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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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strategischen und taktischen Fehler, die vor
allem in Österreich gemacht wurden, werden
eingehend geschildert. Kraus; fühlt sich als
Schüler von Clausewitz, Moltke und Schliessen.

Friedrich v. Brrnhordi (General d. Kap).
Vom Kriege der Zukunft. Nach den
Ersahrungen des Weltkrieges. Verlag
E. S. Mittler et Sohn, Berlin.

Der geistvolle General, dessen vor dem
Kriege geschriebene Bücher in der ganzen Welt
Beachtung fanden, ist weit entfernt, einem
Kriege der Zukunft das Wort zu reden. Er
betont, daß ein Kneg auf moderner Grund¬
lage für das verarmte Deutschland fürs erste
unmöglich ist, daß aber das miliiärische,
politische und volkswirtschaftliche Interesse am
Weltkriege sehr bald wieder erwachen wird.
Rückblickend gibt er die Lehren dieses großen
Kampfes und darauf aufbauend die Grund¬
sätze für einen modernen Krieg. Das Buch,
das reich an geschichtlichen Erkenntnissen ist,
ist nicht etwa allein für Fachleute, sondern
sür alle Gebildeten geschroben,

Dr. Ludwig Scholz Seelenleben des
Soldirtm an der Front. Hinterlassene
Aufzeichnungen des im Kriege gefallenen
Nervenarztes. Verlag I. C. B. Mohr (Paul
Siebeck), Tübingen.

Schon Schauwecker gab uns in seinem
Buche "Im Todesrachen" ein Seelenleben
des Soldaten, der mit Liebe und Hingebung
für sein Vwerlcmd kämpfte; der unbeeinflußt
vom Parteigezänk in der Erfüllung der Pflicht
die vornehmste Aufgabe sah. Ihm zur Seite
gesellt sich Dr-. Ludwig Scholz, der den Feldzug
als Truppenarzt vorderster Linie im Osten
und Westen mitmachte, der als Nervenarzt
sür sich in Anspruch nehmen kann, als sach¬
verständig für das Seelenleben zu gelten.
Die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen
hat er nicht mehr erlebt. Er siel am
6. Oktober 1918 in Ausübung seines Berufes
in der Kampflinie.

Das Buch ist sehr wertvoll und gibt einen
klaren und bedeutungsvollen Einblick in die
verschiedenartigen Auswirkungen der Kampf¬
handlung n, der Anforderungen und der Be¬
handlungen, die teils an den Soldaten gestellt,
teils ihm ""teil wurden.

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Bon Kiel bis Kupp. Von Gustav Roste.
Verlag sür Politik u. Wirtschaft, Berlin VV 35.

Die Mütze schief aufs Ohr gedrückt steht
dem Volks- und Freiheitsmann wohl. G"
hat auch der jetzige Oberpräsident von
Hannover für seine Denkwürdigkeiten einen
etwas futuristischen Titel gewählt und kann
sich, da nun einmal die Politiker seiner
Färbung erst dreimal "Partei" sagen
müssen, ehe sie einmal "Vaterland" aus¬
sprechen, der Parteiwürze in seinen Aus¬
führungen nicht enthalten. Das Buch ist aber
viel weri voller, als es auf den ersten Blick
scheinen könnte Roste, der Brandenburger,
der kräftige Vollmensch, der langjährige Reichs-
tagsrefercnt gegen Heer, Marine und Kolonien,
der durch die hierbei erworbene Sachkenntnis
und dem Einblick in weltpolitisch gereifte
Kreise zu einem heimlichen Freund deutscher
Macht und Blüte geworden war, hat als die
einzig wirkliche Persönlichkeit in dem ganzen
Neigen der Novembergrößen 1913 in sich den
Mann und Deutschen entdeckt. Sein Buch
spiegelt die tragische Zweideuiigkeit wider,
in der sich, nachdem ein Teil des deutschen
Volkes klassenmäßig und international ver¬
hetzt und von der Voltsj,chain>heit abgesprengt
war, ein Mann wie Roste zerreiben mußte.
Ein deutscher Sozialdemokratenführer als
deutscher Staatsmann ist eben ein Wider¬
spruch in sich selbst. sooft der Zwiespalt
zwischen Parteimann und Patrioten auch noch
überkleiüert wurde, sooft Roste auch eine
wie die andere Seite enttäuscht hat, gerade
um ihr Vertrauen wieder zu verdienen, so
ging dies Spiel doch einmal in die Brüche-
Möchte es nie wieder aufleben!

Matth Erzberger. Erlebnisse im Weltkrieg.
Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und
Leipzig.

Er hat eS infolge der Schwäche unserer
führenden Schicht und der erschreckenden
Talente und Instinktlosigkeit im Paria nent,
insonderheit im Zerlinen, fertig gebracht
eine Rolle in der Weltgechichte Z"
spielen. Er ist eine widerwärtige Figa"
gewesen und füllt die traurigste Seite
der deutschen Geschichte an". Jetzt hat
er selbst ein Buch geschrieben, an" allerlei
Gründen, vor allen Dingen wohl, um ficht",

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strategischen und taktischen Fehler, die vor
allem in Österreich gemacht wurden, werden
eingehend geschildert. Kraus; fühlt sich als
Schüler von Clausewitz, Moltke und Schliessen.

