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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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[Beginn Spaltensatz]

Entrechtung deutscher Beamten in Posen.
Auf Anordnung des Kommissariats des
Obersten polnischen Volksrats gibt der Ober-
postdirektor in Posen bekannt, daß diejenigen
Beamten und Unterbeamten, welche im
Grenzschutz Dienst getan haben, unter keiner
Bedingung wieder eingestellt werden, und
daß deren Angehörigen sämtliche Unter¬
stützungen entzogen werden. Das gleiche gilt
für dienigen Beamten, deren Söhne das
21. Lebensjahr noch nicht überschritten und
ebenfalls im Grenzschutz Dienst getan oder
noch Dienst tun.

(Tgl. Rundschau Ur. 160 vom 31^ März.)

Den Polen fehlt es an Lehrkräften. Der
oberste Polnische Volksrat hat sich gezwungen
gesehen, seinen Erlaß über Absetzung aller
deutschen Oberlehrer und Studienassessoren
aufzuheben. Der Grund ist auf die Erkenntnis
zurückzuführen, daß es den Polen nach dem
1. April derart an Lehrkräften fehlen würde,
daß der Schulbetrieb vollständig eingestellt
werden müßte.

(Voss. Ztg. Ur. 166 vom S1. März.)

Polnische Amtssprache. Auf Anordnung
des Kreis- und Stadtkommandanten zuHohen-

[Spaltenumbruch]

salza ist in der Stadt und Kreis Hohensalza
die Amtssprache polnisch. Sie kann deshalb
bei sämtlichen Behörden schriftlich wie münd¬
lich angewendet werden. Beamte, die sich
dieser Verfügung widersetzen, werden mit
Verweisung aus dem Amte bzw. mit Geld¬
strafe bis 600 Mark oder mit einer und der
anderen Strafe bestraft.

(Lolalanz. Ur. 141 vom 31. März.)

Stadtverordnctenwnhlen in Posen. Bei
den Stadtverordnetenwahlen in Posen er¬
hielten die Deutschen 23 780 Stimmen, die
Nationaljuden 1692, die Polen os 694, die
Sozialdemokraten 2650, ein Wilder 557.
Die Deutschen erhielten also 28 Prozent, die
Nationaljuden 2 Prozent, zusammen also
30 Prozent. An Mandaten erhalten durch
diese Wahlen die Polen 41, die Deutschen 17,
die Sozialdemokraten 1, d'le Juden 1. Unter
den in Polen herrschenden politischen Zwangs¬
zuständen muß dieses Ergebnis für die Deut¬
schen als recht günstig angesehen werden, da
zweifellos viele von ihnen aus begreiflichen
Gründen nicht zur Wahl gegangen sind bzw.
nicht zur Wahl gehen konnten.

(Dtsch. Tagesztg. Ur. 155 vom 27. März.) [Ende Spaltensatz]


Druck: "Der ReichsSote, Berlin SW 11.
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[Beginn Spaltensatz]

Entrechtung deutscher Beamten in Posen.
Auf Anordnung des Kommissariats des
Obersten polnischen Volksrats gibt der Ober-
postdirektor in Posen bekannt, daß diejenigen
Beamten und Unterbeamten, welche im
Grenzschutz Dienst getan haben, unter keiner
Bedingung wieder eingestellt werden, und
daß deren Angehörigen sämtliche Unter¬
stützungen entzogen werden. Das gleiche gilt
für dienigen Beamten, deren Söhne das
21. Lebensjahr noch nicht überschritten und
ebenfalls im Grenzschutz Dienst getan oder
noch Dienst tun.

(Tgl. Rundschau Ur. 160 vom 31^ März.)

Den Polen fehlt es an Lehrkräften. Der
oberste Polnische Volksrat hat sich gezwungen
gesehen, seinen Erlaß über Absetzung aller
deutschen Oberlehrer und Studienassessoren
aufzuheben. Der Grund ist auf die Erkenntnis
zurückzuführen, daß es den Polen nach dem
1. April derart an Lehrkräften fehlen würde,
daß der Schulbetrieb vollständig eingestellt
werden müßte.

(Voss. Ztg. Ur. 166 vom S1. März.)

