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Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr.

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Die neueste Entwicklung der Kohlenfrage in den modernen Aulturstaaten

und in der Gegenwart, seit dem Tage der kaiserlichen Botschaft, vom 17. Novem¬
ber 1881 ist es zum Mutterlande der sozialen Idee geworden. Daß der Sozialis¬
mus in marxistischer Form gesiegt hat, ist unser Unglück und daß er auf dein
Wege der Revolution zur Herrschaft gelangt ist, ist unser Verderben, der natür¬
lichste Weg wäre die soziale Reform gewesen. Wie einst das Christentum die
alte Kulturwelt eroberte und wie einst der römische Cäsarismus seinen Frieden
mit der neuen aufsteigenden Weltmacht schloß, so wäre es das natürlich Gegebene
gewesen, daß Kaisertum und Sozialismus in unserer Zeit sich die Hand zum
Frieden gereicht hätten. Das deutsche Volk wäre bei dieser Entwicklung der
Dinge vor namenlosem Unglück bewahrt worden. Aber noch ist die Entwicklung
nicht abgeschlossen. Der Fluß der Geschichte kann in sein natürliches Strombett
wieder geleitet werden. Das wird geschehen, wenn innerhalb der heutige"
sozialistischen Arbeiterbewegung der neue christlich-nationale Idealismus zum
Siege gelangt und wenn außerhalb der sozialdemokratischen Bewegung die
christlich-nationale und die deutschnationale Richtung so stark wird, daß in Ver¬
bindung mit den neu emporwachsenden idealen Kräfteninnerhalb dersozialistischen
Arbeiterwelt der Bann des Marxismus überwunden werden kann. Wenn das
geschieht, dann wird ein neuer Tag im Leben des deutschen Volkes beginnen-




Die neueste Entwicklung der Aohlenfrage in den
modernen Rulturstaaten
Heinrich Göhring von

Zach endgültiger Feststellung betrug die Ruhrkohlenförderung'vom Januar bis Juni 1920 41 019 878 Tonnen gegen
31 560 897 Tonnen in der gleichen Vorjahrszeit, ergab also ein
Mehr von rund 9-/2 Millionen Tonnen. Auf die einzelnen
I Monate entfielen:

1920 1919 1914
Januar ... " 688 105 6 263 070 9 585 003
Februar .. 6 876 270 5 430 776 8 909 851
März..... 6 397 687 6 299 591 8 450 797
April..... 6 511 647 2 132 607 9 150 773
Mai...... 7 092 251 6 826 873 9 755 388
Juni ..... 7 454018 5 607 977 9205 396

Wie man sieht, ist die Zunahme der Förderung in den letzten 6 Monaten
keineswegs gleichmäßig, sondern Schwankungen unterworfen. Dies tritt be¬
sonders hervor, wenn man auch die arbeitstägliche Förderung berücksichtigt?
sie betrug im Juni 1920 314 276 Tonnen gegen 305 043 Tonnen im Mai und


Die neueste Entwicklung der Kohlenfrage in den modernen Aulturstaaten

und in der Gegenwart, seit dem Tage der kaiserlichen Botschaft, vom 17. Novem¬
ber 1881 ist es zum Mutterlande der sozialen Idee geworden. Daß der Sozialis¬
mus in marxistischer Form gesiegt hat, ist unser Unglück und daß er auf dein
Wege der Revolution zur Herrschaft gelangt ist, ist unser Verderben, der natür¬
lichste Weg wäre die soziale Reform gewesen. Wie einst das Christentum die
alte Kulturwelt eroberte und wie einst der römische Cäsarismus seinen Frieden
mit der neuen aufsteigenden Weltmacht schloß, so wäre es das natürlich Gegebene
gewesen, daß Kaisertum und Sozialismus in unserer Zeit sich die Hand zum
Frieden gereicht hätten. Das deutsche Volk wäre bei dieser Entwicklung der
Dinge vor namenlosem Unglück bewahrt worden. Aber noch ist die Entwicklung
nicht abgeschlossen. Der Fluß der Geschichte kann in sein natürliches Strombett
wieder geleitet werden. Das wird geschehen, wenn innerhalb der heutige«
sozialistischen Arbeiterbewegung der neue christlich-nationale Idealismus zum
Siege gelangt und wenn außerhalb der sozialdemokratischen Bewegung die
christlich-nationale und die deutschnationale Richtung so stark wird, daß in Ver¬
bindung mit den neu emporwachsenden idealen Kräfteninnerhalb dersozialistischen
Arbeiterwelt der Bann des Marxismus überwunden werden kann. Wenn das
geschieht, dann wird ein neuer Tag im Leben des deutschen Volkes beginnen-




