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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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C. Schmitt-Dorotie. Die Diktatur. Von
den Anfängen des modernen Souveräni¬
tätsgedankens bis zum Proletarischen
Klassenkampf. München. Duncker und
Humblot. 1921. Geh. M, 30.--.

Da das Schlagwort der Diktatur (d. h.
eines rechtlichen Ausnahmezustandes zwecks
Begründung eines neuen Rechts) in unsern
Zeiten von links und rechts viel gebraucht
wird, ohne daß Klarheit über den Inhalt
des Begriffs und die Geschichte seiner An¬
wendung bestände, ist eine fühlbare Lücke
in der staatsrechtlichen Literatur entstanden,
die der Versasser rechtsgeschichtlich und rechts¬
systematisch auszufüllen sucht.

Liz. Dr. Otto Dibelius, Staatsgrenzen und
Kirchengrenzen. Eine Studie zur gegen¬
wärtigen Lage des Protestantismus. Ver¬
legt bei Hans Robert Engelmann in
Berlin. 1921.

Diese außerordentlich wertvolle Abhand¬
lung des um den Schutz der religiösen
Minderheiten vorbildlich verdienstvollen Ver¬
fassers erscheint als viertes Heft der im
Auftrage des Ausschusses für Minderheiten¬
recht von Johannes Tiedje herausgegebenen
Schriftenfolge "Das Selbstbestimmungsrecht
der Deutschen". DibeliuS umreißt zunächst
in gedrängter Übersicht, die eine reiche
Fülle von Material einschließt, die historische
Kongruenz bzw. Überschneidung von Staats¬
und Kirchengrenzen mit spezieller Anwendung
für die römisch-katholische Kirche, für die
reformatorischen Kirchengemeinschaften und
endlich für die Freikirchen, deren geschicht¬
liche Unabhängigkeit von staatlicher Begren¬
zung verfassungswesentlich und grundlegend
sür jede Organisation der Protestantischen
Christenheit erscheint. Eine Übersicht über die
gegenwärtige Lage der protestantischen Kirchen
in den von Deutschland und Österreich-Ungarn
abgetrennten Gebieten zeichnet ein beweg¬
liches Bild von der Zerrissenhat der evange¬
lischen Gemeinden und beweist den aktuellen
Wert der vorliegenden Studie, die den
Grundsatz proklamiert, "daß Kirchengrenzen
und Staatsgrenzen von einander unab¬
hängig sind".

Ein besonderes Verdienst hat sich der
Verfasser mit seiner überzeugend geschriebenen

[Spaltenumbruch]

Arbeit um die bedrängte evangelisch-unierte
Kirche in Polen erworben. