Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

witsch, Birnbaum, Schwerin, Krotoschin, Neu-
tomischel, Bojanowo, Sarne, Punitz, Schlich-
tingsheim und Wollstein auf, sich mit ihm zu
einem "Central-Ausschuß sür den Westgürtel"
zu verständigen. Lissa versagte den Beitritt,
der Ausschuß kam aber am 26. April wirklich
zustande. So kräftig trat Meseritz auf,
als es sein Deutschtum zu wahren galt."

Müssen wir da heute nicht erst recht daran
festhalten, daß an dem Deutschtum der Stadt
nicht gerüttelt werde?

b) Kulturelles.

Auch in kultureller Hinsicht ist Meseritz
unstreitig die Führerin unter den Städten
des Westpvsener Landes. Es beherbergt drei
höhere Schulen, von denen das Staatliche
Gymnasium, als städtische Realschule schon
im Jahre 1833 gegründet und somit die viert-
ülieste der 27 Anstalten sür das höhere
Knabenschulwesen der Provinz ist; es hat
eine Reihe bedeutender Männer hervorgebracht
und als die älteste höhere Lehranstalt im
weiteren Umkreise stets eine ziemlich hohe
Besuchszisfer erreicht. Erst in den letzten Jahr¬
zehnten ist durch die Gründungen von Real¬
schulen und sogenannten Höheren Knaben¬
schulen in der Nachbarschaft die Schülerzahl
etwas gesunken. Ferner besteht hier seit 1379
eine (früher Königliche) Präparcmdenanstalt,
die ebenfalls weit und breit Schüler heran¬
zieht, die sich auf den Besuch eines Lehrer¬
seminars vorbereiten wollen. Die Städtische
Höhere Mädchenschule, die als Privatanstalt
ebenfalls schon im Jahre 1833 gegründet ist,
Hai in zehn Klassen 263 Schülerinnen und
bildet zugleich in den untersten drei Klassen
in welchen auch Knaben unterrichtet werden'
eine Vorschule für das Gymnasium. Ein be¬
sonderes Gepräge hat Meseritz bekommen,
seit im Fahre 187S hier statt des Kreis¬
gerichts ein Landgericht errichtet wurde, das
seinen Bezirk weit nach Osten und Süden
erstreckt.

So ist Meseritz, das aus einem Handel-
und gewerbetreibenden Platze früherer Jahr¬
hunderte durch die Versperrung der Verkehrs¬
wege nach dem Osten zu einem einfachen
Landstädtchen herabgesunken war, wieder zu
einer Beamtenstadt mit regsten, Geistesleben
geworden, zumal es als Knotenpunkt wichtiger

[Spaltenumbruch]

Eisenbahnen auch in dieser Beziehung von
vielen Beamten bewohnt ist. Als weitere
Behörden gibt es in Meseritz ein Postamt
1. Klasse, ein Hauptzollamt, eine Gewerbe-
und drei Bauinspekiionen. Doch darf man
die Stadt nicht als eine deutsche Beamten-
siedelung ansehen; denn die allmähliche Er¬
weiterung der einzelnen Behörden hat sich
folgerichtig aus den wachsenden wirtschaft¬
lichen und kulturellen Bedürfnissen ergeben.
Diese spiegeln sich auch in dem Zeitungs¬
wesen des Kreises Wider. In den beiden
größten Städten Meseritz und Berthchen
erscheinen je zwei Zeitungen, von denen die
"Meseritzer Kreiszeitung mit ihrer Neben¬
ausgabe "Bentschener Wochenblatt" eine Auf¬
lage von 7300 Stück erreicht hat und damit
die größte Kreiszeitung des deutschen Ostens ist.

