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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

[Beginn Spaltensatz]

Die Hallerschen Divisionen sind also, wie
anch vorauszusehen war, unter Bruch der
eingegangenen Verpflichtungen sofort in den
Dienst des großpvlnischen Imperialismus
eingestellt und zur Unterwerfung der Ukrainer
in Ostgalizien entsandt worden. Gerade in
dem Augenblick, wo die Ukrainer im harten
Kampfe mit den russischen Bolschewisten
größere Erfolge zu erzielen begannen, er¬
scheinen hier die Polen als willkommene Ver¬
bündete der Bolschewisten und zwingen die
Ukrainer, die bis jetzt ohne jede auswärtige
Hilfe die ganze Last des schweren Kampfes
gegen die Sowjettruppen in der Ukraine ge¬
tragen haben, den Kampf gegen die letzteren
einzustellen und ihre Hauptkräfte wiederum
zur Verteidigung gegen den polnischen Er¬
oberungsfeldzug einzusetzen.

"Franks. Ztg." v. 3. Mai Ur. 828.

Die Polnische Bewegung in Oberschlesien.

Gleiwitz, 2. Mai.

Die Hoffnung der chauvinistischen Polen,
Soldaten Groß-Polens bald in Oberschlesien
einziehen zu sehen, veranlaßte einfältiges
Volk auf dem Lande, schon Vorbereitungen
zu Empfangsfestlichkeiten zu treffen. Es
wurden Ehrenpforten errichtet und die Häuser
mit Kränzen geschmückt. In Rybnik'wurde
gestern von 16 000 Polen eine große Demon¬
stration veranstaltet. In einer Versammlung
unter freiem Himmel forderte der Haupt¬
redner des Tages, Dr. Bialy, die Polen
auf, nur noch wenige Tage die Ruhe zu
bewahren, ein Kurier Paderewskis habe die
Nachricht gebracht, daß Oberschlesien mit Aus¬
nahme der Kreise Neustadt, Leobschütz, Reiße,
Falkenberg nach definitiven Beschluß der
Entente zu Polen komme.

Zu einer großen polnischen Demonstration
kam es in der Grenzstadt Myslowitz, an der
hauptsächlich bürgerliche Kreise beteiligt waren.
In den letzten Tagen sind die Polnischen
Kreise auch eifrig am Werke, unter den Berg-
und Hüttenarbeitern Polnische Kriegervereine
zu bilden. Diese Vereine sind zur Unter¬
stützung Polnischer Truppen bei einem even¬
tuellen Einmarsch in Oberschlesien bestimmt.

"Berl. Tgbl." v. 3. Mai Ur. 197. [Spaltenumbruch]
Essener Soldaten gegen
Warschauer Juden

Über die Exzesse, die vom 23.--24. April
in Warschau gegen die Juden stattgefunden
haben, sind nähere Nachrichten vorhanden.
Aus den Berichten der Warschauer Zeitungen
geht hervor, daß in diesen Tagen kleinere
und größere Gruppen bewaffneter Soldaten
aus Posen in den Gassen des Judenviertels
herunizogen und unter dem Vorwande, nach
Waffen zu suchen, Wohnungen geplündert
und gegen die Bewohner Erpressungen ver¬
übt haben. In den Straßen selbst hielten
sie die Passanten an, mißhandelten sie und
plünderten sie aus. Da die Milizpatrouillen
gegen die Plünderer machtlos waren, wurden
auf Veranlassung des Magistrats auf Antrag
der jüdischen Abgeordneten größere Abtei¬
lungen gegen die "Posener" gesandt, die
schließlich ihrer Herr wurden. Der Kom¬
mandant der Posener Militürabteilung,
Leutnant Kabra, wurde verhaftet.

"Dtsche. Allg. Ztg." v. 4. Mai Ur. 213.
Grodno von den j)vier besetzt

Thorn, 1. Mai.

Der polnische Generalstab meldet: Die
deutschen Truppen räumten Grodno, das
wir besetzten. Die Stadt ist ruhig. Die
Bolschewiki ziehen sich auf der ganzen Linie
hinter den Fluß Usza zurück. Die polnischen
Truppen folgten bis zur Linie Siemiowka,
Wiedma.

"Lot. Anz." v. 2. Mai Ur. 19S.
Massenausweisungen deutscher
Familien aus j)osen

Thorn, 30. April.

16 000 deutsche Familien von entlassenen
Lehrern, Postbeamten, Eisenbahnbeamten
werden in den nächsten Tagen aus dem
Posenschen Aufstandsgebiet nach Thorn, Kreuz
und anderen Orten abgeschoben werden. Die
Stadt Thorn hat 6000 Familien aufzu¬
nehmen.

"Dtsch. Tgsztg." Ur. 216 v. 1. Mai. [Ende Spaltensatz]


Verlagi Verlag der Grenzboten G. in, b, H, Berlin SW it, Tempelhofer Ufer 35^.
Druck: "Der Reichsbote", Berlin SW 11.
Kleine Nachrichten

[Beginn Spaltensatz]

Die Hallerschen Divisionen sind also, wie
anch vorauszusehen war, unter Bruch der
eingegangenen Verpflichtungen sofort in den
Dienst des großpvlnischen Imperialismus
eingestellt und zur Unterwerfung der Ukrainer
in Ostgalizien entsandt worden. Gerade in
dem Augenblick, wo die Ukrainer im harten
Kampfe mit den russischen Bolschewisten
größere Erfolge zu erzielen begannen, er¬
scheinen hier die Polen als willkommene Ver¬
bündete der Bolschewisten und zwingen die
Ukrainer, die bis jetzt ohne jede auswärtige
Hilfe die ganze Last des schweren Kampfes
gegen die Sowjettruppen in der Ukraine ge¬
tragen haben, den Kampf gegen die letzteren
einzustellen und ihre Hauptkräfte wiederum
zur Verteidigung gegen den polnischen Er¬
oberungsfeldzug einzusetzen.

„Franks. Ztg." v. 3. Mai Ur. 828.

Die Polnische Bewegung in Oberschlesien.

Gleiwitz, 2. Mai.

Die Hoffnung der chauvinistischen Polen,
Soldaten Groß-Polens bald in Oberschlesien
einziehen zu sehen, veranlaßte einfältiges
Volk auf dem Lande, schon Vorbereitungen
zu Empfangsfestlichkeiten zu treffen. Es
wurden Ehrenpforten errichtet und die Häuser
mit Kränzen geschmückt. In Rybnik'wurde
gestern von 16 000 Polen eine große Demon¬
stration veranstaltet. In einer Versammlung
unter freiem Himmel forderte der Haupt¬
redner des Tages, Dr. Bialy, die Polen
auf, nur noch wenige Tage die Ruhe zu
bewahren, ein Kurier Paderewskis habe die
Nachricht gebracht, daß Oberschlesien mit Aus¬
nahme der Kreise Neustadt, Leobschütz, Reiße,
Falkenberg nach definitiven Beschluß der
Entente zu Polen komme.

Zu einer großen polnischen Demonstration
kam es in der Grenzstadt Myslowitz, an der
hauptsächlich bürgerliche Kreise beteiligt waren.
In den letzten Tagen sind die Polnischen
Kreise auch eifrig am Werke, unter den Berg-
und Hüttenarbeitern Polnische Kriegervereine
zu bilden. Diese Vereine sind zur Unter¬
stützung Polnischer Truppen bei einem even¬
tuellen Einmarsch in Oberschlesien bestimmt.

„Berl. Tgbl." v. 3. Mai Ur. 197. [Spaltenumbruch]
Essener Soldaten gegen
Warschauer Juden

Über die Exzesse, die vom 23.—24. April
in Warschau gegen die Juden stattgefunden
haben, sind nähere Nachrichten vorhanden.
Aus den Berichten der Warschauer Zeitungen
geht hervor, daß in diesen Tagen kleinere
und größere Gruppen bewaffneter Soldaten
aus Posen in den Gassen des Judenviertels
herunizogen und unter dem Vorwande, nach
Waffen zu suchen, Wohnungen geplündert
und gegen die Bewohner Erpressungen ver¬
übt haben. In den Straßen selbst hielten
sie die Passanten an, mißhandelten sie und
plünderten sie aus. Da die Milizpatrouillen
gegen die Plünderer machtlos waren, wurden
auf Veranlassung des Magistrats auf Antrag
der jüdischen Abgeordneten größere Abtei¬
lungen gegen die „Posener" gesandt, die
schließlich ihrer Herr wurden. Der Kom¬
mandant der Posener Militürabteilung,
Leutnant Kabra, wurde verhaftet.

„Dtsche. Allg. Ztg." v. 4. Mai Ur. 213.
Grodno von den j)vier besetzt

Thorn, 1. Mai.

Der polnische Generalstab meldet: Die
deutschen Truppen räumten Grodno, das
wir besetzten. Die Stadt ist ruhig. Die
Bolschewiki ziehen sich auf der ganzen Linie
hinter den Fluß Usza zurück. Die polnischen
Truppen folgten bis zur Linie Siemiowka,
Wiedma.

„Lot. Anz." v. 2. Mai Ur. 19S.
Massenausweisungen deutscher
Familien aus j)osen

Thorn, 30. April.

16 000 deutsche Familien von entlassenen
Lehrern, Postbeamten, Eisenbahnbeamten
werden in den nächsten Tagen aus dem
Posenschen Aufstandsgebiet nach Thorn, Kreuz
und anderen Orten abgeschoben werden. Die
Stadt Thorn hat 6000 Familien aufzu¬
nehmen.

