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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

Die posener Verhandlungen

[Beginn Spaltensatz]

Berichte über den Berlins der Ver¬
handlungen. Die Verhandlungen füllten die
Demarkationslinie gegen die Polen genau
festsetzen und die aus dem Trierer Abkommen
vom 16. Februar für das von den Polen
besetzte deutsche Gebiet sich ergebenden Wirt-
fchafls-, Verkehrs- und Verwallungsfragen
regeln. Die deutsche Kommilsion bestand aus
Freiherrn von Rechenberg, Dr. Drews (früherer
Minister des Innern), Generalmajor Dommes
als Missionsmitgliedern, ferner Rittmeister
von Brentano-Tremezzo, Negierungsass.ssor
Krahner-Möllenberg, Majore von Falken¬
hausen und Böhm, Herrn Schobert (von der
Obersten Heeresleitung), Oberst Schuhmacher
"ins dem Kriegsministerium, Legationssekretär
von Heutig (Dolmetscher), Pressevertreter
Müller-Neudorf.

Auf feiten der Entente bestand die
Kommission aus dem französischen Botschafter
Nvulens als Vorsitzenden, dem französischen
General Dupont, dem großbritannischen Ge¬
sandten urit bevollmächtigten Minister Howard,
dem italienischen Gesandten und bevoll¬
mächtigten MinisterMontagna.demilalienischen
General Nomey, dem General Kermann als
Vertreter der Vereinigten Staaten und dem
General Niessel, Den Herren stand ein großer
Stab von Adjutanten und Offizieren zur
Seite.

Als Ort der Verhandlungen war Brom¬
berg vereinbart.

In der ersten Zusammenkunft der inter-
allierten und deutschen Kommission zur
Regelung der Ostfragen auf dem Bahnhof
Kreuz am ö. März erklärte General Dommes,
der Vertreter der deutschen O, H, L,, daß
deutscherseits der Befehl zur Einstellung der
Feindseligkeiten bereits erteilt worden ist.
Aus Anlaß sowohl deutscher wie Polnischer
Klagen über die Nichteinhaltung des Waffen¬
stillstandes wurde beschlossen, auf beiden
Seilen eine Untersuchungskommission, be¬
stehend aus je drei Offizieren, einzusetzen,
welche alle Fälle von Verletzungen des Ver¬
trages prüfen, das Material sammeln und
ihren Hauptkommissionen vorlegen sollen.
Diese beiderseitigen Unterkommissionen sollen
gleichzeitig die Frage der Festsetzung der
Demarkationslinie bearbeiten.

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Am 6. März abends trafen, in Bromberg
eine Reihe deutscher Vertreter der Waffen¬
stillstands kommission, des Auswärtigen Armes,
der O. H L. und der Preußischen Verwaltung
ein. Bis tief in die Nacht hinein fanden
Besprechungen im engsten Kreise mit Ver¬
tretern der Zivil- und Militärbehörden statt.
Am 6, März um 9 Uhr wurde im Regierungs-
gebäude unter Leitung des Regierungs¬
präsidenten eine Sitzung abgehalten, in der
die Führer der deutschen Abordnung, Wirk¬
licher Geh. Rat Gouverneur a, D. Freiherr
von Rechenborg und inaktiver Staat-?minister
Drews, die Wünsche der deutschen Bevölkerung
entgegennahmen. Erschienen waren Vertreter
des Arbeiier- und Soldatenrats, der Militär-
und Zivilbehörden, der Landkreise Brombsrg,
Wirsitz und Czarnikau, der Stadt Ratel, der
Handels-, der Handwerkskammer und stell¬
vertretenden Landwirtschaftskammer, des
Deutschen Volksruts, des Deutschen Bürger-
rctts, der Beamtenverbände, sowie der
Flüchtlingskommissar. Um 12 Uhr empfingen
die Exzellenzen von Rechenberg und Drews
eine aus drei Herren bestehende Polnische
Abordnung, die Polnische Wünsche zum Vor¬
trag brachte.

Berlin, 12. März. (Amtlich).
. . . Da sich die alliierten Vertreter entgegen
der getroffenen Vereinbarung weigerten, in
Bromberg zu verhandeln und kroß der
deutschen Einsprüche auf ihrem Standpunkt
behnriten, einigte man sich schließlich auf
Posen als Verhandlrmgsvrt. Die inter¬
alliierte Kommission reiste von Kreuz direkt
nach Posen. Die deutsche Kommission begab
sich zunächst nach Bromoerg. Am Nachmittag
des 6. März trat sie dann über Kreuz die
Reise nach Posen an. Beim Betreten des
von den Polen besetzten deutschen Ge¬
bietes wurden die deutschen Vertreter unter
scharfe militärische Bewachung gestellt und
denselben Freiheitsbeschränkungen unter¬
worfen, die für d e ersten Verhandlungen in
Trier seitens des Marschalls Fons angeordnet
Worden waren. Die Fahrt der deutschen
Kommission vom Bahnhof Posen nach dem
ihr zugewiesenen Quartier erfolgte in offenen
Droschken unter militärischer Begleitung. Im
Hotel warden die deutschen Delegierten so-

