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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Aus neuen Büchern

Hier werden wir von der Blüte und der reichen Entfaltung des indischen Geistes,
wie sie in Kalidasas Genius hervortritt, in die Anfange des indischen Denkens
zurückgeführt, wie es sich langsam aus priesterlicher Spekulation über das Opfer
und den Sinn der heiligen Handlungen, in der Beschäftigung mit den Fragen
nach dem Wesen der Welt und des Menschen, zur Selbständigkeit durchringt.
Die indische Literatur hat deswegen eine unvergleichliche Bedeutung, weil sie die
Entwicklung des menschlichen Geistes von den Anfängen, in denen er.ganz natur¬
gebunden ist, bis zu den Höhen freier philosophischer und poetischer Gestaltung in
einer nahezu lückenlosen Folge von Dokumenten darstellt, wahrend bei allen an¬
deren Kulturvölkern die Überlieferung einseitig, verstümmelt und lückenhaft ist.
In der vorliegenden Sammlung von Übersetzungen aus deu mit dem Veda ver¬
bundenen ritualistischeu und philosophischen Erörterungen tritt die allmähliche
Absonderung und Klärung der letzteren auch aufs deutlichste hervor. Dadurch, daß
man die Gedanken dieser frühen Philosophen in allzu große Nähe zur abend¬
ländischen Philosophie gerückt hat, ist ihre Eigenart vielfach verdunkelt worden.
Erst durch neuere Abhandlungen ist die wirkliche geschichtliche Stellung derselben
klargestellt worden. Als selbständige und außerordentlich aufschlußreiche Ergänzung
zu diesen seien die Übersetzungen einem jeden, der über die Anfänge Philosophi¬
schen Denkens Aufschluß sucht, angelegentlichst empfohlen. Die Hauptprobleme,
an deren Hand eine Orientierung in den zunächst fremdartigen Texten möglich
ist, sind in der Einleitung, zusammen in'it einer kurzen Beschreibung des
kulturellen Hintergrundes, zusammengefaßt. Über einige weitere Neuerscheinungen,
die dem Eindringen in die indische Kultur dienen können wird demnächst an
,
Hans Heiinnch Schaeder dieser Stelle berichtet werden,


Generalmajor a. D. Artur Vaumgarten-Crusius: Deutsche Heerführung im
Marnefelvzug 1914. Beiträge zur Beurteilung der Schuldfrage, Mit 12
Kartenskizzen im Text, Verlag von August schert G. in. b. H, 1921, (Preis
geh, M. 20,-, in Hlbl, M, 26,-.),

"Nehmt alles nur in allem. Wir sind letzten Endes nur der Willensschwäche
erlegen", der Willensschwäche in der Politik vor und während des Krieges, der
Willensschwäche, die "nach Kriegsbeginn bei der Kriegsleitung zu 'Lande wie
zur See zum Versagen" führte. So lautet das Schlußurteil des Verfassers über
die Schuld an deu: für uns so unglücklichen Auswirken unseres Rückzuges aus
der Marneschlacht,

Dieser Schluß mutet fast versöhnlich an, nachdem man beim Durchlesen des
Buches immerfort von Schuld, vou Versagen, von Fehlern und Unterlassungen
der Obersten Heeresleitung, mancher Armee'führer und kommandierender Generale
gelesen hat,

Verfasser gibt zunächst einen kurzeu Überblick über Kriegsplan und Kriegs¬
vorbereitung, Er erwähnt die bekannte Ablehnung der Forderungen des General¬
stabes durch Kriegsministerium und Reichstag und die mangelhafte wirtschaftliche
Kriegsvorbereitung, Um für manchen ist wohl die Erwähnung des zweiten
Schlieffenschen Feldzugsentwurfes, falls Frankreich sich zunächst zurückhielte,
Verfasser glaubt, seine Befolgung hätte uns vor dem Odium der Kriegserklärung
an Frankreich bewahrt. Ob wir dann aber nicht die besten Trümpfe aus der
Hand gegeben hätten? Über das "stark befestigte rechte Obcrrheinufcr" kann man
verschiedener Ansicht sein. Es Hütte die Grundvorbedingung für den zweiten Ent¬
wurf gebildet, war aber ans fiskalischen Gründen ein Torso geblieben mit allen
Fehlern eines solchen. Die Stärkeangaben der beiderseitigen Heere bei Kriegs¬
ausbruch sind sehr dankenswert, doch sind die Angaben über die deutsche schwere
Artillerie ungenau. Es folgt die Schilderung der kriegerischen Vorgänge beim
Westheere im August, die im'allgemeine" bekannt sein dürften. Von Interesse sind
die daran angeknüpften kritischen Bemerkungen, ans die hier nur verwiesen werden
soll. Sie bestätigen das, was ich in HM 37/Ü8 t/ieser Zeitschrift bereits aus¬
führte: Verlassen des Schlieffenschen Grundgedankens, mit möglichst starkem rechten
Flügel das französische Nordheer'zu umfassen, den linken nur so stark zu halten,


