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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr.

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Aus neuen Büchern

Tatsache ist, daß in der Zeit unmittelbar nach dein Russisch-Japanischen
Kriege, von 1905 bis 1907, die Heere vergrößert wurden in:

Deutschland um 7000 Mann,
Österreich-Ungarn überhaupt nicht,
Frankreich um 20 000 (hier Zahl für 1908),
Nußland um 39 000 Mann.
Von 1907 (Frankreich 1908) bis 1914 betrug sodann die Steigerung in:
""N-^
Frankreich . . . 215 000 ^ zusammen
Rußland .... 191 000 im Sommer Sommer: 406 000
591 000 im Winter 1 Winter: 806 000
Die Friedensstärken der Landheere betrugen 1914 für:
Deutschland und Österreich-Ungarn 1 239 000
Rußland und Frankreich 2 239 000 (im Winter 2 639 000)
Die planmäßigen Kriegsstärken aber waren für:
Deutschland und Österreich-Ungarn 135,'
Frankreich und Rußland 186 Infanteriedivisionen,
nach der Berechnung des französischen Generals Buat sogar 192.

Die zahlenmäßige Übermacht des französisch-russischen Zweibundes war auf
Friedens- und Kriegsfuß eine geradezu überwältigende.

Die Anspannung der Volkskraft für das Heer im Frieden betrug in Frank¬
reich 2 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland nur 1,17 Prozent, in Österreich-
Ungarn sogar nur 0,94 Prozent."

Der Broschüre ist weiteste Verbreitung zu wünschen.




Aus neuen Büchern

Ist in Deutschland noch eine Volksgemeinschaft möglich? R. spähn, Die deutsche
Arbeiterschaft und der Aufbau. Ring-Flugschriften Heft 3. Preis 2 Mark.
Der Ring, Vertriebsstelle politischer Schriften, Berlin S'A 61.

Martin spähn hat in dieser Schrift erneut gezeigt, daß er zu den Pfadfindern
in eine neue Zeit gehört. Sein den Blick erweiterndes, das Gemüt bildendes,
den Willen weckendes Schriftchen sollte gelesen und wieder gelesen werden von
jedem Arbeitgeber und -nehmer, der sich Sinn für das Allgemeine bewahrt und
durch Rettung der Gemeinschaft den eigenen physischen oder moralischen Untergang
abwenden will. Es sollen im folgenden einige Grundgedanken Spahns wieder¬
gegeben und zugleich mit den im Ziel verwandten Ausführungen im Beiheft zu
Heft 47 der "Grenzboten" 1920 gedanklich verwoben werden.

spähn schildert zunächst, wie unter dem Vordringen der kapitalistischen
Wirtschaft und Gesinnung die alten Stände abgelöst werden durch Klassen, der
Adel durch die Kapitalistenklasse, der Beamtenstand durch die Angestelltenklasse,
der Nährstand weithin durch die Arbeiterklasse. Die Stände waren organisch zu
einer Volksgemeinschaft verwachsen und richteten gemeinschaftlich ihre Kraft nach
außen. Die Klassen stehen sich als Wettbewerber um den Wirtschaftsertrag
feindlich gegenüber und richten ihre Energie nach innen. Die deutsche Niederlage


Aus neuen Büchern

Tatsache ist, daß in der Zeit unmittelbar nach dein Russisch-Japanischen
Kriege, von 1905 bis 1907, die Heere vergrößert wurden in:

Deutschland um 7000 Mann,
Österreich-Ungarn überhaupt nicht,
Frankreich um 20 000 (hier Zahl für 1908),
Nußland um 39 000 Mann.
Von 1907 (Frankreich 1908) bis 1914 betrug sodann die Steigerung in:
««N-^
Frankreich . . . 215 000 ^ zusammen
Rußland .... 191 000 im Sommer Sommer: 406 000
591 000 im Winter 1 Winter: 806 000
Die Friedensstärken der Landheere betrugen 1914 für:
Deutschland und Österreich-Ungarn 1 239 000
Rußland und Frankreich 2 239 000 (im Winter 2 639 000)
Die planmäßigen Kriegsstärken aber waren für:
Deutschland und Österreich-Ungarn 135,'
Frankreich und Rußland 186 Infanteriedivisionen,
nach der Berechnung des französischen Generals Buat sogar 192.

Die zahlenmäßige Übermacht des französisch-russischen Zweibundes war auf
Friedens- und Kriegsfuß eine geradezu überwältigende.

Die Anspannung der Volkskraft für das Heer im Frieden betrug in Frank¬
reich 2 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland nur 1,17 Prozent, in Österreich-
Ungarn sogar nur 0,94 Prozent."

Der Broschüre ist weiteste Verbreitung zu wünschen.




