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Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr.

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Kleine Nachrichten

[Beginn Spaltensatz]

sei, den deutschen Osten preiszugeben. --
Es ist schwer verständlich, wie derartigen
Einzelvorgängen, selbst wenn sie zutreffen
sollten, irgendwelche Bedeutung zuge¬
schrieben werden kann. Sowohl die
Neichsrcgierung wie die Preußens haben
wiederholt feierlich erklärt, dos; sie ven
deutschen Osten unter allen Umstänven
gegen jeden frevelhaften Angriff schützen
werden. Einer solchen Absicht dienen
sämtliche in Westpreußen getroffenen
Maßnahmen.

("Franks. Ztg." vom 16. Juni Ur. 437)
ö^stematischer Vertragsbruch

Thorn, 12. Juni. Der polnische Ge-
"eraldelcgicrte für amerikanische Lebcns-
m.itteltrausporte nach Polen, dessen Sitz
Danzig ist, machte dem Warschauer Ver¬
kehrsministerium telegraphische Meldung,
d'e Eisenbahndirektion Danzig habe der
polnischen Lebensmitteltransport - Kom¬
mission mitgeteilt, daß wegen systemati¬
scher Nichterfüllung der Vertragsbedin¬
gungen durch die polnische Regierung,
bestehend in Nichtrücksendung leerer
GiiterziiM, der gesamte Güterverkehr mit
^ebensmittcln nach Polen eingestellt
werden müsse. Desgleichen drohe die ame¬
rikanische Kommission mit der Unrer-
brechung der Transporte. Die Amerika-,
ner hätten bereits sehr ungünstige Berichte
über grenzenlose Zerrüttung der polni¬
schen Eisenbahnen nach Paris entsandt
mit der Erklärung, unter solchen Umstän¬

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den nicht weiterarbeiten zu können. Acht
Großschiffe mit Mehl und Getreide lägen
im Danziger Hafen. Der Generaldele¬
gierte Jelowicki fordert vom Warschauer
Vcrkehrsministerium dringend Abhilfe.

(Deutsche Allg. Ztg.).

Ausweisung der russischen Juden.

Berlin, 13. Juni. Das jüdische Bureau
in Kopenhagen meldet: Die polnische Re¬
gierung hat ein Gesetz, betreffend die Aus¬
weisung aller russischen Juden aus Polen
ausgearbeitet, 60 090 Juden werden durch
diese Maßnahme betroffen. Viele davon
leben se't Dezennien in Polen. Die Aus¬
weisung ist für sie katastrophal. 900 Aus¬
weisungsbefehle wurden bereits erlassen.
Alle jüdischen Post- und Telegraphen¬
beamten im Gebiete von Lemberg, 400 an
der Zahl, wurden entlassen. Der pol¬
nische Minister des Innern hat an alle
BerwaltuugsWrperschaften ein antisemi¬
tisches Zirkular provozierenden Inhaltes
gerichtet. Die Juden behaupten, das
Zirkular sei gleichbedeutend mit der Auf¬
forderung zu Pogromen.

("Frank,. Zie>." vom in. Juni Ur. 434)

Danzig, 15. Juni. Eine Polnische
N ü et w a n d e r u n gsge f e l >l s es äst,
die den Strom der polnischen Rückwan¬
derer aus Amerika nach Danzig lenken
soll, wurde gegründet. Für Ankunft dieser
Polen werden umfangreiche Vorberei¬
tungen getroffen.
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("Franks. Ztg, vom 1ö. Juni Ur. 487) [Ende Spaltensatz]


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Druck: "Den Reichiboi"'. B-rli" "W 11-
Kleine Nachrichten

[Beginn Spaltensatz]

sei, den deutschen Osten preiszugeben. —
Es ist schwer verständlich, wie derartigen
Einzelvorgängen, selbst wenn sie zutreffen
sollten, irgendwelche Bedeutung zuge¬
schrieben werden kann. Sowohl die
Neichsrcgierung wie die Preußens haben
wiederholt feierlich erklärt, dos; sie ven
deutschen Osten unter allen Umstänven
gegen jeden frevelhaften Angriff schützen
werden. Einer solchen Absicht dienen
sämtliche in Westpreußen getroffenen
Maßnahmen.

(„Franks. Ztg." vom 16. Juni Ur. 437)
ö^stematischer Vertragsbruch

Thorn, 12. Juni. Der polnische Ge-
»eraldelcgicrte für amerikanische Lebcns-
m.itteltrausporte nach Polen, dessen Sitz
Danzig ist, machte dem Warschauer Ver¬
kehrsministerium telegraphische Meldung,
d'e Eisenbahndirektion Danzig habe der
polnischen Lebensmitteltransport - Kom¬
mission mitgeteilt, daß wegen systemati¬
scher Nichterfüllung der Vertragsbedin¬
gungen durch die polnische Regierung,
bestehend in Nichtrücksendung leerer
GiiterziiM, der gesamte Güterverkehr mit
^ebensmittcln nach Polen eingestellt
werden müsse. Desgleichen drohe die ame¬
rikanische Kommission mit der Unrer-
brechung der Transporte. Die Amerika-,
ner hätten bereits sehr ungünstige Berichte
über grenzenlose Zerrüttung der polni¬
schen Eisenbahnen nach Paris entsandt
mit der Erklärung, unter solchen Umstän¬

[Spaltenumbruch]

den nicht weiterarbeiten zu können. Acht
Großschiffe mit Mehl und Getreide lägen
im Danziger Hafen. Der Generaldele¬
gierte Jelowicki fordert vom Warschauer
Vcrkehrsministerium dringend Abhilfe.

