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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr.

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Drinnen und draußen

Drinnen und draußen

[Beginn Spaltensatz]
Frankreich ,ab der Pulses.

Die Furcht
Frankreichs vor einer militärischen Gegen¬
revolution und seine Wachsamkeit gegen
jedes Erstarken Deutschlands hat sich wäh¬
rend der Krisis so deutlich ausgesprochen,
daß es verlohnt, einige Zeugnisse aus diesen
Tagen festzuhalten. Wir geben die Mel¬
dungen nach der "Franks. Ztg." Ur. 20ö
wieder.

In einem überaus heftigen Artikel stellt
der "TemvS" fest, dasz die alliierten
Negierunzen 24 Stunden nach dem Aus-
bruch der Gegenrevolution in Berlin
noch nichts getan und noch nichts gesagt
haben.

Sie schienen sogar zu glauben, fährt er
fort, das; sie sich um die Negierung, die
Deutschland sich geben wolle, nicht zu küm¬
mern hätten. Das Blatt beschwört die
alliierten Regierungen, an die äußerste
Schwere der gegenwärtigen Krisis zu denken
und an den unberechenbaren Wert eines
jeden Augenblicks, der verstreiche. Gegen¬
über den Verantwortlichkeiten, die die
alliierten Regierungen heute hätten, seien
diejenigen, die Napoleon III. 1866 gehabt
habe, leicht gewesen. Auf was warte man
"och nach den Erfahrungen, die von Jena
uach Leipzig, von Olmütz nach Sedan ge¬
führt hätten, nach den Ersahrungen des
.letzten Krieges? Brauche man da etwa noch
Enqueten oder Erläuterungen, um zu be¬
greifen, was die Henschast des Militärs in
Verum bedeute? Das Blatt sagt, man be¬
haupte, die in Berlin herrschten, seien nur
Komparsen. Aber glaube man, daß sie
allein gehandelt hätten? Die Reichswehr
und die Sicherheitswehr, die die reguläre
Negierung hätten verteidigen sollen, hätten
sich ohne einen Flintenschuß en b!oL dem
neuen Regime angeschlossen. Hätte eine
Handvoll Komparsen dieses Ergebnis er-
?'eien können? In ganz Deutschland bis
zur Saar sei die Gegenrevolution zu gleicher
Jen ausgebrochen. Nach den Nachrichten
bon heute nacht und heute morgen hätten
sie sofort in Hamburg, Hannover, Kassel, ja
sogar in München triumphiert. Das Blatt
glaubt nicht, daß untergeordnete Personen

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das hätten erreichen können. Es erkennt
daran die Methode des preußischen Großen
Gencralstabes. Sei es Zufall, daß General
Hoffmann nach Berlin zurückgekehrt sei, daß
General von Lettow-Vorbeck einen Vortrag
vor der Patriotischen Jugend in Nürnberg
gehalten habe? Man habe die gegenwär¬
tigen Ereignisse mit der Rückkehr von der
Insel Elba verglichen. Wer glaubt sich groß
genug, Waterloo verhindern zu können,
wenn nicht General Ludendorff? Das Blatt
erinnert daran, daß man auch 1862 die
Größe Bismarcks nicht erkannt habe. Das
Blatt erinnert daran, daß man auch 1362
die Größe Bismarcks nicht erkannt habe.
Das Blatt erinnert an die Rede Graf Po-
sadowskys für die Auflösung der National¬
versammlung und verwahrt sich dagegen,
daß selbst französische Sozialisten auf das
deutsche Proletariat verweisen, wie Ende
Juli 1914. Wenn jemals die deutsche
Gegenrevolution den Krieg wieder entfache
und die französischen Soldaten zwinge, sich
töten zu lassen, dann werde man hoffentlich
Rechenschaft von den seltsamen Leuten ver¬
langen, die in dem Augenblick, in dem die
Militärdiktatur in Berlin aufgerichtet werde,
nichts Eiligeres zu tun hätten, als gegen
angebliche imperialistische Pläne der Alliierten
zu Protestieren. Wenn man das tue, was
die Leute wollten, dann wölle man sich auf
die bolschewistische Bewegung stützen. Das
sei eine schöne Hoffnung; wenn die militä¬
rischen Chefs über diese Bewegung siegten,
dann erschienen sie wie die Verteidiger der
sozialen Ordnung, und wenn sie unterliegen
würden, dann sei der Bolschewismus als
Nachbar Deutschlands etabliert. Werde er
etwa die Wiedergutmachungen, die Deutsch¬
land Frankreich schulde, bezahlen? Vor der
Schlacht von Sadows habe Thiers in der
Kammer gesagt, der gr ößte Grunds atz
der europäischen Politik sei, daß
Deutschland aus unabhängigen
Staaten zusammengesetzt sei, die
unter sich föderativ verbunden
wären. Der "Temps" schließt, indem er
darauf hinweist, daß die neue Negierung in
Berlin sage, die deutsche Armee könne nicht

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Drinnen und draußen

Drinnen und draußen

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Frankreich ,ab der Pulses.

