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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Aus den deutschen Volksräten

Schattierungen den allgemeinen Standpunkt der gesamten Arbeiterschaft im
polnischen Landtage vertreten will, so gibt es daneben doch noch besondere
Angelegenheiten, die allein den deutschen Arbeiter angehen, nämlich deutsche Schule,
dentiche Sprache, deutsche Kirche, deutsche Presse. Wer wird sich hierfür im
polnischen Landtage einsetzen? Der Pole sicherlich nicht, und der deutsche Arbeiter
hat keine Macht dazu.

In Deutschland sind wir auf dem Wege der Sozialisierung, der deuische
Arbeiter will nicht länger allein Lohnsklave und Arbeitsmaschine sein, er will als
Mensch unter Menschen gelten und selbst bestimmen, wie und was produziert
werden soll. Er verlangt den ihm gebührenden Anteil an der Produktion, eine
gerechte Verteilung der produzierten Ware. Und in Polen? Polen rüstet sich
dazu, Ausbeutungsobjckt des französisch-englisch amerikanischen Kapitalisnius zu
werden. Von Sozialisierung ist im künftigen Polen keine Rede. Von Selbst-
bestimmungsrecht noch weniger. Selbst die polnischen Arbeiter in Oberschlesien,
dessen Kohlenbergwerke zugunsten des französischen Staates enteignet werden
sollen, sträuben sich mit aller Macht, zu diesen: Polen zu gehören. Achtstundentag,
Betriebsräte, Mindcstlöhne, Regelung der Frauen- und Kinderarbeit, Streik- und
Koolilionsrecht bleiben holde Träume, in Polen herrscht der internationale
Kapitalist, der so viel billige Albeitski äste aus dem dunkelsten Polen heranziehen
kann, dasz er 'den organisierten deutschen Arbkiter mit frohem Herzen entbehrt.

Und wenn die Polen jetzt den deutschen Arbeitern goldene Berge versprechen,
sie werden nicht ein Versprechen halten, auch nicht halten können, da ihnen der
internationale Kapitalist auf dem Nacken sitzt. Umsonst nämlich hat die Entente
das unabhängige Polen nicht errichtet, nur zu ihren: eigenen Vorteil. Polen hat
die Zinsen des Ententekapitals mit saurem Schweiß herauszuarbeiten, und der
entrechtetste Lohnsklave wird der deutsche Arbeiter sein.


Aus den Deutschell UolKsrüten



[Beginn Spaltensatz]

Die Tagung der Deutschen Volksriite in
Marieubmg.

Am 23. Mai versammelten sich im Hotel
König von Preußen die Vertreter der Deutschen
Volksräte aus Posen, Westpreußen, sowie der
entsprechenden Organisationen ausOstpreußen,
um zur veränderten politischen Lage Stellung
zu nehmen. Als Gäste waren mehrere Mit¬
glieder des Ostnmrkenparlamentes, das um
Tage vorher im Reuter der Marienburg
tagte, erschienen. An eine die gegenwärtige
politische Lage beleuchtenden Rede von
Geheimrat Cleinow-Bromberg schlössen sich
längere Ausführungen des Kreisbaumeisters
Krause-Thorn, die bis ins einzelne die Lage
und Stellung der Ostprovinzen darlegten.
In der hierauf folgenden Besprechung kamen
die Vertreter aller Ostprovinzen zum Wort;
der Vertreter von Memel trat mit besonderem
Nachdruck für den Nordostzipfel Deutschlands
ein. Herr Abg. Dr. Fleischer berichtete aus¬
führlich über die Tagung des Ostmarken-

[Spaltenumbruch]

Parlaments. Schließlich wurde nachstehende
Entschließung einstimmig angenommen:

"In letzter Stunde vor den größten Ent¬
scheidungen der Weltgeschichte versammelten
sich die Vertreter der Deutschen Volksräte
aus Posen und Westpreußen sowie der ent¬
sprechenden Organisationen aus Ostpreußen,
um Richtlinien für die Handlungen der
nächsten Tage zu gewinnen.

Wir stehen unerschüttert auf dem Boden,
daß der uns angebotene Friedensvertrag un¬
bedingt abzuweisen ist. Wir erkennen dem¬
gegenüber an, daß der Gegenentwurf der
deutschen Neichsregierung geeignet ist, die
Grundlage der Wilsonschen Idee" in die
praktische Politik einzuführen, weisen aber
darauf hin, daß auch eine teilweise Abweichung
davon in den besetzten Gebieten der Provinz
Posen den Keim in sich trüge für die Ver¬
ewigung des deutsch-Polnischen Streites, für
die Verewigung des nationalen Hasses und
der Zerrissenheit mit allen ihren bösen Folgen

[Ende Spaltensatz]
Aus den deutschen Volksräten

Schattierungen den allgemeinen Standpunkt der gesamten Arbeiterschaft im
polnischen Landtage vertreten will, so gibt es daneben doch noch besondere
Angelegenheiten, die allein den deutschen Arbeiter angehen, nämlich deutsche Schule,
dentiche Sprache, deutsche Kirche, deutsche Presse. Wer wird sich hierfür im
polnischen Landtage einsetzen? Der Pole sicherlich nicht, und der deutsche Arbeiter
hat keine Macht dazu.