(Deutsche Allg. Ztg.).

Ausweisung der russischen Juden.

Berlin, 13. Juni. Das jüdische Bureau
in Kopenhagen meldet: Die polnische Re¬
gierung hat ein Gesetz, betreffend die Aus¬
weisung aller russischen Juden aus Polen
ausgearbeitet, 60 090 Juden werden durch
diese Maßnahme betroffen. Viele davon
leben se't Dezennien in Polen. Die Aus¬
weisung ist für sie katastrophal. 900 Aus¬
weisungsbefehle wurden bereits erlassen.
Alle jüdischen Post- und Telegraphen¬
beamten im Gebiete von Lemberg, 400 an
der Zahl, wurden entlassen. Der pol¬
nische Minister des Innern hat an alle
BerwaltuugsWrperschaften ein antisemi¬
tisches Zirkular provozierenden Inhaltes
gerichtet. Die Juden behaupten, das
Zirkular sei gleichbedeutend mit der Auf¬
forderung zu Pogromen.

(„Frank,. Zie>." vom in. Juni Ur. 434)

Danzig, 15. Juni. Eine Polnische
N ü et w a n d e r u n gsge f e l >l s es äst,
die den Strom der polnischen Rückwan¬
derer aus Amerika nach Danzig lenken
soll, wurde gegründet. Für Ankunft dieser
Polen werden umfangreiche Vorberei¬
tungen getroffen.
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(„Franks. Ztg, vom 1ö. Juni Ur. 487) [Ende Spaltensatz]


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[0560] Kleine Nachrichten sei, den deutschen Osten preiszugeben. — Es ist schwer verständlich, wie derartigen Einzelvorgängen, selbst wenn sie zutreffen sollten, irgendwelche Bedeutung zuge¬ schrieben werden kann. Sowohl die Neichsrcgierung wie die Preußens haben wiederholt feierlich erklärt, dos; sie ven deutschen Osten unter allen Umstänven gegen jeden frevelhaften Angriff schützen werden. Einer solchen Absicht dienen sämtliche in Westpreußen getroffenen Maßnahmen. („Franks. Ztg." vom 16. Juni Ur. 437) ö^stematischer Vertragsbruch Thorn, 12. Juni. Der polnische Ge- »eraldelcgicrte für amerikanische Lebcns- m.itteltrausporte nach Polen, dessen Sitz Danzig ist, machte dem Warschauer Ver¬ kehrsministerium telegraphische Meldung, d'e Eisenbahndirektion Danzig habe der polnischen Lebensmitteltransport - Kom¬ mission mitgeteilt, daß wegen systemati¬ scher Nichterfüllung der Vertragsbedin¬ gungen durch die polnische Regierung, bestehend in Nichtrücksendung leerer GiiterziiM, der gesamte Güterverkehr mit ^ebensmittcln nach Polen eingestellt werden müsse. Desgleichen drohe die ame¬ rikanische Kommission mit der Unrer- brechung der Transporte. Die Amerika-, ner hätten bereits sehr ungünstige Berichte über grenzenlose Zerrüttung der polni¬ schen Eisenbahnen nach Paris entsandt mit der Erklärung, unter solchen Umstän¬ den nicht weiterarbeiten zu können. Acht Großschiffe mit Mehl und Getreide lägen im Danziger Hafen. Der Generaldele¬ gierte Jelowicki fordert vom Warschauer Vcrkehrsministerium dringend Abhilfe. (Deutsche Allg. Ztg.). Ausweisung der russischen Juden. Berlin, 13. Juni. Das jüdische Bureau in Kopenhagen meldet: Die polnische Re¬ gierung hat ein Gesetz, betreffend die Aus¬ weisung aller russischen Juden aus Polen ausgearbeitet, 60 090 Juden werden durch diese Maßnahme betroffen. Viele davon leben se't Dezennien in Polen. Die Aus¬ weisung ist für sie katastrophal. 900 Aus¬ weisungsbefehle wurden bereits erlassen. Alle jüdischen Post- und Telegraphen¬ beamten im Gebiete von Lemberg, 400 an der Zahl, wurden entlassen. Der pol¬ nische Minister des Innern hat an alle BerwaltuugsWrperschaften ein antisemi¬ tisches Zirkular provozierenden Inhaltes gerichtet. Die Juden behaupten, das Zirkular sei gleichbedeutend mit der Auf¬ forderung zu Pogromen. („Frank,. Zie>." vom in. Juni Ur. 434) Danzig, 15. Juni. Eine Polnische N ü et w a n d e r u n gsge f e l >l s es äst, die den Strom der polnischen Rückwan¬ derer aus Amerika nach Danzig lenken soll, wurde gegründet. Für Ankunft dieser Polen werden umfangreiche Vorberei¬ tungen getroffen. " („Franks. Ztg, vom 1ö. Juni Ur. 487) «erlag: Btrlag der «r«n,d»««n G, in. b H, Berlin SW I l, Tmivelh»!« Ufer os». Druck: „Den Reichiboi»'. B-rli» «W 11-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 78, 1919, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341909_335407/560>, abgerufen am 29.04.2024.