„Dtsch. Tgsztg." Ur. 216 v. 1. Mai. [Ende Spaltensatz]


Verlagi Verlag der Grenzboten G. in, b, H, Berlin SW it, Tempelhofer Ufer 35^.
Druck: „Der Reichsbote", Berlin SW 11.
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[0480] Kleine Nachrichten Die Hallerschen Divisionen sind also, wie anch vorauszusehen war, unter Bruch der eingegangenen Verpflichtungen sofort in den Dienst des großpvlnischen Imperialismus eingestellt und zur Unterwerfung der Ukrainer in Ostgalizien entsandt worden. Gerade in dem Augenblick, wo die Ukrainer im harten Kampfe mit den russischen Bolschewisten größere Erfolge zu erzielen begannen, er¬ scheinen hier die Polen als willkommene Ver¬ bündete der Bolschewisten und zwingen die Ukrainer, die bis jetzt ohne jede auswärtige Hilfe die ganze Last des schweren Kampfes gegen die Sowjettruppen in der Ukraine ge¬ tragen haben, den Kampf gegen die letzteren einzustellen und ihre Hauptkräfte wiederum zur Verteidigung gegen den polnischen Er¬ oberungsfeldzug einzusetzen. „Franks. Ztg." v. 3. Mai Ur. 828. Die Polnische Bewegung in Oberschlesien. Gleiwitz, 2. Mai. Die Hoffnung der chauvinistischen Polen, Soldaten Groß-Polens bald in Oberschlesien einziehen zu sehen, veranlaßte einfältiges Volk auf dem Lande, schon Vorbereitungen zu Empfangsfestlichkeiten zu treffen. Es wurden Ehrenpforten errichtet und die Häuser mit Kränzen geschmückt. In Rybnik'wurde gestern von 16 000 Polen eine große Demon¬ stration veranstaltet. In einer Versammlung unter freiem Himmel forderte der Haupt¬ redner des Tages, Dr. Bialy, die Polen auf, nur noch wenige Tage die Ruhe zu bewahren, ein Kurier Paderewskis habe die Nachricht gebracht, daß Oberschlesien mit Aus¬ nahme der Kreise Neustadt, Leobschütz, Reiße, Falkenberg nach definitiven Beschluß der Entente zu Polen komme. Zu einer großen polnischen Demonstration kam es in der Grenzstadt Myslowitz, an der hauptsächlich bürgerliche Kreise beteiligt waren. In den letzten Tagen sind die Polnischen Kreise auch eifrig am Werke, unter den Berg- und Hüttenarbeitern Polnische Kriegervereine zu bilden. Diese Vereine sind zur Unter¬ stützung Polnischer Truppen bei einem even¬ tuellen Einmarsch in Oberschlesien bestimmt. „Berl. Tgbl." v. 3. Mai Ur. 197. Essener Soldaten gegen Warschauer Juden Über die Exzesse, die vom 23.—24. April in Warschau gegen die Juden stattgefunden haben, sind nähere Nachrichten vorhanden. Aus den Berichten der Warschauer Zeitungen geht hervor, daß in diesen Tagen kleinere und größere Gruppen bewaffneter Soldaten aus Posen in den Gassen des Judenviertels herunizogen und unter dem Vorwande, nach Waffen zu suchen, Wohnungen geplündert und gegen die Bewohner Erpressungen ver¬ übt haben. In den Straßen selbst hielten sie die Passanten an, mißhandelten sie und plünderten sie aus. Da die Milizpatrouillen gegen die Plünderer machtlos waren, wurden auf Veranlassung des Magistrats auf Antrag der jüdischen Abgeordneten größere Abtei¬ lungen gegen die „Posener" gesandt, die schließlich ihrer Herr wurden. Der Kom¬ mandant der Posener Militürabteilung, Leutnant Kabra, wurde verhaftet. „Dtsche. Allg. Ztg." v. 4. Mai Ur. 213. Grodno von den j)vier besetzt Thorn, 1. Mai. Der polnische Generalstab meldet: Die deutschen Truppen räumten Grodno, das wir besetzten. Die Stadt ist ruhig. Die Bolschewiki ziehen sich auf der ganzen Linie hinter den Fluß Usza zurück. Die polnischen Truppen folgten bis zur Linie Siemiowka, Wiedma. „Lot. Anz." v. 2. Mai Ur. 19S. Massenausweisungen deutscher Familien aus j)osen Thorn, 30. April. 16 000 deutsche Familien von entlassenen Lehrern, Postbeamten, Eisenbahnbeamten werden in den nächsten Tagen aus dem Posenschen Aufstandsgebiet nach Thorn, Kreuz und anderen Orten abgeschoben werden. Die Stadt Thorn hat 6000 Familien aufzu¬ nehmen. „Dtsch. Tgsztg." Ur. 216 v. 1. Mai. Verlagi Verlag der Grenzboten G. in, b, H, Berlin SW it, Tempelhofer Ufer 35^. Druck: „Der Reichsbote", Berlin SW 11.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/480>, abgerufen am 29.04.2024.