Aus neuen Büchern

Ist in Deutschland noch eine Volksgemeinschaft möglich? R. spähn, Die deutsche
Arbeiterschaft und der Aufbau. Ring-Flugschriften Heft 3. Preis 2 Mark.
Der Ring, Vertriebsstelle politischer Schriften, Berlin S'A 61.

Martin spähn hat in dieser Schrift erneut gezeigt, daß er zu den Pfadfindern
in eine neue Zeit gehört. Sein den Blick erweiterndes, das Gemüt bildendes,
den Willen weckendes Schriftchen sollte gelesen und wieder gelesen werden von
jedem Arbeitgeber und -nehmer, der sich Sinn für das Allgemeine bewahrt und
durch Rettung der Gemeinschaft den eigenen physischen oder moralischen Untergang
abwenden will. Es sollen im folgenden einige Grundgedanken Spahns wieder¬
gegeben und zugleich mit den im Ziel verwandten Ausführungen im Beiheft zu
Heft 47 der „Grenzboten" 1920 gedanklich verwoben werden.

spähn schildert zunächst, wie unter dem Vordringen der kapitalistischen
Wirtschaft und Gesinnung die alten Stände abgelöst werden durch Klassen, der
Adel durch die Kapitalistenklasse, der Beamtenstand durch die Angestelltenklasse,
der Nährstand weithin durch die Arbeiterklasse. Die Stände waren organisch zu
einer Volksgemeinschaft verwachsen und richteten gemeinschaftlich ihre Kraft nach
außen. Die Klassen stehen sich als Wettbewerber um den Wirtschaftsertrag
feindlich gegenüber und richten ihre Energie nach innen. Die deutsche Niederlage


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[0080] Aus neuen Büchern Tatsache ist, daß in der Zeit unmittelbar nach dein Russisch-Japanischen Kriege, von 1905 bis 1907, die Heere vergrößert wurden in: Deutschland um 7000 Mann, Österreich-Ungarn überhaupt nicht, Frankreich um 20 000 (hier Zahl für 1908), Nußland um 39 000 Mann. Von 1907 (Frankreich 1908) bis 1914 betrug sodann die Steigerung in: ««N-^ Frankreich . . . 215 000 ^ zusammen Rußland .... 191 000 im Sommer Sommer: 406 000 591 000 im Winter 1 Winter: 806 000 Die Friedensstärken der Landheere betrugen 1914 für: Deutschland und Österreich-Ungarn 1 239 000 Rußland und Frankreich 2 239 000 (im Winter 2 639 000) Die planmäßigen Kriegsstärken aber waren für: Deutschland und Österreich-Ungarn 135,' Frankreich und Rußland 186 Infanteriedivisionen, nach der Berechnung des französischen Generals Buat sogar 192. Die zahlenmäßige Übermacht des französisch-russischen Zweibundes war auf Friedens- und Kriegsfuß eine geradezu überwältigende. Die Anspannung der Volkskraft für das Heer im Frieden betrug in Frank¬ reich 2 Prozent der Bevölkerung, in Deutschland nur 1,17 Prozent, in Österreich- Ungarn sogar nur 0,94 Prozent." Der Broschüre ist weiteste Verbreitung zu wünschen. Aus neuen Büchern Ist in Deutschland noch eine Volksgemeinschaft möglich? R. spähn, Die deutsche Arbeiterschaft und der Aufbau. Ring-Flugschriften Heft 3. Preis 2 Mark. Der Ring, Vertriebsstelle politischer Schriften, Berlin S'A 61. Martin spähn hat in dieser Schrift erneut gezeigt, daß er zu den Pfadfindern in eine neue Zeit gehört. Sein den Blick erweiterndes, das Gemüt bildendes, den Willen weckendes Schriftchen sollte gelesen und wieder gelesen werden von jedem Arbeitgeber und -nehmer, der sich Sinn für das Allgemeine bewahrt und durch Rettung der Gemeinschaft den eigenen physischen oder moralischen Untergang abwenden will. Es sollen im folgenden einige Grundgedanken Spahns wieder¬ gegeben und zugleich mit den im Ziel verwandten Ausführungen im Beiheft zu Heft 47 der „Grenzboten" 1920 gedanklich verwoben werden. spähn schildert zunächst, wie unter dem Vordringen der kapitalistischen Wirtschaft und Gesinnung die alten Stände abgelöst werden durch Klassen, der Adel durch die Kapitalistenklasse, der Beamtenstand durch die Angestelltenklasse, der Nährstand weithin durch die Arbeiterklasse. Die Stände waren organisch zu einer Volksgemeinschaft verwachsen und richteten gemeinschaftlich ihre Kraft nach außen. Die Klassen stehen sich als Wettbewerber um den Wirtschaftsertrag feindlich gegenüber und richten ihre Energie nach innen. Die deutsche Niederlage

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_338800/80>, abgerufen am 28.04.2024.