Die Furcht
Frankreichs vor einer militärischen Gegen¬
revolution und seine Wachsamkeit gegen
jedes Erstarken Deutschlands hat sich wäh¬
rend der Krisis so deutlich ausgesprochen,
daß es verlohnt, einige Zeugnisse aus diesen
Tagen festzuhalten. Wir geben die Mel¬
dungen nach der „Franks. Ztg." Ur. 20ö
wieder.

In einem überaus heftigen Artikel stellt
der „TemvS" fest, dasz die alliierten
Negierunzen 24 Stunden nach dem Aus-
bruch der Gegenrevolution in Berlin
noch nichts getan und noch nichts gesagt
haben.

Sie schienen sogar zu glauben, fährt er
fort, das; sie sich um die Negierung, die
Deutschland sich geben wolle, nicht zu küm¬
mern hätten. Das Blatt beschwört die
alliierten Regierungen, an die äußerste
Schwere der gegenwärtigen Krisis zu denken
und an den unberechenbaren Wert eines
jeden Augenblicks, der verstreiche. Gegen¬
über den Verantwortlichkeiten, die die
alliierten Regierungen heute hätten, seien
diejenigen, die Napoleon III. 1866 gehabt
habe, leicht gewesen. Auf was warte man
"och nach den Erfahrungen, die von Jena
uach Leipzig, von Olmütz nach Sedan ge¬
führt hätten, nach den Ersahrungen des
.letzten Krieges? Brauche man da etwa noch
Enqueten oder Erläuterungen, um zu be¬
greifen, was die Henschast des Militärs in
Verum bedeute? Das Blatt sagt, man be¬
haupte, die in Berlin herrschten, seien nur
Komparsen. Aber glaube man, daß sie
allein gehandelt hätten? Die Reichswehr
und die Sicherheitswehr, die die reguläre
Negierung hätten verteidigen sollen, hätten
sich ohne einen Flintenschuß en b!oL dem
neuen Regime angeschlossen. Hätte eine
Handvoll Komparsen dieses Ergebnis er-
?'eien können? In ganz Deutschland bis
zur Saar sei die Gegenrevolution zu gleicher
Jen ausgebrochen. Nach den Nachrichten
bon heute nacht und heute morgen hätten
sie sofort in Hamburg, Hannover, Kassel, ja
sogar in München triumphiert. Das Blatt
glaubt nicht, daß untergeordnete Personen

[Spaltenumbruch]

das hätten erreichen können. Es erkennt
daran die Methode des preußischen Großen
Gencralstabes. Sei es Zufall, daß General
Hoffmann nach Berlin zurückgekehrt sei, daß
General von Lettow-Vorbeck einen Vortrag
vor der Patriotischen Jugend in Nürnberg
gehalten habe? Man habe die gegenwär¬
tigen Ereignisse mit der Rückkehr von der
Insel Elba verglichen. Wer glaubt sich groß
genug, Waterloo verhindern zu können,
wenn nicht General Ludendorff? Das Blatt
erinnert daran, daß man auch 1862 die
Größe Bismarcks nicht erkannt habe. Das
Blatt erinnert daran, daß man auch 1362
die Größe Bismarcks nicht erkannt habe.
Das Blatt erinnert an die Rede Graf Po-
sadowskys für die Auflösung der National¬
versammlung und verwahrt sich dagegen,
daß selbst französische Sozialisten auf das
deutsche Proletariat verweisen, wie Ende
Juli 1914. Wenn jemals die deutsche
Gegenrevolution den Krieg wieder entfache
und die französischen Soldaten zwinge, sich
töten zu lassen, dann werde man hoffentlich
Rechenschaft von den seltsamen Leuten ver¬
langen, die in dem Augenblick, in dem die
Militärdiktatur in Berlin aufgerichtet werde,
nichts Eiligeres zu tun hätten, als gegen
angebliche imperialistische Pläne der Alliierten
zu Protestieren. Wenn man das tue, was
die Leute wollten, dann wölle man sich auf
die bolschewistische Bewegung stützen. Das
sei eine schöne Hoffnung; wenn die militä¬
rischen Chefs über diese Bewegung siegten,
dann erschienen sie wie die Verteidiger der
sozialen Ordnung, und wenn sie unterliegen
würden, dann sei der Bolschewismus als
Nachbar Deutschlands etabliert. Werde er
etwa die Wiedergutmachungen, die Deutsch¬
land Frankreich schulde, bezahlen? Vor der
Schlacht von Sadows habe Thiers in der
Kammer gesagt, der gr ößte Grunds atz
der europäischen Politik sei, daß
Deutschland aus unabhängigen
Staaten zusammengesetzt sei, die
unter sich föderativ verbunden
wären. Der „Temps" schließt, indem er
darauf hinweist, daß die neue Negierung in
Berlin sage, die deutsche Armee könne nicht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_336844/383>, abgerufen am 02.05.2024.