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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Rußland. Während der am Horizont der Zeit bereits deutlich bemerkbare
Gegensatz zwischen Großbritannien und Amerika sich bis jetzt äußerlich fast nur in
Reden über Flottenabrüstung und Notenwechseln über mesopotamische und holländisch¬
indische Olfelder zeigt, im Grunde aber schon in nicht geringem Maße die Politik
Englands Deutschland gegenüber und damit auch die Lösung der oberschlesischen
Frage beeinflussen dürfte, während das durch das englische Verhalten in Polen
und im nahen Osten vergrämte Frankreich die Engländer mit einer französisch¬
deutschen Verständigung zu bedrohen sucht, von der die Engländer jedoch sehr gut
wissen, daß von ihr, bevor nicht die Franzosen mindestens die Rheinlands geräumt
haben, keine Rede sein kann, ist es von Rußland still geworden. Ab und zu
kommen Nachrichten von Hungersnöten und Aufständen, mit hämischen Hinweise
auf den Bankerott des bolschewistischen Systems verbrämt, aber daß Nußland
nach wie vor ein sehr bedeutender Faktor der Weltpolitik und für die nächste
Zukunft der gefährlichste Feind des britischen Weltreiches ist, scheint so gut wie
vergessen. Tatsächlich aber ist das Interesse an russischer Außenpolitik auch augen-
blicklich alles andere als bloß akademisch und mittelbar reicht die russische Außen¬
politik auch auf die deutsche zurück.

Während, rein außenpolitisch betrachtet, der russische Vorstoß auf Warschau
im Grunde eine Reaktion auf den deutschen Sieg an der Ostfront bildete, der ja
die Konstituierung des polnischen Feindesstaates ermöglicht hatte, hat sich jetzt
die Hauptfront der Russen verschoben und wieder gegen England gewandt. Das
grundlegende Ereignis aber auf dieser Front ist der Zusammenschluß zwischen
Rußland und dem Islam, die bis in den Weltkrieg hinein natürliche Gegner
gewesen sind. Dieser Zusammenschluß ist in erster Linie zurückzuführen auf die
Besetzung Konstantinopels durch die Engländer. Die Besitzergreifung durch den
tertius gauckens hatte im Nu zur Folge, daß sich die beiden Streitenden einigten.
Es ist leicht möglich und selbst wahrscheinlich, daß die Einigung nicht von langer
Dauer sein wird, solange aber der englische Druck sich bemerkar macht, wird mit
ihr gerechnet werden müssen. Vorläufig hat sie Erfolge gezeitigt. Nicht nur ist
das armenische Problem durch eine rasche Aufteilung dieses im Grunde nur in
den Theorien der Pariser Friedenskonferenz bestehenden Staates zwischen den
Beteiligten, der Türkei und den russischen Dependcmcestaaten Georgien und
Asserbeidschan "gelöst", auch die von England unterstützten und vorgetriebener
Griechen sind vernichtend geschlagen worden, was wieder zur Folge hatte, daß
die Sieger in Angora den von Bekir Sami in London mit den Franzosen ge¬
schlossenen Vertrag über Cilicien und Nordsyrien zerrissen, nach einem Kabinett¬
wechsel, der die unentwegtesten der Nationalisten ans Ruder brachte, die Feind¬
seligkeiten wieder aufnahmen und neuerdings sogar die Perle des französisch¬
syrischen Reiches. Alexandrette, fordern. Zu welchen Erwartungen sich die Sieger
von Eskischehar für berechtigt halten, geht aus den neuen Verhandlungsbedingungen
hervor, die der Abgesandte der Regierung von Angora, Manir Bei, nach Adana
gebracht hat, die nicht nur eine bedeutende Kürzung der Räumungsfristen für
die französischen Truppen vorsehen und Garantien für die französischen Schütz¬
linge und Schulen ablehnen, sondern auch Frankreichs Verzicht auf Einflußnahme
bei der Organisierung der cilicischen Gendarmerie, Unterdrückung der Frankreich
zugesprochenen Wirtschaftszone und der neutralen Zone zwischen türkischem und
syrischen Gebiet, sowie die Einbeziehung der ganzen Bagdadbahnlinie in türkisches
Gebiet fordern. Von hier bis zu den Träumen des "Temps", der zur Zeit der
Londoner Konferenz noch eine gegen Rußland gerichtete Verteidigung der Kau¬
kasusgebiete durch die Türken mit englisch-französischer Unterstützung vorschlug, ist
immerhin ein Abstand. Aber nicht nur als Sturmbock gegen Englands und Frank¬
reichs in sich zersplitterte Politik im nahen Orient dienen die Türken den Russen,
sondern auch als Vermittler in Innerasien, wo die bekannten Abmachungen des eng¬
lisch-russischen Handelsvertrages den Russen ein allzu offenes Hervortreten untersagen.


