Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Bewirtschaftung der Arbeit
"Der Korse reißt die Zügel mir aus der Führerhand!
Nacht, seul' die schwarzen Flügel hernieder auf das Land.
Nur eins die Not mir nähme, die mich umkrallt fürwahr,
Wenn jetzt der Blücher käme mit seiner Preußenschar!" --
So Wellingtons Aufstöhnen; im tiefsten Herzschret klang's;
Da ward von deutschen Söhnen ihm Heil bei Belle-Alliance.
Wo er die Hochgemuten auf ferner welscher Flur
Fürs Britenreich ließ bluten, dem Haß Napoleon schwur.
Nichtachtend Sturm und Regen traf spät mit Roß und Mann
Auf tiefdurchweichten Wegen der Marschall Vorwärts an.
Vor seiner Helden Klingen entschwand des Franzmanns Kraft;
So hat ein gut Gelingen das Preußenheer geschafft.
. Den letzten Hauch vom Reiter, den letzten Hauch vom Pferd
Hat keck der greise Streiter verfolgend drangekehrt....
Wie wär's dir einst ergangen, du stolzes Engelland,
Wenn nicht im höchsten Bangen dein Retter ein sich fand! --
Wohl hast du's nie vergessen, wer dir verhalf zum Glück,
Gabst du doch reich bemessen den Dank erst jüngst zurück. --

Das letzten Krieges Schlachten laßt jetzt vorüberziehn,
Die alle jauchzend lachten, siegreich wie Fehrbellin.
Bis doch auf höchster Wende das blanke Schwert zerbrach.
Kollin kam ganz am Ende als einziger Tag der Schmach.
Doch ihr, Vielliebe Weisen des deutschen Volksgescmgs,
Ihr Lieder sollt ihn preisen, den Tag von Belle-Alliance.
O, stieg er jung hernieder in dieser schlimmen Zeit
Und bracht uns Deutschen wieder -- die schöne Einigkeit!



Bewirtschaftung der Arbeit
<Lin Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues*)
Josef winschu vonII.

j as offizielle Recht befaßte sich nur zögernd und unbeholfen mit
dem modernen Arbeitsbegriff und seinen sozialen Funktionen. Die
arbeitsrechllichm Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches, das
den Niederschlag des Rechtsempfindens, besonders der privatwirt-
. schaftlichen Gewohnheitsnormen des Neuen Deutschland vorstellte, er¬
wies sich gegenüber der Materie Arbeit und ihren zeitgemäßen, komplizierteren Fragen
als noch recht unzulänglich, faßte die Arbeit, zwar folgerichtig im juristischen
Sinne, aber nicht praktisch-sozial, zu einseitig als Sachgut auf. Das sonstige
Arbeitsrecht (Gewerbeordnung) erschien bald als veraltet angesichts des stärker
werdenden Drängens, die Arbeit rendues-fortschrittlich zu behandeln. Diese For-



*) Vergleiche Grenzboten Heft 23/24.
Bewirtschaftung der Arbeit
„Der Korse reißt die Zügel mir aus der Führerhand!
Nacht, seul' die schwarzen Flügel hernieder auf das Land.
Nur eins die Not mir nähme, die mich umkrallt fürwahr,
Wenn jetzt der Blücher käme mit seiner Preußenschar!" —
So Wellingtons Aufstöhnen; im tiefsten Herzschret klang's;
Da ward von deutschen Söhnen ihm Heil bei Belle-Alliance.
Wo er die Hochgemuten auf ferner welscher Flur
Fürs Britenreich ließ bluten, dem Haß Napoleon schwur.
Nichtachtend Sturm und Regen traf spät mit Roß und Mann
Auf tiefdurchweichten Wegen der Marschall Vorwärts an.
Vor seiner Helden Klingen entschwand des Franzmanns Kraft;
So hat ein gut Gelingen das Preußenheer geschafft.
. Den letzten Hauch vom Reiter, den letzten Hauch vom Pferd
Hat keck der greise Streiter verfolgend drangekehrt....
Wie wär's dir einst ergangen, du stolzes Engelland,
Wenn nicht im höchsten Bangen dein Retter ein sich fand! —
Wohl hast du's nie vergessen, wer dir verhalf zum Glück,
Gabst du doch reich bemessen den Dank erst jüngst zurück. —

