Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite

einen seiner pazifistischen Freunde, der die ganze Kriegsschuld auf Deutschland
nehmen wollte. Quitte wünscht nur einen Teil der Schuld auf Deutschland zu
legen Sogar der Parteigelehrte Kautsky gesteht in seiner Schrift "Delbrück und
Wilhelm II." jetzt zu, daß er der deutschen Regierung "früher Unrecht getan"
habe. Deutschland habe nicht -- wie Kautsky in seiner halbamtlichen Schmäh-
schrift, die ihm durch Verkauf in In- und Ausland großen Gewinn und dem
Reich größeren Schaden gebracht hat, behauptete -- planmäßig auf den Weltkrieg
hingearbeitet nud ihn schließlich zu vermeiden gesucht. Späte Erkenntnis setzt sich
aber nicht )>ur hinsichtlich der Kriegsschuld, soudern auch der Kriegsverbrechen
Deutschlands durch. Wenn Reuter lakonisch meldet: "Die RegicrungStrupPen haben
das Dorf Balinalee vernichtet als Repressalie für den Angriff ans eine Kaserne
am 1!Z. d. M., wobei el" Polizist getötet wurde. Die meisten Einwohner sind
geflohen," so glossiert der "Manchester Guardian" derartige Meldungen mit
folgendem Stoßseufzer: "Die Widerlichkeit solcher Orgien des Barbarismus und
des GcgenbarbariSnniS, wie sie sich in Eork abgespielt haben, erschöpfen schon seit
langer Zeit die Superlative des durchschnittlichen Engländers, der "Selbstachtung
besitzt. Des Engländers, der durchzuckt wird von dem Gefühl, daß, während
Tausende seiner militärischen Landsleute in Irland zwecklos den schrecklichsten
Todesarten ausgesetzt sind, seine eigene ehrliche Entrüstung über deutsche Repressalien
in Belgien im Jahre 1914 von befreundeten Nationen nachträglich als scheinbarer
Carl und Heuchelei aufgelegt werden muß." Cork gegen Löwen, der Friede von
Versailles gegen den unvergleichlich milderen von BrestlitvwSk, der französische
Militarismus vo>i 1921 gegen den angeblichen von 1914. Man sieht, daß Hänisch
doch sehr klug war, die Korrei'tnrbogen seiner neuen Geschichtsbücher noch einmal
in Superrevision zu geben.


Der böse Wille

Wenn vor dem Jahre 1914 sich französische Gelehrte verstimmt von inter¬
nationalen Kongressen fernhielten, auf denen deutsche Gelehrte auftraten, so nahm
der Deutsche dies als Ausfluß des Schmerzes um das verlorene Elsaß. Wenn
heute aber die französischen Pathologen die Teilnahme an dem bevorstehenden
internationalen Pathvlogenkougreß in Rom einstimmig ablehnen, weil dorthin
deutsche Mediziner eingeladen sind, so wirkt dieser Selbstboykott der Franzosen
auf das deutsche Gemüt sozusagen unverständlich. Die vor 1914 so delikaten Be¬
ziehungen zwischen beiden Völkern sind doch eigentlich recht robust intim geworden,
seitdem United in Berlin, Le Nord in Oppeln, Fons am Rhein die Beziehungen
Frankreichs mit Deutschland Pflegt. Nur außerhalb Deutschlands, sei es nun im
Völkerbund oder irgendwo sonst in einem dritten Land, kann der Franzose keine
Erinnerung daran vertragen, das; es "och Deutsche gibt. Es ist für das
französische Gefühl einfach'eine Unverschämtheit von den'Deutschen, daß sie noch
die Nase aus ihrem Kerker herausstecken wollen, worin sie die Arbeit für die
"Reparation" zu leiste" haben. Man sieht heute, daß diese Groteske mit der Frage
Elsaß-Lothringens und der befriedigten Revanche gar nichts zu tun hat. Es ist einfach
die großartigste Verhöhnung der Annahme einer gewissen Einheit des Menschen¬
geschlechts. Der Franzose ist dein Deutschen gegenüber nicht Mensch, sondern nur
Franzose, und auch der Deutsche hat nicht Mensch zu sein, sondern nur Boche.

