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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Materialien zur ostdeutschen Frage

Der preußische Staat, der seit 1772 -- unter Weglassung der kurzen napoleonischen
Episode -- die Reihe der Besitzer schließt, könnte in diesem Falle sich sogar als
Rechtsnachfolger der ersten und alleinigen rechtmüßigen Eigentümer betrachten.

Die heutigen völkerrechtlichen Anschauungen, soweit sie unparteiisch und
vorurteilsfrei sind, kennen aber besser fundierte Rechte, als die Berufung auf
geschichtliche Besitzergreifungen, die, wie aus obigem hervorgeht, jeder Interessent
nach seinen Ansprüchen umzumodeln und auszulegen imstande ist, nämlich die
Rechte, die einem Volke die von ihm geleistete wirtschaftliche und kulturelle
Erschließung eines Landes gibt, das also, was die französische Ausdrucksweise als
"friedliche Durchdringung" im Gegensatz zur "nackten Eroberung" benennt. Nicht
die Nation hat danach Anspruch auf ein Land und ein Herrschaftsrecht auf dessen
Bewohner, die erobert und ihren Besitz festhält, sondern die durch emsige wirt¬
schaftliche und kulturelle Arbeit das Land besiedelt und erschließt, ihm den Stempel
ihres Geistes aufdrückt und somit auf dem Wege der allgemeinen Entwicklung der
Menschheit fortschreitet. Legt man diesen Maßstab, den Engländer und Franzosen,
sobald es sich um ihre Interessen handelt, ausdrücklich als berechtigt anerkennen,
auch in unserem Falle an, so ergibt sich ein Bild, das sowohl dem deutschen
Ansprüche, wie der Forderung historischer Gerechtigkeit Genüge tut.

Deutsche Ansiedler sind es, die im Jahre 1346, gerufen von dem polnischen
König Kasimir, die Stadt Bromberg -- bis dahin bestand daselbst nur eine
Burg -- von Grund auf erbaut, besiedelt und zur Blüte gebracht haben. Deutsche
Sitte und deutsches Recht wurde seit dieser Zeit im Netzedistrikt heimisch und setzte
sich an die Stelle roher barbarisch-polnischer Unkultur. Deutsche Arbeit und
Tüchtigkeit ferner ermöglichten seit 1772 einen abermaligen Aufschwung dieses
durch polnische Mißwirtschaft wiederum an den Rand wirtschaftlichen und kulturellen
Zusammenbruchs gelangten Gebietes.

Deutscher Geist hat das Posener Land befruchtet; seine Segnungen sind
dem polnischen Volke in gleichem Maße zugute gekommen und haben es vor
weiterer Versumpfung bewahrt.

Was will gegen diese unumstößliche Wahrheit die Berufung auf die
"historischen Grenzen" besagen I

Unser ist das Land, denn unser war die Arbeit! '


Vevölkerungskarte Westpreußens

In anschaulicher Weise wird auf der beiliegenden Karte nachgewiesen, daß
eine unbestreitbare polnische Bevölkerung in keinem einzigen der 25 Landkreise
Westpreußens vorhanden ist, denn wenn selbst der ungünstigste Kreis Löbau noch
21 Prozent Deutsche, also über ein Fünftel der Bevölkerung enthält, so kann selbst
er unmöglich als unbestreitbar (indisputably) polnisch, wie es in den 14 Artikeln
Wilsons gefordert wird, angesprochen werden. Außer in ihm betragen nur noch
in zwei Kreisen, Karthaus und Pr. Stargard, die Deutschen weniger als 30 Prozent,
aber mehr als ein Viertel der ganzen Bevölkerung. Zwischen 30 und 35 Prozent haben
drei Kreise, Strasburg, Tuchel und Putzig. Alle anderen zählen über 40 Prozent,
und zwar sechs zwischen 42 und 49 und nicht weniger als dreizehn zwischen 50
und 100 Prozent. In den Kreisen der vier großen, über 20000 Einwohner
zählenden Städte vollends ist die deutsche Mehrheit ganz gewaltig. Sie beträgt
in Elbing 100 Prozent, in Danzig 97 Prozent, in Graudenz 85 Prozent und
selbst in dem nahe an der polnischen Grenze gelegenen Thorn noch 66 Prozent.
Es ist daher ganz selbstverständlich, daß für Westpreußen eine Volksabstimmung
überhaupt nicht in Frage kommt. Denn abgesehen davon, daß die deutsche
Bevölkerung in ihrer Gesamtheit fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht,
nämlich aus rund 1700000 Einwohner rund 1100000, ist auch ihre Verteilung über
das ganze Land hin so gleichmäßig, daß in siebzehn von neunundzwanzig Kreisen
eine deutsche Mehrheit vorhanden ist, in sechs eine starke Minderheit von 42 b:s
44 Prozent, und daß die drei einzigen Kreise, in denen die deutsche Bevölkerung
weniger als 30 Prozent beträgt, wie vereinzelte Inseln aus dem Meere auftauchen-


Materialien zur ostdeutschen Frage

Der preußische Staat, der seit 1772 — unter Weglassung der kurzen napoleonischen
Episode — die Reihe der Besitzer schließt, könnte in diesem Falle sich sogar als
Rechtsnachfolger der ersten und alleinigen rechtmüßigen Eigentümer betrachten.

