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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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her MWen LilKriite BlilW und WestvMkens


Inhalt: Glossen zum Tage -- Materialien Zur ostdeutschen Frage: Die zahlenmäßige
Stärke der deutschen Bevölkerung in Posen und Westpreußen. Das Deutschtum
und der ländliche Grundbesitz in Posen und Westpreußen. Zur Geschichte der
Stadt und des Kreises Kolmar in Posen. Danzigs Handel. Richtigstellungen
der Denisschen Denkschrift. -- Aus den deutschen Volkräten -- Kleine Nachrichten.


Glossen zum Tage

Feldmarschall von Hindenburg gab einmal vor Jahren einem jungen Offizier,
der sich bei ihm als dem Kommandierenden bis 4. Armeekorps zu melden hatte,
folgendes mit auf den Lebensweg: "Schenken Sie Beachtung jedem, der es im
Leven zu etwas gebracht hat. Möge Ihnen auch mancher Zug im Charakterbilds
eines solchen Mannes unsympathisch erscheinen. Sie müssen sich dessen bewußt
bleiben, daß nur gewisse starke Eigenschaften ihn emporgeoracht haben können."

Sollte dieser Gedanke nicht heule eine ganz besonders gründliche Beachtung
verdienen? Heute, wo alles um uns geborsten erscheint? Sehen wir nicht aller¬
orten auf der politischen Arena Männer mit uns fremden und vielfach unsym¬
pathischen Zügen an den höchsten Stellen, die menschlichem Streben erreichbar
sind? Sind diese Männer alle wirklich nur vom revolutionären Zufall empor¬
gehoben? Dazu verdammt, durch ebensolchen Zufall beseitigt zu werden?

Wenn wir ehrlich sind, so müssen wir uns eingestehen, daß die meisten von
denen, die heute am Reichssteuer stehen, langsam in mühevoller, harter und selbst¬
loser Arbeit den, steilen Fels zur Macht emporgeklommen sind, und daß sie sich
als uneischrockene Kämpfer erwiesen haben. Hat sie auch die revolutionäre Welle
Zuletzt hochgetragen, so doch nicht als Treibholz, sondern als starke zielbewußte
Schwimmer, die ihr Element, die Revolution, zu meistern verstehen.

Wie oft ging der Ruf nach starken Persönlichkeiten ins Land!

Seien wir klug und weisen wir die Starken unseres Volkes nicht zurück,
Lediglich weil ihre Züge verzerrt erscheinen und erst allgemeiner Zusammenbrach
sie uns sichtbar machen konnte! Sie sind im Augenblick die stärksten Schößlinge
unseres Volksbaumes.

Die Lehre Hindenburgs führt uns zum Verstehen und zeigt uns Wege zum
Aufstieg für das ganze Volk. Denn:


"Kraft ist die Parole des Lebens!"
Georg Lleinow


"Nationale Bestrebungen müssen Beachtung finden! Die Völker sollen
fortan, nur mit ihrer eigenen Zustimmung beherrscht und regiert werden. Das
Selbstbestimmungsrecht ist keine Phrase. Alles, was den Frieden berührt, berührt
dle Menschheit, und nichts ist als feststehend anzusehen, was durch militärische
Macht festgesetzt ist, wenn es unrecht festgesetzt war."

Wilson an den Kongreß am 11. Februar 1918.


Mitteilungen 6
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Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien Zur ostdeutschen Frage: Die zahlenmäßige
Stärke der deutschen Bevölkerung in Posen und Westpreußen. Das Deutschtum
und der ländliche Grundbesitz in Posen und Westpreußen. Zur Geschichte der
Stadt und des Kreises Kolmar in Posen. Danzigs Handel. Richtigstellungen
der Denisschen Denkschrift. — Aus den deutschen Volkräten — Kleine Nachrichten.


Glossen zum Tage

Feldmarschall von Hindenburg gab einmal vor Jahren einem jungen Offizier,
der sich bei ihm als dem Kommandierenden bis 4. Armeekorps zu melden hatte,
folgendes mit auf den Lebensweg: „Schenken Sie Beachtung jedem, der es im
Leven zu etwas gebracht hat. Möge Ihnen auch mancher Zug im Charakterbilds
eines solchen Mannes unsympathisch erscheinen. Sie müssen sich dessen bewußt
bleiben, daß nur gewisse starke Eigenschaften ihn emporgeoracht haben können."

Sollte dieser Gedanke nicht heule eine ganz besonders gründliche Beachtung
verdienen? Heute, wo alles um uns geborsten erscheint? Sehen wir nicht aller¬
orten auf der politischen Arena Männer mit uns fremden und vielfach unsym¬
pathischen Zügen an den höchsten Stellen, die menschlichem Streben erreichbar
sind? Sind diese Männer alle wirklich nur vom revolutionären Zufall empor¬
gehoben? Dazu verdammt, durch ebensolchen Zufall beseitigt zu werden?