Aber auch Industrie ist vorhanden. Nicht
nur als Sitz der Me>landzentrale Birnbaum-
Meseritz-Schwerin, sondern auch als Sitz
eines städtischen Elektrizitätswerles, zweier
Maschinenfabriken, mehrerer Dampfziegeleien,
Schneidemühlen usw. erinnert die Kreisstadt
an den deutschen Gewerbefleiß der Väter
und bezeugt damit ihre deutsche Überlieferung.

An Wohlfllhrtsanstalten weist Meseritz ein
Kreiskrankenhaus, eine Kinderbewahranstalt,
zwei Kinderhorte und mehrere Hospitäler für
alte Leute auf.

Also auch in kultureller Beziehung zeigt
Meseritz durchaus deutsche Art und deutsches
Wesen.

2. Berthchen.

Die zweitwichtigste Stadt im Kreise ist
Berthchen, bekannt durch seinen großen Bahn¬
hof, einen der wichtigsten Eisenbahnknoten¬
punkte im deutschen Osten. Deutscher Volks¬
rat und städtische Behörden haben eine be¬
sondere Schrift herausgegeben: "Berthchen
eine deutsche Stadt", in welcher auf Grund
vorzüglichen statistischen Materials nachge¬
wiesen wird, daß der weitaus überwiegende
Teil der Bevölkerung deutsch ist und deutsch
sühlt. Es wird darin vor allem gezeigt, daß
Berthchen im Wilsonschen Sinne deutsch ist.

3. Tirschti-gel.

Ruch Tirschtiegel mit seiner Umgebung
ist reindeutsch. In einem Aufruf, den Stadt

[Ende Spaltensatz]
Materialien zur ostdeutschen Frage

[Beginn Spaltensatz]

witsch, Birnbaum, Schwerin, Krotoschin, Neu-
tomischel, Bojanowo, Sarne, Punitz, Schlich-
tingsheim und Wollstein auf, sich mit ihm zu
einem „Central-Ausschuß sür den Westgürtel"
zu verständigen. Lissa versagte den Beitritt,
der Ausschuß kam aber am 26. April wirklich
zustande. So kräftig trat Meseritz auf,
als es sein Deutschtum zu wahren galt."

Müssen wir da heute nicht erst recht daran
festhalten, daß an dem Deutschtum der Stadt
nicht gerüttelt werde?

b) Kulturelles.

Auch in kultureller Hinsicht ist Meseritz
unstreitig die Führerin unter den Städten
des Westpvsener Landes. Es beherbergt drei
höhere Schulen, von denen das Staatliche
Gymnasium, als städtische Realschule schon
im Jahre 1833 gegründet und somit die viert-
ülieste der 27 Anstalten sür das höhere
Knabenschulwesen der Provinz ist; es hat
eine Reihe bedeutender Männer hervorgebracht
und als die älteste höhere Lehranstalt im
weiteren Umkreise stets eine ziemlich hohe
Besuchszisfer erreicht. Erst in den letzten Jahr¬
zehnten ist durch die Gründungen von Real¬
schulen und sogenannten Höheren Knaben¬
schulen in der Nachbarschaft die Schülerzahl
etwas gesunken. Ferner besteht hier seit 1379
eine (früher Königliche) Präparcmdenanstalt,
die ebenfalls weit und breit Schüler heran¬
zieht, die sich auf den Besuch eines Lehrer¬
seminars vorbereiten wollen. Die Städtische
Höhere Mädchenschule, die als Privatanstalt
ebenfalls schon im Jahre 1833 gegründet ist,
Hai in zehn Klassen 263 Schülerinnen und
bildet zugleich in den untersten drei Klassen
in welchen auch Knaben unterrichtet werden'
eine Vorschule für das Gymnasium. Ein be¬
sonderes Gepräge hat Meseritz bekommen,
seit im Fahre 187S hier statt des Kreis¬
gerichts ein Landgericht errichtet wurde, das
seinen Bezirk weit nach Osten und Süden
erstreckt.