Wir sind neugierig, wie lauge die französischen Gelehrten diese Theorie
durchhalten können, die sie praktisch bald von der Teilnahme an irgendeiner
internationalen Veranstaltung anschließen wird. Der deutsche Gelehrte wird
kaum Veranlassung haben, auf die französische Pathologie Rücksicht zu nehmen,
deren Heilung offenbar den französischen Pathologen selbst nicht einmal an sich
selbst gelungen ist. Diese Krankheit der Franzosen heißt mit einem guten deutschen
Ausdruck: der böse Wille. Sie hat seit 1918 kaum noch etwas Großartiges
Carl I. Weber ' an sich.




einen seiner pazifistischen Freunde, der die ganze Kriegsschuld auf Deutschland
nehmen wollte. Quitte wünscht nur einen Teil der Schuld auf Deutschland zu
legen Sogar der Parteigelehrte Kautsky gesteht in seiner Schrift „Delbrück und
Wilhelm II." jetzt zu, daß er der deutschen Regierung „früher Unrecht getan"
habe. Deutschland habe nicht — wie Kautsky in seiner halbamtlichen Schmäh-
schrift, die ihm durch Verkauf in In- und Ausland großen Gewinn und dem
Reich größeren Schaden gebracht hat, behauptete — planmäßig auf den Weltkrieg
hingearbeitet nud ihn schließlich zu vermeiden gesucht. Späte Erkenntnis setzt sich
aber nicht )>ur hinsichtlich der Kriegsschuld, soudern auch der Kriegsverbrechen
Deutschlands durch. Wenn Reuter lakonisch meldet: „Die RegicrungStrupPen haben
das Dorf Balinalee vernichtet als Repressalie für den Angriff ans eine Kaserne
am 1!Z. d. M., wobei el» Polizist getötet wurde. Die meisten Einwohner sind
geflohen," so glossiert der „Manchester Guardian" derartige Meldungen mit
folgendem Stoßseufzer: „Die Widerlichkeit solcher Orgien des Barbarismus und
des GcgenbarbariSnniS, wie sie sich in Eork abgespielt haben, erschöpfen schon seit
langer Zeit die Superlative des durchschnittlichen Engländers, der «Selbstachtung
besitzt. Des Engländers, der durchzuckt wird von dem Gefühl, daß, während
Tausende seiner militärischen Landsleute in Irland zwecklos den schrecklichsten
Todesarten ausgesetzt sind, seine eigene ehrliche Entrüstung über deutsche Repressalien
in Belgien im Jahre 1914 von befreundeten Nationen nachträglich als scheinbarer
Carl und Heuchelei aufgelegt werden muß." Cork gegen Löwen, der Friede von
Versailles gegen den unvergleichlich milderen von BrestlitvwSk, der französische
Militarismus vo>i 1921 gegen den angeblichen von 1914. Man sieht, daß Hänisch
doch sehr klug war, die Korrei'tnrbogen seiner neuen Geschichtsbücher noch einmal
in Superrevision zu geben.