Aus neuen Büchern

Hier werden wir von der Blüte und der reichen Entfaltung des indischen Geistes,
wie sie in Kalidasas Genius hervortritt, in die Anfange des indischen Denkens
zurückgeführt, wie es sich langsam aus priesterlicher Spekulation über das Opfer
und den Sinn der heiligen Handlungen, in der Beschäftigung mit den Fragen
nach dem Wesen der Welt und des Menschen, zur Selbständigkeit durchringt.
Die indische Literatur hat deswegen eine unvergleichliche Bedeutung, weil sie die
Entwicklung des menschlichen Geistes von den Anfängen, in denen er.ganz natur¬
gebunden ist, bis zu den Höhen freier philosophischer und poetischer Gestaltung in
einer nahezu lückenlosen Folge von Dokumenten darstellt, wahrend bei allen an¬
deren Kulturvölkern die Überlieferung einseitig, verstümmelt und lückenhaft ist.
In der vorliegenden Sammlung von Übersetzungen aus deu mit dem Veda ver¬
bundenen ritualistischeu und philosophischen Erörterungen tritt die allmähliche
Absonderung und Klärung der letzteren auch aufs deutlichste hervor. Dadurch, daß
man die Gedanken dieser frühen Philosophen in allzu große Nähe zur abend¬
ländischen Philosophie gerückt hat, ist ihre Eigenart vielfach verdunkelt worden.
Erst durch neuere Abhandlungen ist die wirkliche geschichtliche Stellung derselben
klargestellt worden. Als selbständige und außerordentlich aufschlußreiche Ergänzung
zu diesen seien die Übersetzungen einem jeden, der über die Anfänge Philosophi¬
schen Denkens Aufschluß sucht, angelegentlichst empfohlen. Die Hauptprobleme,
an deren Hand eine Orientierung in den zunächst fremdartigen Texten möglich
ist, sind in der Einleitung, zusammen in'it einer kurzen Beschreibung des
kulturellen Hintergrundes, zusammengefaßt. Über einige weitere Neuerscheinungen,
die dem Eindringen in die indische Kultur dienen können wird demnächst an
,
Hans Heiinnch Schaeder dieser Stelle berichtet werden,


Generalmajor a. D. Artur Vaumgarten-Crusius: Deutsche Heerführung im
Marnefelvzug 1914. Beiträge zur Beurteilung der Schuldfrage, Mit 12
Kartenskizzen im Text, Verlag von August schert G. in. b. H, 1921, (Preis
geh, M. 20,-, in Hlbl, M, 26,-.),

„Nehmt alles nur in allem. Wir sind letzten Endes nur der Willensschwäche
erlegen", der Willensschwäche in der Politik vor und während des Krieges, der
Willensschwäche, die „nach Kriegsbeginn bei der Kriegsleitung zu 'Lande wie
zur See zum Versagen" führte. So lautet das Schlußurteil des Verfassers über
die Schuld an deu: für uns so unglücklichen Auswirken unseres Rückzuges aus
der Marneschlacht,

Dieser Schluß mutet fast versöhnlich an, nachdem man beim Durchlesen des
Buches immerfort von Schuld, vou Versagen, von Fehlern und Unterlassungen
der Obersten Heeresleitung, mancher Armee'führer und kommandierender Generale
gelesen hat,

Verfasser gibt zunächst einen kurzeu Überblick über Kriegsplan und Kriegs¬
vorbereitung, Er erwähnt die bekannte Ablehnung der Forderungen des General¬
stabes durch Kriegsministerium und Reichstag und die mangelhafte wirtschaftliche
Kriegsvorbereitung, Um für manchen ist wohl die Erwähnung des zweiten
Schlieffenschen Feldzugsentwurfes, falls Frankreich sich zunächst zurückhielte,
Verfasser glaubt, seine Befolgung hätte uns vor dem Odium der Kriegserklärung
an Frankreich bewahrt. Ob wir dann aber nicht die besten Trümpfe aus der
Hand gegeben hätten? Über das „stark befestigte rechte Obcrrheinufcr" kann man
verschiedener Ansicht sein. Es Hütte die Grundvorbedingung für den zweiten Ent¬
wurf gebildet, war aber ans fiskalischen Gründen ein Torso geblieben mit allen
Fehlern eines solchen. Die Stärkeangaben der beiderseitigen Heere bei Kriegs¬
ausbruch sind sehr dankenswert, doch sind die Angaben über die deutsche schwere
Artillerie ungenau. Es folgt die Schilderung der kriegerischen Vorgänge beim
Westheere im August, die im'allgemeine» bekannt sein dürften. Von Interesse sind
die daran angeknüpften kritischen Bemerkungen, ans die hier nur verwiesen werden
soll. Sie bestätigen das, was ich in HM 37/Ü8 t/ieser Zeitschrift bereits aus¬
führte: Verlassen des Schlieffenschen Grundgedankens, mit möglichst starkem rechten
Flügel das französische Nordheer'zu umfassen, den linken nur so stark zu halten,