So ist Meseritz, das aus einem Handel-
und gewerbetreibenden Platze früherer Jahr¬
hunderte durch die Versperrung der Verkehrs¬
wege nach dem Osten zu einem einfachen
Landstädtchen herabgesunken war, wieder zu
einer Beamtenstadt mit regsten, Geistesleben
geworden, zumal es als Knotenpunkt wichtiger

[Spaltenumbruch]

Eisenbahnen auch in dieser Beziehung von
vielen Beamten bewohnt ist. Als weitere
Behörden gibt es in Meseritz ein Postamt
1. Klasse, ein Hauptzollamt, eine Gewerbe-
und drei Bauinspekiionen. Doch darf man
die Stadt nicht als eine deutsche Beamten-
siedelung ansehen; denn die allmähliche Er¬
weiterung der einzelnen Behörden hat sich
folgerichtig aus den wachsenden wirtschaft¬
lichen und kulturellen Bedürfnissen ergeben.
Diese spiegeln sich auch in dem Zeitungs¬
wesen des Kreises Wider. In den beiden
größten Städten Meseritz und Berthchen
erscheinen je zwei Zeitungen, von denen die
„Meseritzer Kreiszeitung mit ihrer Neben¬
ausgabe „Bentschener Wochenblatt" eine Auf¬
lage von 7300 Stück erreicht hat und damit
die größte Kreiszeitung des deutschen Ostens ist.

Aber auch Industrie ist vorhanden. Nicht
nur als Sitz der Me>landzentrale Birnbaum-
Meseritz-Schwerin, sondern auch als Sitz
eines städtischen Elektrizitätswerles, zweier
Maschinenfabriken, mehrerer Dampfziegeleien,
Schneidemühlen usw. erinnert die Kreisstadt
an den deutschen Gewerbefleiß der Väter
und bezeugt damit ihre deutsche Überlieferung.

An Wohlfllhrtsanstalten weist Meseritz ein
Kreiskrankenhaus, eine Kinderbewahranstalt,
zwei Kinderhorte und mehrere Hospitäler für
alte Leute auf.

Also auch in kultureller Beziehung zeigt
Meseritz durchaus deutsche Art und deutsches
Wesen.

2. Berthchen.

Die zweitwichtigste Stadt im Kreise ist
Berthchen, bekannt durch seinen großen Bahn¬
hof, einen der wichtigsten Eisenbahnknoten¬
punkte im deutschen Osten. Deutscher Volks¬
rat und städtische Behörden haben eine be¬
sondere Schrift herausgegeben: „Berthchen
eine deutsche Stadt", in welcher auf Grund
vorzüglichen statistischen Materials nachge¬
wiesen wird, daß der weitaus überwiegende
Teil der Bevölkerung deutsch ist und deutsch
sühlt. Es wird darin vor allem gezeigt, daß
Berthchen im Wilsonschen Sinne deutsch ist.

3. Tirschti-gel.

Ruch Tirschtiegel mit seiner Umgebung
ist reindeutsch. In einem Aufruf, den Stadt

