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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit und Zukunft

die Zufuhr des wertvollen Düngemittels wieder zum Vollertrage zu bringen. Für
die oben angeführte Unterstellung der feindlichen Mächte von dem wirtschaftlichen
Unwert, unseres kolonialen Besitzes ist aber der Gegenbeweis schon mit diesen kurzen
Aufzählungen erbracht.

Die koloniale Frage birgt aber in ihren Falten noch eine Seite, die heute von
unmeßbaren Werte für uns erscheint, das ist ihre Besiedlung. Wir brauchen kein
Wort darüber zu verlieren, daß tropisches Tiefland sich zur Aufnahme von Europäern
nicht eignet, aber abgesehen von Südwestafrika hatten wir in den Hochländern
Kameruns und Ostafrikas Gebiete gefunden, welche für eine Europäersiedlung in
Betracht kamen. Wir waren langsam und zögernd an das Werk gegangen, Europäer
dort festzusetzen. Wie auf jedem Neuland mußten auch hier erst Erfahrungen
gesammelt werden. Aber vor Kriegsausbruch schon hatten wir solche gewonnen,
zwar noch nicht abgeschlossen, aber soweit greifbar, daß weite Hochtäler, Berges¬
hänge und Hochebenen einer Europäeransiedlung offenstanden. Heute könnte die
überschüssige Volkszahl dorthin gelenkt werden, ausgehend von kleinen Wurzeln und
anwachsend zum lebensvollen Gebilde, statt langsam in Deutschland dahinzusiechen
und am Stamme des Volkes zu verdorren. Die alte Forderung unseres Volkes
könnte Befriedigung finden, ihm Raum auf der Erde zu verstatten, aus seiner Zu¬
sammenpressung im Herzen Europas ihm einen Ausweg zu gönnen. In der Er¬
füllung würde eine stärkere Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens ruhen, als
in der Besetzung des Rheinlandes und in der Losreißung und Abschnürung unserer
Brüder an den Grenzen des Reiches. Nicht die Verelendung als Folge des
Versailler Vertrags kann uns und der Welt helfen, nur die Hoffnung auf Raum
und Arbeit, auf eine Zukunft wird unser Volk zur inneren Gesundung und zur
Ruhe bringen. Die Aufrollung und Lösung des kolonialen Problems in Genf ver¬
mag diese Voraussetzungen zu schaffen.




Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit
und Zukunft
Zum Verständnis der Novembertage 1.91.3
Vizeadmiral a. D. v. Trotha, Von eben. Lhcf der Admiralität.

M^AW-". 1>nur man die Marine und im besonderen die deutsche Marine in
ö^Ä^x^A ihrem ganzen Wesen verstehen will, so muß man sich über die Kräfte
Mi klar werden, aus denen sie aufwuchs, und die in ihr zur Auswirkung
kamen; sie kann nur richtig erfaßt werden, wenn man sie als das
>Ä^^M^I Besondere ansieht, was sie war, wenn man sie nicht hinein¬
zwängen will in Vergleiche mit anderen Gruppen der Volkskraft, die nicht passen
können, selbst nicht ohne weiteres in solche mit der Armee. Ich spreche hier gerade
auch von der dents es e n Marine, denn sie war in ihrem inneren Gefüge etwas
ausgesprochen Deutsches, mit den Vorzügen und Schwächen deutschen Wesens. Sie


Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit und Zukunft

die Zufuhr des wertvollen Düngemittels wieder zum Vollertrage zu bringen. Für
die oben angeführte Unterstellung der feindlichen Mächte von dem wirtschaftlichen
Unwert, unseres kolonialen Besitzes ist aber der Gegenbeweis schon mit diesen kurzen
Aufzählungen erbracht.

Die koloniale Frage birgt aber in ihren Falten noch eine Seite, die heute von
unmeßbaren Werte für uns erscheint, das ist ihre Besiedlung. Wir brauchen kein
Wort darüber zu verlieren, daß tropisches Tiefland sich zur Aufnahme von Europäern
nicht eignet, aber abgesehen von Südwestafrika hatten wir in den Hochländern
Kameruns und Ostafrikas Gebiete gefunden, welche für eine Europäersiedlung in
Betracht kamen. Wir waren langsam und zögernd an das Werk gegangen, Europäer
dort festzusetzen. Wie auf jedem Neuland mußten auch hier erst Erfahrungen
gesammelt werden. Aber vor Kriegsausbruch schon hatten wir solche gewonnen,
zwar noch nicht abgeschlossen, aber soweit greifbar, daß weite Hochtäler, Berges¬
hänge und Hochebenen einer Europäeransiedlung offenstanden. Heute könnte die
überschüssige Volkszahl dorthin gelenkt werden, ausgehend von kleinen Wurzeln und
anwachsend zum lebensvollen Gebilde, statt langsam in Deutschland dahinzusiechen
und am Stamme des Volkes zu verdorren. Die alte Forderung unseres Volkes
könnte Befriedigung finden, ihm Raum auf der Erde zu verstatten, aus seiner Zu¬
sammenpressung im Herzen Europas ihm einen Ausweg zu gönnen. In der Er¬
füllung würde eine stärkere Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens ruhen, als
in der Besetzung des Rheinlandes und in der Losreißung und Abschnürung unserer
Brüder an den Grenzen des Reiches. Nicht die Verelendung als Folge des
Versailler Vertrags kann uns und der Welt helfen, nur die Hoffnung auf Raum
und Arbeit, auf eine Zukunft wird unser Volk zur inneren Gesundung und zur
Ruhe bringen. Die Aufrollung und Lösung des kolonialen Problems in Genf ver¬
mag diese Voraussetzungen zu schaffen.




Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit
und Zukunft
Zum Verständnis der Novembertage 1.91.3
Vizeadmiral a. D. v. Trotha, Von eben. Lhcf der Admiralität.

M^AW-». 1>nur man die Marine und im besonderen die deutsche Marine in
ö^Ä^x^A ihrem ganzen Wesen verstehen will, so muß man sich über die Kräfte
Mi klar werden, aus denen sie aufwuchs, und die in ihr zur Auswirkung
kamen; sie kann nur richtig erfaßt werden, wenn man sie als das
>Ä^^M^I Besondere ansieht, was sie war, wenn man sie nicht hinein¬
zwängen will in Vergleiche mit anderen Gruppen der Volkskraft, die nicht passen
können, selbst nicht ohne weiteres in solche mit der Armee. Ich spreche hier gerade
auch von der dents es e n Marine, denn sie war in ihrem inneren Gefüge etwas
ausgesprochen Deutsches, mit den Vorzügen und Schwächen deutschen Wesens. Sie


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[0108] Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit und Zukunft die Zufuhr des wertvollen Düngemittels wieder zum Vollertrage zu bringen. Für die oben angeführte Unterstellung der feindlichen Mächte von dem wirtschaftlichen Unwert, unseres kolonialen Besitzes ist aber der Gegenbeweis schon mit diesen kurzen Aufzählungen erbracht. Die koloniale Frage birgt aber in ihren Falten noch eine Seite, die heute von unmeßbaren Werte für uns erscheint, das ist ihre Besiedlung. Wir brauchen kein Wort darüber zu verlieren, daß tropisches Tiefland sich zur Aufnahme von Europäern nicht eignet, aber abgesehen von Südwestafrika hatten wir in den Hochländern Kameruns und Ostafrikas Gebiete gefunden, welche für eine Europäersiedlung in Betracht kamen. Wir waren langsam und zögernd an das Werk gegangen, Europäer dort festzusetzen. Wie auf jedem Neuland mußten auch hier erst Erfahrungen gesammelt werden. Aber vor Kriegsausbruch schon hatten wir solche gewonnen, zwar noch nicht abgeschlossen, aber soweit greifbar, daß weite Hochtäler, Berges¬ hänge und Hochebenen einer Europäeransiedlung offenstanden. Heute könnte die überschüssige Volkszahl dorthin gelenkt werden, ausgehend von kleinen Wurzeln und anwachsend zum lebensvollen Gebilde, statt langsam in Deutschland dahinzusiechen und am Stamme des Volkes zu verdorren. Die alte Forderung unseres Volkes könnte Befriedigung finden, ihm Raum auf der Erde zu verstatten, aus seiner Zu¬ sammenpressung im Herzen Europas ihm einen Ausweg zu gönnen. In der Er¬ füllung würde eine stärkere Bürgschaft für die Erhaltung des Friedens ruhen, als in der Besetzung des Rheinlandes und in der Losreißung und Abschnürung unserer Brüder an den Grenzen des Reiches. Nicht die Verelendung als Folge des Versailler Vertrags kann uns und der Welt helfen, nur die Hoffnung auf Raum und Arbeit, auf eine Zukunft wird unser Volk zur inneren Gesundung und zur Ruhe bringen. Die Aufrollung und Lösung des kolonialen Problems in Genf ver¬ mag diese Voraussetzungen zu schaffen. Gedanken über die deutsche Marine in Vergangenheit und Zukunft Zum Verständnis der Novembertage 1.91.3 Vizeadmiral a. D. v. Trotha, Von eben. Lhcf der Admiralität. M^AW-». 1>nur man die Marine und im besonderen die deutsche Marine in ö^Ä^x^A ihrem ganzen Wesen verstehen will, so muß man sich über die Kräfte Mi klar werden, aus denen sie aufwuchs, und die in ihr zur Auswirkung kamen; sie kann nur richtig erfaßt werden, wenn man sie als das >Ä^^M^I Besondere ansieht, was sie war, wenn man sie nicht hinein¬ zwängen will in Vergleiche mit anderen Gruppen der Volkskraft, die nicht passen können, selbst nicht ohne weiteres in solche mit der Armee. Ich spreche hier gerade auch von der dents es e n Marine, denn sie war in ihrem inneren Gefüge etwas ausgesprochen Deutsches, mit den Vorzügen und Schwächen deutschen Wesens. Sie

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/108>, abgerufen am 01.05.2024.