Das letzten Krieges Schlachten laßt jetzt vorüberziehn,
Die alle jauchzend lachten, siegreich wie Fehrbellin.
Bis doch auf höchster Wende das blanke Schwert zerbrach.
Kollin kam ganz am Ende als einziger Tag der Schmach.
Doch ihr, Vielliebe Weisen des deutschen Volksgescmgs,
Ihr Lieder sollt ihn preisen, den Tag von Belle-Alliance.
O, stieg er jung hernieder in dieser schlimmen Zeit
Und bracht uns Deutschen wieder — die schöne Einigkeit!



Bewirtschaftung der Arbeit
<Lin Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues*)
Josef winschu vonII.

j as offizielle Recht befaßte sich nur zögernd und unbeholfen mit
dem modernen Arbeitsbegriff und seinen sozialen Funktionen. Die
arbeitsrechllichm Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches, das
den Niederschlag des Rechtsempfindens, besonders der privatwirt-
. schaftlichen Gewohnheitsnormen des Neuen Deutschland vorstellte, er¬
wies sich gegenüber der Materie Arbeit und ihren zeitgemäßen, komplizierteren Fragen
als noch recht unzulänglich, faßte die Arbeit, zwar folgerichtig im juristischen
Sinne, aber nicht praktisch-sozial, zu einseitig als Sachgut auf. Das sonstige
Arbeitsrecht (Gewerbeordnung) erschien bald als veraltet angesichts des stärker
werdenden Drängens, die Arbeit rendues-fortschrittlich zu behandeln. Diese For-



