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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Offenherzigkeiten

Aber der Deutsche, der sich unter sich über alles streitet, stritt auch hierüber.
Manche bezweifelten die Tiefe und die UnVersöhnlichkeit des englischen Handels-
neids. Weil auch Bethmann Hollweg zweifelte, setzte er die deutsche Schlachtflotte
nicht im rechten Augenblick ein und verzögerte den rechten Augenblick und die
rechte Kraft zum Ubootskrieg.

Daß einem geschlagenen und ruinierten Deutschland wenigstens der Handels¬
neid des weltmächtigen England nicht mehr drohe, wurde von vielen gehofft,
als eine der wenigen guten Seiten unserer entsetzlichen Lage. Wie abscheulich
wäre es von dem, der den Krieg und die Welt gewonnen hat, wenn er jetzt dem
um alles gebrachten Bettlervolk Mitteleuropas die bescheidenen Ansätze eines
Wiederaufkommens mißgönnen wollte! So rechnete diesmal deutsche Sentimentalität.
"

Die "Frankfurter Zeitung, die jedenfalls keine Gegnerin deutsch-englischer
Verständigung ist, aber sich neuerdings Wohl mit Recht gegen würde- und zweck¬
lose Anbiederungsversuche unsererseits wendet, druckt nun in ihrer Nummer vom
JZ. Juli folgendes neue englische Plakat ab:


R.ememder!

Lver^ t^ermem emplo^ecj achus s öritisli worker latis. Tver^ Osrmsn srticls
solet MLÄNL s KritisN srticle unsolcj.

LritisK Empire I^nion: Z46 Lti-em6, l.nacion WL 2,


Zu deutsch: "Vergeht es nie! Jeder beschäftigte Deutsche bedeutet einen
müßigen Briten. Jeder verkaufte deutsche Artikel bedeutet einen unverkauften
britischen Artikel."

Dieses Plakat hängt zu Massen in belgischen Städten. Auch unseren Brüdern,
den Vlamen, wird also in der englischen Weltsprache begreiflich gemacht:

1. Volkswirtschaftlicher Lehrsatz: Die Weltvölker gedeihen nicht miteinander
und aneinander, indem jedes arbeitet, erzeugt und des andern Kunde wird)
sondern er oder ich. Einer muß hin sein, damit der andere leben kann.

2. Politische Nutzanwendung: Völker der Erde, ächtet den erbarmungs¬
würdig Besiegten erbarmungslos, auf daß er Brot und Dasein verliert, damit
der englische Kommis ohne diese lästige Konkurrenz eines wirklichen Arbeitsvolks
angestellt (emplo^e6) sein kann, ohne den lieben Müßiggang (iclleness) aufzu¬
geben. Dem Weltherrn das Weltmonopol! Er will sich nicht durch einen voll¬
beschäftigten Deutschen Kriegsentschädigung zahlen lassen, sondern sich unmittelbar
Zibo Riemen aus der Haut der umgebrachten deutschen Wirtschaft schneiden.


Der Auspuff.
Ein Beitrag zur Seelenkunde der Demokratie.

Den überwaldeten Weg am Flusse entlang schiebt sich lustwandelnd das
sonntagsfrohe Volk. Man hat jetzt ja, dank dem Achtstundenwerk, schließlich auch
in der Woche Zeit zu Ausflügen, aber es schmeckt dann nicht so wie am Tag
des Herrn! Uralte Gepflogenheiten sitzen zu fest im Blute) die gediegenste Auf¬
klärung, die verbreitetste Zehngebote-Literatur kommen selbst im "Sozialstaat nur
langsam dagegen an. Opalener märkischer Himmel, wie ein blauer Traum die
Havel mit ihrem Kiefernkranz -- auch wen die jrienen Beeme sonst nichts
angehen, schlürft rein triebmäßig das Glück dieser Leuchtestunde. Da rauscht und
braust es aus rasch heranstürzenden Staubwolken von vorn und hinten. Autos!
Das freie Volk springt, mit verzweifeltem Ruck die Kinderwagen packend, rechts
und links in den Chausseegraben, in den Schlamm des verschilften Flußranves
und macht den Ungeheuern Platz. Staub und böse Benzoldämpfe bleiben lange
in der heißen Sommerluft stehen. Ehe sie sich verzogen haben und der Golo-
saphir der Landschaft wieder auffunkelt, rattern und tuten neue Krafter herbei,
und wieder rettet die souveräne Welt sich und ihre Kinderwagen mühsam vor den
Gewaltigen. So genießt sie bis zum Ziele in schönem Gemisch die Wunder der
Schöpfung und der modernen Technik.

Nur dann und wann einmal, unsicher dabei und merkbar geniert, wagt ein
ganz Zielbewußter leise vor sich hinzufluchen.


