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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Federstriche

Deutschland damit Eroberungen machen wolle, er zollte also ungewollt dem
deutschen Volke die höchste Anerkennung, diesem Volke, das sich nach ungeheuren
Opfern, nach den Folterqualen der Blockade wieder zur Tat und zur Arbeit
bekennt. Wie dankbar muß das deutsche Volk Herrn Vriand sein, daß er es nun
darüber aufklärt, daß Frankreichs Kampf sich nicht gegen das deutsche Volk richte,
sondern nur gegen die Männer, die sich, wie Herr Briand sagt, den Verpflichtungen
aus dem Friedensvertrag entziehen wollen, um ihr Vermögen und ihren Besitz zu
erhalten! Wir Franzosen sind ja von keinem "Geist des Hasses" beseelt, "wenn
wir mit unseren Soldaten ein Pfand in die Hand nehmen, so ist das ein Akt der
Gerechtigkeit, keine kriegerische Handlung". Das deutsche Volk soll sich von denen
abwenden, die versuchen, seine Ansichten zu "vergiften", indem sie ihm glauben
machen wollen, daß Frankreich kriegerische Handlungen gegen das deutsche Volk
unternehme, es soll sich trennen von seinen führenden Männern, die aus Eigen¬
nutz nicht zahlen wollen.

Wirklich -- ein treuer, wohlwollender Freund des deutschen Volkes, dieser
Herr Aristide Briand! Aber wie verträgt es sich mit seiner Freundschaft, wenn
er gleichzeitig sagt, daß es noch andere Mittel gebe, Zahlungen zu erlangen? In
der gleichen Rede verkündet er nämlich der lebhaft zustimmenden Kammer, der
deutsche Staat besitze ja Domänen, Bergwerke, Wälder, Eisenbahnen, und Frank¬
reich wünsche an diesem Staatsbesitz teilzunehmen. Gehört das Eigentum des
Staates auch nur den "industriellen und finanziellen Imperialisten?" Hier hat
der freundschaftliche Berater des deutschen Volkes sich offenbar versehen, hier zeigt
sich sein wahres Gesicht. Ach nein, Herr Vriand, wir Deutschen haben aus der
jüngsten und ferneren Geschichte auch gelernt, und wenn Sie unser Volk teilen
wollen, um zu herrschen, dann sollten Sie Ihre demagogischen Reden schon etwas
anders abfassen, als Ihre Rede vom 16. März!

Der offizielle Sitzungsbericht verzeichnet zahlreiche "Applaudissements" der
von chauvinistischen Hochgefühl erfüllten Kammer. Die Abstimmung brachte
Herrn Briand einen überwältigenden Erfolg. Die Presse arbeitete auf seine
Weisung gehorsam und trug das Ihre dazu bei, dem deutschen Volke den einzigen
Weg zu seinem Heil klarzumachen.

Das deutsche Volk ist dankbar dafür, daß es von Frankreich so freundschaftliche
Ratschläge erhält, ausgerechnet von Frankreich, wo man rücksichtslos gegen die
Führung der Arbeiterschaft vorgeht. Das deutsche Volk weiß, welchen Weg es
zu gehen hat, wenn ihm aus Frankreich freundschaftlicher Rat zugerufen wird.
Und je mehr sich Frankreich bemüht, "ohne Haß" der "Gerechtigkeit" zum Siege
zu verhelfen, wie jüngst mit den Sanktionen, mit Soldaten, Maschinengewehren
und Tanks, um so sicherer wird das deutsche Volk seinen Weg zur Erlösung finden.
Wir überlassen das Urteil über Herrn Briand und seine freundschaftlichen Lehren
an das deutsche Volk getrost der Zukunft. Und die gehört Deutschland trotz
--
F. y. D. Herrn Briand.


Das "Niemals" des Besiegten

"Niemals werde ich in diese Forderungen einwilligen, niemals! Sie wollen
unser Land in seinen Finanzen und in seinen Grenzen ruinieren. Dann nehmen
Sie es ganz, verwalten Sie eS, ziehen Sie die Steuern ein. Wir werden uns zurück¬
ziehen und Sie werden das Land regieren, soweit dies die Welt zugibt."

Jeder Leser erinnert sich Wohl, daß Simons in London so gesprochen hat.
Man erinnert sich auch, welch günstige Wirkung diese Androhung "der passiven
Resistenz auf unsere Feinde hatte. Duisburg und Düsseldorf wurden nicht
besetzt, die Zollgrenze nicht eingeführt, weil der Feind einsah, daß er mit Droh¬
mitteln uns doch nicht aus unserer ablehnenden Haltung herausmanövrieren könne.
Bewunderte der Feind doch insbesondere die Haltung der Sozialdemokratie, welche
es sich diesmal versagte, dem mannhaften Außenminister in den Rücken zu fallen,
als er diese unsterblichen und wirkungsvollen Worte sprach . . .