[Ende Spaltensatz]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <div n="5">
                  <div n="6">
                    <div n="7">
                      <pb facs="#f0535" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/335947"/>
                      <fw type="header" place="top"> Materialien zur ostdeutschen Frage</fw><lb/>
                      <cb type="start"/>
                      <p xml:id="ID_3060" prev="#ID_3059"> witsch, Birnbaum, Schwerin, Krotoschin, Neu-<lb/>
tomischel, Bojanowo, Sarne, Punitz, Schlich-<lb/>
tingsheim und Wollstein auf, sich mit ihm zu<lb/>
einem &#x201E;Central-Ausschuß sür den Westgürtel"<lb/>
zu verständigen. Lissa versagte den Beitritt,<lb/>
der Ausschuß kam aber am 26. April wirklich<lb/>
zustande. So kräftig trat Meseritz auf,<lb/>
als es sein Deutschtum zu wahren galt."</p>
                      <p xml:id="ID_3061"> Müssen wir da heute nicht erst recht daran<lb/>
festhalten, daß an dem Deutschtum der Stadt<lb/>
nicht gerüttelt werde?</p>
                    </div>
                    <div n="7">
                      <head> b) Kulturelles.</head>
                      <p xml:id="ID_3062"> Auch in kultureller Hinsicht ist Meseritz<lb/>
unstreitig die Führerin unter den Städten<lb/>
des Westpvsener Landes. Es beherbergt drei<lb/>
höhere Schulen, von denen das Staatliche<lb/>
Gymnasium, als städtische Realschule schon<lb/>
im Jahre 1833 gegründet und somit die viert-<lb/>
ülieste der 27 Anstalten sür das höhere<lb/>
Knabenschulwesen der Provinz ist; es hat<lb/>
eine Reihe bedeutender Männer hervorgebracht<lb/>
und als die älteste höhere Lehranstalt im<lb/>
weiteren Umkreise stets eine ziemlich hohe<lb/>
Besuchszisfer erreicht. Erst in den letzten Jahr¬<lb/>
zehnten ist durch die Gründungen von Real¬<lb/>
schulen und sogenannten Höheren Knaben¬<lb/>
schulen in der Nachbarschaft die Schülerzahl<lb/>
etwas gesunken. Ferner besteht hier seit 1379<lb/>
eine (früher Königliche) Präparcmdenanstalt,<lb/>
die ebenfalls weit und breit Schüler heran¬<lb/>
zieht, die sich auf den Besuch eines Lehrer¬<lb/>
seminars vorbereiten wollen. Die Städtische<lb/>
Höhere Mädchenschule, die als Privatanstalt<lb/>
ebenfalls schon im Jahre 1833 gegründet ist,<lb/>
Hai in zehn Klassen 263 Schülerinnen und<lb/>
bildet zugleich in den untersten drei Klassen<lb/>
in welchen auch Knaben unterrichtet werden'<lb/>
eine Vorschule für das Gymnasium. Ein be¬<lb/>
sonderes Gepräge hat Meseritz bekommen,<lb/>
seit im Fahre 187S hier statt des Kreis¬<lb/>
gerichts ein Landgericht errichtet wurde, das<lb/>
seinen Bezirk weit nach Osten und Süden<lb/>
erstreckt.</p>
                      <p xml:id="ID_3063" next="#ID_3064"> So ist Meseritz, das aus einem Handel-<lb/>
und gewerbetreibenden Platze früherer Jahr¬<lb/>
hunderte durch die Versperrung der Verkehrs¬<lb/>
wege nach dem Osten zu einem einfachen<lb/>
Landstädtchen herabgesunken war, wieder zu<lb/>
einer Beamtenstadt mit regsten, Geistesleben<lb/>
geworden, zumal es als Knotenpunkt wichtiger</p>
                      <cb/><lb/>
                      <p xml:id="ID_3064" prev="#ID_3063"> Eisenbahnen auch in dieser Beziehung von<lb/>
vielen Beamten bewohnt ist. Als weitere<lb/>
Behörden gibt es in Meseritz ein Postamt<lb/>
1. Klasse, ein Hauptzollamt, eine Gewerbe-<lb/>
und drei Bauinspekiionen. Doch darf man<lb/>
die Stadt nicht als eine deutsche Beamten-<lb/>