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Rußland. Während der am Horizont der Zeit bereits deutlich bemerkbare
Gegensatz zwischen Großbritannien und Amerika sich bis jetzt äußerlich fast nur in
Reden über Flottenabrüstung und Notenwechseln über mesopotamische und holländisch¬
indische Olfelder zeigt, im Grunde aber schon in nicht geringem Maße die Politik
Englands Deutschland gegenüber und damit auch die Lösung der oberschlesischen
Frage beeinflussen dürfte, während das durch das englische Verhalten in Polen
und im nahen Osten vergrämte Frankreich die Engländer mit einer französisch¬
deutschen Verständigung zu bedrohen sucht, von der die Engländer jedoch sehr gut
wissen, daß von ihr, bevor nicht die Franzosen mindestens die Rheinlands geräumt
haben, keine Rede sein kann, ist es von Rußland still geworden. Ab und zu
kommen Nachrichten von Hungersnöten und Aufständen, mit hämischen Hinweise
auf den Bankerott des bolschewistischen Systems verbrämt, aber daß Nußland
nach wie vor ein sehr bedeutender Faktor der Weltpolitik und für die nächste
Zukunft der gefährlichste Feind des britischen Weltreiches ist, scheint so gut wie
vergessen. Tatsächlich aber ist das Interesse an russischer Außenpolitik auch augen-
blicklich alles andere als bloß akademisch und mittelbar reicht die russische Außen¬
politik auch auf die deutsche zurück.

Während, rein außenpolitisch betrachtet, der russische Vorstoß auf Warschau
im Grunde eine Reaktion auf den deutschen Sieg an der Ostfront bildete, der ja
die Konstituierung des polnischen Feindesstaates ermöglicht hatte, hat sich jetzt
die Hauptfront der Russen verschoben und wieder gegen England gewandt. Das
grundlegende Ereignis aber auf dieser Front ist der Zusammenschluß zwischen
Rußland und dem Islam, die bis in den Weltkrieg hinein natürliche Gegner
gewesen sind. Dieser Zusammenschluß ist in erster Linie zurückzuführen auf die
Besetzung Konstantinopels durch die Engländer. Die Besitzergreifung durch den
tertius gauckens hatte im Nu zur Folge, daß sich die beiden Streitenden einigten.
Es ist leicht möglich und selbst wahrscheinlich, daß die Einigung nicht von langer
Dauer sein wird, solange aber der englische Druck sich bemerkar macht, wird mit
ihr gerechnet werden müssen. Vorläufig hat sie Erfolge gezeitigt. Nicht nur ist
das armenische Problem durch eine rasche Aufteilung dieses im Grunde nur in
den Theorien der Pariser Friedenskonferenz bestehenden Staates zwischen den
Beteiligten, der Türkei und den russischen Dependcmcestaaten Georgien und
Asserbeidschan „gelöst", auch die von England unterstützten und vorgetriebener
Griechen sind vernichtend geschlagen worden, was wieder zur Folge hatte, daß
die Sieger in Angora den von Bekir Sami in London mit den Franzosen ge¬
schlossenen Vertrag über Cilicien und Nordsyrien zerrissen, nach einem Kabinett¬
wechsel, der die unentwegtesten der Nationalisten ans Ruder brachte, die Feind¬
seligkeiten wieder aufnahmen und neuerdings sogar die Perle des französisch¬
syrischen Reiches. Alexandrette, fordern. Zu welchen Erwartungen sich die Sieger
von Eskischehar für berechtigt halten, geht aus den neuen Verhandlungsbedingungen
hervor, die der Abgesandte der Regierung von Angora, Manir Bei, nach Adana
gebracht hat, die nicht nur eine bedeutende Kürzung der Räumungsfristen für
die französischen Truppen vorsehen und Garantien für die französischen Schütz¬
linge und Schulen ablehnen, sondern auch Frankreichs Verzicht auf Einflußnahme
bei der Organisierung der cilicischen Gendarmerie, Unterdrückung der Frankreich
zugesprochenen Wirtschaftszone und der neutralen Zone zwischen türkischem und
syrischen Gebiet, sowie die Einbeziehung der ganzen Bagdadbahnlinie in türkisches
Gebiet fordern. Von hier bis zu den Träumen des „Temps", der zur Zeit der
Londoner Konferenz noch eine gegen Rußland gerichtete Verteidigung der Kau¬
kasusgebiete durch die Türken mit englisch-französischer Unterstützung vorschlug, ist
immerhin ein Abstand. Aber nicht nur als Sturmbock gegen Englands und Frank¬
reichs in sich zersplitterte Politik im nahen Orient dienen die Türken den Russen,
sondern auch als Vermittler in Innerasien, wo die bekannten Abmachungen des eng¬
lisch-russischen Handelsvertrages den Russen ein allzu offenes Hervortreten untersagen.


