Ostpreußen
völlig vom Deutschen Reiche trennen. Das würde ebensowenig mit dem Wilsonschen
Programm übereinstimmen, wie mit den Lebensnotwendigkeiten der kerndeutschen
Bevölkerung Ostpreußens und des übrigen deutschen Volkes. Soweit, abgesehen
von dem Verbindungsweg mit Ostpreußen, der unbedingt für Deutschland erhalten
bleiben muß. westpreußische Gebietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt sind, ist
Deutschland bereit, sie an Polen abzutreten.


I). Danzig.

Insbesondere steht die in den Artikeln 100—108 verlangte Preisgabe der
rcindeutschen Handelsstadt Danzig und ihrer ebenfalls reindeutschen Umgebung in
schroffsten Gegensatz zu allen in den Erklärungen des Präsidenten Wilson gegebenen
Zusicherungen. Danzig wies nach der Zählung vom 1. Dezember 1910 eine
verschwindend polnisch sprechende Minderheit von 3.5 Prozent auf, der Kreis
Danz-gar Niederung 1 Prozent, der Kreis Marienbmg 3 Prozent, auch der Kreis
Tanziger Höhe hatte nur 11 Prozent. Selbst die Polen bestreiten nicht ernstlich,
daß Danzig stets deutschen Charakter gehabt hat. Der Versuch, Danzig zu einer
„Freien Stadt" zu machen, seine Verkehrswege und die Vertretung seiner Rechte
nach außen dem polnischen Staat auszuliefern, würde zu heftigem Widerstand
und zu einem dauernden Kriegszustand im Osten führen. Dabei sind die wirt¬
schaftlichen Maßnahmen so getroffen, daß für Danzig jeder Verkehr mit Deutschland
aufs äußerste erschwert wnd — offenbar zu dem Zweck, dieses rein deutsche Gebiet
im Laufe der Zeit durch wirtschaftlichen Druck zu polemisieren. Die deutsche
Negierung muß darum die beabsichtigte

nationale Vergewaltigung Danzigs

ablehnen und die Forderung erheben, Danzig und Umgegend beim Deutschen
Reich zu belassen.

Mit der Annahme des Punktes 13 der Rede des Präsidenten Wilson vom
8. Januar 1918 hat Deutschland sich einverstanden erklärt, daß dem zu schaffenden
Pvlenstaat „ein freier und sicherer Zugang zum Meere zugesichert werden soll".
Die deutsche Negierung tat dies in Kenntnis der Ansprache des Präsidenten Wilson
an den Senat vom 22. Januar 1917, in der es heißt: „Außerdem sollte, soweit wie
irgend durchführbar, jedem Volke, das jeht um die volle Entwicklung seiner Mittel
und seiner Macht kämpft, ein direkter Zugang zu den großen Verkehrsstraßen des
Meeres zugebilligt werden. Wo dies nicht durch Abtretung von Territorium
gestochen kann, kann es zweifellos durch Neutralisierung direkter Wcgercchte unter
der allgemeinen Friedensbürgschaft geschehen. Bei gerechten Vereinbarungen dürfte
kein Volk vom freien Zutritt zu den offenen Straßen des Welthandels aus¬
geschlossen bleiben."

Die deutsche Regierung ist nach diesen Grundsätzen zur Erfüllung der von
ihr übernommenen Verpflichtung, Polen einen freien und sicheren Zugang zum


