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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr.

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Aus neuen Büchern

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Nrnchmüller, Georg, Oberst a. D.: Die deutsche Artillerie in den
Durchbruchschlachten des Weltkrieges. Mit zahlreichen Skizzen
im Text und als Anlagen. Verlag E. S. Mittler u. Sohn, Berlin 1921, geh.
M. 26.--, geb. M 32.--.

Die Artillerie soll der Infanterie den Weg zum Siege bahnen. Durch
deren Hilfe soll diese mit möglichst geringen eigenen Verlusten ihr Angriffsziel
erreichen. Diese Aufgabe erfordert innigstes Zusammenwirken der beiden Waffen,
genaueste Kenntnis dessen, was die eine von der anderen an Leistung erwarten
kann, aber auch der Grenzen, die der Tätigkeit beider in physischer und mate¬
rieller Hinsicht gesetzt sind. Gewaltig sind die Anforderungen, die die beiden
Waffen an einander stellen und nicht minder groß die Erwartungen, die die eine
in die Tätigkeit der anderen setzt: Die Infanterie verlangt von der eigenen Ar¬
tillerie zunächst, daß sie ihr die feindliche Artillerie vom.Halse hält, diese ver¬
hindert, sie beim Aufmarsch, in ihrer Stellung und beim Vorwärtsdringen zu
beschießen. Dann aber, daß jene die Hindernisse vor der feindlichen Stellung
soweit wegräumt, daß sie diese durchschreiten kann, oder daß die Artillerie wenig¬
stens den Pionieren das Wegräumen unter ihrem Feuer ermöglicht. Sie for¬
dert, daß die eigene Artillerie die Waffenwirkung der feindlichen Infanterie beim
Sturme hindert, daß sie diese in ihre Deckungen treibt und dort festhält, die be¬
sonders gefürchteten Maschinengewehrnester vernichtet oder doch niederhält und
nach Möglichkeit die Unterstände zerstört, die Betonbauten wenigstens so verschüt¬
tet, daß die darin befindlichen feindlichen Kämpfer nicht unserer stürmenden In¬
fanterie entgegentreten können. Anderseits erwartet die'Artillerie von der eige¬
nen Infanterie, daß diese, natürlich von ihr unterstützt, sich in den Besitz der¬
jenigen Geländepunkte und Vorstellungen setzt, die die Artillerie als Beobach¬
tungsstellen braucht oder hinter denen sie mit ihren Geschützen in Stellung gehen
kann. Sie fordert Schutz vor feindlichen JmfaickerieaiMiffen, oft auch unmittel¬
bare Unterstützung beim Jnstellnngbringen von Geschützen und Munition und
dauernde Hilfe beim Erkunden der feindlichen Jnfanteriestellung. Schließlich muß
sie, und das ist das Schwerwiegendste, von ihrer Infanterie Vertrauen fordern:
Vertrauen in ihre Waffenwirkung, Vertrauen in ihre Schießfcrtigkeit, Vertrauen
in ihre Fähigkeit, der eigenen Infanterie den rechten Augenblick für den Sturm¬
beginn zu bestimmen. Das entscheidende Ergebnis dieses Vertrauens ist denn, daß
die Infanterie in dem Augenblicke, wo die "Feuerwalze" sich in Bewegung setzt,
also in der für den Beginn des Sturmes vorher nach der Uhr festgesetzten Minute
auch wirklich zum Sturm antritt und der Feuerwalze unmittelbar folgt, unbe¬
kümmert, ob einzelne Sprengstücke, was ja unvermeidbar, in ihre Reihen zurück¬
fliegen. Vertrauen auf der einen, Verantwortung auf der anderen Seite! Diese
Wechselbeziehung 'der beiden Waffen lie.ge zum großen Teil auf psychologischem
Gebiete. 'Bei ihr spielt die Persönlichkeit der beiderseitigen Führer eine besonders
große Rolle. Die Artillerie, vornehmlich der Artillerieftthrer, muß sich dies Ver¬
trauen erst erwerben. Die Streuungen der Geschütze und Geschosse legen die Ge¬
fahr nahe, daß Kurzschüsse in die eigene Linie fallen; die brisanten Spreng¬
ladungen der Geschosse treiben 'Sprengstücke auch nach rückwärts und bei' den
Geschossen am meisten, die gegen feindliche Befestigungen und Hindernisse die
größte Wirkung haben. Das ist natürlich für eine der Feuerwalze dicht folgende
Infanterie sehr unangenehm. Dies nun auf das geringste Maß so zurückzuführen,
daß die hierdurch der eigenen Infanterie etwa zugefügte" Verluste verschwin¬
dend gering sind gegen die Verluste, die von dein Wiederaufleben der feindlichen
Waffenwirkung bei zu weitem Abbleiben von der Feuerwalze zu erwarten sind,
das ist Aufgabe des Artillerieführers, der seine Waffe so beherrschen und so
verwenden muß, daß eine namhafte Gefährdung der eigenen Infanterie ausge¬
schlossen ist, ohne daß hierdurch an Wirkung etwas aufgegeben wird.