In Deutschland sind wir auf dem Wege der Sozialisierung, der deuische
Arbeiter will nicht länger allein Lohnsklave und Arbeitsmaschine sein, er will als
Mensch unter Menschen gelten und selbst bestimmen, wie und was produziert
werden soll. Er verlangt den ihm gebührenden Anteil an der Produktion, eine
gerechte Verteilung der produzierten Ware. Und in Polen? Polen rüstet sich
dazu, Ausbeutungsobjckt des französisch-englisch amerikanischen Kapitalisnius zu
werden. Von Sozialisierung ist im künftigen Polen keine Rede. Von Selbst-
bestimmungsrecht noch weniger. Selbst die polnischen Arbeiter in Oberschlesien,
dessen Kohlenbergwerke zugunsten des französischen Staates enteignet werden
sollen, sträuben sich mit aller Macht, zu diesen: Polen zu gehören. Achtstundentag,
Betriebsräte, Mindcstlöhne, Regelung der Frauen- und Kinderarbeit, Streik- und
Koolilionsrecht bleiben holde Träume, in Polen herrscht der internationale
Kapitalist, der so viel billige Albeitski äste aus dem dunkelsten Polen heranziehen
kann, dasz er 'den organisierten deutschen Arbkiter mit frohem Herzen entbehrt.

Und wenn die Polen jetzt den deutschen Arbeitern goldene Berge versprechen,
sie werden nicht ein Versprechen halten, auch nicht halten können, da ihnen der
internationale Kapitalist auf dem Nacken sitzt. Umsonst nämlich hat die Entente
das unabhängige Polen nicht errichtet, nur zu ihren: eigenen Vorteil. Polen hat
die Zinsen des Ententekapitals mit saurem Schweiß herauszuarbeiten, und der
entrechtetste Lohnsklave wird der deutsche Arbeiter sein.


Aus den Deutschell UolKsrüten



[Beginn Spaltensatz]

Die Tagung der Deutschen Volksriite in
Marieubmg.

Am 23. Mai versammelten sich im Hotel
König von Preußen die Vertreter der Deutschen
Volksräte aus Posen, Westpreußen, sowie der
entsprechenden Organisationen ausOstpreußen,
um zur veränderten politischen Lage Stellung
zu nehmen. Als Gäste waren mehrere Mit¬
glieder des Ostnmrkenparlamentes, das um
Tage vorher im Reuter der Marienburg
tagte, erschienen. An eine die gegenwärtige
politische Lage beleuchtenden Rede von
Geheimrat Cleinow-Bromberg schlössen sich
längere Ausführungen des Kreisbaumeisters
Krause-Thorn, die bis ins einzelne die Lage
und Stellung der Ostprovinzen darlegten.
In der hierauf folgenden Besprechung kamen
die Vertreter aller Ostprovinzen zum Wort;
der Vertreter von Memel trat mit besonderem
Nachdruck für den Nordostzipfel Deutschlands
ein. Herr Abg. Dr. Fleischer berichtete aus¬
führlich über die Tagung des Ostmarken-

[Spaltenumbruch]

Parlaments. Schließlich wurde nachstehende
Entschließung einstimmig angenommen:

„In letzter Stunde vor den größten Ent¬
scheidungen der Weltgeschichte versammelten
sich die Vertreter der Deutschen Volksräte
aus Posen und Westpreußen sowie der ent¬
sprechenden Organisationen aus Ostpreußen,
um Richtlinien für die Handlungen der
nächsten Tage zu gewinnen.

