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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage
I. Unser zahlenmäßiges Übergewicht.
1. Wir Deutschen bilden in Berthchen die starke Mehrheit.

Es wohnten in Berthchen:

Davon
Im JahreinsgesamtDeutsche""PolenDeutsch also Pro"
18591813I!!>634780.86
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191044732961°)15 < 266.17
191450973427167067,25

Die Verschlechterung von 1870 ab wird erklärt

1. durch den Bau der Bahn Berlin--Posen (68--70) und die infolge-
dessen entstandene Großindustrie -- Zuzug und Ansiedlung polnischer
Arbeiter --,
2. durch die Versuche der Bank Ludowy und des Marcinkowski-Vereins.
einen bodenständigen polnischen Mittelstand zu schaffen.
2. Wir Deutsche haben die Stadt Berthchen gegründet.

Wir Deutsche sind in Berthchen die Bodenständigen und Eingesessenen! die
Polen sind die Zugewanderten.

Von den Beutschener Familien sind ununterbrochen in Berthchen ansässig:

Deutsche Familien Polnische Familien
seit mehr als 150 Jahren 12 --
" " " 100 - ., 12 3
" " " 80 " 8 4

Die 1755 begonnenen Protokollbücher der Tischler-, Schmiede-, Schlosser¬
und Stellmacherinnungen sind in deutscher Sprache geführt. Die Meister waren
sämtlich deutsch. -- Die Bäckerinnung hatte unter 13 Meistern, die Müllerinnung
unter 12 Meistern je einen Polen. Die Schneiderinnung zählte unter 13 Mil--
gliedern 2 Polen.

Berthchen ist demnach keine "künstlich aufgepfropfte Beamtensiedlung",
sondern seit Jahrhunderten urdeutsch.

3. Das Deutschtum Bentschens liegt nicht isoliert, ist nicht Diaspora,
sondern, ist Teil einer zusammenhängenden Masse rein deutscher
Bevölkerung.

Berthchen gehend zu dem fast ganz deutschen Kreise Meseritz, der nach der
Volkszählung von 1910 umfaßt:.

41059 Deutsche, 12 207 Polen, d. h. 77 Proz. Deutsche.

Aus der beigefügten Karte 1:200 000 geht hervor, daß auch der Land-
twnzeibezirk (Distrikt Berthchen) nicht nur westlich der Stadt, sondern ganz besonders
^>es nach Osten hin einen überwiegend deutschen Charakter trägt. Nach der
^ottszähluiig von 1910 hat der Landpolizeibezirk Berthchen (ausschließlich Stadt)c>d->0 Deutsche, 4223 Polen, d h, 57 Proz. Deutsche.

. Noch stärker betont ist der deuiscke Charakter der nördlich, östlich und südlich
anschließenden Landpolizeibezirke. Nach der Volkszählung von 1910 hat der nörd-
We Landpulizcibezirk (Tirschtiegel) einschließlich Stadt Tirschtiegel: 7307 Deutsche,
Polen, d. h. 90 Proz. Deuische; der südliche (UnrpKstadt) einschließlich der
Awdte Unruhstadt, Kopniö und Bomst 7646 Deutsche, 3975 Polen, d. h. 66 Proz.
Zutsche,




A statistisches Material über die Zwischenzeit fehlt.
°
) Davon 107 Juden.
5*
Materialien zur ostdeutschen Frage
I. Unser zahlenmäßiges Übergewicht.
1. Wir Deutschen bilden in Berthchen die starke Mehrheit.

Es wohnten in Berthchen:

Davon
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Die Verschlechterung von 1870 ab wird erklärt

1. durch den Bau der Bahn Berlin—Posen (68—70) und die infolge-
dessen entstandene Großindustrie — Zuzug und Ansiedlung polnischer
Arbeiter —,
2. durch die Versuche der Bank Ludowy und des Marcinkowski-Vereins.
einen bodenständigen polnischen Mittelstand zu schaffen.
2. Wir Deutsche haben die Stadt Berthchen gegründet.

Wir Deutsche sind in Berthchen die Bodenständigen und Eingesessenen! die
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Von den Beutschener Familien sind ununterbrochen in Berthchen ansässig:

Deutsche Familien Polnische Familien
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Die 1755 begonnenen Protokollbücher der Tischler-, Schmiede-, Schlosser¬
und Stellmacherinnungen sind in deutscher Sprache geführt. Die Meister waren
sämtlich deutsch. — Die Bäckerinnung hatte unter 13 Meistern, die Müllerinnung
unter 12 Meistern je einen Polen. Die Schneiderinnung zählte unter 13 Mil--
gliedern 2 Polen.