Federstriche

Deutschland damit Eroberungen machen wolle, er zollte also ungewollt dem
deutschen Volke die höchste Anerkennung, diesem Volke, das sich nach ungeheuren
Opfern, nach den Folterqualen der Blockade wieder zur Tat und zur Arbeit
bekennt. Wie dankbar muß das deutsche Volk Herrn Vriand sein, daß er es nun
darüber aufklärt, daß Frankreichs Kampf sich nicht gegen das deutsche Volk richte,
sondern nur gegen die Männer, die sich, wie Herr Briand sagt, den Verpflichtungen
aus dem Friedensvertrag entziehen wollen, um ihr Vermögen und ihren Besitz zu
erhalten! Wir Franzosen sind ja von keinem „Geist des Hasses" beseelt, „wenn
wir mit unseren Soldaten ein Pfand in die Hand nehmen, so ist das ein Akt der
Gerechtigkeit, keine kriegerische Handlung". Das deutsche Volk soll sich von denen
abwenden, die versuchen, seine Ansichten zu „vergiften", indem sie ihm glauben
machen wollen, daß Frankreich kriegerische Handlungen gegen das deutsche Volk
unternehme, es soll sich trennen von seinen führenden Männern, die aus Eigen¬
nutz nicht zahlen wollen.

Wirklich — ein treuer, wohlwollender Freund des deutschen Volkes, dieser
Herr Aristide Briand! Aber wie verträgt es sich mit seiner Freundschaft, wenn
er gleichzeitig sagt, daß es noch andere Mittel gebe, Zahlungen zu erlangen? In
der gleichen Rede verkündet er nämlich der lebhaft zustimmenden Kammer, der
deutsche Staat besitze ja Domänen, Bergwerke, Wälder, Eisenbahnen, und Frank¬
reich wünsche an diesem Staatsbesitz teilzunehmen. Gehört das Eigentum des
Staates auch nur den „industriellen und finanziellen Imperialisten?" Hier hat
der freundschaftliche Berater des deutschen Volkes sich offenbar versehen, hier zeigt
sich sein wahres Gesicht. Ach nein, Herr Vriand, wir Deutschen haben aus der
jüngsten und ferneren Geschichte auch gelernt, und wenn Sie unser Volk teilen
wollen, um zu herrschen, dann sollten Sie Ihre demagogischen Reden schon etwas
anders abfassen, als Ihre Rede vom 16. März!

Der offizielle Sitzungsbericht verzeichnet zahlreiche „Applaudissements" der
von chauvinistischen Hochgefühl erfüllten Kammer. Die Abstimmung brachte
Herrn Briand einen überwältigenden Erfolg. Die Presse arbeitete auf seine
Weisung gehorsam und trug das Ihre dazu bei, dem deutschen Volke den einzigen
Weg zu seinem Heil klarzumachen.

Das deutsche Volk ist dankbar dafür, daß es von Frankreich so freundschaftliche
Ratschläge erhält, ausgerechnet von Frankreich, wo man rücksichtslos gegen die
Führung der Arbeiterschaft vorgeht. Das deutsche Volk weiß, welchen Weg es
zu gehen hat, wenn ihm aus Frankreich freundschaftlicher Rat zugerufen wird.
Und je mehr sich Frankreich bemüht, „ohne Haß" der „Gerechtigkeit" zum Siege
zu verhelfen, wie jüngst mit den Sanktionen, mit Soldaten, Maschinengewehren
und Tanks, um so sicherer wird das deutsche Volk seinen Weg zur Erlösung finden.
Wir überlassen das Urteil über Herrn Briand und seine freundschaftlichen Lehren
an das deutsche Volk getrost der Zukunft. Und die gehört Deutschland trotz

F. y. D. Herrn Briand.


Das „Niemals" des Besiegten

„Niemals werde ich in diese Forderungen einwilligen, niemals! Sie wollen
unser Land in seinen Finanzen und in seinen Grenzen ruinieren. Dann nehmen
Sie es ganz, verwalten Sie eS, ziehen Sie die Steuern ein. Wir werden uns zurück¬
ziehen und Sie werden das Land regieren, soweit dies die Welt zugibt."

Jeder Leser erinnert sich Wohl, daß Simons in London so gesprochen hat.
Man erinnert sich auch, welch günstige Wirkung diese Androhung "der passiven
Resistenz auf unsere Feinde hatte. Duisburg und Düsseldorf wurden nicht
besetzt, die Zollgrenze nicht eingeführt, weil der Feind einsah, daß er mit Droh¬
mitteln uns doch nicht aus unserer ablehnenden Haltung herausmanövrieren könne.
Bewunderte der Feind doch insbesondere die Haltung der Sozialdemokratie, welche
es sich diesmal versagte, dem mannhaften Außenminister in den Rücken zu fallen,
als er diese unsterblichen und wirkungsvollen Worte sprach . . .


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/48>, abgerufen am 28.04.2024.