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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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wobei sie völlig den Zusammenhang übersehen, völlig den leitenden Gesichtspunkt
außer acht lassen, das Interesse des Ganzen. In dieser Beziehung können
wir die Ausführungen Golheins ergänzen: Die gesamte Ostmark ist überwiegend
deutsch; Teile mit Polnischer Volksmehrheit bilden mit der gesamte" Ostmark
ein untrennbares Ganzes, aus dem sie nur zum Schaden der Gesamtheit und
zu ihrem eigenen Nachteil herausgerissen werden könne". Die Regierungs¬
vertreter machen es umgekehrt: Sie erkennen die Loslösung der kleinen Gebiets¬
teile an und ebnen so den Weg für die weiteren Ansprüche der Polen, über¬
wiegend deutsche Gebiete hinzuzufordern, da sonst die abgetrennten nicht bestehen
könnten. Auch zur Ausführung der an sich vielleicht klaren Wilsonschen Punkte
gehört die vorherige Ausarbeitung eines übersichtlichen Planes, der nnter einem
leitenden Gedanken aufzustellen ist. Wäre das Programm Wilsons wirklich so
einfach, daß man nur auf die Landkarten mit der Bevölkerungstabelle zu tippen
brauchte, so vermöchte man nicht einzusehen, warum die alliierte Friedenskonferenz
sich bis jetzt das monatelange Kopfzerbrechen verursacht hätte.

Jetzt, wo die Unterhändler im Begriffe stehen, den Zug nach Versailles zu
besteigen, wird der amtliche deutsche Gegenentwurf eines Völkerbundes veröffentlicht.
Abschnitt VII, Artikel 54, dieses Entwurfes handelt von dem Schutze der nationalen
Minderheiten innerhalb eines Reiches. Die Veröffentlichung dieses Entwurfes ist
der bescheidene Anfang zu einer Politik, die wir ständig ersehnt und gefordert
haben; Stellungnahme zu der praktischen Ausführung der Wilsonschen Punkte.
Nicht schweigen und warten, bis das verschleierte Bild von Versailles enthüllt
wird. Wie gefestigt stäuben wir da, wenn wir zu dem Abschnitt VII dieses Ent¬
wurfes gleichzeitig einen Vorschlag über die Sicherung der polnischen
Minderheiten in der deutschen Ostmark der Öffentlichkeit übergeben hätten!
Und zwar einen Gegenvorschlag, der die Ostmark nicht zerreißt, sondern integral
deutsch läßt, der aber trotzdem berechtigten polnischen Wünschen im Sinne der
Wilsonschen Thesen völlige Befreiung verheißt! Die Negierung hätte mancherlei
damit gewonnen: Das Vertrauen der Ostmark und eine günstige Platt¬
form, von der aus weitere Verhandlungen möglich erschienen.


Die Nationalitätenkarte des polnischen Aomitees

[Beginn Spaltensatz]

Im Jahre ISIS wurde in Warschau von
der lmion proAressisto ?vio"aiss eine Karte
(Larts cle la repartition als la Population
Polonaise clans ses limites etbnoZrapdiclueiZ
et sur is conkuis) herausgegeben, die an¬
schaulich die Verbreitung des Polentums in
Osteuropa vergegenwärtigen soll. Sie umfaßt
das Gebiet von der Küste Kurlands bis nach
der Bukowina und von der Oder bis zum
Pripet (48--65 Grad nördlicher Breite und
16--23 Grad östlicher Länge). Die Slaats-
und Provinzialgrenzen Preußens sind mit
gelber, die Grenzen Galiziens mit blauer,
die Grenzen des ehemaligen Zarenreichs mit
grüner Farbe bezeichnet. Der prozentuale
Anteil der Polen an der Bevölkerung der
einzelnen Kreise ist in roter Färbung in vier¬
facher Tönung dargestellt, indem die Kreise
mit 60 und mehr Prozent rot, die mit weniger
.als 10 Prozent Polen ganz weiß gefärbt

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sind und weitere Unterschiede die Gebiete mit
10--24, 26--34, 35--49 Prozent heraus¬
heben. Mit wenigen Ausnahmen sind nur
die Kreisstädte eingetragen.

Die Karte zeigt, daß die Grenzen der
Polnischen Bevölkerungsmehrheit im Osten
im wesentlichen mit den Grenzen von Kon-
greszpolen zusammenfallen. Nur bei Wilna
(nicht bei Kowno) liegt ein Gebiet mit knapper
polnischer Mehrheit (60,9 Prozent). J>"
Süden deckt sich die Grenze des Polnischen
Volkstums mit der Grenze Galiziens, wobei
der San die Ostgrenze bildet. Östlich davon
hat nur der Bezirk Lemberg 67,7 Prozent
Polen. Für Kongreßpvlcn ist bezeichnend,
daß dort nur ein einziger Kreis (Miechow)
mehr als 90 Prozent Polen aufweist.¬

Bei Betrachtung der West- und Nord
grenzen fallt zunächst auf, daß die Bezirks
mit Polnischer Mehrheit gewissermaßen lnppen°