Berthchen ist demnach keine „künstlich aufgepfropfte Beamtensiedlung",
sondern seit Jahrhunderten urdeutsch.

3. Das Deutschtum Bentschens liegt nicht isoliert, ist nicht Diaspora,
sondern, ist Teil einer zusammenhängenden Masse rein deutscher
Bevölkerung.

Berthchen gehend zu dem fast ganz deutschen Kreise Meseritz, der nach der
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^>es nach Osten hin einen überwiegend deutschen Charakter trägt. Nach der
^ottszähluiig von 1910 hat der Landpolizeibezirk Berthchen (ausschließlich Stadt)c>d->0 Deutsche, 4223 Polen, d h, 57 Proz. Deutsche.

. Noch stärker betont ist der deuiscke Charakter der nördlich, östlich und südlich
anschließenden Landpolizeibezirke. Nach der Volkszählung von 1910 hat der nörd-
We Landpulizcibezirk (Tirschtiegel) einschließlich Stadt Tirschtiegel: 7307 Deutsche,
Polen, d. h. 90 Proz. Deuische; der südliche (UnrpKstadt) einschließlich der
Awdte Unruhstadt, Kopniö und Bomst 7646 Deutsche, 3975 Polen, d. h. 66 Proz.
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A statistisches Material über die Zwischenzeit fehlt.
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[0387] Materialien zur ostdeutschen Frage I. Unser zahlenmäßiges Übergewicht. 1. Wir Deutschen bilden in Berthchen die starke Mehrheit. Es wohnten in Berthchen: Davon Im JahreinsgesamtDeutsche""PolenDeutsch also Pro» 18591813I!!>634780.86 187022991944355>84,56 .... 2) l895M581873148555,78 190037872547124067,26 190589052654125168.00 191044732961°)15 < 266.17 191450973427167067,25 Die Verschlechterung von 1870 ab wird erklärt 1. durch den Bau der Bahn Berlin—Posen (68—70) und die infolge- dessen entstandene Großindustrie — Zuzug und Ansiedlung polnischer Arbeiter —, 2. durch die Versuche der Bank Ludowy und des Marcinkowski-Vereins. einen bodenständigen polnischen Mittelstand zu schaffen. 2. Wir Deutsche haben die Stadt Berthchen gegründet. Wir Deutsche sind in Berthchen die Bodenständigen und Eingesessenen! die Polen sind die Zugewanderten. Von den Beutschener Familien sind ununterbrochen in Berthchen ansässig: Deutsche Familien Polnische Familien seit mehr als 150 Jahren 12 — „ „ „ 100 - ., 12 3 „ „ „ 80 „ 8 4 Die 1755 begonnenen Protokollbücher der Tischler-, Schmiede-, Schlosser¬ und Stellmacherinnungen sind in deutscher Sprache geführt. Die Meister waren sämtlich deutsch. — Die Bäckerinnung hatte unter 13 Meistern, die Müllerinnung unter 12 Meistern je einen Polen. Die Schneiderinnung zählte unter 13 Mil-- gliedern 2 Polen. Berthchen ist demnach keine „künstlich aufgepfropfte Beamtensiedlung", sondern seit Jahrhunderten urdeutsch. 3. Das Deutschtum Bentschens liegt nicht isoliert, ist nicht Diaspora, sondern, ist Teil einer zusammenhängenden Masse rein deutscher Bevölkerung. Berthchen gehend zu dem fast ganz deutschen Kreise Meseritz, der nach der Volkszählung von 1910 umfaßt:. 41059 Deutsche, 12 207 Polen, d. h. 77 Proz. Deutsche. Aus der beigefügten Karte 1:200 000 geht hervor, daß auch der Land- twnzeibezirk (Distrikt Berthchen) nicht nur westlich der Stadt, sondern ganz besonders ^>es nach Osten hin einen überwiegend deutschen Charakter trägt. Nach der ^ottszähluiig von 1910 hat der Landpolizeibezirk Berthchen (ausschließlich Stadt)c>d->0 Deutsche, 4223 Polen, d h, 57 Proz. Deutsche. . Noch stärker betont ist der deuiscke Charakter der nördlich, östlich und südlich anschließenden Landpolizeibezirke. Nach der Volkszählung von 1910 hat der nörd- We Landpulizcibezirk (Tirschtiegel) einschließlich Stadt Tirschtiegel: 7307 Deutsche, Polen, d. h. 90 Proz. Deuische; der südliche (UnrpKstadt) einschließlich der Awdte Unruhstadt, Kopniö und Bomst 7646 Deutsche, 3975 Polen, d. h. 66 Proz. Zutsche, A statistisches Material über die Zwischenzeit fehlt. ° ) Davon 107 Juden. 5*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/387>, abgerufen am 29.04.2024.