siedelung ansehen; denn die allmähliche Er¬<lb/>
weiterung der einzelnen Behörden hat sich<lb/>
folgerichtig aus den wachsenden wirtschaft¬<lb/>
lichen und kulturellen Bedürfnissen ergeben.<lb/>
Diese spiegeln sich auch in dem Zeitungs¬<lb/>
wesen des Kreises Wider. In den beiden<lb/>
größten Städten Meseritz und Berthchen<lb/>
erscheinen je zwei Zeitungen, von denen die<lb/>
&#x201E;Meseritzer Kreiszeitung mit ihrer Neben¬<lb/>
ausgabe &#x201E;Bentschener Wochenblatt" eine Auf¬<lb/>
lage von 7300 Stück erreicht hat und damit<lb/>
die größte Kreiszeitung des deutschen Ostens ist.</p>
                      <p xml:id="ID_3065"> Aber auch Industrie ist vorhanden. Nicht<lb/>
nur als Sitz der Me&gt;landzentrale Birnbaum-<lb/>
Meseritz-Schwerin, sondern auch als Sitz<lb/>
eines städtischen Elektrizitätswerles, zweier<lb/>
Maschinenfabriken, mehrerer Dampfziegeleien,<lb/>
Schneidemühlen usw. erinnert die Kreisstadt<lb/>
an den deutschen Gewerbefleiß der Väter<lb/>
und bezeugt damit ihre deutsche Überlieferung.</p>
                      <p xml:id="ID_3066"> An Wohlfllhrtsanstalten weist Meseritz ein<lb/>
Kreiskrankenhaus, eine Kinderbewahranstalt,<lb/>
zwei Kinderhorte und mehrere Hospitäler für<lb/>
alte Leute auf.</p>
                      <p xml:id="ID_3067"> Also auch in kultureller Beziehung zeigt<lb/>
Meseritz durchaus deutsche Art und deutsches<lb/>
Wesen.</p>
                    </div>
                  </div>
                  <div n="6">
                    <head> 2. Berthchen.</head>
                    <p xml:id="ID_3068"> Die zweitwichtigste Stadt im Kreise ist<lb/>
Berthchen, bekannt durch seinen großen Bahn¬<lb/>
hof, einen der wichtigsten Eisenbahnknoten¬<lb/>
punkte im deutschen Osten. Deutscher Volks¬<lb/>
rat und städtische Behörden haben eine be¬<lb/>
sondere Schrift herausgegeben: &#x201E;Berthchen<lb/>
eine deutsche Stadt", in welcher auf Grund<lb/>
vorzüglichen statistischen Materials nachge¬<lb/>
wiesen wird, daß der weitaus überwiegende<lb/>
Teil der Bevölkerung deutsch ist und deutsch<lb/>
sühlt. Es wird darin vor allem gezeigt, daß<lb/>
Berthchen im Wilsonschen Sinne deutsch ist.</p>
                  </div>
                  <div n="6">
                    <head> 3. Tirschti-gel.</head>
                    <p xml:id="ID_3069" next="#ID_3070"> Ruch Tirschtiegel mit seiner Umgebung<lb/>
ist reindeutsch. In einem Aufruf, den Stadt</p>
                    <cb type="end"/><lb/>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0535] Materialien zur ostdeutschen Frage witsch, Birnbaum, Schwerin, Krotoschin, Neu- tomischel, Bojanowo, Sarne, Punitz, Schlich- tingsheim und Wollstein auf, sich mit ihm zu einem „Central-Ausschuß sür den Westgürtel" zu verständigen. Lissa versagte den Beitritt, der Ausschuß kam aber am 26. April wirklich zustande. So kräftig trat Meseritz auf, als es sein Deutschtum zu wahren galt." Müssen wir da heute nicht erst recht daran festhalten, daß an dem Deutschtum der Stadt nicht gerüttelt werde? b) Kulturelles. Auch in kultureller Hinsicht ist Meseritz unstreitig die Führerin unter den Städten des Westpvsener Landes. Es beherbergt drei höhere Schulen, von denen das Staatliche Gymnasium, als städtische Realschule schon im Jahre 1833 gegründet und somit die viert- ülieste der 27 Anstalten sür das höhere Knabenschulwesen der Provinz ist; es hat eine Reihe bedeutender Männer