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[0275] Materialien zur ostdeutschen Frage 6. Westpreußen. Fast die ganz Provinz Westpreußen bis auf einige Kreise in Ost und West soll Polen zugeschlagen werden. Selbst ein Teil von Pommern soll ohne die geringste ethnographische Berechtigung von Deutschland losgerissen werden. West. Preußen ist altes deutsches Land; der deutsche Orden hat ihm für alle Zeiten deutschen Charakter aufgeprägt; die dreihundert Jahre polnischer Herrschaft haben zwar den polnischen Einschlag verstärkt, sind aber sonst fast spurlos an ihm vorübergegangen. Auch nach Abzug der nach dem Friedensentwurf deutsch bleibenden Kreise im Osten und Westen ist die deutsche Bevölkerung in den unmittelbar oder mittelbar Polen zugedachten Teilen Westpreußens den Polen und den mit ihnen keineswegs identischen Kaschuben an Zahl mehr als gewachsen. (Etwa 744000 Deutsche gegen 580000 Polen und Kaschuben.) An wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Bedeutung — Momente, auf die sich die Polen in ihren östlichen Grenzmarken ihrerseits gegenüber den Ukrainern und Litauern beziehen — ist die deutsche der polnischen und kaschubischen Bevölkerung weit überlegen. — Die Abtretung des größten Teiles von Westpreußen würde Ostpreußen völlig vom Deutschen Reiche trennen. Das würde ebensowenig mit dem Wilsonschen Programm übereinstimmen, wie mit den Lebensnotwendigkeiten der kerndeutschen Bevölkerung Ostpreußens und des übrigen deutschen Volkes. Soweit, abgesehen von dem Verbindungsweg mit Ostpreußen, der unbedingt für Deutschland erhalten bleiben muß. westpreußische Gebietsteile unzweifelhaft polnisch besiedelt sind, ist Deutschland bereit, sie an Polen abzutreten. I). Danzig. Insbesondere steht die in den Artikeln 100—108 verlangte Preisgabe der rcindeutschen Handelsstadt Danzig und ihrer ebenfalls reindeutschen Umgebung in schroffsten Gegensatz zu allen in den Erklärungen des Präsidenten Wilson gegebenen Zusicherungen. Danzig wies nach der Zählung vom 1. Dezember 1910 eine verschwindend polnisch sprechende Minderheit von 3.5 Prozent auf, der Kreis Danz-gar Niederung 1 Prozent, der Kreis Marienbmg 3 Prozent, auch der Kreis Tanziger Höhe hatte nur 11 Prozent. Selbst die Polen bestreiten nicht ernstlich, daß Danzig stets deutschen Charakter gehabt hat. Der Versuch, Danzig zu einer „Freien Stadt" zu machen, seine Verkehrswege und die Vertretung seiner Rechte nach außen dem polnischen Staat auszuliefern, würde zu heftigem Widerstand und zu einem dauernden Kriegszustand im Osten führen. Dabei sind die wirt¬ schaftlichen Maßnahmen so getroffen, daß für Danzig jeder Verkehr mit Deutschland aufs äußerste erschwert wnd — offenbar zu dem Zweck, dieses rein deutsche Gebiet im Laufe der Zeit durch wirtschaftlichen Druck zu polemisieren. Die deutsche Negierung muß darum die beabsichtigte nationale Vergewaltigung Danzigs ablehnen und die Forderung erheben, Danzig und Umgegend beim Deutschen Reich zu belassen. Mit der Annahme des Punktes 13 der Rede des Präsidenten Wilson vom 8. Januar 1918 hat Deutschland sich einverstanden erklärt, daß dem zu schaffenden Pvlenstaat „ein freier und sicherer Zugang zum Meere zugesichert werden soll". Die deutsche Negierung tat dies in Kenntnis der Ansprache des Präsidenten Wilson an den Senat vom 22. Januar 1917, in der es heißt: „Außerdem sollte, soweit wie irgend durchführbar, jedem Volke, das jeht um die volle Entwicklung seiner Mittel und seiner Macht kämpft, ein direkter Zugang zu den großen Verkehrsstraßen des Meeres zugebilligt werden. Wo dies nicht durch Abtretung von Territorium gestochen kann, kann es zweifellos durch Neutralisierung direkter Wcgercchte unter der allgemeinen Friedensbürgschaft geschehen. Bei gerechten Vereinbarungen dürfte kein Volk vom freien Zutritt zu den offenen Straßen des Welthandels aus¬ geschlossen bleiben." Die deutsche Regierung ist nach diesen Grundsätzen zur Erfüllung der von ihr übernommenen Verpflichtung, Polen einen freien und sicheren Zugang zum

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/275>, abgerufen am 29.04.2024.