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Materialien zur ostdeutschen Frage

Die posener Verhandlungen

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Berichte über den Berlins der Ver¬
handlungen. Die Verhandlungen füllten die
Demarkationslinie gegen die Polen genau
festsetzen und die aus dem Trierer Abkommen
vom 16. Februar für das von den Polen
besetzte deutsche Gebiet sich ergebenden Wirt-
fchafls-, Verkehrs- und Verwallungsfragen
regeln. Die deutsche Kommilsion bestand aus
Freiherrn von Rechenberg, Dr. Drews (früherer
Minister des Innern), Generalmajor Dommes
als Missionsmitgliedern, ferner Rittmeister
von Brentano-Tremezzo, Negierungsass.ssor
Krahner-Möllenberg, Majore von Falken¬
hausen und Böhm, Herrn Schobert (von der
Obersten Heeresleitung), Oberst Schuhmacher
«ins dem Kriegsministerium, Legationssekretär
von Heutig (Dolmetscher), Pressevertreter
Müller-Neudorf.

Auf feiten der Entente bestand die
Kommission aus dem französischen Botschafter
Nvulens als Vorsitzenden, dem französischen
General Dupont, dem großbritannischen Ge¬
sandten urit bevollmächtigten Minister Howard,
dem italienischen Gesandten und bevoll¬
mächtigten MinisterMontagna.demilalienischen
General Nomey, dem General Kermann als
Vertreter der Vereinigten Staaten und dem
General Niessel, Den Herren stand ein großer
Stab von Adjutanten und Offizieren zur
Seite.

Als Ort der Verhandlungen war Brom¬
berg vereinbart.

In der ersten Zusammenkunft der inter-
allierten und deutschen Kommission zur
Regelung der Ostfragen auf dem Bahnhof
Kreuz am ö. März erklärte General Dommes,
der Vertreter der deutschen O, H, L,, daß
deutscherseits der Befehl zur Einstellung der
Feindseligkeiten bereits erteilt worden ist.
Aus Anlaß sowohl deutscher wie Polnischer
Klagen über die Nichteinhaltung des Waffen¬
stillstandes wurde beschlossen, auf beiden
Seilen eine Untersuchungskommission, be¬
stehend aus je drei Offizieren, einzusetzen,
welche alle Fälle von Verletzungen des Ver¬
trages prüfen, das Material sammeln und
ihren Hauptkommissionen vorlegen sollen.
Diese beiderseitigen Unterkommissionen sollen
gleichzeitig die Frage der Festsetzung der
Demarkationslinie bearbeiten.

[Spaltenumbruch]

Am 6. März abends trafen, in Bromberg
eine Reihe deutscher Vertreter der Waffen¬
stillstands kommission, des Auswärtigen Armes,
der O. H L. und der Preußischen Verwaltung
ein. Bis tief in die Nacht hinein fanden
Besprechungen im engsten Kreise mit Ver¬
tretern der Zivil- und Militärbehörden statt.
Am 6, März um 9 Uhr wurde im Regierungs-
gebäude unter Leitung des Regierungs¬
präsidenten eine Sitzung abgehalten, in der
die Führer der deutschen Abordnung, Wirk¬
licher Geh. Rat Gouverneur a, D. Freiherr
von Rechenborg und inaktiver Staat-?minister
Drews, die Wünsche der deutschen Bevölkerung
entgegennahmen. Erschienen waren Vertreter
des Arbeiier- und Soldatenrats, der Militär-
und Zivilbehörden, der Landkreise Brombsrg,
Wirsitz und Czarnikau, der Stadt Ratel, der
Handels-, der Handwerkskammer und stell¬
vertretenden Landwirtschaftskammer, des
Deutschen Volksruts, des Deutschen Bürger-
rctts, der Beamtenverbände, sowie der
Flüchtlingskommissar. Um 12 Uhr empfingen
die Exzellenzen von Rechenberg und Drews
eine aus drei Herren bestehende Polnische
Abordnung, die Polnische Wünsche zum Vor¬
trag brachte.

Berlin, 12. März. (Amtlich).
. . . Da sich die alliierten Vertreter entgegen
der getroffenen Vereinbarung weigerten, in
Bromberg zu verhandeln und kroß der
deutschen Einsprüche auf ihrem Standpunkt
behnriten, einigte man sich schließlich auf
Posen als Verhandlrmgsvrt. Die inter¬
alliierte Kommission reiste von Kreuz direkt
nach Posen. Die deutsche Kommission begab
sich zunächst nach Bromoerg. Am Nachmittag
des 6. März trat sie dann über Kreuz die
Reise nach Posen an. Beim Betreten des
von den Polen besetzten deutschen Ge¬
bietes wurden die deutschen Vertreter unter
scharfe militärische Bewachung gestellt und
denselben Freiheitsbeschränkungen unter¬
worfen, die für d e ersten Verhandlungen in
Trier seitens des Marschalls Fons angeordnet
Worden waren. Die Fahrt der deutschen
Kommission vom Bahnhof Posen nach dem
ihr zugewiesenen Quartier erfolgte in offenen
Droschken unter militärischer Begleitung. Im
Hotel warden die deutschen Delegierten so-

