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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Lr-age

Eine französische Denkschrift über die Ansprüche
der Polen

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Die"DsutscheAllgemeineZsitung"Ur.12S
vom 15. März veröffentlicht einen Bericht, den
Herr Ernest Denis, Referent für Polen in
der dem Ministerium der auswärtigen An¬
gelegenheiten in Paris zugeteilten Polnischen
Kommission, seiner vorgesetzten Behörde er¬
stattet hat. Der Bericht lautet in Übersetzung
folgendermaßen:

Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.
23. Dezember 1918.

Die ethnographischen Verhältnisse als ma߬
gebende Grundlage für die Rückerstattung
der deutsch-polnischen Gebiete "n Polen.

Unter all den territorialen Problemen,
die dieser "Krieg für die Freiheit" auf¬
geworfen hat, ist das Problem "Polen'" eines
der brennend wichtigsten geworden. Sowohl
ideologische Gesichtspunkte, wie die traditio¬
nelle Freundschaft mit Frankreich, ferner die
Rolle, die Polen bei der Vernichtung der
beiden Zentren der Gewalt und der Unter¬
drückung, der russischen und deutschen Kaiser¬
reiche, spielte, die geographische Lage, die
Polen zum Bollwerk gegen die Barbaren
Asiens macht, alle diese Gesichtspunkte ver¬
langen von uns gebieterisch die Wahrung
der Polnischen Interessen. ,

Kein anderes Land, das diesem großen
Kreuzzuge seine Entstehung verdankt, den
die freien Völker für das Wohl der Schwester-
nationen und der ganzen bisher durch will¬
kürliche Gewalt bedrückten Menschheit geführt
haben, gibt ein klareres und genaueres Bild
straffer Geschlossenheit aller national-polnischen
Elemente in den bisher an Polen noch nicht
zurückerstatteten Gebieten, das nach den Be¬
stimmungen des Waffenstillstandsvertrages
alle Polnischen Gebiete einheitlich umfassen
soll, als gerade die Provinz Posen.

Diese Gebietsteile bilden einen Teil
Preußisch-Polens, und die Berechtigung ihrer
"Desllnnexion"wird größtenteils vonDeutsch-
land bestritten. Hier sind indes Zahlen, die
uns genau erkennen lassen, wie weit man das
Nationalitätsprinzip -- das einzige Kriterium
bei Streitigkeiten zwischen Völkern -- auf

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den Teil der groß-polnischen Nation zur An¬
wendung bringen kann, der sich entgegen
jedem Recht und jeder Gerechtigkeit noch
immer unter der Sklaverei seines jetzt dahin¬
siechenden hundertjährigen Bedrückers, deo
verhaßten Preußens, befindet.

Die polnischen Gebiete, die Preußen zum
Teil noch zu behalten versucht, sind fast voll¬
ständig und in der Mehrzahl der Kreise vor¬
herrschend polnisch. Nur die Grenzgebiete
des alten Russisch-Polen haben aus rein
militärischen Gründen eine verhältnismäßig
starke deutsche Kolonisation erfahren. Im
Innern dieser im übrigen rein polnischen
Gebiete gibt ^ es zwar auch einige deutsche
Zentren, hie und da einige eingestreute
Enklaven und vereinzelte deutsche Gruppen,
die jedoch bei genauer Anwendung des Natio¬
nalitäten-Prinzips ohne jede Bedeutung sind.

Preußisch-Polen zerfällt in folgende vier
Teile:

1. Posen, 1815 aus den beiden Bezirken
des Großherzogtums Warschau-Posen und
Bromberg gebildet.

2. Westpreußen mit den beiden Regie¬
rungsbezirken Danzig und Marienwerder.

3. Ostpreußen mit dem Regierungsbezirk
Altenstein, einem Teil des Regierungsbezirks
Gumbinnen und dem Kreise Oletzko.

4. Schlesien, Regierungsbezirk Oppeln
(in Oberschlesien) und dem Regierungsbezirk
Breslau mit den Kreisen Groß-Wartenberg
und Namslau.

1. Das Groszherzogimn Posen

umsaßt 27 Kreise; von diesen haben 18 eine
polnische Bevölkerung in Höhe von 75 Prozent,
während in den übrigen ö Kreisen die pol¬
nische Bevölkerung mehr als 5V Prozent der
Gesamtbevölkerung ausmacht und in de"
3 letzten Kreisen weniger als 50 Prozent
beträgt.

Das GroßherzogtuM Posen kann demnach
mit vollem Recht als ein überwiegend pol¬
nisches Gebiet angesehen Und in seiner <V""
samtheit Großpolen zugeteilt werden.