Der böse Wille

Wenn vor dem Jahre 1914 sich französische Gelehrte verstimmt von inter¬
nationalen Kongressen fernhielten, auf denen deutsche Gelehrte auftraten, so nahm
der Deutsche dies als Ausfluß des Schmerzes um das verlorene Elsaß. Wenn
heute aber die französischen Pathologen die Teilnahme an dem bevorstehenden
internationalen Pathvlogenkougreß in Rom einstimmig ablehnen, weil dorthin
deutsche Mediziner eingeladen sind, so wirkt dieser Selbstboykott der Franzosen
auf das deutsche Gemüt sozusagen unverständlich. Die vor 1914 so delikaten Be¬
ziehungen zwischen beiden Völkern sind doch eigentlich recht robust intim geworden,
seitdem United in Berlin, Le Nord in Oppeln, Fons am Rhein die Beziehungen
Frankreichs mit Deutschland Pflegt. Nur außerhalb Deutschlands, sei es nun im
Völkerbund oder irgendwo sonst in einem dritten Land, kann der Franzose keine
Erinnerung daran vertragen, das; es »och Deutsche gibt. Es ist für das
französische Gefühl einfach'eine Unverschämtheit von den'Deutschen, daß sie noch
die Nase aus ihrem Kerker herausstecken wollen, worin sie die Arbeit für die
„Reparation" zu leiste» haben. Man sieht heute, daß diese Groteske mit der Frage
Elsaß-Lothringens und der befriedigten Revanche gar nichts zu tun hat. Es ist einfach
die großartigste Verhöhnung der Annahme einer gewissen Einheit des Menschen¬
geschlechts. Der Franzose ist dein Deutschen gegenüber nicht Mensch, sondern nur
Franzose, und auch der Deutsche hat nicht Mensch zu sein, sondern nur Boche.

Wir sind neugierig, wie lauge die französischen Gelehrten diese Theorie
durchhalten können, die sie praktisch bald von der Teilnahme an irgendeiner
internationalen Veranstaltung anschließen wird. Der deutsche Gelehrte wird
kaum Veranlassung haben, auf die französische Pathologie Rücksicht zu nehmen,
deren Heilung offenbar den französischen Pathologen selbst nicht einmal an sich
selbst gelungen ist. Diese Krankheit der Franzosen heißt mit einem guten deutschen
Ausdruck: der böse Wille. Sie hat seit 1918 kaum noch etwas Großartiges
Carl I. Weber ' an sich.