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[0286] Weltspiegel N)eltsx>leget Rußland. Während der am Horizont der Zeit bereits deutlich bemerkbare Gegensatz zwischen Großbritannien und Amerika sich bis jetzt äußerlich fast nur in Reden über Flottenabrüstung und Notenwechseln über mesopotamische und holländisch¬ indische Olfelder zeigt, im Grunde aber schon in nicht geringem Maße die Politik Englands Deutschland gegenüber und damit auch die Lösung der oberschlesischen Frage beeinflussen dürfte, während das durch das englische Verhalten in Polen und im nahen Osten vergrämte Frankreich die Engländer mit einer französisch¬ deutschen Verständigung zu bedrohen sucht, von der die Engländer jedoch sehr gut wissen, daß von ihr, bevor nicht die Franzosen mindestens die Rheinlands geräumt haben, keine Rede sein kann, ist es von Rußland still geworden. Ab und zu kommen Nachrichten von Hungersnöten und Aufständen, mit hämischen Hinweise auf den Bankerott des bolschewistischen Systems verbrämt, aber daß Nußland nach wie vor ein sehr bedeutender Faktor der Weltpolitik und für die nächste Zukunft der gefährlichste Feind des britischen Weltreiches ist, scheint so gut wie vergessen. Tatsächlich aber ist das Interesse an russischer Außenpolitik auch augen- blicklich alles andere als bloß akademisch und mittelbar reicht die russische Außen¬ politik auch auf die deutsche zurück. Während, rein außenpolitisch betrachtet, der russische Vorstoß auf Warschau im Grunde eine Reaktion auf den deutschen Sieg an der Ostfront bildete, der ja die Konstituierung des polnischen Feindesstaates ermöglicht hatte, hat sich jetzt die Hauptfront der Russen verschoben und wieder gegen England gewandt. Das grundlegende Ereignis aber auf dieser Front ist der Zusammenschluß zwischen Rußland und dem Islam, die bis in den Weltkrieg hinein natürliche Gegner gewesen sind. Dieser Zusammenschluß ist in erster Linie zurückzuführen auf die Besetzung Konstantinopels durch die Engländer. Die Besitzergreifung durch den tertius gauckens hatte im Nu zur Folge, daß sich die beiden Streitenden einigten. Es ist leicht möglich und selbst wahrscheinlich, daß die Einigung nicht von langer Dauer sein wird, solange aber der englische Druck sich bemerkar macht, wird mit ihr gerechnet werden müssen. Vorläufig hat sie Erfolge gezeitigt. Nicht nur ist das armenische Problem durch eine rasche Aufteilung dieses im Grunde nur in den Theorien der Pariser Friedenskonferenz bestehenden Staates zwischen den Beteiligten, der Türkei und den russischen Dependcmcestaaten Georgien und Asserbeidschan „gelöst", auch die von England unterstützten und vorgetriebener Griechen sind vernichtend geschlagen worden, was wieder zur Folge hatte, daß die Sieger in Angora den von Bekir Sami in London mit den Franzosen ge¬ schlossenen Vertrag über Cilicien und Nordsyrien zerrissen, nach einem Kabinett¬ wechsel, der die unentwegtesten der Nationalisten ans Ruder brachte, die Feind¬ seligkeiten wieder aufnahmen und neuerdings sogar die Perle des französisch¬ syrischen Reiches. Alexandrette, fordern. Zu welchen Erwartungen sich die Sieger von Eskischehar für berechtigt halten, geht aus den neuen Verhandlungsbedingungen hervor, die der Abgesandte der Regierung von Angora, Manir Bei, nach Adana gebracht hat, die nicht nur eine bedeutende Kürzung der Räumungsfristen für die französischen Truppen vorsehen und Garantien für die französischen Schütz¬ linge und Schulen ablehnen, sondern auch Frankreichs Verzicht auf Einflußnahme bei der Organisierung der cilicischen Gendarmerie, Unterdrückung der Frankreich zugesprochenen Wirtschaftszone und der neutralen Zone zwischen türkischem und syrischen Gebiet, sowie die Einbeziehung der ganzen Bagdadbahnlinie in türkisches Gebiet fordern. Von hier bis zu den Träumen des „Temps", der zur Zeit der Londoner Konferenz noch eine gegen Rußland gerichtete Verteidigung der Kau¬ kasusgebiete durch die Türken mit englisch-französischer Unterstützung vorschlug, ist immerhin ein Abstand. Aber nicht nur als Sturmbock gegen Englands und Frank¬ reichs in sich zersplitterte Politik im nahen Orient dienen die Türken den Russen, sondern auch als Vermittler in Innerasien, wo die bekannten Abmachungen des eng¬ lisch-russischen Handelsvertrages den Russen ein allzu offenes Hervortreten untersagen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/286>, abgerufen am 28.04.2024.