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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Inhalt: Glossen zum Tage -- Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Verbreitung der
deutschen und polnischen Bevölkerung in Posen und Westpreußen -- Aus den
Deutschen Volksräten: Die Demarkationssrage und die Protestbewegung -- Presse¬
stimmen -- Kleine Nachrichten.


Glossen zurn Tage



Arbeiterräte, Bürgerräte, Soldatenräte, Baucrnräte, Frauenräte: sie alle
geben nur dem Teilwillen von Gruppen und Ständen Ausdruck. Der völkische
Gesamtwille des ostmärkischen Deutschtums kommt allein in den Deutschen
Volksräten zum Worte.




Das beste Recht der Welt bedarf einer kräftigen Stimme, die es geltend
wacht. Bleibt der Ostdeutsche in dieser Zeit der weltpolitischen Entscheidungen
stumm, dann muß er sich selbst die Mitschuld daran beimessen, wenn die Friedens¬
konferenz über seine heiligsten Rechte zur Tagesordnung übergeht.




Eine Preisaufgabe für Historiker: Wo in der Weltgeschichte ist einem Volke
ein Waffenstillstand zugemutet worden, der ihm die Hände bindet, ohne den
Feind zur Einstellung der Feindseligkeiten zu verpflichten? Die Entente hat das
Unmögliche möglich gemacht: nur uns. nicht den Polen verbietet sie die Fort¬
führung des Kampfes, den uns Landfriedensbrecher im eigenen Reiche auf¬
gedrängt haben.




Der Pole bricht schamlos den Waffenstillstand, zwingt uns zum Wieder¬
stand und zum Protest und funkt im selben Augenblick nach Paris: Haltet den
Dieb! Ein teuflischer Trick, der uns in die Rolle des Mannes drängt, von
dem der große Bruder an der Seine mit weltmännischer Skepsis sagt: OK,
Mi s'exLuse, stetige! Ein sehr durchsichtiger Trick übrigens, freilich nur für
den, der sehen -- will. Wann wird die Welt sehen wollen?


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Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Verbreitung der
deutschen und polnischen Bevölkerung in Posen und Westpreußen — Aus den
Deutschen Volksräten: Die Demarkationssrage und die Protestbewegung — Presse¬
stimmen — Kleine Nachrichten.


Glossen zurn Tage



Arbeiterräte, Bürgerräte, Soldatenräte, Baucrnräte, Frauenräte: sie alle
geben nur dem Teilwillen von Gruppen und Ständen Ausdruck. Der völkische
Gesamtwille des ostmärkischen Deutschtums kommt allein in den Deutschen
Volksräten zum Worte.




Das beste Recht der Welt bedarf einer kräftigen Stimme, die es geltend
wacht. Bleibt der Ostdeutsche in dieser Zeit der weltpolitischen Entscheidungen
stumm, dann muß er sich selbst die Mitschuld daran beimessen, wenn die Friedens¬
konferenz über seine heiligsten Rechte zur Tagesordnung übergeht.




Eine Preisaufgabe für Historiker: Wo in der Weltgeschichte ist einem Volke
ein Waffenstillstand zugemutet worden, der ihm die Hände bindet, ohne den
Feind zur Einstellung der Feindseligkeiten zu verpflichten? Die Entente hat das
Unmögliche möglich gemacht: nur uns. nicht den Polen verbietet sie die Fort¬
führung des Kampfes, den uns Landfriedensbrecher im eigenen Reiche auf¬
gedrängt haben.




Der Pole bricht schamlos den Waffenstillstand, zwingt uns zum Wieder¬
stand und zum Protest und funkt im selben Augenblick nach Paris: Haltet den
Dieb! Ein teuflischer Trick, der uns in die Rolle des Mannes drängt, von
dem der große Bruder an der Seine mit weltmännischer Skepsis sagt: OK,
Mi s'exLuse, stetige! Ein sehr durchsichtiger Trick übrigens, freilich nur für
den, der sehen — will. Wann wird die Welt sehen wollen?


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[0337] Mitteilungen er JeuWm Aillniite Bösen ab W Ur. 1/2Verantwortlich! Dr. Max Hildebert Voehm Schristleitung: Bromberg, Weltzienplatz I"! Fernruf Ur. 32114.März 1919 Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien zur ostdeutschen Frage: Die Verbreitung der deutschen und polnischen Bevölkerung in Posen und Westpreußen — Aus den Deutschen Volksräten: Die Demarkationssrage und die Protestbewegung — Presse¬ stimmen — Kleine Nachrichten. Glossen zurn Tage Arbeiterräte, Bürgerräte, Soldatenräte, Baucrnräte, Frauenräte: sie alle geben nur dem Teilwillen von Gruppen und Ständen Ausdruck. Der völkische Gesamtwille des ostmärkischen Deutschtums kommt allein in den Deutschen Volksräten zum Worte. Das beste Recht der Welt bedarf einer kräftigen Stimme, die es geltend wacht. Bleibt der Ostdeutsche in dieser Zeit der weltpolitischen Entscheidungen stumm, dann muß er sich selbst die Mitschuld daran beimessen, wenn die Friedens¬ konferenz über seine heiligsten Rechte zur Tagesordnung übergeht. Eine Preisaufgabe für Historiker: Wo in der Weltgeschichte ist einem Volke ein Waffenstillstand zugemutet worden, der ihm die Hände bindet, ohne den Feind zur Einstellung der Feindseligkeiten zu verpflichten? Die Entente hat das Unmögliche möglich gemacht: nur uns. nicht den Polen verbietet sie die Fort¬ führung des Kampfes, den uns Landfriedensbrecher im eigenen Reiche auf¬ gedrängt haben. Der Pole bricht schamlos den Waffenstillstand, zwingt uns zum Wieder¬ stand und zum Protest und funkt im selben Augenblick nach Paris: Haltet den Dieb! Ein teuflischer Trick, der uns in die Rolle des Mannes drängt, von dem der große Bruder an der Seine mit weltmännischer Skepsis sagt: OK, Mi s'exLuse, stetige! Ein sehr durchsichtiger Trick übrigens, freilich nur für den, der sehen — will. Wann wird die Welt sehen wollen? 1

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/337>, abgerufen am 29.04.2024.