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0140" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/338573"/>
            <fw type="header" place="top"/><lb/>
            <p xml:id="ID_445" prev="#ID_444"> einen seiner pazifistischen Freunde, der die ganze Kriegsschuld auf Deutschland<lb/>
nehmen wollte. Quitte wünscht nur einen Teil der Schuld auf Deutschland zu<lb/>
legen Sogar der Parteigelehrte Kautsky gesteht in seiner Schrift &#x201E;Delbrück und<lb/>
Wilhelm II." jetzt zu, daß er der deutschen Regierung &#x201E;früher Unrecht getan"<lb/>
habe. Deutschland habe nicht &#x2014; wie Kautsky in seiner halbamtlichen Schmäh-<lb/>
schrift, die ihm durch Verkauf in In- und Ausland großen Gewinn und dem<lb/>
Reich größeren Schaden gebracht hat, behauptete &#x2014; planmäßig auf den Weltkrieg<lb/>
hingearbeitet nud ihn schließlich zu vermeiden gesucht. Späte Erkenntnis setzt sich<lb/>
aber nicht )&gt;ur hinsichtlich der Kriegsschuld, soudern auch der Kriegsverbrechen<lb/>
Deutschlands durch. Wenn Reuter lakonisch meldet: &#x201E;Die RegicrungStrupPen haben<lb/>
das Dorf Balinalee vernichtet als Repressalie für den Angriff ans eine Kaserne<lb/>
am 1!Z. d. M., wobei el» Polizist getötet wurde. Die meisten Einwohner sind<lb/>
geflohen," so glossiert der &#x201E;Manchester Guardian" derartige Meldungen mit<lb/>
folgendem Stoßseufzer: &#x201E;Die Widerlichkeit solcher Orgien des Barbarismus und<lb/>
des GcgenbarbariSnniS, wie sie sich in Eork abgespielt haben, erschöpfen schon seit<lb/>
langer Zeit die Superlative des durchschnittlichen Engländers, der «Selbstachtung<lb/>
besitzt. Des Engländers, der durchzuckt wird von dem Gefühl, daß, während<lb/>
Tausende seiner militärischen Landsleute in Irland zwecklos den schrecklichsten<lb/>
Todesarten ausgesetzt sind, seine eigene ehrliche Entrüstung über deutsche Repressalien<lb/>
in Belgien im Jahre 1914 von befreundeten Nationen nachträglich als scheinbarer<lb/>
Carl und Heuchelei aufgelegt werden muß." Cork gegen Löwen, der Friede von<lb/>
Versailles gegen den unvergleichlich milderen von BrestlitvwSk, der französische<lb/>
Militarismus vo&gt;i 1921 gegen den angeblichen von 1914. Man sieht, daß Hänisch<lb/>
doch sehr klug war, die Korrei'tnrbogen seiner neuen Geschichtsbücher noch einmal<lb/>
in Superrevision zu geben.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Der böse Wille</head><lb/>
            <p xml:id="ID_446"> Wenn vor dem Jahre 1914 sich französische Gelehrte verstimmt von inter¬<lb/>
nationalen Kongressen fernhielten, auf denen deutsche Gelehrte auftraten, so nahm<lb/>
der Deutsche dies als Ausfluß des Schmerzes um das verlorene Elsaß. Wenn<lb/>
heute aber die französischen Pathologen die Teilnahme an dem bevorstehenden<lb/>
internationalen Pathvlogenkougreß in Rom einstimmig ablehnen, weil dorthin<lb/>
deutsche Mediziner eingeladen sind, so wirkt dieser Selbstboykott der Franzosen<lb/>
auf das deutsche Gemüt sozusagen unverständlich. Die vor 1914 so delikaten Be¬<lb/>
ziehungen zwischen beiden Völkern sind doch eigentlich recht robust intim geworden,<lb/>
seitdem United in Berlin, Le Nord in Oppeln, Fons am Rhein die Beziehungen<lb/>
Frankreichs mit Deutschland Pflegt. Nur außerhalb Deutschlands, sei es nun im<lb/>
Völkerbund oder irgendwo sonst in einem dritten Land, kann der Franzose keine<lb/>
Erinnerung daran vertragen, das; es »och Deutsche gibt. Es ist für das<lb/>
französische Gefühl einfach'eine Unverschämtheit von den'Deutschen, daß sie noch<lb/>
die Nase aus ihrem Kerker herausstecken wollen, worin sie die Arbeit für die<lb/>
&#x201E;Reparation" zu leiste» haben. Man sieht heute, daß diese Groteske mit der Frage<lb/>
Elsaß-Lothringens und der befriedigten Revanche gar nichts zu tun hat. Es ist einfach<lb/>
die großartigste Verhöhnung der Annahme einer gewissen Einheit des Menschen¬<lb/>
geschlechts. Der Franzose ist dein Deutschen gegenüber nicht Mensch, sondern nur<lb/>
Franzose, und auch der Deutsche hat nicht Mensch zu sein, sondern nur Boche.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_447"> Wir sind neugierig, wie lauge die französischen Gelehrten diese Theorie<lb/>
durchhalten können, die sie praktisch bald von der Teilnahme an irgendeiner<lb/>
internationalen Veranstaltung anschließen wird. Der deutsche Gelehrte wird<lb/>
kaum Veranlassung haben, auf die französische Pathologie Rücksicht zu nehmen,<lb/>
deren Heilung offenbar den französischen Pathologen selbst nicht einmal an sich<lb/>