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Nrnchmüller, Georg, Oberst a. D.: Die deutsche Artillerie in den
Durchbruchschlachten des Weltkrieges. Mit zahlreichen Skizzen
im Text und als Anlagen. Verlag E. S. Mittler u. Sohn, Berlin 1921, geh.
M. 26.—, geb. M 32.—.

Die Artillerie soll der Infanterie den Weg zum Siege bahnen. Durch
deren Hilfe soll diese mit möglichst geringen eigenen Verlusten ihr Angriffsziel
erreichen. Diese Aufgabe erfordert innigstes Zusammenwirken der beiden Waffen,
genaueste Kenntnis dessen, was die eine von der anderen an Leistung erwarten
kann, aber auch der Grenzen, die der Tätigkeit beider in physischer und mate¬
rieller Hinsicht gesetzt sind. Gewaltig sind die Anforderungen, die die beiden
Waffen an einander stellen und nicht minder groß die Erwartungen, die die eine
in die Tätigkeit der anderen setzt: Die Infanterie verlangt von der eigenen Ar¬
tillerie zunächst, daß sie ihr die feindliche Artillerie vom.Halse hält, diese ver¬
hindert, sie beim Aufmarsch, in ihrer Stellung und beim Vorwärtsdringen zu
beschießen. Dann aber, daß jene die Hindernisse vor der feindlichen Stellung
soweit wegräumt, daß sie diese durchschreiten kann, oder daß die Artillerie wenig¬
stens den Pionieren das Wegräumen unter ihrem Feuer ermöglicht. Sie for¬
dert, daß die eigene Artillerie die Waffenwirkung der feindlichen Infanterie beim
Sturme hindert, daß sie diese in ihre Deckungen treibt und dort festhält, die be¬
sonders gefürchteten Maschinengewehrnester vernichtet oder doch niederhält und
nach Möglichkeit die Unterstände zerstört, die Betonbauten wenigstens so verschüt¬
tet, daß die darin befindlichen feindlichen Kämpfer nicht unserer stürmenden In¬
fanterie entgegentreten können. Anderseits erwartet die'Artillerie von der eige¬
nen Infanterie, daß diese, natürlich von ihr unterstützt, sich in den Besitz der¬
jenigen Geländepunkte und Vorstellungen setzt, die die Artillerie als Beobach¬
tungsstellen braucht oder hinter denen sie mit ihren Geschützen in Stellung gehen
kann. Sie fordert Schutz vor feindlichen JmfaickerieaiMiffen, oft auch unmittel¬
bare Unterstützung beim Jnstellnngbringen von Geschützen und Munition und
dauernde Hilfe beim Erkunden der feindlichen Jnfanteriestellung. Schließlich muß
sie, und das ist das Schwerwiegendste, von ihrer Infanterie Vertrauen fordern:
Vertrauen in ihre Waffenwirkung, Vertrauen in ihre Schießfcrtigkeit, Vertrauen
in ihre Fähigkeit, der eigenen Infanterie den rechten Augenblick für den Sturm¬
beginn zu bestimmen. Das entscheidende Ergebnis dieses Vertrauens ist denn, daß
die Infanterie in dem Augenblicke, wo die „Feuerwalze" sich in Bewegung setzt,
also in der für den Beginn des Sturmes vorher nach der Uhr festgesetzten Minute
auch wirklich zum Sturm antritt und der Feuerwalze unmittelbar folgt, unbe¬
kümmert, ob einzelne Sprengstücke, was ja unvermeidbar, in ihre Reihen zurück¬
fliegen. Vertrauen auf der einen, Verantwortung auf der anderen Seite! Diese
Wechselbeziehung 'der beiden Waffen lie.ge zum großen Teil auf psychologischem
Gebiete. 'Bei ihr spielt die Persönlichkeit der beiderseitigen Führer eine besonders
große Rolle. Die Artillerie, vornehmlich der Artillerieftthrer, muß sich dies Ver¬
trauen erst erwerben. Die Streuungen der Geschütze und Geschosse legen die Ge¬
fahr nahe, daß Kurzschüsse in die eigene Linie fallen; die brisanten Spreng¬
ladungen der Geschosse treiben 'Sprengstücke auch nach rückwärts und bei' den
Geschossen am meisten, die gegen feindliche Befestigungen und Hindernisse die
größte Wirkung haben. Das ist natürlich für eine der Feuerwalze dicht folgende
Infanterie sehr unangenehm. Dies nun auf das geringste Maß so zurückzuführen,
daß die hierdurch der eigenen Infanterie etwa zugefügte« Verluste verschwin¬
dend gering sind gegen die Verluste, die von dein Wiederaufleben der feindlichen
Waffenwirkung bei zu weitem Abbleiben von der Feuerwalze zu erwarten sind,
das ist Aufgabe des Artillerieführers, der seine Waffe so beherrschen und so
verwenden muß, daß eine namhafte Gefährdung der eigenen Infanterie ausge¬
schlossen ist, ohne daß hierdurch an Wirkung etwas aufgegeben wird.