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Materialien zur ostdeutschen Lr-age

Eine französische Denkschrift über die Ansprüche
der Polen

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Die„DsutscheAllgemeineZsitung"Ur.12S
vom 15. März veröffentlicht einen Bericht, den
Herr Ernest Denis, Referent für Polen in
der dem Ministerium der auswärtigen An¬
gelegenheiten in Paris zugeteilten Polnischen
Kommission, seiner vorgesetzten Behörde er¬
stattet hat. Der Bericht lautet in Übersetzung
folgendermaßen:

Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten.
23. Dezember 1918.

Die ethnographischen Verhältnisse als ma߬
gebende Grundlage für die Rückerstattung
der deutsch-polnischen Gebiete »n Polen.

Unter all den territorialen Problemen,
die dieser „Krieg für die Freiheit" auf¬
geworfen hat, ist das Problem „Polen'" eines
der brennend wichtigsten geworden. Sowohl
ideologische Gesichtspunkte, wie die traditio¬
nelle Freundschaft mit Frankreich, ferner die
Rolle, die Polen bei der Vernichtung der
beiden Zentren der Gewalt und der Unter¬
drückung, der russischen und deutschen Kaiser¬
reiche, spielte, die geographische Lage, die
Polen zum Bollwerk gegen die Barbaren
Asiens macht, alle diese Gesichtspunkte ver¬
langen von uns gebieterisch die Wahrung
der Polnischen Interessen. ,

Kein anderes Land, das diesem großen
Kreuzzuge seine Entstehung verdankt, den
die freien Völker für das Wohl der Schwester-
nationen und der ganzen bisher durch will¬
kürliche Gewalt bedrückten Menschheit geführt
haben, gibt ein klareres und genaueres Bild
straffer Geschlossenheit aller national-polnischen
Elemente in den bisher an Polen noch nicht
zurückerstatteten Gebieten, das nach den Be¬
stimmungen des Waffenstillstandsvertrages
alle Polnischen Gebiete einheitlich umfassen
soll, als gerade die Provinz Posen.

Diese Gebietsteile bilden einen Teil
Preußisch-Polens, und die Berechtigung ihrer
„Desllnnexion"wird größtenteils vonDeutsch-
land bestritten. Hier sind indes Zahlen, die
uns genau erkennen lassen, wie weit man das
Nationalitätsprinzip — das einzige Kriterium
bei Streitigkeiten zwischen Völkern — auf

[Spaltenumbruch]

den Teil der groß-polnischen Nation zur An¬
wendung bringen kann, der sich entgegen
jedem Recht und jeder Gerechtigkeit noch
immer unter der Sklaverei seines jetzt dahin¬
siechenden hundertjährigen Bedrückers, deo
verhaßten Preußens, befindet.

Die polnischen Gebiete, die Preußen zum
Teil noch zu behalten versucht, sind fast voll¬
ständig und in der Mehrzahl der Kreise vor¬
herrschend polnisch. Nur die Grenzgebiete
des alten Russisch-Polen haben aus rein
militärischen Gründen eine verhältnismäßig
starke deutsche Kolonisation erfahren. Im
Innern dieser im übrigen rein polnischen
Gebiete gibt ^ es zwar auch einige deutsche
Zentren, hie und da einige eingestreute
Enklaven und vereinzelte deutsche Gruppen,
die jedoch bei genauer Anwendung des Natio¬
nalitäten-Prinzips ohne jede Bedeutung sind.

Preußisch-Polen zerfällt in folgende vier
Teile:

1. Posen, 1815 aus den beiden Bezirken
des Großherzogtums Warschau-Posen und
Bromberg gebildet.

2. Westpreußen mit den beiden Regie¬
rungsbezirken Danzig und Marienwerder.

3. Ostpreußen mit dem Regierungsbezirk
Altenstein, einem Teil des Regierungsbezirks
Gumbinnen und dem Kreise Oletzko.

4. Schlesien, Regierungsbezirk Oppeln
(in Oberschlesien) und dem Regierungsbezirk
Breslau mit den Kreisen Groß-Wartenberg
und Namslau.

1. Das Groszherzogimn Posen

umsaßt 27 Kreise; von diesen haben 18 eine
polnische Bevölkerung in Höhe von 75 Prozent,
während in den übrigen ö Kreisen die pol¬
nische Bevölkerung mehr als 5V Prozent der
Gesamtbevölkerung ausmacht und in de«
3 letzten Kreisen weniger als 50 Prozent
beträgt.