selbst gelungen ist. Diese Krankheit der Franzosen heißt mit einem guten deutschen<lb/>
Ausdruck: der böse Wille. Sie hat seit 1918 kaum noch etwas Großartiges<lb/><note type="byline"> Carl I. Weber '</note> an sich. </p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0140] einen seiner pazifistischen Freunde, der die ganze Kriegsschuld auf Deutschland nehmen wollte. Quitte wünscht nur einen Teil der Schuld auf Deutschland zu legen Sogar der Parteigelehrte Kautsky gesteht in seiner Schrift „Delbrück und Wilhelm II." jetzt zu, daß er der deutschen Regierung „früher Unrecht getan" habe. Deutschland habe nicht — wie Kautsky in seiner halbamtlichen Schmäh- schrift, die ihm durch Verkauf in In- und Ausland großen Gewinn und dem Reich größeren Schaden gebracht hat, behauptete — planmäßig auf den Weltkrieg hingearbeitet nud ihn schließlich zu vermeiden gesucht. Späte Erkenntnis setzt sich aber nicht )>ur hinsichtlich der Kriegsschuld, soudern auch der Kriegsverbrechen Deutschlands durch. Wenn Reuter lakonisch meldet: „Die RegicrungStrupPen haben das Dorf Balinalee vernichtet als Repressalie für den Angriff ans eine Kaserne am 1!Z. d. M., wobei el» Polizist getötet wurde. Die meisten Einwohner sind geflohen," so glossiert der „Manchester Guardian" derartige Meldungen mit folgendem Stoßseufzer: „Die Widerlichkeit solcher Orgien des Barbarismus und des GcgenbarbariSnniS, wie sie sich in Eork abgespielt haben, erschöpfen schon seit langer Zeit die Superlative des durchschnittlichen Engländers, der «Selbstachtung besitzt. Des Engländers, der durchzuckt wird von dem Gefühl, daß, während Tausende seiner militärischen Landsleute in Irland zwecklos den schrecklichsten Todesarten ausgesetzt sind, seine eigene ehrliche Entrüstung über deutsche Repressalien in Belgien im Jahre 1914 von befreundeten Nationen nachträglich als scheinbarer Carl und Heuchelei aufgelegt werden muß." Cork gegen Löwen, der Friede von Versailles gegen den unvergleichlich milderen von BrestlitvwSk, der französische Militarismus vo>i 1921 gegen den angeblichen von 1914. Man sieht, daß Hänisch doch sehr klug war, die Korrei'tnrbogen seiner neuen Geschichtsbücher noch einmal in Superrevision zu geben. Der böse Wille Wenn vor dem Jahre 1914 sich französische Gelehrte verstimmt von inter¬ nationalen Kongressen fernhielten, auf denen deutsche Gelehrte auftraten, so nahm der Deutsche dies als Ausfluß des Schmerzes um das verlorene Elsaß. Wenn heute aber die französischen Pathologen die Teilnahme an dem bevorstehenden internationalen Pathvlogenkougreß in Rom einstimmig ablehnen, weil dorthin deutsche Mediziner eingeladen sind, so wirkt dieser Selbstboykott der Franzosen auf das deutsche Gemüt sozusagen unverständlich. Die vor 1914 so delikaten Be¬ ziehungen zwischen beiden Völkern sind doch eigentlich recht robust intim geworden, seitdem United in Berlin, Le Nord in Oppeln, Fons am Rhein die Beziehungen Frankreichs mit Deutschland Pflegt. Nur außerhalb Deutschlands, sei es nun im Völkerbund oder irgendwo sonst in einem dritten Land, kann der Franzose keine Erinnerung daran vertragen, das; es »och Deutsche gibt. Es ist für das französische Gefühl einfach'eine Unverschämtheit von den'Deutschen, daß sie noch die Nase aus ihrem Kerker herausstecken wollen, worin sie die Arbeit für die „Reparation" zu leiste» haben. Man sieht heute, daß diese Groteske mit der Frage Elsaß-Lothringens und der befriedigten Revanche gar nichts zu tun hat. Es ist einfach die großartigste Verhöhnung der Annahme einer gewissen Einheit des Menschen¬ geschlechts. Der Franzose ist dein Deutschen gegenüber nicht Mensch, sondern nur Franzose, und auch der Deutsche hat nicht Mensch zu sein, sondern nur Boche. Wir sind neugierig, wie lauge die französischen Gelehrten diese Theorie durchhalten können, die sie praktisch bald von der Teilnahme an irgendeiner internationalen Veranstaltung anschließen wird. Der deutsche Gelehrte wird kaum Veranlassung haben, auf die französische Pathologie Rücksicht zu nehmen, deren Heilung offenbar den französischen Pathologen selbst nicht einmal an sich selbst gelungen ist. Diese Krankheit der Franzosen heißt mit einem guten deutschen Ausdruck: der böse Wille. Sie hat seit 1918 kaum noch etwas Großartiges Carl I. Weber ' an sich.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/140
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338432/140>, abgerufen am 04.05.2024.