Friedrich v. Brrnhordi (General d. Kap).
Vom Kriege der Zukunft. Nach den
Ersahrungen des Weltkrieges. Verlag
E. S. Mittler et Sohn, Berlin.

Der geistvolle General, dessen vor dem
Kriege geschriebene Bücher in der ganzen Welt
Beachtung fanden, ist weit entfernt, einem
Kriege der Zukunft das Wort zu reden. Er
betont, daß ein Kneg auf moderner Grund¬
lage für das verarmte Deutschland fürs erste
unmöglich ist, daß aber das miliiärische,
politische und volkswirtschaftliche Interesse am
Weltkriege sehr bald wieder erwachen wird.
Rückblickend gibt er die Lehren dieses großen
Kampfes und darauf aufbauend die Grund¬
sätze für einen modernen Krieg. Das Buch,
das reich an geschichtlichen Erkenntnissen ist,
ist nicht etwa allein für Fachleute, sondern
sür alle Gebildeten geschroben,

Dr. Ludwig Scholz Seelenleben des
Soldirtm an der Front. Hinterlassene
Aufzeichnungen des im Kriege gefallenen
Nervenarztes. Verlag I. C. B. Mohr (Paul
Siebeck), Tübingen.

Schon Schauwecker gab uns in seinem
Buche „Im Todesrachen" ein Seelenleben
des Soldaten, der mit Liebe und Hingebung
für sein Vwerlcmd kämpfte; der unbeeinflußt
vom Parteigezänk in der Erfüllung der Pflicht
die vornehmste Aufgabe sah. Ihm zur Seite
gesellt sich Dr-. Ludwig Scholz, der den Feldzug
als Truppenarzt vorderster Linie im Osten
und Westen mitmachte, der als Nervenarzt
sür sich in Anspruch nehmen kann, als sach¬
verständig für das Seelenleben zu gelten.
Die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen
hat er nicht mehr erlebt. Er siel am
6. Oktober 1918 in Ausübung seines Berufes
in der Kampflinie.

Das Buch ist sehr wertvoll und gibt einen
klaren und bedeutungsvollen Einblick in die
verschiedenartigen Auswirkungen der Kampf¬
handlung n, der Anforderungen und der Be¬
handlungen, die teils an den Soldaten gestellt,
teils ihm »»teil wurden.

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Bon Kiel bis Kupp. Von Gustav Roste.
Verlag sür Politik u. Wirtschaft, Berlin VV 35.

Die Mütze schief aufs Ohr gedrückt steht
dem Volks- und Freiheitsmann wohl. G«
hat auch der jetzige Oberpräsident von
Hannover für seine Denkwürdigkeiten einen
etwas futuristischen Titel gewählt und kann
sich, da nun einmal die Politiker seiner
Färbung erst dreimal „Partei" sagen
müssen, ehe sie einmal „Vaterland" aus¬
sprechen, der Parteiwürze in seinen Aus¬
führungen nicht enthalten. Das Buch ist aber
viel weri voller, als es auf den ersten Blick
scheinen könnte Roste, der Brandenburger,
der kräftige Vollmensch, der langjährige Reichs-
tagsrefercnt gegen Heer, Marine und Kolonien,
der durch die hierbei erworbene Sachkenntnis
und dem Einblick in weltpolitisch gereifte
Kreise zu einem heimlichen Freund deutscher
Macht und Blüte geworden war, hat als die
einzig wirkliche Persönlichkeit in dem ganzen
Neigen der Novembergrößen 1913 in sich den
Mann und Deutschen entdeckt. Sein Buch
spiegelt die tragische Zweideuiigkeit wider,
in der sich, nachdem ein Teil des deutschen
Volkes klassenmäßig und international ver¬
hetzt und von der Voltsj,chain>heit abgesprengt
war, ein Mann wie Roste zerreiben mußte.
Ein deutscher Sozialdemokratenführer als
deutscher Staatsmann ist eben ein Wider¬
spruch in sich selbst. sooft der Zwiespalt
zwischen Parteimann und Patrioten auch noch
überkleiüert wurde, sooft Roste auch eine
wie die andere Seite enttäuscht hat, gerade
um ihr Vertrauen wieder zu verdienen, so
ging dies Spiel doch einmal in die Brüche-
Möchte es nie wieder aufleben!

Matth Erzberger. Erlebnisse im Weltkrieg.
Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und
Leipzig.