Wenn wir ehrlich sind, so müssen wir uns eingestehen, daß die meisten von
denen, die heute am Reichssteuer stehen, langsam in mühevoller, harter und selbst¬
loser Arbeit den, steilen Fels zur Macht emporgeklommen sind, und daß sie sich
als uneischrockene Kämpfer erwiesen haben. Hat sie auch die revolutionäre Welle
Zuletzt hochgetragen, so doch nicht als Treibholz, sondern als starke zielbewußte
Schwimmer, die ihr Element, die Revolution, zu meistern verstehen.

Wie oft ging der Ruf nach starken Persönlichkeiten ins Land!

Seien wir klug und weisen wir die Starken unseres Volkes nicht zurück,
Lediglich weil ihre Züge verzerrt erscheinen und erst allgemeiner Zusammenbrach
sie uns sichtbar machen konnte! Sie sind im Augenblick die stärksten Schößlinge
unseres Volksbaumes.

Die Lehre Hindenburgs führt uns zum Verstehen und zeigt uns Wege zum
Aufstieg für das ganze Volk. Denn:


„Kraft ist die Parole des Lebens!"
Georg Lleinow


„Nationale Bestrebungen müssen Beachtung finden! Die Völker sollen
fortan, nur mit ihrer eigenen Zustimmung beherrscht und regiert werden. Das
Selbstbestimmungsrecht ist keine Phrase. Alles, was den Frieden berührt, berührt
dle Menschheit, und nichts ist als feststehend anzusehen, was durch militärische
Macht festgesetzt ist, wenn es unrecht festgesetzt war."

Wilson an den Kongreß am 11. Februar 1918.


Mitteilungen 6
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[0401] Mitteilungen her MWen LilKriite BlilW und WestvMkens Ur. 6Verantwortlich: Dr. Max Hildebert Bochen Schriftleitung: Bromberg, Weltzienplatz 1"> Fernruf?^r. 32116. April 1919 Inhalt: Glossen zum Tage — Materialien Zur ostdeutschen Frage: Die zahlenmäßige Stärke der deutschen Bevölkerung in Posen und Westpreußen. Das Deutschtum und der ländliche Grundbesitz in Posen und Westpreußen. Zur Geschichte der Stadt und des Kreises Kolmar in Posen. Danzigs Handel. Richtigstellungen der Denisschen Denkschrift. — Aus den deutschen Volkräten — Kleine Nachrichten. Glossen zum Tage Feldmarschall von Hindenburg gab einmal vor Jahren einem jungen Offizier, der sich bei ihm als dem Kommandierenden bis 4. Armeekorps zu melden hatte, folgendes mit auf den Lebensweg: „Schenken Sie Beachtung jedem, der es im Leven zu etwas gebracht hat. Möge Ihnen auch mancher Zug im Charakterbilds eines solchen Mannes unsympathisch erscheinen. Sie müssen sich dessen bewußt bleiben, daß nur gewisse starke Eigenschaften ihn emporgeoracht haben können." Sollte dieser Gedanke nicht heule eine ganz besonders gründliche Beachtung verdienen? Heute, wo alles um uns geborsten erscheint? Sehen wir nicht aller¬ orten auf der politischen Arena Männer mit uns fremden und vielfach unsym¬ pathischen Zügen an den höchsten Stellen, die menschlichem Streben erreichbar sind? Sind diese Männer alle wirklich nur vom revolutionären Zufall empor¬ gehoben? Dazu verdammt, durch ebensolchen Zufall beseitigt zu werden? Wenn wir ehrlich sind, so müssen wir uns eingestehen, daß die meisten von denen, die heute am Reichssteuer stehen, langsam in mühevoller, harter und selbst¬ loser Arbeit den, steilen Fels zur Macht emporgeklommen sind, und daß sie sich als uneischrockene Kämpfer erwiesen haben. Hat sie auch die revolutionäre Welle Zuletzt hochgetragen, so doch nicht als Treibholz, sondern als starke zielbewußte Schwimmer, die ihr Element, die Revolution, zu meistern verstehen. Wie oft ging der Ruf nach starken Persönlichkeiten ins Land! Seien wir klug und weisen wir die Starken unseres Volkes nicht zurück, Lediglich weil ihre Züge verzerrt erscheinen und erst allgemeiner Zusammenbrach sie uns sichtbar machen konnte! Sie sind im Augenblick die stärksten Schößlinge unseres Volksbaumes. Die Lehre Hindenburgs führt uns zum Verstehen und zeigt uns Wege zum Aufstieg für das ganze Volk. Denn: „Kraft ist die Parole des Lebens!" Georg Lleinow „Nationale Bestrebungen müssen Beachtung finden! Die Völker sollen fortan, nur mit ihrer eigenen Zustimmung beherrscht und regiert werden. Das Selbstbestimmungsrecht ist keine Phrase. Alles, was den Frieden berührt, berührt dle Menschheit, und nichts ist als feststehend anzusehen, was durch militärische Macht festgesetzt ist, wenn es unrecht festgesetzt war." Wilson an den Kongreß am 11. Februar 1918. Mitteilungen 6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/401>, abgerufen am 29.04.2024.