hervorgebracht und als die älteste höhere Lehranstalt im weiteren Umkreise stets eine ziemlich hohe Besuchszisfer erreicht. Erst in den letzten Jahr¬ zehnten ist durch die Gründungen von Real¬ schulen und sogenannten Höheren Knaben¬ schulen in der Nachbarschaft die Schülerzahl etwas gesunken. Ferner besteht hier seit 1379 eine (früher Königliche) Präparcmdenanstalt, die ebenfalls weit und breit Schüler heran¬ zieht, die sich auf den Besuch eines Lehrer¬ seminars vorbereiten wollen. Die Städtische Höhere Mädchenschule, die als Privatanstalt ebenfalls schon im Jahre 1833 gegründet ist, Hai in zehn Klassen 263 Schülerinnen und bildet zugleich in den untersten drei Klassen in welchen auch Knaben unterrichtet werden' eine Vorschule für das Gymnasium. Ein be¬ sonderes Gepräge hat Meseritz bekommen, seit im Fahre 187S hier statt des Kreis¬ gerichts ein Landgericht errichtet wurde, das seinen Bezirk weit nach Osten und Süden erstreckt. So ist Meseritz, das aus einem Handel- und gewerbetreibenden Platze früherer Jahr¬ hunderte durch die Versperrung der Verkehrs¬ wege nach dem Osten zu einem einfachen Landstädtchen herabgesunken war, wieder zu einer Beamtenstadt mit regsten, Geistesleben geworden, zumal es als Knotenpunkt wichtiger Eisenbahnen auch in dieser Beziehung von vielen Beamten bewohnt ist. Als weitere Behörden gibt es in Meseritz ein Postamt 1. Klasse, ein Hauptzollamt, eine Gewerbe- und drei Bauinspekiionen. Doch darf man die Stadt nicht als eine deutsche Beamten- siedelung ansehen; denn die allmähliche Er¬ weiterung der einzelnen Behörden hat sich folgerichtig aus den wachsenden wirtschaft¬ lichen und kulturellen Bedürfnissen ergeben. Diese spiegeln sich auch in dem Zeitungs¬ wesen des Kreises Wider. In den beiden größten Städten Meseritz und Berthchen erscheinen je zwei Zeitungen, von denen die „Meseritzer Kreiszeitung mit ihrer Neben¬ ausgabe „Bentschener Wochenblatt" eine Auf¬ lage von 7300 Stück erreicht hat und damit die größte Kreiszeitung des deutschen Ostens ist. Aber auch Industrie ist vorhanden. Nicht nur als Sitz der Me>landzentrale Birnbaum- Meseritz-Schwerin, sondern auch als Sitz eines städtischen Elektrizitätswerles, zweier Maschinenfabriken, mehrerer Dampfziegeleien, Schneidemühlen usw. erinnert die Kreisstadt an den deutschen Gewerbefleiß der Väter und bezeugt damit ihre deutsche Überlieferung. An Wohlfllhrtsanstalten weist Meseritz ein Kreiskrankenhaus, eine Kinderbewahranstalt, zwei Kinderhorte und mehrere Hospitäler für alte Leute auf. Also auch in kultureller Beziehung zeigt Meseritz durchaus deutsche Art und deutsches Wesen. 2. Berthchen. Die zweitwichtigste Stadt im Kreise ist Berthchen, bekannt durch seinen großen Bahn¬ hof, einen der wichtigsten Eisenbahnknoten¬ punkte im deutschen Osten. Deutscher Volks¬ rat und städtische Behörden haben eine be¬ sondere Schrift herausgegeben: „Berthchen eine deutsche Stadt", in welcher auf Grund vorzüglichen statistischen Materials nachge¬ wiesen wird, daß der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung deutsch ist und deutsch sühlt. Es wird darin vor allem gezeigt, daß Berthchen im Wilsonschen Sinne deutsch ist. 3. Tirschti-gel. Ruch Tirschtiegel mit seiner Umgebung ist reindeutsch. In einem Aufruf, den Stadt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/535
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/535>, abgerufen am 29.04.2024.