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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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Philipp schwört

einzelnen zu den Wirklichkeiten von Staat und Religion. Ist unter Ziel die
Volksgemeinschaft, lo muß die Erziehung sein eine religiöse Erziehung. Denn
soziale Gesinnung ist das Produkt sittlicher Erziehung, einer Sittlichkeit) die sich
gründet in der 'Gewissensbindung an me absolute Wahrheit göttlichen Lebens.
In der bewußten Rückkehr zum Volkstum liegt die deutsche Zukunft.---

Der Mehrheitssozialdemokratie attestiert eine aus ihrem Schoß heraus
geborene neue "Partei für R.sormsozialismus" (wieviel soualistische Parieien
hoben wir zur Zeit?), sie sei "verknöchert, verkalkt, ohne Entschlußkraft und
schöpferische vorwärtsweiiende Ideen". . . Und das nach Cass l, diesem "Partei¬
tage der K>äst"! -- Gilt das auch von der D^eutschnationalen Volkspartei?
Unterliegen auch die Deutschnationalcn der an der Sozialdemokratie gerügten
Gefahr "el-ter Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit?" Ich hoffe, nein, ich
hoffe, daß die neulich im "Tag" ausgesprochene Zielsetzung Ottos von Gierke
doch noch zur Wahrheit wi>d: "Diese"Gemeinschaft konnte sich als Hüterin der
in innerster Seele aller Volksgenossen gemeinsamen Überzeugungen und als Vor¬
kämpferin der wahrhaft wesentlichen Ziele unseres nationalen Lebens mehr und
mehr zum Werk enge zentraler Beteiligung der Volksseele ausgestalten."

Die beglückende Gabe der Tage von Hannover birgt in sich die Aufgabe,
die großen Anliängerscharen der Partei mit dem Sauerteige dieser neuen Ideen
zu durchdri^gen und zum zweiten, jetzt, und geiade jetzt die in Bewegung
geratenen Mass n dem nationalen, christlichen und sozialen Gedanken zuzuführen,
dessen Wesenha lig'eit niemand vest'eilen kann. Gewiß ist es wahr: "Im billigen
Negativismus der Opposition liegt eine starke einig nde Kraft, während die
Nötigung zu veramwortlichem Aufbau die Geister scheidet." Ich denke, die
Deutschrwtionale Volkcpartei ist sich dessen bewußt. Die Probe auf den inneren
Gehalt ihrer Arbeit und ihrer Ziele wird erst der Tag bringen, der sie aus der
Opposition zur Verantwortung ruft. Er soll sie bereit finden. --


Prof. Rarl Pflug.


Philipp schwört
Philipp schwört: "Die Menschheit böse,
Und der Born des Glückes quillt nicht,
Bis mein Volk durch mich erlöst!"
Philipp -- bange machen gilt nicht!
Philipp schwört: "Mein Volk verfuhr
Vornehm, als es sich im heißen
Kampf damit begnügte, nur
Achselstücke abzureißen."
Denkst du de5 Novembers-Clowns,
Philipp, der rasch auszurücken
Saum? In jener Nacht des Grau'us
sprachst du nicht von Achselstücken.
Deiner Schönheit Rettung war,
Daß kein Haar dir auf der Haut mehr
Wächst, weil andernfalls dies Haar
Über Nacht vor Schreck ergraut wär'.

Philipp schwört

einzelnen zu den Wirklichkeiten von Staat und Religion. Ist unter Ziel die
Volksgemeinschaft, lo muß die Erziehung sein eine religiöse Erziehung. Denn
soziale Gesinnung ist das Produkt sittlicher Erziehung, einer Sittlichkeit) die sich
gründet in der 'Gewissensbindung an me absolute Wahrheit göttlichen Lebens.
In der bewußten Rückkehr zum Volkstum liegt die deutsche Zukunft.---

Der Mehrheitssozialdemokratie attestiert eine aus ihrem Schoß heraus
geborene neue „Partei für R.sormsozialismus" (wieviel soualistische Parieien
hoben wir zur Zeit?), sie sei „verknöchert, verkalkt, ohne Entschlußkraft und
schöpferische vorwärtsweiiende Ideen". . . Und das nach Cass l, diesem „Partei¬
tage der K>äst"! — Gilt das auch von der D^eutschnationalen Volkspartei?
Unterliegen auch die Deutschnationalcn der an der Sozialdemokratie gerügten
Gefahr „el-ter Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit?" Ich hoffe, nein, ich
hoffe, daß die neulich im „Tag" ausgesprochene Zielsetzung Ottos von Gierke
doch noch zur Wahrheit wi>d: „Diese"Gemeinschaft konnte sich als Hüterin der
in innerster Seele aller Volksgenossen gemeinsamen Überzeugungen und als Vor¬
kämpferin der wahrhaft wesentlichen Ziele unseres nationalen Lebens mehr und
mehr zum Werk enge zentraler Beteiligung der Volksseele ausgestalten."