Offenherzigkeiten

Aber der Deutsche, der sich unter sich über alles streitet, stritt auch hierüber.
Manche bezweifelten die Tiefe und die UnVersöhnlichkeit des englischen Handels-
neids. Weil auch Bethmann Hollweg zweifelte, setzte er die deutsche Schlachtflotte
nicht im rechten Augenblick ein und verzögerte den rechten Augenblick und die
rechte Kraft zum Ubootskrieg.

Daß einem geschlagenen und ruinierten Deutschland wenigstens der Handels¬
neid des weltmächtigen England nicht mehr drohe, wurde von vielen gehofft,
als eine der wenigen guten Seiten unserer entsetzlichen Lage. Wie abscheulich
wäre es von dem, der den Krieg und die Welt gewonnen hat, wenn er jetzt dem
um alles gebrachten Bettlervolk Mitteleuropas die bescheidenen Ansätze eines
Wiederaufkommens mißgönnen wollte! So rechnete diesmal deutsche Sentimentalität.
"

Die „Frankfurter Zeitung, die jedenfalls keine Gegnerin deutsch-englischer
Verständigung ist, aber sich neuerdings Wohl mit Recht gegen würde- und zweck¬
lose Anbiederungsversuche unsererseits wendet, druckt nun in ihrer Nummer vom
JZ. Juli folgendes neue englische Plakat ab:


R.ememder!

Lver^ t^ermem emplo^ecj achus s öritisli worker latis. Tver^ Osrmsn srticls
solet MLÄNL s KritisN srticle unsolcj.

LritisK Empire I^nion: Z46 Lti-em6, l.nacion WL 2,


Zu deutsch: „Vergeht es nie! Jeder beschäftigte Deutsche bedeutet einen
müßigen Briten. Jeder verkaufte deutsche Artikel bedeutet einen unverkauften
britischen Artikel."

Dieses Plakat hängt zu Massen in belgischen Städten. Auch unseren Brüdern,
den Vlamen, wird also in der englischen Weltsprache begreiflich gemacht:

1. Volkswirtschaftlicher Lehrsatz: Die Weltvölker gedeihen nicht miteinander
und aneinander, indem jedes arbeitet, erzeugt und des andern Kunde wird)
sondern er oder ich. Einer muß hin sein, damit der andere leben kann.

2. Politische Nutzanwendung: Völker der Erde, ächtet den erbarmungs¬
würdig Besiegten erbarmungslos, auf daß er Brot und Dasein verliert, damit
der englische Kommis ohne diese lästige Konkurrenz eines wirklichen Arbeitsvolks
angestellt (emplo^e6) sein kann, ohne den lieben Müßiggang (iclleness) aufzu¬
geben. Dem Weltherrn das Weltmonopol! Er will sich nicht durch einen voll¬
beschäftigten Deutschen Kriegsentschädigung zahlen lassen, sondern sich unmittelbar
Zibo Riemen aus der Haut der umgebrachten deutschen Wirtschaft schneiden.


Der Auspuff.
Ein Beitrag zur Seelenkunde der Demokratie.

Den überwaldeten Weg am Flusse entlang schiebt sich lustwandelnd das
sonntagsfrohe Volk. Man hat jetzt ja, dank dem Achtstundenwerk, schließlich auch
in der Woche Zeit zu Ausflügen, aber es schmeckt dann nicht so wie am Tag
des Herrn! Uralte Gepflogenheiten sitzen zu fest im Blute) die gediegenste Auf¬
klärung, die verbreitetste Zehngebote-Literatur kommen selbst im "Sozialstaat nur
langsam dagegen an. Opalener märkischer Himmel, wie ein blauer Traum die
Havel mit ihrem Kiefernkranz — auch wen die jrienen Beeme sonst nichts
angehen, schlürft rein triebmäßig das Glück dieser Leuchtestunde. Da rauscht und
braust es aus rasch heranstürzenden Staubwolken von vorn und hinten. Autos!
Das freie Volk springt, mit verzweifeltem Ruck die Kinderwagen packend, rechts
und links in den Chausseegraben, in den Schlamm des verschilften Flußranves
und macht den Ungeheuern Platz. Staub und böse Benzoldämpfe bleiben lange
in der heißen Sommerluft stehen. Ehe sie sich verzogen haben und der Golo-
saphir der Landschaft wieder auffunkelt, rattern und tuten neue Krafter herbei,
und wieder rettet die souveräne Welt sich und ihre Kinderwagen mühsam vor den
Gewaltigen. So genießt sie bis zum Ziele in schönem Gemisch die Wunder der
Schöpfung und der modernen Technik.

Nur dann und wann einmal, unsicher dabei und merkbar geniert, wagt ein
ganz Zielbewußter leise vor sich hinzufluchen.


