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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr.

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Oder:


An den Stadtkommandanten von Snamenka.

"Den Deutschen ist von mir völlig verboten worden, die Eisenbahn zu
benutzen) nicht ein einziger deutscher Transportzug, nicht ein einziger
deutscher Soldat darf die Bahnstrecke passieren. Wenn die Bahnleitung in
Snamenka auch nur einen deutschen Transportzug durchläßt, ist sie sofort
zu verhaften und mir zuzusenden. Wenn Sie es aber selbst veranlassen,
so schießen Sie sich ohne ^Gericht selbst eine Kugel vor den Kopf. Gestattet
ist den Deutschen der Durchmarsch nur zu Fuß und ohne Waffen.
Sammelt alle bewaffneten Kräfte und begegnet den Deutschen mit Eröffnung
des Feuers. Bolbatschan mit zwei Divisionen und einem Kavallerieregiment
ist im Anrücken und wir werden diese deutschen Hunde vernichten.

Ataman Grigorjew."

Ferner:


Dem deutschen Soldatenrat und dem bourgeoistischen deutschen Kommando
in Nikolajew.

"studiert ordentlich die Karte, da werdet Ihr die Oberzeugung gewinnen,
daß Ihr "kaput" seid. Ich werde meinen Standpunkt wahren, solange Ihr
bourgeoistische Offizierselemente habt, die alles vor den Soldaten ver¬
heimlichen. Der einzige Ausweg für Euch ist, mit gesenktem Haupte zu Fuß
nach Hause zu gehen."

Ataman Grigorjew.

Auch der Seeweg sollte den deutschen Truppen in Nikolajew verschlossen bleiben.


Dem Soldatenrat in Nikolajew.

"Ich teile Euch mit, daß kein Schiff Berechtigung hat, Nikolajew zu
verlassen, um nach dem Meere zu fahren. Alle aus Nikolajew in See
gehenden Schiffe werden mit Artillerie, Maschinengewehr- und Jnfanteriefeuer
beschossen werden. Auf der Strecke von Bohajawlenskoje bis Stanislew sind
Batterien am Ufer versteckt aufgestellt. Außerdem habe ich Maßnahmen
getroffen, um aus Nikolajew kein Schiff mit Ausnahme englischer und
französischer Kriegsschiffe herauszulassen.

Ataman Grigorjew."

Die sehr bedenkliche Lage der Garnison von Nikolajew war dem Ober¬
kommando in Kiew bekannt, sie war eine Folge der fortgesetzten Überfälle, denen
auf der Strecke Nikolajew-Snamenka, und namentlich an letzterem Knotenpunkt,
den auch alle Transporte aus der Gegend von Jekaterinoslaw und von der
Küste des AsowschenMeeres durchlaufen mußten, sämtliche deutschen Transporte
zum Opfer fielen.

Die planmäßig vorbereiteten Fallen bei Snamenka wurden mit der Zeit
so berüchtigt, daß die Truppe dem längeren Seetransport von Nikolajew aus den
Vorzug gab vor dem zweifelhaften, aber vielleicht schnelleren Bahntransport. Es
handelte sich hierbei vornehmlich um Truppen, die aus dem Kaukasus und von
der Krim zur Entlastung der Bahn zu Schiff nach Nikolajew transportiert
waren. Aber auch Garnisonen aus dem Gebiet östlich des Dujepr mußten vor
Snamenka umkehren und Anschluß an die Garnison in Nikolajew suchen. Dies


Grenzboten III 19S0 23
petljura und wir im Winter ^9^8/^9

Oder:


An den Stadtkommandanten von Snamenka.

„Den Deutschen ist von mir völlig verboten worden, die Eisenbahn zu
benutzen) nicht ein einziger deutscher Transportzug, nicht ein einziger
deutscher Soldat darf die Bahnstrecke passieren. Wenn die Bahnleitung in
Snamenka auch nur einen deutschen Transportzug durchläßt, ist sie sofort
zu verhaften und mir zuzusenden. Wenn Sie es aber selbst veranlassen,
so schießen Sie sich ohne ^Gericht selbst eine Kugel vor den Kopf. Gestattet
ist den Deutschen der Durchmarsch nur zu Fuß und ohne Waffen.
Sammelt alle bewaffneten Kräfte und begegnet den Deutschen mit Eröffnung
des Feuers. Bolbatschan mit zwei Divisionen und einem Kavallerieregiment
ist im Anrücken und wir werden diese deutschen Hunde vernichten.

Ataman Grigorjew."

Ferner:


Dem deutschen Soldatenrat und dem bourgeoistischen deutschen Kommando
in Nikolajew.

„studiert ordentlich die Karte, da werdet Ihr die Oberzeugung gewinnen,
daß Ihr „kaput" seid. Ich werde meinen Standpunkt wahren, solange Ihr
bourgeoistische Offizierselemente habt, die alles vor den Soldaten ver¬
heimlichen. Der einzige Ausweg für Euch ist, mit gesenktem Haupte zu Fuß
nach Hause zu gehen."

Ataman Grigorjew.

Auch der Seeweg sollte den deutschen Truppen in Nikolajew verschlossen bleiben.


Dem Soldatenrat in Nikolajew.

„Ich teile Euch mit, daß kein Schiff Berechtigung hat, Nikolajew zu
verlassen, um nach dem Meere zu fahren. Alle aus Nikolajew in See
gehenden Schiffe werden mit Artillerie, Maschinengewehr- und Jnfanteriefeuer
beschossen werden. Auf der Strecke von Bohajawlenskoje bis Stanislew sind
Batterien am Ufer versteckt aufgestellt. Außerdem habe ich Maßnahmen
getroffen, um aus Nikolajew kein Schiff mit Ausnahme englischer und
französischer Kriegsschiffe herauszulassen.

Ataman Grigorjew."

Die sehr bedenkliche Lage der Garnison von Nikolajew war dem Ober¬
kommando in Kiew bekannt, sie war eine Folge der fortgesetzten Überfälle, denen
auf der Strecke Nikolajew-Snamenka, und namentlich an letzterem Knotenpunkt,
den auch alle Transporte aus der Gegend von Jekaterinoslaw und von der
Küste des AsowschenMeeres durchlaufen mußten, sämtliche deutschen Transporte
zum Opfer fielen.

Die planmäßig vorbereiteten Fallen bei Snamenka wurden mit der Zeit
so berüchtigt, daß die Truppe dem längeren Seetransport von Nikolajew aus den
Vorzug gab vor dem zweifelhaften, aber vielleicht schnelleren Bahntransport. Es
handelte sich hierbei vornehmlich um Truppen, die aus dem Kaukasus und von
der Krim zur Entlastung der Bahn zu Schiff nach Nikolajew transportiert
waren. Aber auch Garnisonen aus dem Gebiet östlich des Dujepr mußten vor
Snamenka umkehren und Anschluß an die Garnison in Nikolajew suchen. Dies


Grenzboten III 19S0 23
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_337640/357>, abgerufen am 05.05.2024.