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wobei sie völlig den Zusammenhang übersehen, völlig den leitenden Gesichtspunkt
außer acht lassen, das Interesse des Ganzen. In dieser Beziehung können
wir die Ausführungen Golheins ergänzen: Die gesamte Ostmark ist überwiegend
deutsch; Teile mit Polnischer Volksmehrheit bilden mit der gesamte» Ostmark
ein untrennbares Ganzes, aus dem sie nur zum Schaden der Gesamtheit und
zu ihrem eigenen Nachteil herausgerissen werden könne». Die Regierungs¬
vertreter machen es umgekehrt: Sie erkennen die Loslösung der kleinen Gebiets¬
teile an und ebnen so den Weg für die weiteren Ansprüche der Polen, über¬
wiegend deutsche Gebiete hinzuzufordern, da sonst die abgetrennten nicht bestehen
könnten. Auch zur Ausführung der an sich vielleicht klaren Wilsonschen Punkte
gehört die vorherige Ausarbeitung eines übersichtlichen Planes, der nnter einem
leitenden Gedanken aufzustellen ist. Wäre das Programm Wilsons wirklich so
einfach, daß man nur auf die Landkarten mit der Bevölkerungstabelle zu tippen
brauchte, so vermöchte man nicht einzusehen, warum die alliierte Friedenskonferenz
sich bis jetzt das monatelange Kopfzerbrechen verursacht hätte.

Jetzt, wo die Unterhändler im Begriffe stehen, den Zug nach Versailles zu
besteigen, wird der amtliche deutsche Gegenentwurf eines Völkerbundes veröffentlicht.
Abschnitt VII, Artikel 54, dieses Entwurfes handelt von dem Schutze der nationalen
Minderheiten innerhalb eines Reiches. Die Veröffentlichung dieses Entwurfes ist
der bescheidene Anfang zu einer Politik, die wir ständig ersehnt und gefordert
haben; Stellungnahme zu der praktischen Ausführung der Wilsonschen Punkte.
Nicht schweigen und warten, bis das verschleierte Bild von Versailles enthüllt
wird. Wie gefestigt stäuben wir da, wenn wir zu dem Abschnitt VII dieses Ent¬
wurfes gleichzeitig einen Vorschlag über die Sicherung der polnischen
Minderheiten in der deutschen Ostmark der Öffentlichkeit übergeben hätten!
Und zwar einen Gegenvorschlag, der die Ostmark nicht zerreißt, sondern integral
deutsch läßt, der aber trotzdem berechtigten polnischen Wünschen im Sinne der
Wilsonschen Thesen völlige Befreiung verheißt! Die Negierung hätte mancherlei
damit gewonnen: Das Vertrauen der Ostmark und eine günstige Platt¬
form, von der aus weitere Verhandlungen möglich erschienen.


Die Nationalitätenkarte des polnischen Aomitees

[Beginn Spaltensatz]

Im Jahre ISIS wurde in Warschau von
der lmion proAressisto ?vio»aiss eine Karte
(Larts cle la repartition als la Population
Polonaise clans ses limites etbnoZrapdiclueiZ
et sur is conkuis) herausgegeben, die an¬
schaulich die Verbreitung des Polentums in
Osteuropa vergegenwärtigen soll. Sie umfaßt
das Gebiet von der Küste Kurlands bis nach
der Bukowina und von der Oder bis zum
Pripet (48—65 Grad nördlicher Breite und
16—23 Grad östlicher Länge). Die Slaats-
und Provinzialgrenzen Preußens sind mit
gelber, die Grenzen Galiziens mit blauer,
die Grenzen des ehemaligen Zarenreichs mit
grüner Farbe bezeichnet. Der prozentuale
Anteil der Polen an der Bevölkerung der
einzelnen Kreise ist in roter Färbung in vier¬
facher Tönung dargestellt, indem die Kreise
mit 60 und mehr Prozent rot, die mit weniger
.als 10 Prozent Polen ganz weiß gefärbt

[Spaltenumbruch]

sind und weitere Unterschiede die Gebiete mit
10—24, 26—34, 35—49 Prozent heraus¬
heben. Mit wenigen Ausnahmen sind nur
die Kreisstädte eingetragen.

Die Karte zeigt, daß die Grenzen der
Polnischen Bevölkerungsmehrheit im Osten
im wesentlichen mit den Grenzen von Kon-
greszpolen zusammenfallen. Nur bei Wilna
(nicht bei Kowno) liegt ein Gebiet mit knapper
polnischer Mehrheit (60,9 Prozent). J>»
Süden deckt sich die Grenze des Polnischen
Volkstums mit der Grenze Galiziens, wobei
der San die Ostgrenze bildet. Östlich davon
hat nur der Bezirk Lemberg 67,7 Prozent
Polen. Für Kongreßpvlcn ist bezeichnend,
daß dort nur ein einziger Kreis (Miechow)
mehr als 90 Prozent Polen aufweist.¬

Bei Betrachtung der West- und Nord
grenzen fallt zunächst auf, daß die Bezirks
mit Polnischer Mehrheit gewissermaßen lnppen°