*) Vergleiche Grenzboten Heft 23/24.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0275" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/339076"/>
          <fw type="header" place="top"> Bewirtschaftung der Arbeit</fw><lb/>
          <lg xml:id="POEMID_12" type="poem">
            <l> &#x201E;Der Korse reißt die Zügel mir aus der Führerhand!<lb/>
Nacht, seul' die schwarzen Flügel hernieder auf das Land.<lb/>
Nur eins die Not mir nähme, die mich umkrallt fürwahr,<lb/>
Wenn jetzt der Blücher käme mit seiner Preußenschar!" &#x2014;<lb/>
So Wellingtons Aufstöhnen; im tiefsten Herzschret klang's;<lb/>
Da ward von deutschen Söhnen ihm Heil bei Belle-Alliance.<lb/>
Wo er die Hochgemuten auf ferner welscher Flur<lb/>
Fürs Britenreich ließ bluten, dem Haß Napoleon schwur.<lb/>
Nichtachtend Sturm und Regen traf spät mit Roß und Mann<lb/>
Auf tiefdurchweichten Wegen der Marschall Vorwärts an.<lb/>
Vor seiner Helden Klingen entschwand des Franzmanns Kraft;<lb/>
So hat ein gut Gelingen das Preußenheer geschafft.<lb/>
. Den letzten Hauch vom Reiter, den letzten Hauch vom Pferd<lb/>
Hat keck der greise Streiter verfolgend drangekehrt....<lb/>
Wie wär's dir einst ergangen, du stolzes Engelland,<lb/>
Wenn nicht im höchsten Bangen dein Retter ein sich fand! &#x2014;<lb/>
Wohl hast du's nie vergessen, wer dir verhalf zum Glück,<lb/>
Gabst du doch reich bemessen den Dank erst jüngst zurück. &#x2014;</l>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <l> Das letzten Krieges Schlachten laßt jetzt vorüberziehn,<lb/>
Die alle jauchzend lachten, siegreich wie Fehrbellin.<lb/>
Bis doch auf höchster Wende das blanke Schwert zerbrach.<lb/>
Kollin kam ganz am Ende als einziger Tag der Schmach.<lb/>
Doch ihr, Vielliebe Weisen des deutschen Volksgescmgs,<lb/>
Ihr Lieder sollt ihn preisen, den Tag von Belle-Alliance.<lb/>
O, stieg er jung hernieder in dieser schlimmen Zeit<lb/>
Und bracht uns Deutschen wieder &#x2014; die schöne Einigkeit!</l><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Bewirtschaftung der Arbeit<lb/>
&lt;Lin Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues*)<lb/><note type="byline"> Josef winschu</note> vonII.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_944" next="#ID_945"> j as offizielle Recht befaßte sich nur zögernd und unbeholfen mit<lb/>
dem modernen Arbeitsbegriff und seinen sozialen Funktionen. Die<lb/>
arbeitsrechllichm Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches, das<lb/>
den Niederschlag des Rechtsempfindens, besonders der privatwirt-<lb/>
. schaftlichen Gewohnheitsnormen des Neuen Deutschland vorstellte, er¬<lb/>
wies sich gegenüber der Materie Arbeit und ihren zeitgemäßen, komplizierteren Fragen<lb/>
als noch recht unzulänglich, faßte die Arbeit, zwar folgerichtig im juristischen<lb/>
Sinne, aber nicht praktisch-sozial, zu einseitig als Sachgut auf. Das sonstige<lb/>
Arbeitsrecht (Gewerbeordnung) erschien bald als veraltet angesichts des stärker<lb/>
werdenden Drängens, die Arbeit rendues-fortschrittlich zu behandeln. Diese For-</p><lb/>
          <note xml:id="FID_95" place="foot"> *) Vergleiche Grenzboten Heft 23/24.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0275] Bewirtschaftung der Arbeit „Der Korse reißt die Zügel mir aus der Führerhand! Nacht, seul' die schwarzen Flügel hernieder auf das Land. Nur eins die Not mir nähme, die mich umkrallt fürwahr, Wenn jetzt der Blücher käme mit seiner Preußenschar!" — So Wellingtons Aufstöhnen; im tiefsten Herzschret klang's; Da ward von deutschen Söhnen ihm Heil bei Belle-Alliance. Wo er die Hochgemuten auf ferner welscher Flur Fürs Britenreich ließ bluten, dem Haß Napoleon schwur. Nichtachtend Sturm und Regen traf spät mit Roß und Mann Auf tiefdurchweichten Wegen der Marschall Vorwärts an. Vor seiner Helden Klingen entschwand des Franzmanns Kraft; So hat ein gut Gelingen das Preußenheer geschafft. . Den letzten Hauch vom Reiter, den letzten Hauch vom Pferd Hat keck der greise Streiter verfolgend drangekehrt.... Wie wär's dir einst ergangen, du stolzes Engelland, Wenn nicht im höchsten Bangen dein Retter ein sich fand! — Wohl hast du's nie vergessen, wer dir verhalf zum Glück, Gabst du doch reich bemessen den Dank erst jüngst zurück. — Das letzten Krieges Schlachten laßt jetzt vorüberziehn, Die alle jauchzend lachten, siegreich wie Fehrbellin. Bis doch auf höchster Wende das blanke Schwert zerbrach. Kollin kam ganz am Ende als einziger Tag der Schmach. Doch ihr, Vielliebe Weisen des deutschen Volksgescmgs, Ihr Lieder sollt ihn preisen, den Tag von Belle-Alliance. O, stieg er jung hernieder in dieser schlimmen Zeit Und bracht uns Deutschen wieder — die schöne Einigkeit! Bewirtschaftung der Arbeit <Lin Beitrag zur Dynamik des Wiederaufbaues*) Josef winschu vonII. j as offizielle Recht befaßte sich nur zögernd und unbeholfen mit dem modernen Arbeitsbegriff und seinen sozialen Funktionen. Die arbeitsrechllichm Bestimmungen des Bürgerlichen Gesetzbuches, das den Niederschlag des Rechtsempfindens, besonders der privatwirt- . schaftlichen Gewohnheitsnormen des Neuen Deutschland vorstellte, er¬ wies sich gegenüber der Materie Arbeit und ihren zeitgemäßen, komplizierteren Fragen als noch recht unzulänglich, faßte die Arbeit, zwar folgerichtig im juristischen Sinne, aber nicht praktisch-sozial, zu einseitig als Sachgut auf. Das sonstige Arbeitsrecht (Gewerbeordnung) erschien bald als veraltet angesichts des stärker werdenden Drängens, die Arbeit rendues-fortschrittlich zu behandeln. Diese For- *) Vergleiche Grenzboten Heft 23/24.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/275
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/275>, abgerufen am 28.04.2024.