Die heutigen völkerrechtlichen Anschauungen, soweit sie unparteiisch und
vorurteilsfrei sind, kennen aber besser fundierte Rechte, als die Berufung auf
geschichtliche Besitzergreifungen, die, wie aus obigem hervorgeht, jeder Interessent
nach seinen Ansprüchen umzumodeln und auszulegen imstande ist, nämlich die
Rechte, die einem Volke die von ihm geleistete wirtschaftliche und kulturelle
Erschließung eines Landes gibt, das also, was die französische Ausdrucksweise als
„friedliche Durchdringung" im Gegensatz zur „nackten Eroberung" benennt. Nicht
die Nation hat danach Anspruch auf ein Land und ein Herrschaftsrecht auf dessen
Bewohner, die erobert und ihren Besitz festhält, sondern die durch emsige wirt¬
schaftliche und kulturelle Arbeit das Land besiedelt und erschließt, ihm den Stempel
ihres Geistes aufdrückt und somit auf dem Wege der allgemeinen Entwicklung der
Menschheit fortschreitet. Legt man diesen Maßstab, den Engländer und Franzosen,
sobald es sich um ihre Interessen handelt, ausdrücklich als berechtigt anerkennen,
auch in unserem Falle an, so ergibt sich ein Bild, das sowohl dem deutschen
Ansprüche, wie der Forderung historischer Gerechtigkeit Genüge tut.

Deutsche Ansiedler sind es, die im Jahre 1346, gerufen von dem polnischen
König Kasimir, die Stadt Bromberg — bis dahin bestand daselbst nur eine
Burg — von Grund auf erbaut, besiedelt und zur Blüte gebracht haben. Deutsche
Sitte und deutsches Recht wurde seit dieser Zeit im Netzedistrikt heimisch und setzte
sich an die Stelle roher barbarisch-polnischer Unkultur. Deutsche Arbeit und
Tüchtigkeit ferner ermöglichten seit 1772 einen abermaligen Aufschwung dieses
durch polnische Mißwirtschaft wiederum an den Rand wirtschaftlichen und kulturellen
Zusammenbruchs gelangten Gebietes.

Deutscher Geist hat das Posener Land befruchtet; seine Segnungen sind
dem polnischen Volke in gleichem Maße zugute gekommen und haben es vor
weiterer Versumpfung bewahrt.

Was will gegen diese unumstößliche Wahrheit die Berufung auf die
„historischen Grenzen" besagen I

Unser ist das Land, denn unser war die Arbeit! '


Vevölkerungskarte Westpreußens

In anschaulicher Weise wird auf der beiliegenden Karte nachgewiesen, daß
eine unbestreitbare polnische Bevölkerung in keinem einzigen der 25 Landkreise
Westpreußens vorhanden ist, denn wenn selbst der ungünstigste Kreis Löbau noch
21 Prozent Deutsche, also über ein Fünftel der Bevölkerung enthält, so kann selbst
er unmöglich als unbestreitbar (indisputably) polnisch, wie es in den 14 Artikeln
Wilsons gefordert wird, angesprochen werden. Außer in ihm betragen nur noch
in zwei Kreisen, Karthaus und Pr. Stargard, die Deutschen weniger als 30 Prozent,
aber mehr als ein Viertel der ganzen Bevölkerung. Zwischen 30 und 35 Prozent haben
drei Kreise, Strasburg, Tuchel und Putzig. Alle anderen zählen über 40 Prozent,
und zwar sechs zwischen 42 und 49 und nicht weniger als dreizehn zwischen 50
und 100 Prozent. In den Kreisen der vier großen, über 20000 Einwohner
zählenden Städte vollends ist die deutsche Mehrheit ganz gewaltig. Sie beträgt
in Elbing 100 Prozent, in Danzig 97 Prozent, in Graudenz 85 Prozent und
selbst in dem nahe an der polnischen Grenze gelegenen Thorn noch 66 Prozent.
Es ist daher ganz selbstverständlich, daß für Westpreußen eine Volksabstimmung
überhaupt nicht in Frage kommt. Denn abgesehen davon, daß die deutsche
Bevölkerung in ihrer Gesamtheit fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht,
nämlich aus rund 1700000 Einwohner rund 1100000, ist auch ihre Verteilung über
das ganze Land hin so gleichmäßig, daß in siebzehn von neunundzwanzig Kreisen
eine deutsche Mehrheit vorhanden ist, in sechs eine starke Minderheit von 42 b:s
44 Prozent, und daß die drei einzigen Kreise, in denen die deutsche Bevölkerung
weniger als 30 Prozent beträgt, wie vereinzelte Inseln aus dem Meere auftauchen-