Die neueste Entwicklung der Aohlenfrage in den
modernen Rulturstaaten
Heinrich Göhring von

Zach endgültiger Feststellung betrug die Ruhrkohlenförderung'vom Januar bis Juni 1920 41 019 878 Tonnen gegen
31 560 897 Tonnen in der gleichen Vorjahrszeit, ergab also ein
Mehr von rund 9-/2 Millionen Tonnen. Auf die einzelnen
I Monate entfielen:

1920 1919 1914
Januar ... « 688 105 6 263 070 9 585 003
Februar .. 6 876 270 5 430 776 8 909 851
März..... 6 397 687 6 299 591 8 450 797
April..... 6 511 647 2 132 607 9 150 773
Mai...... 7 092 251 6 826 873 9 755 388
Juni ..... 7 454018 5 607 977 9205 396

Wie man sieht, ist die Zunahme der Förderung in den letzten 6 Monaten
keineswegs gleichmäßig, sondern Schwankungen unterworfen. Dies tritt be¬
sonders hervor, wenn man auch die arbeitstägliche Förderung berücksichtigt?
sie betrug im Juni 1920 314 276 Tonnen gegen 305 043 Tonnen im Mai und


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[0030] Die neueste Entwicklung der Kohlenfrage in den modernen Aulturstaaten und in der Gegenwart, seit dem Tage der kaiserlichen Botschaft, vom 17. Novem¬ ber 1881 ist es zum Mutterlande der sozialen Idee geworden. Daß der Sozialis¬ mus in marxistischer Form gesiegt hat, ist unser Unglück und daß er auf dein Wege der Revolution zur Herrschaft gelangt ist, ist unser Verderben, der natür¬ lichste Weg wäre die soziale Reform gewesen. Wie einst das Christentum die alte Kulturwelt eroberte und wie einst der römische Cäsarismus seinen Frieden mit der neuen aufsteigenden Weltmacht schloß, so wäre es das natürlich Gegebene gewesen, daß Kaisertum und Sozialismus in unserer Zeit sich die Hand zum Frieden gereicht hätten. Das deutsche Volk wäre bei dieser Entwicklung der Dinge vor namenlosem Unglück bewahrt worden. Aber noch ist die Entwicklung nicht abgeschlossen. Der Fluß der Geschichte kann in sein natürliches Strombett wieder geleitet werden. Das wird geschehen, wenn innerhalb der heutige« sozialistischen Arbeiterbewegung der neue christlich-nationale Idealismus zum Siege gelangt und wenn außerhalb der sozialdemokratischen Bewegung die christlich-nationale und die deutschnationale Richtung so stark wird, daß in Ver¬ bindung mit den neu emporwachsenden idealen Kräfteninnerhalb dersozialistischen Arbeiterwelt der Bann des Marxismus überwunden werden kann. Wenn das geschieht, dann wird ein neuer Tag im Leben des deutschen Volkes beginnen- Die neueste Entwicklung der Aohlenfrage in den modernen Rulturstaaten Heinrich Göhring von Zach endgültiger Feststellung betrug die Ruhrkohlenförderung'vom Januar bis Juni 1920 41 019 878 Tonnen gegen 31 560 897 Tonnen in der gleichen Vorjahrszeit, ergab also ein Mehr von rund 9-/2 Millionen Tonnen. Auf die einzelnen I Monate entfielen: 1920 1919 1914 Januar ... « 688 105 6 263 070 9 585 003 Februar .. 6 876 270 5 430 776 8 909 851 März..... 6 397 687 6 299 591 8 450 797 April..... 6 511 647 2 132 607 9 150 773 Mai...... 7 092 251 6 826 873 9 755 388 Juni ..... 7 454018 5 607 977 9205 396 Wie man sieht, ist die Zunahme der Förderung in den letzten 6 Monaten keineswegs gleichmäßig, sondern Schwankungen unterworfen. Dies tritt be¬ sonders hervor, wenn man auch die arbeitstägliche Förderung berücksichtigt? sie betrug im Juni 1920 314 276 Tonnen gegen 305 043 Tonnen im Mai und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 79, 1920, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341911_338022/30>, abgerufen am 01.05.2024.