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[0372] Materialien zur ostdeutschen Frage Die posener Verhandlungen Berichte über den Berlins der Ver¬ handlungen. Die Verhandlungen füllten die Demarkationslinie gegen die Polen genau festsetzen und die aus dem Trierer Abkommen vom 16. Februar für das von den Polen besetzte deutsche Gebiet sich ergebenden Wirt- fchafls-, Verkehrs- und Verwallungsfragen regeln. Die deutsche Kommilsion bestand aus Freiherrn von Rechenberg, Dr. Drews (früherer Minister des Innern), Generalmajor Dommes als Missionsmitgliedern, ferner Rittmeister von Brentano-Tremezzo, Negierungsass.ssor Krahner-Möllenberg, Majore von Falken¬ hausen und Böhm, Herrn Schobert (von der Obersten Heeresleitung), Oberst Schuhmacher «ins dem Kriegsministerium, Legationssekretär von Heutig (Dolmetscher), Pressevertreter Müller-Neudorf. Auf feiten der Entente bestand die Kommission aus dem französischen Botschafter Nvulens als Vorsitzenden, dem französischen General Dupont, dem großbritannischen Ge¬ sandten urit bevollmächtigten Minister Howard, dem italienischen Gesandten und bevoll¬ mächtigten MinisterMontagna.demilalienischen General Nomey, dem General Kermann als Vertreter der Vereinigten Staaten und dem General Niessel, Den Herren stand ein großer Stab von Adjutanten und Offizieren zur Seite. Als Ort der Verhandlungen war Brom¬ berg vereinbart. In der ersten Zusammenkunft der inter- allierten und deutschen Kommission zur Regelung der Ostfragen auf dem Bahnhof Kreuz am ö. März erklärte General Dommes, der Vertreter der deutschen O, H, L,, daß deutscherseits der Befehl zur Einstellung der Feindseligkeiten bereits erteilt worden ist. Aus Anlaß sowohl deutscher wie Polnischer Klagen über die Nichteinhaltung des Waffen¬ stillstandes wurde beschlossen, auf beiden Seilen eine Untersuchungskommission, be¬ stehend aus je drei Offizieren, einzusetzen, welche alle Fälle von Verletzungen des Ver¬ trages prüfen, das Material sammeln und ihren Hauptkommissionen vorlegen sollen. Diese beiderseitigen Unterkommissionen sollen gleichzeitig die Frage der Festsetzung der Demarkationslinie bearbeiten. Am 6. März abends trafen, in Bromberg eine Reihe deutscher Vertreter der Waffen¬ stillstands kommission, des Auswärtigen Armes, der O. H L. und der Preußischen Verwaltung ein. Bis tief in die Nacht hinein fanden Besprechungen im engsten Kreise mit Ver¬ tretern der Zivil- und Militärbehörden statt. Am 6, März um 9 Uhr wurde im Regierungs- gebäude unter Leitung des Regierungs¬ präsidenten eine Sitzung abgehalten, in der die Führer der deutschen Abordnung, Wirk¬ licher Geh. Rat Gouverneur a, D. Freiherr von Rechenborg und inaktiver Staat-?minister Drews, die Wünsche der deutschen Bevölkerung entgegennahmen. Erschienen waren Vertreter des Arbeiier- und Soldatenrats, der Militär- und Zivilbehörden, der Landkreise Brombsrg, Wirsitz und Czarnikau, der Stadt Ratel, der Handels-, der Handwerkskammer und stell¬ vertretenden Landwirtschaftskammer, des Deutschen Volksruts, des Deutschen Bürger- rctts, der Beamtenverbände, sowie der Flüchtlingskommissar. Um 12 Uhr empfingen die Exzellenzen von Rechenberg und Drews eine aus drei Herren bestehende Polnische Abordnung, die Polnische Wünsche zum Vor¬ trag brachte. Berlin, 12. März. (Amtlich). . . . Da sich die alliierten Vertreter entgegen der getroffenen Vereinbarung weigerten, in Bromberg zu verhandeln und kroß der deutschen Einsprüche auf ihrem Standpunkt behnriten, einigte man sich schließlich auf Posen als Verhandlrmgsvrt. Die inter¬ alliierte Kommission reiste von Kreuz direkt nach Posen. Die deutsche Kommission begab sich zunächst nach Bromoerg. Am Nachmittag des 6. März trat sie dann über Kreuz die Reise nach Posen an. Beim Betreten des von den Polen besetzten deutschen Ge¬ bietes wurden die deutschen Vertreter unter scharfe militärische Bewachung gestellt und denselben Freiheitsbeschränkungen unter¬ worfen, die für d e ersten Verhandlungen in Trier seitens des Marschalls Fons angeordnet Worden waren. Die Fahrt der deutschen Kommission vom Bahnhof Posen nach dem ihr zugewiesenen Quartier erfolgte in offenen Droschken unter militärischer Begleitung. Im Hotel warden die deutschen Delegierten so-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/372>, abgerufen am 29.04.2024.