Polnische Amtssprache. Auf Anordnung
des Kreis- und Stadtkommandanten zuHohen-

[Spaltenumbruch]

salza ist in der Stadt und Kreis Hohensalza
die Amtssprache polnisch. Sie kann deshalb
bei sämtlichen Behörden schriftlich wie münd¬
lich angewendet werden. Beamte, die sich
dieser Verfügung widersetzen, werden mit
Verweisung aus dem Amte bzw. mit Geld¬
strafe bis 600 Mark oder mit einer und der
anderen Strafe bestraft.

(Lolalanz. Ur. 141 vom 31. März.)

Stadtverordnctenwnhlen in Posen. Bei
den Stadtverordnetenwahlen in Posen er¬
hielten die Deutschen 23 780 Stimmen, die
Nationaljuden 1692, die Polen os 694, die
Sozialdemokraten 2650, ein Wilder 557.
Die Deutschen erhielten also 28 Prozent, die
Nationaljuden 2 Prozent, zusammen also
30 Prozent. An Mandaten erhalten durch
diese Wahlen die Polen 41, die Deutschen 17,
die Sozialdemokraten 1, d'le Juden 1. Unter
den in Polen herrschenden politischen Zwangs¬
zuständen muß dieses Ergebnis für die Deut¬
schen als recht günstig angesehen werden, da
zweifellos viele von ihnen aus begreiflichen
Gründen nicht zur Wahl gegangen sind bzw.
nicht zur Wahl gehen konnten.

(Dtsch. Tagesztg. Ur. 155 vom 27. März.) [Ende Spaltensatz]


Druck: „Der ReichsSote, Berlin SW 11.
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[0400] Meine Nachrichten Kieme Nachrichten Entrechtung deutscher Beamten in Posen. Auf Anordnung des Kommissariats des Obersten polnischen Volksrats gibt der Ober- postdirektor in Posen bekannt, daß diejenigen Beamten und Unterbeamten, welche im Grenzschutz Dienst getan haben, unter keiner Bedingung wieder eingestellt werden, und daß deren Angehörigen sämtliche Unter¬ stützungen entzogen werden. Das gleiche gilt für dienigen Beamten, deren Söhne das 21. Lebensjahr noch nicht überschritten und ebenfalls im Grenzschutz Dienst getan oder noch Dienst tun. (Tgl. Rundschau Ur. 160 vom 31^ März.) Den Polen fehlt es an Lehrkräften. Der oberste Polnische Volksrat hat sich gezwungen gesehen, seinen Erlaß über Absetzung aller deutschen Oberlehrer und Studienassessoren aufzuheben. Der Grund ist auf die Erkenntnis zurückzuführen, daß es den Polen nach dem 1. April derart an Lehrkräften fehlen würde, daß der Schulbetrieb vollständig eingestellt werden müßte. (Voss. Ztg. Ur. 166 vom S1. März.) Polnische Amtssprache. Auf Anordnung des Kreis- und Stadtkommandanten zuHohen- salza ist in der Stadt und Kreis Hohensalza die Amtssprache polnisch. Sie kann deshalb bei sämtlichen Behörden schriftlich wie münd¬ lich angewendet werden. Beamte, die sich dieser Verfügung widersetzen, werden mit Verweisung aus dem Amte bzw. mit Geld¬ strafe bis 600 Mark oder mit einer und der anderen Strafe bestraft. (Lolalanz. Ur. 141 vom 31. März.) Stadtverordnctenwnhlen in Posen. Bei den Stadtverordnetenwahlen in Posen er¬ hielten die Deutschen 23 780 Stimmen, die Nationaljuden 1692, die Polen os 694, die Sozialdemokraten 2650, ein Wilder 557. Die Deutschen erhielten also 28 Prozent, die Nationaljuden 2 Prozent, zusammen also 30 Prozent. An Mandaten erhalten durch diese Wahlen die Polen 41, die Deutschen 17, die Sozialdemokraten 1, d'le Juden 1. Unter den in Polen herrschenden politischen Zwangs¬ zuständen muß dieses Ergebnis für die Deut¬ schen als recht günstig angesehen werden, da zweifellos viele von ihnen aus begreiflichen Gründen nicht zur Wahl gegangen sind bzw. nicht zur Wahl gehen konnten. (Dtsch. Tagesztg. Ur. 155 vom 27. März.) Druck: „Der ReichsSote, Berlin SW 11.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/400>, abgerufen am 29.04.2024.