Wir stehen unerschüttert auf dem Boden,
daß der uns angebotene Friedensvertrag un¬
bedingt abzuweisen ist. Wir erkennen dem¬
gegenüber an, daß der Gegenentwurf der
deutschen Neichsregierung geeignet ist, die
Grundlage der Wilsonschen Idee« in die
praktische Politik einzuführen, weisen aber
darauf hin, daß auch eine teilweise Abweichung
davon in den besetzten Gebieten der Provinz
Posen den Keim in sich trüge für die Ver¬
ewigung des deutsch-Polnischen Streites, für
die Verewigung des nationalen Hasses und
der Zerrissenheit mit allen ihren bösen Folgen

[Ende Spaltensatz]
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[0282] Aus den deutschen Volksräten Schattierungen den allgemeinen Standpunkt der gesamten Arbeiterschaft im polnischen Landtage vertreten will, so gibt es daneben doch noch besondere Angelegenheiten, die allein den deutschen Arbeiter angehen, nämlich deutsche Schule, dentiche Sprache, deutsche Kirche, deutsche Presse. Wer wird sich hierfür im polnischen Landtage einsetzen? Der Pole sicherlich nicht, und der deutsche Arbeiter hat keine Macht dazu. In Deutschland sind wir auf dem Wege der Sozialisierung, der deuische Arbeiter will nicht länger allein Lohnsklave und Arbeitsmaschine sein, er will als Mensch unter Menschen gelten und selbst bestimmen, wie und was produziert werden soll. Er verlangt den ihm gebührenden Anteil an der Produktion, eine gerechte Verteilung der produzierten Ware. Und in Polen? Polen rüstet sich dazu, Ausbeutungsobjckt des französisch-englisch amerikanischen Kapitalisnius zu werden. Von Sozialisierung ist im künftigen Polen keine Rede. Von Selbst- bestimmungsrecht noch weniger. Selbst die polnischen Arbeiter in Oberschlesien, dessen Kohlenbergwerke zugunsten des französischen Staates enteignet werden sollen, sträuben sich mit aller Macht, zu diesen: Polen zu gehören. Achtstundentag, Betriebsräte, Mindcstlöhne, Regelung der Frauen- und Kinderarbeit, Streik- und Koolilionsrecht bleiben holde Träume, in Polen herrscht der internationale Kapitalist, der so viel billige Albeitski äste aus dem dunkelsten Polen heranziehen kann, dasz er 'den organisierten deutschen Arbkiter mit frohem Herzen entbehrt. Und wenn die Polen jetzt den deutschen Arbeitern goldene Berge versprechen, sie werden nicht ein Versprechen halten, auch nicht halten können, da ihnen der internationale Kapitalist auf dem Nacken sitzt. Umsonst nämlich hat die Entente das unabhängige Polen nicht errichtet, nur zu ihren: eigenen Vorteil. Polen hat die Zinsen des Ententekapitals mit saurem Schweiß herauszuarbeiten, und der entrechtetste Lohnsklave wird der deutsche Arbeiter sein. Aus den Deutschell UolKsrüten Die Tagung der Deutschen Volksriite in Marieubmg. Am 23. Mai versammelten sich im Hotel König von Preußen die Vertreter der Deutschen Volksräte aus Posen, Westpreußen, sowie der entsprechenden Organisationen ausOstpreußen, um zur veränderten politischen Lage Stellung zu nehmen. Als Gäste waren mehrere Mit¬ glieder des Ostnmrkenparlamentes, das um Tage vorher im Reuter der Marienburg tagte, erschienen. An eine die gegenwärtige politische Lage beleuchtenden Rede von Geheimrat Cleinow-Bromberg schlössen sich längere Ausführungen des Kreisbaumeisters Krause-Thorn, die bis ins einzelne die Lage und Stellung der Ostprovinzen darlegten. In der hierauf folgenden Besprechung kamen die Vertreter aller Ostprovinzen zum Wort; der Vertreter von Memel trat mit besonderem Nachdruck für den Nordostzipfel Deutschlands ein. Herr Abg. Dr. Fleischer berichtete aus¬ führlich über die Tagung des Ostmarken- Parlaments. Schließlich wurde nachstehende Entschließung einstimmig angenommen: „In letzter Stunde vor den größten Ent¬ scheidungen der Weltgeschichte versammelten sich die Vertreter der Deutschen Volksräte aus Posen und Westpreußen sowie der ent¬ sprechenden Organisationen aus Ostpreußen, um Richtlinien für die Handlungen der nächsten Tage zu gewinnen. Wir stehen unerschüttert auf dem Boden, daß der uns angebotene Friedensvertrag un¬ bedingt abzuweisen ist. Wir erkennen dem¬ gegenüber an, daß der Gegenentwurf der deutschen Neichsregierung geeignet ist, die Grundlage der Wilsonschen Idee« in die praktische Politik einzuführen, weisen aber darauf hin, daß auch eine teilweise Abweichung davon in den besetzten Gebieten der Provinz Posen den Keim in sich trüge für die Ver¬ ewigung des deutsch-Polnischen Streites, für die Verewigung des nationalen Hasses und der Zerrissenheit mit allen ihren bösen Folgen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/282>, abgerufen am 29.04.2024.