Das GroßherzogtuM Posen kann demnach
mit vollem Recht als ein überwiegend pol¬
nisches Gebiet angesehen Und in seiner <V»»
samtheit Großpolen zugeteilt werden.

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[0364] Materialien zur ostdeutschen Lr-age Eine französische Denkschrift über die Ansprüche der Polen Die„DsutscheAllgemeineZsitung"Ur.12S vom 15. März veröffentlicht einen Bericht, den Herr Ernest Denis, Referent für Polen in der dem Ministerium der auswärtigen An¬ gelegenheiten in Paris zugeteilten Polnischen Kommission, seiner vorgesetzten Behörde er¬ stattet hat. Der Bericht lautet in Übersetzung folgendermaßen: Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten. 23. Dezember 1918. Die ethnographischen Verhältnisse als ma߬ gebende Grundlage für die Rückerstattung der deutsch-polnischen Gebiete »n Polen. Unter all den territorialen Problemen, die dieser „Krieg für die Freiheit" auf¬ geworfen hat, ist das Problem „Polen'" eines der brennend wichtigsten geworden. Sowohl ideologische Gesichtspunkte, wie die traditio¬ nelle Freundschaft mit Frankreich, ferner die Rolle, die Polen bei der Vernichtung der beiden Zentren der Gewalt und der Unter¬ drückung, der russischen und deutschen Kaiser¬ reiche, spielte, die geographische Lage, die Polen zum Bollwerk gegen die Barbaren Asiens macht, alle diese Gesichtspunkte ver¬ langen von uns gebieterisch die Wahrung der Polnischen Interessen. , Kein anderes Land, das diesem großen Kreuzzuge seine Entstehung verdankt, den die freien Völker für das Wohl der Schwester- nationen und der ganzen bisher durch will¬ kürliche Gewalt bedrückten Menschheit geführt haben, gibt ein klareres und genaueres Bild straffer Geschlossenheit aller national-polnischen Elemente in den bisher an Polen noch nicht zurückerstatteten Gebieten, das nach den Be¬ stimmungen des Waffenstillstandsvertrages alle Polnischen Gebiete einheitlich umfassen soll, als gerade die Provinz Posen. Diese Gebietsteile bilden einen Teil Preußisch-Polens, und die Berechtigung ihrer „Desllnnexion"wird größtenteils vonDeutsch- land bestritten. Hier sind indes Zahlen, die uns genau erkennen lassen, wie weit man das Nationalitätsprinzip — das einzige Kriterium bei Streitigkeiten zwischen Völkern — auf den Teil der groß-polnischen Nation zur An¬ wendung bringen kann, der sich entgegen jedem Recht und jeder Gerechtigkeit noch immer unter der Sklaverei seines jetzt dahin¬ siechenden hundertjährigen Bedrückers, deo verhaßten Preußens, befindet. Die polnischen Gebiete, die Preußen zum Teil noch zu behalten versucht, sind fast voll¬ ständig und in der Mehrzahl der Kreise vor¬ herrschend polnisch. Nur die Grenzgebiete des alten Russisch-Polen haben aus rein militärischen Gründen eine verhältnismäßig starke deutsche Kolonisation erfahren. Im Innern dieser im übrigen rein polnischen Gebiete gibt ^ es zwar auch einige deutsche Zentren, hie und da einige eingestreute Enklaven und vereinzelte deutsche Gruppen, die jedoch bei genauer Anwendung des Natio¬ nalitäten-Prinzips ohne jede Bedeutung sind. Preußisch-Polen zerfällt in folgende vier Teile: 1. Posen, 1815 aus den beiden Bezirken des Großherzogtums Warschau-Posen und Bromberg gebildet. 2. Westpreußen mit den beiden Regie¬ rungsbezirken Danzig und Marienwerder. 3. Ostpreußen mit dem Regierungsbezirk Altenstein, einem Teil des Regierungsbezirks Gumbinnen und dem Kreise Oletzko. 4. Schlesien, Regierungsbezirk Oppeln (in Oberschlesien) und dem Regierungsbezirk Breslau mit den Kreisen Groß-Wartenberg und Namslau. 1. Das Groszherzogimn Posen umsaßt 27 Kreise; von diesen haben 18 eine polnische Bevölkerung in Höhe von 75 Prozent, während in den übrigen ö Kreisen die pol¬ nische Bevölkerung mehr als 5V Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht und in de« 3 letzten Kreisen weniger als 50 Prozent beträgt. Das GroßherzogtuM Posen kann demnach mit vollem Recht als ein überwiegend pol¬ nisches Gebiet angesehen Und in seiner <V»» samtheit Großpolen zugeteilt werden.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/364>, abgerufen am 29.04.2024.