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[0333] Aus neuen Büchern Hier werden wir von der Blüte und der reichen Entfaltung des indischen Geistes, wie sie in Kalidasas Genius hervortritt, in die Anfange des indischen Denkens zurückgeführt, wie es sich langsam aus priesterlicher Spekulation über das Opfer und den Sinn der heiligen Handlungen, in der Beschäftigung mit den Fragen nach dem Wesen der Welt und des Menschen, zur Selbständigkeit durchringt. Die indische Literatur hat deswegen eine unvergleichliche Bedeutung, weil sie die Entwicklung des menschlichen Geistes von den Anfängen, in denen er.ganz natur¬ gebunden ist, bis zu den Höhen freier philosophischer und poetischer Gestaltung in einer nahezu lückenlosen Folge von Dokumenten darstellt, wahrend bei allen an¬ deren Kulturvölkern die Überlieferung einseitig, verstümmelt und lückenhaft ist. In der vorliegenden Sammlung von Übersetzungen aus deu mit dem Veda ver¬ bundenen ritualistischeu und philosophischen Erörterungen tritt die allmähliche Absonderung und Klärung der letzteren auch aufs deutlichste hervor. Dadurch, daß man die Gedanken dieser frühen Philosophen in allzu große Nähe zur abend¬ ländischen Philosophie gerückt hat, ist ihre Eigenart vielfach verdunkelt worden. Erst durch neuere Abhandlungen ist die wirkliche geschichtliche Stellung derselben klargestellt worden. Als selbständige und außerordentlich aufschlußreiche Ergänzung zu diesen seien die Übersetzungen einem jeden, der über die Anfänge Philosophi¬ schen Denkens Aufschluß sucht, angelegentlichst empfohlen. Die Hauptprobleme, an deren Hand eine Orientierung in den zunächst fremdartigen Texten möglich ist, sind in der Einleitung, zusammen in'it einer kurzen Beschreibung des kulturellen Hintergrundes, zusammengefaßt. Über einige weitere Neuerscheinungen, die dem Eindringen in die indische Kultur dienen können wird demnächst an , Hans Heiinnch Schaeder dieser Stelle berichtet werden, Generalmajor a. D. Artur Vaumgarten-Crusius: Deutsche Heerführung im Marnefelvzug 1914. Beiträge zur Beurteilung der Schuldfrage, Mit 12 Kartenskizzen im Text, Verlag von August schert G. in. b. H, 1921, (Preis geh, M. 20,-, in Hlbl, M, 26,-.), „Nehmt alles nur in allem. Wir sind letzten Endes nur der Willensschwäche erlegen", der Willensschwäche in der Politik vor und während des Krieges, der Willensschwäche, die „nach Kriegsbeginn bei der Kriegsleitung zu 'Lande wie zur See zum Versagen" führte. So lautet das Schlußurteil des Verfassers über die Schuld an deu: für uns so unglücklichen Auswirken unseres Rückzuges aus der Marneschlacht, Dieser Schluß mutet fast versöhnlich an, nachdem man beim Durchlesen des Buches immerfort von Schuld, vou Versagen, von Fehlern und Unterlassungen der Obersten Heeresleitung, mancher Armee'führer und kommandierender Generale gelesen hat, Verfasser gibt zunächst einen kurzeu Überblick über Kriegsplan und Kriegs¬ vorbereitung, Er erwähnt die bekannte Ablehnung der Forderungen des General¬ stabes durch Kriegsministerium und Reichstag und die mangelhafte wirtschaftliche Kriegsvorbereitung, Um für manchen ist wohl die Erwähnung des zweiten Schlieffenschen Feldzugsentwurfes, falls Frankreich sich zunächst zurückhielte, Verfasser glaubt, seine Befolgung hätte uns vor dem Odium der Kriegserklärung an Frankreich bewahrt. Ob wir dann aber nicht die besten Trümpfe aus der Hand gegeben hätten? Über das „stark befestigte rechte Obcrrheinufcr" kann man verschiedener Ansicht sein. Es Hütte die Grundvorbedingung für den zweiten Ent¬ wurf gebildet, war aber ans fiskalischen Gründen ein Torso geblieben mit allen Fehlern eines solchen. Die Stärkeangaben der beiderseitigen Heere bei Kriegs¬ ausbruch sind sehr dankenswert, doch sind die Angaben über die deutsche schwere Artillerie ungenau. Es folgt die Schilderung der kriegerischen Vorgänge beim Westheere im August, die im'allgemeine» bekannt sein dürften. Von Interesse sind die daran angeknüpften kritischen Bemerkungen, ans die hier nur verwiesen werden soll. Sie bestätigen das, was ich in HM 37/Ü8 t/ieser Zeitschrift bereits aus¬ führte: Verlassen des Schlieffenschen Grundgedankens, mit möglichst starkem rechten Flügel das französische Nordheer'zu umfassen, den linken nur so stark zu halten,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/333>, abgerufen am 28.04.2024.