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[0162] Offenherzigkeiten Aber der Deutsche, der sich unter sich über alles streitet, stritt auch hierüber. Manche bezweifelten die Tiefe und die UnVersöhnlichkeit des englischen Handels- neids. Weil auch Bethmann Hollweg zweifelte, setzte er die deutsche Schlachtflotte nicht im rechten Augenblick ein und verzögerte den rechten Augenblick und die rechte Kraft zum Ubootskrieg. Daß einem geschlagenen und ruinierten Deutschland wenigstens der Handels¬ neid des weltmächtigen England nicht mehr drohe, wurde von vielen gehofft, als eine der wenigen guten Seiten unserer entsetzlichen Lage. Wie abscheulich wäre es von dem, der den Krieg und die Welt gewonnen hat, wenn er jetzt dem um alles gebrachten Bettlervolk Mitteleuropas die bescheidenen Ansätze eines Wiederaufkommens mißgönnen wollte! So rechnete diesmal deutsche Sentimentalität. " Die „Frankfurter Zeitung, die jedenfalls keine Gegnerin deutsch-englischer Verständigung ist, aber sich neuerdings Wohl mit Recht gegen würde- und zweck¬ lose Anbiederungsversuche unsererseits wendet, druckt nun in ihrer Nummer vom JZ. Juli folgendes neue englische Plakat ab: R.ememder! Lver^ t^ermem emplo^ecj achus s öritisli worker latis. Tver^ Osrmsn srticls solet MLÄNL s KritisN srticle unsolcj. LritisK Empire I^nion: Z46 Lti-em6, l.nacion WL 2, Zu deutsch: „Vergeht es nie! Jeder beschäftigte Deutsche bedeutet einen müßigen Briten. Jeder verkaufte deutsche Artikel bedeutet einen unverkauften britischen Artikel." Dieses Plakat hängt zu Massen in belgischen Städten. Auch unseren Brüdern, den Vlamen, wird also in der englischen Weltsprache begreiflich gemacht: 1. Volkswirtschaftlicher Lehrsatz: Die Weltvölker gedeihen nicht miteinander und aneinander, indem jedes arbeitet, erzeugt und des andern Kunde wird) sondern er oder ich. Einer muß hin sein, damit der andere leben kann. 2. Politische Nutzanwendung: Völker der Erde, ächtet den erbarmungs¬ würdig Besiegten erbarmungslos, auf daß er Brot und Dasein verliert, damit der englische Kommis ohne diese lästige Konkurrenz eines wirklichen Arbeitsvolks angestellt (emplo^e6) sein kann, ohne den lieben Müßiggang (iclleness) aufzu¬ geben. Dem Weltherrn das Weltmonopol! Er will sich nicht durch einen voll¬ beschäftigten Deutschen Kriegsentschädigung zahlen lassen, sondern sich unmittelbar Zibo Riemen aus der Haut der umgebrachten deutschen Wirtschaft schneiden. Der Auspuff. Ein Beitrag zur Seelenkunde der Demokratie. Den überwaldeten Weg am Flusse entlang schiebt sich lustwandelnd das sonntagsfrohe Volk. Man hat jetzt ja, dank dem Achtstundenwerk, schließlich auch in der Woche Zeit zu Ausflügen, aber es schmeckt dann nicht so wie am Tag des Herrn! Uralte Gepflogenheiten sitzen zu fest im Blute) die gediegenste Auf¬ klärung, die verbreitetste Zehngebote-Literatur kommen selbst im "Sozialstaat nur langsam dagegen an. Opalener märkischer Himmel, wie ein blauer Traum die Havel mit ihrem Kiefernkranz — auch wen die jrienen Beeme sonst nichts angehen, schlürft rein triebmäßig das Glück dieser Leuchtestunde. Da rauscht und braust es aus rasch heranstürzenden Staubwolken von vorn und hinten. Autos! Das freie Volk springt, mit verzweifeltem Ruck die Kinderwagen packend, rechts und links in den Chausseegraben, in den Schlamm des verschilften Flußranves und macht den Ungeheuern Platz. Staub und böse Benzoldämpfe bleiben lange in der heißen Sommerluft stehen. Ehe sie sich verzogen haben und der Golo- saphir der Landschaft wieder auffunkelt, rattern und tuten neue Krafter herbei, und wieder rettet die souveräne Welt sich und ihre Kinderwagen mühsam vor den Gewaltigen. So genießt sie bis zum Ziele in schönem Gemisch die Wunder der Schöpfung und der modernen Technik. Nur dann und wann einmal, unsicher dabei und merkbar geniert, wagt ein ganz Zielbewußter leise vor sich hinzufluchen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/162>, abgerufen am 05.05.2024.