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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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der einzelnen Länder notwendig, da diese
keineswegs gleichartig, sondern nach den ver¬
schiedensten Grundsätzen aufgebaut sind. Diese
ist in den Anmerkungen gegeben.

Prof. Dr. Ki. Löffler, Deutschlands Zukmift
im Urteil führender Männer. Verlag
Heinrich Diekmann, Halle (Saale). Preis
karr. 15,- M,, geb. S0,-- M.

Enthält außer Beiträgen, die den Lesern
der "Grenzboten" schon aus diesen bekannt
sind (Äußerungen von Friedrich Edler v. Braun
und Professor Fritz Kern), kürzere und längere
Aufsätze und Zuschriften auch von Ebert,
Fehrcnbach, Dernburg, kurz von sehr ver¬
schiedenartigen Männern; es ist nicht leicht zu
sagen, in welchem Sinne der Herausgeber sie
als "führend" zusammenfaßt. Der Heraus¬
geber selbst hat einen Überblick über Form
und Inhalt der auswärtigen Politik in fleißiger
Zusammenstellung gegeben in dem Werk über
"Auswärtige Politik" Ebendort 19S0, Geb.
13,-- M.

Nirdcrbruch und Aufstieg. Wege zu Deutsch¬
lands Errettung. Von einem Staatsmanne.
Verlag von Quelle 6 Meyer, Leipzig. 1921.
Geh. 16,- M.

Könnte den Ansichten nach etwa von
Dernburg stammen, doch ist kaum anzunehmen,
daß ein noch rüstiger Politiker diese Samm¬
lung abgestandener Gemeinplätze zum Druck
befördert habe.

Dr. Otto Becker, Deutschlands Zusammen¬
bruch und Auferstehung. Die Erneuerung
der Staatsgestnnung auf Grund der Lehren
unserer jüngsten Vergangenheit. Carl
Heymanns Verlag. 1921. M. 16.--, geb.
M. 20.-.

Otto Becker macht nicht den Versuch, den
Parteimann zu verstecken. Er kämpft für
schwarz-rot-goldene Ideale, indem er die
Schäden des schwarz-weiß-roten Bismarck-
schen Reiches erörtert. Das, wie er meint,
durch Schuld des Kaisers und seiner Be¬
rater gescheiterte deutsche "Volk?kaisertum",
der allzupreußische Charakter Deutschlands,
das "Untertanenheer" statt eines Volksheeres,
die Ausschließung der parlamentarischen
Parteien von der Regierung, die unrichtige

[Spaltenumbruch]

Auslese der Führer, darin sieht die von
Reichsminister Koch und Staatssekretär
Tröltsch aus der Taufe gehobene Schrift
die Gründe unseres Zusammenbruchs, und
demgemäß sind Delbrück, Naumann, Erz-
berger, Bernstorff, Eclardtstein, die liberalen
bismarckfeindlichen Professoren der Konfükts-
zeit ihre Kronzeugen. Meint Becker wirklich,
daß an diesen Punkten die hauptsächlichen
Schwächen unseres politischen Systems liegen,
und glaubt er heute noch an das Besser¬
machen und Besserkönnen der Demokratie?!
Für uns Gegner des demokratischen Dogmas
ist die Schrift sehr lehrreich, freilich noch in
anderem Sinne als der Verfasser es meint.
Man sieht, wie ein kenntnisreicher, vielbe¬
lesener und ohne Zweifel vaterlandsliebender
Deutscher noch heute an einer überwältigenden
Fülle von Tatsachen vorüberzugehen vermag,
wenn ihn rauh und warm der unzerstörbare
Parteinebel umhüllt. Wer den unsterblichen
deutschen Doktrinär sucht, lese dieses Buch.
Niemals kann man durch so einseitige An¬
schuldigungen, auch wo sie an sich manches
Nichtige enthalten, aus dem negativen Zirkel
der Parteivorstellungen herauskommen. Wir
Rechtsstehende geben gerne zu, daß die
nationale Unfertigkeit unseres Volkes und die
Schwäche der Persönlichkeiten und Charaktere
in unserer nachbiSmarckschen Generation
auch die Seite der Preußischen monarchi¬
schen, obrigkeitlichen Kräfte betraf. Aber
daß an der inneren Zwietracht, der inter¬
nationalen Wahnseligkeit, der klassenverhetzlen
Opposition der Massen und der feigen Lau¬
heit deS Bürgertums, also an den doch wesent¬
lichsten Faktoren unseres Unglücks die Linke
weit stärkere. Schuld trägt, kann nicht be¬
zweifelt werden. Wozu also diese beschuldi¬
genden Rückblicke eines Demokraten? Ist eS
Rechthaberei und Parteimache, nun gut.
Einem so ehrlichen und anständigen Gegner
wie Becker aber kann man nur zurufen:
Schaue nur vorwärts, nicht zurück, und
wähle dir Weggenossen für die Zukunft,
nicht für die Vergangenheit!

