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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage; Zur Stunde. Aus der feindlichen Manlel-
note. Die Volksratsbewegung -- Aus den deutschen Vollsräten -- Kleine
Nachrichten.


Materialien zur ostdeutschen Frage



Zur stunde

Mehr als sieben Monate hat das deutsche Volk seit Beendigung der kriege-
rischen Handlungen darauf warien müssen, daß der Zwischenzustand zwischen
Krieg und Frieden in einem endgültigen Frieden seinen Abschluß finden sollte.
Nun haben wir den Abschluß, aber nach langer qualvoller und zermürbender Warte¬
zeit bedeutet er nichts anderes, als eine neue Frage an die Zukunft.

Wenn diese Zeilen gedruckt sein werden, dann ist in Weimar die Entscheidung
darüber gesallen, was wir den Forderungen der Feinde entgegensetzen werden.
Mit kaum erträglicher Spannung wartet die deutsche Ostmark aus die einzige
Antwort, die unseren Gegnern gebührt. Unser Standpunkt ist klar. Die Antwort
ist nut den Bedingungen der Gegner bereits' gegeben. Sie kann nur lauten "Nein".
Es scheint uns unmöglich, daß feierliche Erklärungen der Regierung und der
Parteien gebrochen werden sollten jetzt, wo es sich zeigen soll, daß hinter den Worten
auch der unbeugsame Wille zur Tat stand. Machen wir uns noch einmal die
Lage klar. Die Gegenvorschläge, die die deutsche Negierung auf die ersten
FnedcnVbedingungen der Entente formulirt hatte, waren ein unteilbares Ganzes,
ste stellten zugleich das äußerste Maß des Entgegenkommens dar, zu dem die Ne¬
gierung bereit war. Gewiß, das Unannehmbar der Regierung und Nationalver¬
sammlung nach dem Bekanntwerden der Bedingungen bezog sich auf "diesen"
Fitedensverlrag, und es wäre vielleicht ein Fall denkbar gewesen, indem man
darüber Hütte streiten können, ob die endgültigen Bedingungen sich von "diesen"
Bedingungen soweit entfernt hätten, daß man berechtigt sei, in die Erwägung
der Annahme der neuen Bedingungen einzutreten. Aber in ihrem blinden Ber-
uichlungswtllen hat die Entente uns die Entscheidung leicht gemacht. Die neuen
Bedingungen sind "diese" Bedingungen, deren Unannehmbarkeit für Negierung
und Nationalversammlung fraglos feststand. Es ist hier nicht nötig, in eine Er¬
örterung der wirtschaftlichen und finanziellen Bestimmungen der Antwort unserer
Gegner einzutreten. Uns und jedem Deutschen genügt eins: B^i den Bestimmungen
über die Ostmarken besteht die einzige beachtenswerte Änderung in der Zu¬
billigung einer Abstimmung in Oberschlesien. Aber es soll nach dem Willen der
Eiilenie dabei bleiben, daß Posen und Westpreußen bedingungslos an den Pvlen-
staal abzutreten find. Und wenn die Entente in allen anderen Punkten restlos
aus die deutschen Gegenvorschläge eingegangen wäre, diese Forderung allein macht
es für jeoe deutsche Regierung zur unabweisbaren Pflicht, dem Friedensoorschlag
der Gegner ein durch nichts zu erschütterndes "Nein" entgegenzusetzen.


Mitteilungen 10
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note. Die Volksratsbewegung — Aus den deutschen Vollsräten — Kleine
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Zur stunde

Mehr als sieben Monate hat das deutsche Volk seit Beendigung der kriege-
rischen Handlungen darauf warien müssen, daß der Zwischenzustand zwischen
Krieg und Frieden in einem endgültigen Frieden seinen Abschluß finden sollte.
Nun haben wir den Abschluß, aber nach langer qualvoller und zermürbender Warte¬
zeit bedeutet er nichts anderes, als eine neue Frage an die Zukunft.