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[0452] Materialien zur ostdeutschen Frage wobei sie völlig den Zusammenhang übersehen, völlig den leitenden Gesichtspunkt außer acht lassen, das Interesse des Ganzen. In dieser Beziehung können wir die Ausführungen Golheins ergänzen: Die gesamte Ostmark ist überwiegend deutsch; Teile mit Polnischer Volksmehrheit bilden mit der gesamte» Ostmark ein untrennbares Ganzes, aus dem sie nur zum Schaden der Gesamtheit und zu ihrem eigenen Nachteil herausgerissen werden könne». Die Regierungs¬ vertreter machen es umgekehrt: Sie erkennen die Loslösung der kleinen Gebiets¬ teile an und ebnen so den Weg für die weiteren Ansprüche der Polen, über¬ wiegend deutsche Gebiete hinzuzufordern, da sonst die abgetrennten nicht bestehen könnten. Auch zur Ausführung der an sich vielleicht klaren Wilsonschen Punkte gehört die vorherige Ausarbeitung eines übersichtlichen Planes, der nnter einem leitenden Gedanken aufzustellen ist. Wäre das Programm Wilsons wirklich so einfach, daß man nur auf die Landkarten mit der Bevölkerungstabelle zu tippen brauchte, so vermöchte man nicht einzusehen, warum die alliierte Friedenskonferenz sich bis jetzt das monatelange Kopfzerbrechen verursacht hätte. Jetzt, wo die Unterhändler im Begriffe stehen, den Zug nach Versailles zu besteigen, wird der amtliche deutsche Gegenentwurf eines Völkerbundes veröffentlicht. Abschnitt VII, Artikel 54, dieses Entwurfes handelt von dem Schutze der nationalen Minderheiten innerhalb eines Reiches. Die Veröffentlichung dieses Entwurfes ist der bescheidene Anfang zu einer Politik, die wir ständig ersehnt und gefordert haben; Stellungnahme zu der praktischen Ausführung der Wilsonschen Punkte. Nicht schweigen und warten, bis das verschleierte Bild von Versailles enthüllt wird. Wie gefestigt stäuben wir da, wenn wir zu dem Abschnitt VII dieses Ent¬ wurfes gleichzeitig einen Vorschlag über die Sicherung der polnischen Minderheiten in der deutschen Ostmark der Öffentlichkeit übergeben hätten! Und zwar einen Gegenvorschlag, der die Ostmark nicht zerreißt, sondern integral deutsch läßt, der aber trotzdem berechtigten polnischen Wünschen im Sinne der Wilsonschen Thesen völlige Befreiung verheißt! Die Negierung hätte mancherlei damit gewonnen: Das Vertrauen der Ostmark und eine günstige Platt¬ form, von der aus weitere Verhandlungen möglich erschienen. Die Nationalitätenkarte des polnischen Aomitees Im Jahre ISIS wurde in Warschau von der lmion proAressisto ?vio»aiss eine Karte (Larts cle la repartition als la Population Polonaise clans ses limites etbnoZrapdiclueiZ et sur is conkuis) herausgegeben, die an¬ schaulich die Verbreitung des Polentums in Osteuropa vergegenwärtigen soll. Sie umfaßt das Gebiet von der Küste Kurlands bis nach der Bukowina und von der Oder bis zum Pripet (48—65 Grad nördlicher Breite und 16—23 Grad östlicher Länge). Die Slaats- und Provinzialgrenzen Preußens sind mit gelber, die Grenzen Galiziens mit blauer, die Grenzen des ehemaligen Zarenreichs mit grüner Farbe bezeichnet. Der prozentuale Anteil der Polen an der Bevölkerung der einzelnen Kreise ist in roter Färbung in vier¬ facher Tönung dargestellt, indem die Kreise mit 60 und mehr Prozent rot, die mit weniger .als 10 Prozent Polen ganz weiß gefärbt sind und weitere Unterschiede die Gebiete mit 10—24, 26—34, 35—49 Prozent heraus¬ heben. Mit wenigen Ausnahmen sind nur die Kreisstädte eingetragen. Die Karte zeigt, daß die Grenzen der Polnischen Bevölkerungsmehrheit im Osten im wesentlichen mit den Grenzen von Kon- greszpolen zusammenfallen. Nur bei Wilna (nicht bei Kowno) liegt ein Gebiet mit knapper polnischer Mehrheit (60,9 Prozent). J>» Süden deckt sich die Grenze des Polnischen Volkstums mit der Grenze Galiziens, wobei der San die Ostgrenze bildet. Östlich davon hat nur der Bezirk Lemberg 67,7 Prozent Polen. Für Kongreßpvlcn ist bezeichnend, daß dort nur ein einziger Kreis (Miechow) mehr als 90 Prozent Polen aufweist.¬ Bei Betrachtung der West- und Nord grenzen fallt zunächst auf, daß die Bezirks mit Polnischer Mehrheit gewissermaßen lnppen°

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/452>, abgerufen am 29.04.2024.