Karl Larsen, Ein Däne und Deutschland.
Essays. Verlag von Gebrüder Paetel,
Berlin. 1921. Geh. M. 11.-, geb.
M. 1ö.-.
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der einzelnen Länder notwendig, da diese
keineswegs gleichartig, sondern nach den ver¬
schiedensten Grundsätzen aufgebaut sind. Diese
ist in den Anmerkungen gegeben.

Prof. Dr. Ki. Löffler, Deutschlands Zukmift
im Urteil führender Männer. Verlag
Heinrich Diekmann, Halle (Saale). Preis
karr. 15,- M,, geb. S0,— M.

Enthält außer Beiträgen, die den Lesern
der „Grenzboten" schon aus diesen bekannt
sind (Äußerungen von Friedrich Edler v. Braun
und Professor Fritz Kern), kürzere und längere
Aufsätze und Zuschriften auch von Ebert,
Fehrcnbach, Dernburg, kurz von sehr ver¬
schiedenartigen Männern; es ist nicht leicht zu
sagen, in welchem Sinne der Herausgeber sie
als „führend" zusammenfaßt. Der Heraus¬
geber selbst hat einen Überblick über Form
und Inhalt der auswärtigen Politik in fleißiger
Zusammenstellung gegeben in dem Werk über
„Auswärtige Politik" Ebendort 19S0, Geb.
13,— M.

Nirdcrbruch und Aufstieg. Wege zu Deutsch¬
lands Errettung. Von einem Staatsmanne.
Verlag von Quelle 6 Meyer, Leipzig. 1921.
Geh. 16,- M.

Könnte den Ansichten nach etwa von
Dernburg stammen, doch ist kaum anzunehmen,
daß ein noch rüstiger Politiker diese Samm¬
lung abgestandener Gemeinplätze zum Druck
befördert habe.

Dr. Otto Becker, Deutschlands Zusammen¬
bruch und Auferstehung. Die Erneuerung
der Staatsgestnnung auf Grund der Lehren
unserer jüngsten Vergangenheit. Carl
Heymanns Verlag. 1921. M. 16.—, geb.
M. 20.-.

Otto Becker macht nicht den Versuch, den
Parteimann zu verstecken. Er kämpft für
schwarz-rot-goldene Ideale, indem er die
Schäden des schwarz-weiß-roten Bismarck-
schen Reiches erörtert. Das, wie er meint,
durch Schuld des Kaisers und seiner Be¬
rater gescheiterte deutsche „Volk?kaisertum",
der allzupreußische Charakter Deutschlands,
das „Untertanenheer" statt eines Volksheeres,
die Ausschließung der parlamentarischen
Parteien von der Regierung, die unrichtige

[Spaltenumbruch]

Auslese der Führer, darin sieht die von
Reichsminister Koch und Staatssekretär
Tröltsch aus der Taufe gehobene Schrift
die Gründe unseres Zusammenbruchs, und
demgemäß sind Delbrück, Naumann, Erz-
berger, Bernstorff, Eclardtstein, die liberalen
bismarckfeindlichen Professoren der Konfükts-
zeit ihre Kronzeugen. Meint Becker wirklich,
daß an diesen Punkten die hauptsächlichen
Schwächen unseres politischen Systems liegen,
und glaubt er heute noch an das Besser¬
machen und Besserkönnen der Demokratie?!
Für uns Gegner des demokratischen Dogmas
ist die Schrift sehr lehrreich, freilich noch in
anderem Sinne als der Verfasser es meint.
Man sieht, wie ein kenntnisreicher, vielbe¬
lesener und ohne Zweifel vaterlandsliebender
Deutscher noch heute an einer überwältigenden
Fülle von Tatsachen vorüberzugehen vermag,
wenn ihn rauh und warm der unzerstörbare
Parteinebel umhüllt. Wer den unsterblichen
deutschen Doktrinär sucht, lese dieses Buch.
Niemals kann man durch so einseitige An¬
schuldigungen, auch wo sie an sich manches
Nichtige enthalten, aus dem negativen Zirkel
der Parteivorstellungen herauskommen. Wir
Rechtsstehende geben gerne zu, daß die
nationale Unfertigkeit unseres Volkes und die
Schwäche der Persönlichkeiten und Charaktere
in unserer nachbiSmarckschen Generation
auch die Seite der Preußischen monarchi¬
schen, obrigkeitlichen Kräfte betraf. Aber
daß an der inneren Zwietracht, der inter¬
nationalen Wahnseligkeit, der klassenverhetzlen
Opposition der Massen und der feigen Lau¬
heit deS Bürgertums, also an den doch wesent¬
lichsten Faktoren unseres Unglücks die Linke
weit stärkere. Schuld trägt, kann nicht be¬
zweifelt werden. Wozu also diese beschuldi¬
genden Rückblicke eines Demokraten? Ist eS
Rechthaberei und Parteimache, nun gut.
Einem so ehrlichen und anständigen Gegner
wie Becker aber kann man nur zurufen:
Schaue nur vorwärts, nicht zurück, und
wähle dir Weggenossen für die Zukunft,
nicht für die Vergangenheit!

Karl Larsen, Ein Däne und Deutschland.
Essays. Verlag von Gebrüder Paetel,
Berlin. 1921. Geh. M. 11.-, geb.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/290>, abgerufen am 28.04.2024.