Er hat eS infolge der Schwäche unserer
führenden Schicht und der erschreckenden
Talente und Instinktlosigkeit im Paria nent,
insonderheit im Zerlinen, fertig gebracht
eine Rolle in der Weltgechichte Z»
spielen. Er ist eine widerwärtige Figa»
gewesen und füllt die traurigste Seite
der deutschen Geschichte an». Jetzt hat
er selbst ein Buch geschrieben, an» allerlei
Gründen, vor allen Dingen wohl, um ficht»,

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[0236] Bücherschau strategischen und taktischen Fehler, die vor allem in Österreich gemacht wurden, werden eingehend geschildert. Kraus; fühlt sich als Schüler von Clausewitz, Moltke und Schliessen. Friedrich v. Brrnhordi (General d. Kap). Vom Kriege der Zukunft. Nach den Ersahrungen des Weltkrieges. Verlag E. S. Mittler et Sohn, Berlin. Der geistvolle General, dessen vor dem Kriege geschriebene Bücher in der ganzen Welt Beachtung fanden, ist weit entfernt, einem Kriege der Zukunft das Wort zu reden. Er betont, daß ein Kneg auf moderner Grund¬ lage für das verarmte Deutschland fürs erste unmöglich ist, daß aber das miliiärische, politische und volkswirtschaftliche Interesse am Weltkriege sehr bald wieder erwachen wird. Rückblickend gibt er die Lehren dieses großen Kampfes und darauf aufbauend die Grund¬ sätze für einen modernen Krieg. Das Buch, das reich an geschichtlichen Erkenntnissen ist, ist nicht etwa allein für Fachleute, sondern sür alle Gebildeten geschroben, Dr. Ludwig Scholz Seelenleben des Soldirtm an der Front. Hinterlassene Aufzeichnungen des im Kriege gefallenen Nervenarztes. Verlag I. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen. Schon Schauwecker gab uns in seinem Buche „Im Todesrachen" ein Seelenleben des Soldaten, der mit Liebe und Hingebung für sein Vwerlcmd kämpfte; der unbeeinflußt vom Parteigezänk in der Erfüllung der Pflicht die vornehmste Aufgabe sah. Ihm zur Seite gesellt sich Dr-. Ludwig Scholz, der den Feldzug als Truppenarzt vorderster Linie im Osten und Westen mitmachte, der als Nervenarzt sür sich in Anspruch nehmen kann, als sach¬ verständig für das Seelenleben zu gelten. Die Veröffentlichung seiner Aufzeichnungen hat er nicht mehr erlebt. Er siel am 6. Oktober 1918 in Ausübung seines Berufes in der Kampflinie. Das Buch ist sehr wertvoll und gibt einen klaren und bedeutungsvollen Einblick in die verschiedenartigen Auswirkungen der Kampf¬ handlung n, der Anforderungen und der Be¬ handlungen, die teils an den Soldaten gestellt, teils ihm »»teil wurden. Bon Kiel bis Kupp. Von Gustav Roste. Verlag sür Politik u. Wirtschaft, Berlin VV 35. Die Mütze schief aufs Ohr gedrückt steht dem Volks- und Freiheitsmann wohl. G« hat auch der jetzige Oberpräsident von Hannover für seine Denkwürdigkeiten einen etwas futuristischen Titel gewählt und kann sich, da nun einmal die Politiker seiner Färbung erst dreimal „Partei" sagen müssen, ehe sie einmal „Vaterland" aus¬ sprechen, der Parteiwürze in seinen Aus¬ führungen nicht enthalten. Das Buch ist aber viel weri voller, als es auf den ersten Blick scheinen könnte Roste, der Brandenburger, der kräftige Vollmensch, der langjährige Reichs- tagsrefercnt gegen Heer, Marine und Kolonien, der durch die hierbei erworbene Sachkenntnis und dem Einblick in weltpolitisch gereifte Kreise zu einem heimlichen Freund deutscher Macht und Blüte geworden war, hat als die einzig wirkliche Persönlichkeit in dem ganzen Neigen der Novembergrößen 1913 in sich den Mann und Deutschen entdeckt. Sein Buch spiegelt die tragische Zweideuiigkeit wider, in der sich, nachdem ein Teil des deutschen Volkes klassenmäßig und international ver¬ hetzt und von der Voltsj,chain>heit abgesprengt war, ein Mann wie Roste zerreiben mußte. Ein deutscher Sozialdemokratenführer als deutscher Staatsmann ist eben ein Wider¬ spruch in sich selbst. sooft der Zwiespalt zwischen Parteimann und Patrioten auch noch überkleiüert wurde, sooft Roste auch eine wie die andere Seite enttäuscht hat, gerade um ihr Vertrauen wieder zu verdienen, so ging dies Spiel doch einmal in die Brüche- Möchte es nie wieder aufleben! Matth Erzberger. Erlebnisse im Weltkrieg. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart und Leipzig. Er hat eS infolge der Schwäche unserer führenden Schicht und der erschreckenden Talente und Instinktlosigkeit im Paria nent, insonderheit im Zerlinen, fertig gebracht eine Rolle in der Weltgechichte Z» spielen. Er ist eine widerwärtige Figa» gewesen und füllt die traurigste Seite der deutschen Geschichte an». Jetzt hat er selbst ein Buch geschrieben, an» allerlei Gründen, vor allen Dingen wohl, um ficht»,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/236>, abgerufen am 01.05.2024.