Die beglückende Gabe der Tage von Hannover birgt in sich die Aufgabe,
die großen Anliängerscharen der Partei mit dem Sauerteige dieser neuen Ideen
zu durchdri^gen und zum zweiten, jetzt, und geiade jetzt die in Bewegung
geratenen Mass n dem nationalen, christlichen und sozialen Gedanken zuzuführen,
dessen Wesenha lig'eit niemand vest'eilen kann. Gewiß ist es wahr: „Im billigen
Negativismus der Opposition liegt eine starke einig nde Kraft, während die
Nötigung zu veramwortlichem Aufbau die Geister scheidet." Ich denke, die
Deutschrwtionale Volkcpartei ist sich dessen bewußt. Die Probe auf den inneren
Gehalt ihrer Arbeit und ihrer Ziele wird erst der Tag bringen, der sie aus der
Opposition zur Verantwortung ruft. Er soll sie bereit finden. —


Prof. Rarl Pflug.


Philipp schwört
Philipp schwört: „Die Menschheit böse,
Und der Born des Glückes quillt nicht,
Bis mein Volk durch mich erlöst!"
Philipp — bange machen gilt nicht!
Philipp schwört: „Mein Volk verfuhr
Vornehm, als es sich im heißen
Kampf damit begnügte, nur
Achselstücke abzureißen."
Denkst du de5 Novembers-Clowns,
Philipp, der rasch auszurücken
Saum? In jener Nacht des Grau'us
sprachst du nicht von Achselstücken.
Deiner Schönheit Rettung war,
Daß kein Haar dir auf der Haut mehr
Wächst, weil andernfalls dies Haar
Über Nacht vor Schreck ergraut wär'.

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[0142] Philipp schwört einzelnen zu den Wirklichkeiten von Staat und Religion. Ist unter Ziel die Volksgemeinschaft, lo muß die Erziehung sein eine religiöse Erziehung. Denn soziale Gesinnung ist das Produkt sittlicher Erziehung, einer Sittlichkeit) die sich gründet in der 'Gewissensbindung an me absolute Wahrheit göttlichen Lebens. In der bewußten Rückkehr zum Volkstum liegt die deutsche Zukunft.--- Der Mehrheitssozialdemokratie attestiert eine aus ihrem Schoß heraus geborene neue „Partei für R.sormsozialismus" (wieviel soualistische Parieien hoben wir zur Zeit?), sie sei „verknöchert, verkalkt, ohne Entschlußkraft und schöpferische vorwärtsweiiende Ideen". . . Und das nach Cass l, diesem „Partei¬ tage der K>äst"! — Gilt das auch von der D^eutschnationalen Volkspartei? Unterliegen auch die Deutschnationalcn der an der Sozialdemokratie gerügten Gefahr „el-ter Selbstgefälligkeit und Selbstzufriedenheit?" Ich hoffe, nein, ich hoffe, daß die neulich im „Tag" ausgesprochene Zielsetzung Ottos von Gierke doch noch zur Wahrheit wi>d: „Diese"Gemeinschaft konnte sich als Hüterin der in innerster Seele aller Volksgenossen gemeinsamen Überzeugungen und als Vor¬ kämpferin der wahrhaft wesentlichen Ziele unseres nationalen Lebens mehr und mehr zum Werk enge zentraler Beteiligung der Volksseele ausgestalten." Die beglückende Gabe der Tage von Hannover birgt in sich die Aufgabe, die großen Anliängerscharen der Partei mit dem Sauerteige dieser neuen Ideen zu durchdri^gen und zum zweiten, jetzt, und geiade jetzt die in Bewegung geratenen Mass n dem nationalen, christlichen und sozialen Gedanken zuzuführen, dessen Wesenha lig'eit niemand vest'eilen kann. Gewiß ist es wahr: „Im billigen Negativismus der Opposition liegt eine starke einig nde Kraft, während die Nötigung zu veramwortlichem Aufbau die Geister scheidet." Ich denke, die Deutschrwtionale Volkcpartei ist sich dessen bewußt. Die Probe auf den inneren Gehalt ihrer Arbeit und ihrer Ziele wird erst der Tag bringen, der sie aus der Opposition zur Verantwortung ruft. Er soll sie bereit finden. — Prof. Rarl Pflug. Philipp schwört Philipp schwört: „Die Menschheit böse, Und der Born des Glückes quillt nicht, Bis mein Volk durch mich erlöst!" Philipp — bange machen gilt nicht! Philipp schwört: „Mein Volk verfuhr Vornehm, als es sich im heißen Kampf damit begnügte, nur Achselstücke abzureißen." Denkst du de5 Novembers-Clowns, Philipp, der rasch auszurücken Saum? In jener Nacht des Grau'us sprachst du nicht von Achselstücken. Deiner Schönheit Rettung war, Daß kein Haar dir auf der Haut mehr Wächst, weil andernfalls dies Haar Über Nacht vor Schreck ergraut wär'.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/142>, abgerufen am 01.05.2024.