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[0434] Materialien zur ostdeutschen Frage Der preußische Staat, der seit 1772 — unter Weglassung der kurzen napoleonischen Episode — die Reihe der Besitzer schließt, könnte in diesem Falle sich sogar als Rechtsnachfolger der ersten und alleinigen rechtmüßigen Eigentümer betrachten. Die heutigen völkerrechtlichen Anschauungen, soweit sie unparteiisch und vorurteilsfrei sind, kennen aber besser fundierte Rechte, als die Berufung auf geschichtliche Besitzergreifungen, die, wie aus obigem hervorgeht, jeder Interessent nach seinen Ansprüchen umzumodeln und auszulegen imstande ist, nämlich die Rechte, die einem Volke die von ihm geleistete wirtschaftliche und kulturelle Erschließung eines Landes gibt, das also, was die französische Ausdrucksweise als „friedliche Durchdringung" im Gegensatz zur „nackten Eroberung" benennt. Nicht die Nation hat danach Anspruch auf ein Land und ein Herrschaftsrecht auf dessen Bewohner, die erobert und ihren Besitz festhält, sondern die durch emsige wirt¬ schaftliche und kulturelle Arbeit das Land besiedelt und erschließt, ihm den Stempel ihres Geistes aufdrückt und somit auf dem Wege der allgemeinen Entwicklung der Menschheit fortschreitet. Legt man diesen Maßstab, den Engländer und Franzosen, sobald es sich um ihre Interessen handelt, ausdrücklich als berechtigt anerkennen, auch in unserem Falle an, so ergibt sich ein Bild, das sowohl dem deutschen Ansprüche, wie der Forderung historischer Gerechtigkeit Genüge tut. Deutsche Ansiedler sind es, die im Jahre 1346, gerufen von dem polnischen König Kasimir, die Stadt Bromberg — bis dahin bestand daselbst nur eine Burg — von Grund auf erbaut, besiedelt und zur Blüte gebracht haben. Deutsche Sitte und deutsches Recht wurde seit dieser Zeit im Netzedistrikt heimisch und setzte sich an die Stelle roher barbarisch-polnischer Unkultur. Deutsche Arbeit und Tüchtigkeit ferner ermöglichten seit 1772 einen abermaligen Aufschwung dieses durch polnische Mißwirtschaft wiederum an den Rand wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs gelangten Gebietes. Deutscher Geist hat das Posener Land befruchtet; seine Segnungen sind dem polnischen Volke in gleichem Maße zugute gekommen und haben es vor weiterer Versumpfung bewahrt. Was will gegen diese unumstößliche Wahrheit die Berufung auf die „historischen Grenzen" besagen I Unser ist das Land, denn unser war die Arbeit! ' Vevölkerungskarte Westpreußens In anschaulicher Weise wird auf der beiliegenden Karte nachgewiesen, daß eine unbestreitbare polnische Bevölkerung in keinem einzigen der 25 Landkreise Westpreußens vorhanden ist, denn wenn selbst der ungünstigste Kreis Löbau noch 21 Prozent Deutsche, also über ein Fünftel der Bevölkerung enthält, so kann selbst er unmöglich als unbestreitbar (indisputably) polnisch, wie es in den 14 Artikeln Wilsons gefordert wird, angesprochen werden. Außer in ihm betragen nur noch in zwei Kreisen, Karthaus und Pr. Stargard, die Deutschen weniger als 30 Prozent, aber mehr als ein Viertel der ganzen Bevölkerung. Zwischen 30 und 35 Prozent haben drei Kreise, Strasburg, Tuchel und Putzig. Alle anderen zählen über 40 Prozent, und zwar sechs zwischen 42 und 49 und nicht weniger als dreizehn zwischen 50 und 100 Prozent. In den Kreisen der vier großen, über 20000 Einwohner zählenden Städte vollends ist die deutsche Mehrheit ganz gewaltig. Sie beträgt in Elbing 100 Prozent, in Danzig 97 Prozent, in Graudenz 85 Prozent und selbst in dem nahe an der polnischen Grenze gelegenen Thorn noch 66 Prozent. Es ist daher ganz selbstverständlich, daß für Westpreußen eine Volksabstimmung überhaupt nicht in Frage kommt. Denn abgesehen davon, daß die deutsche Bevölkerung in ihrer Gesamtheit fast zwei Drittel der Gesamtbevölkerung ausmacht, nämlich aus rund 1700000 Einwohner rund 1100000, ist auch ihre Verteilung über das ganze Land hin so gleichmäßig, daß in siebzehn von neunundzwanzig Kreisen eine deutsche Mehrheit vorhanden ist, in sechs eine starke Minderheit von 42 b:s 44 Prozent, und daß die drei einzigen Kreise, in denen die deutsche Bevölkerung weniger als 30 Prozent beträgt, wie vereinzelte Inseln aus dem Meere auftauchen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/434>, abgerufen am 29.04.2024.