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[0388] Aus neuen Büchern Aus neuen Büchern Nrnchmüller, Georg, Oberst a. D.: Die deutsche Artillerie in den Durchbruchschlachten des Weltkrieges. Mit zahlreichen Skizzen im Text und als Anlagen. Verlag E. S. Mittler u. Sohn, Berlin 1921, geh. M. 26.—, geb. M 32.—. Die Artillerie soll der Infanterie den Weg zum Siege bahnen. Durch deren Hilfe soll diese mit möglichst geringen eigenen Verlusten ihr Angriffsziel erreichen. Diese Aufgabe erfordert innigstes Zusammenwirken der beiden Waffen, genaueste Kenntnis dessen, was die eine von der anderen an Leistung erwarten kann, aber auch der Grenzen, die der Tätigkeit beider in physischer und mate¬ rieller Hinsicht gesetzt sind. Gewaltig sind die Anforderungen, die die beiden Waffen an einander stellen und nicht minder groß die Erwartungen, die die eine in die Tätigkeit der anderen setzt: Die Infanterie verlangt von der eigenen Ar¬ tillerie zunächst, daß sie ihr die feindliche Artillerie vom.Halse hält, diese ver¬ hindert, sie beim Aufmarsch, in ihrer Stellung und beim Vorwärtsdringen zu beschießen. Dann aber, daß jene die Hindernisse vor der feindlichen Stellung soweit wegräumt, daß sie diese durchschreiten kann, oder daß die Artillerie wenig¬ stens den Pionieren das Wegräumen unter ihrem Feuer ermöglicht. Sie for¬ dert, daß die eigene Artillerie die Waffenwirkung der feindlichen Infanterie beim Sturme hindert, daß sie diese in ihre Deckungen treibt und dort festhält, die be¬ sonders gefürchteten Maschinengewehrnester vernichtet oder doch niederhält und nach Möglichkeit die Unterstände zerstört, die Betonbauten wenigstens so verschüt¬ tet, daß die darin befindlichen feindlichen Kämpfer nicht unserer stürmenden In¬ fanterie entgegentreten können. Anderseits erwartet die'Artillerie von der eige¬ nen Infanterie, daß diese, natürlich von ihr unterstützt, sich in den Besitz der¬ jenigen Geländepunkte und Vorstellungen setzt, die die Artillerie als Beobach¬ tungsstellen braucht oder hinter denen sie mit ihren Geschützen in Stellung gehen kann. Sie fordert Schutz vor feindlichen JmfaickerieaiMiffen, oft auch unmittel¬ bare Unterstützung beim Jnstellnngbringen von Geschützen und Munition und dauernde Hilfe beim Erkunden der feindlichen Jnfanteriestellung. Schließlich muß sie, und das ist das Schwerwiegendste, von ihrer Infanterie Vertrauen fordern: Vertrauen in ihre Waffenwirkung, Vertrauen in ihre Schießfcrtigkeit, Vertrauen in ihre Fähigkeit, der eigenen Infanterie den rechten Augenblick für den Sturm¬ beginn zu bestimmen. Das entscheidende Ergebnis dieses Vertrauens ist denn, daß die Infanterie in dem Augenblicke, wo die „Feuerwalze" sich in Bewegung setzt, also in der für den Beginn des Sturmes vorher nach der Uhr festgesetzten Minute auch wirklich zum Sturm antritt und der Feuerwalze unmittelbar folgt, unbe¬ kümmert, ob einzelne Sprengstücke, was ja unvermeidbar, in ihre Reihen zurück¬ fliegen. Vertrauen auf der einen, Verantwortung auf der anderen Seite! Diese Wechselbeziehung 'der beiden Waffen lie.ge zum großen Teil auf psychologischem Gebiete. 'Bei ihr spielt die Persönlichkeit der beiderseitigen Führer eine besonders große Rolle. Die Artillerie, vornehmlich der Artillerieftthrer, muß sich dies Ver¬ trauen erst erwerben. Die Streuungen der Geschütze und Geschosse legen die Ge¬ fahr nahe, daß Kurzschüsse in die eigene Linie fallen; die brisanten Spreng¬ ladungen der Geschosse treiben 'Sprengstücke auch nach rückwärts und bei' den Geschossen am meisten, die gegen feindliche Befestigungen und Hindernisse die größte Wirkung haben. Das ist natürlich für eine der Feuerwalze dicht folgende Infanterie sehr unangenehm. Dies nun auf das geringste Maß so zurückzuführen, daß die hierdurch der eigenen Infanterie etwa zugefügte« Verluste verschwin¬ dend gering sind gegen die Verluste, die von dein Wiederaufleben der feindlichen Waffenwirkung bei zu weitem Abbleiben von der Feuerwalze zu erwarten sind, das ist Aufgabe des Artillerieführers, der seine Waffe so beherrschen und so verwenden muß, daß eine namhafte Gefährdung der eigenen Infanterie ausge¬ schlossen ist, ohne daß hierdurch an Wirkung etwas aufgegeben wird.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339148/388>, abgerufen am 04.05.2024.