Wenn diese Zeilen gedruckt sein werden, dann ist in Weimar die Entscheidung
darüber gesallen, was wir den Forderungen der Feinde entgegensetzen werden.
Mit kaum erträglicher Spannung wartet die deutsche Ostmark aus die einzige
Antwort, die unseren Gegnern gebührt. Unser Standpunkt ist klar. Die Antwort
ist nut den Bedingungen der Gegner bereits' gegeben. Sie kann nur lauten „Nein".
Es scheint uns unmöglich, daß feierliche Erklärungen der Regierung und der
Parteien gebrochen werden sollten jetzt, wo es sich zeigen soll, daß hinter den Worten
auch der unbeugsame Wille zur Tat stand. Machen wir uns noch einmal die
Lage klar. Die Gegenvorschläge, die die deutsche Negierung auf die ersten
FnedcnVbedingungen der Entente formulirt hatte, waren ein unteilbares Ganzes,
ste stellten zugleich das äußerste Maß des Entgegenkommens dar, zu dem die Ne¬
gierung bereit war. Gewiß, das Unannehmbar der Regierung und Nationalver¬
sammlung nach dem Bekanntwerden der Bedingungen bezog sich auf „diesen"
Fitedensverlrag, und es wäre vielleicht ein Fall denkbar gewesen, indem man
darüber Hütte streiten können, ob die endgültigen Bedingungen sich von „diesen"
Bedingungen soweit entfernt hätten, daß man berechtigt sei, in die Erwägung
der Annahme der neuen Bedingungen einzutreten. Aber in ihrem blinden Ber-
uichlungswtllen hat die Entente uns die Entscheidung leicht gemacht. Die neuen
Bedingungen sind „diese" Bedingungen, deren Unannehmbarkeit für Negierung
und Nationalversammlung fraglos feststand. Es ist hier nicht nötig, in eine Er¬
örterung der wirtschaftlichen und finanziellen Bestimmungen der Antwort unserer
Gegner einzutreten. Uns und jedem Deutschen genügt eins: B^i den Bestimmungen
über die Ostmarken besteht die einzige beachtenswerte Änderung in der Zu¬
billigung einer Abstimmung in Oberschlesien. Aber es soll nach dem Willen der
Eiilenie dabei bleiben, daß Posen und Westpreußen bedingungslos an den Pvlen-
staal abzutreten find. Und wenn die Entente in allen anderen Punkten restlos
aus die deutschen Gegenvorschläge eingegangen wäre, diese Forderung allein macht
es für jeoe deutsche Regierung zur unabweisbaren Pflicht, dem Friedensoorschlag
der Gegner ein durch nichts zu erschütterndes „Nein" entgegenzusetzen.


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[0545] Mitteilungen im MtMll Li>it5Ac M«g M WMMW Verantwortlich! Carl Georg Bruns Ur. 16Schriftleitung: Bromberg, Weltzienplatz 1"> Fernruf Ur. 32125. Zum 1913 Inhalt: Materialien zur ostdeutschen Frage; Zur Stunde. Aus der feindlichen Manlel- note. Die Volksratsbewegung — Aus den deutschen Vollsräten — Kleine Nachrichten. Materialien zur ostdeutschen Frage Zur stunde Mehr als sieben Monate hat das deutsche Volk seit Beendigung der kriege- rischen Handlungen darauf warien müssen, daß der Zwischenzustand zwischen Krieg und Frieden in einem endgültigen Frieden seinen Abschluß finden sollte. Nun haben wir den Abschluß, aber nach langer qualvoller und zermürbender Warte¬ zeit bedeutet er nichts anderes, als eine neue Frage an die Zukunft. Wenn diese Zeilen gedruckt sein werden, dann ist in Weimar die Entscheidung darüber gesallen, was wir den Forderungen der Feinde entgegensetzen werden. Mit kaum erträglicher Spannung wartet die deutsche Ostmark aus die einzige Antwort, die unseren Gegnern gebührt. Unser Standpunkt ist klar. Die Antwort ist nut den Bedingungen der Gegner bereits' gegeben. Sie kann nur lauten „Nein". Es scheint uns unmöglich, daß feierliche Erklärungen der Regierung und der Parteien gebrochen werden sollten jetzt, wo es sich zeigen soll, daß hinter den Worten auch der unbeugsame Wille zur Tat stand. Machen wir uns noch einmal die Lage klar. Die Gegenvorschläge, die die deutsche Negierung auf die ersten FnedcnVbedingungen der Entente formulirt hatte, waren ein unteilbares Ganzes, ste stellten zugleich das äußerste Maß des Entgegenkommens dar, zu dem die Ne¬ gierung bereit war. Gewiß, das Unannehmbar der Regierung und Nationalver¬ sammlung nach dem Bekanntwerden der Bedingungen bezog sich auf „diesen" Fitedensverlrag, und es wäre vielleicht ein Fall denkbar gewesen, indem man darüber Hütte streiten können, ob die endgültigen Bedingungen sich von „diesen" Bedingungen soweit entfernt hätten, daß man berechtigt sei, in die Erwägung der Annahme der neuen Bedingungen einzutreten. Aber in ihrem blinden Ber- uichlungswtllen hat die Entente uns die Entscheidung leicht gemacht. Die neuen Bedingungen sind „diese" Bedingungen, deren Unannehmbarkeit für Negierung und Nationalversammlung fraglos feststand. Es ist hier nicht nötig, in eine Er¬ örterung der wirtschaftlichen und finanziellen Bestimmungen der Antwort unserer Gegner einzutreten. Uns und jedem Deutschen genügt eins: B^i den Bestimmungen über die Ostmarken besteht die einzige beachtenswerte Änderung in der Zu¬ billigung einer Abstimmung in Oberschlesien. Aber es soll nach dem Willen der Eiilenie dabei bleiben, daß Posen und Westpreußen bedingungslos an den Pvlen- staal abzutreten find. Und wenn die Entente in allen anderen Punkten restlos aus die deutschen Gegenvorschläge eingegangen wäre, diese Forderung allein macht es für jeoe deutsche Regierung zur unabweisbaren Pflicht, dem Friedensoorschlag der Gegner ein durch nichts zu erschütterndes „Nein" entgegenzusetzen. Mitteilungen 10

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/545>, abgerufen am 29.04.2024.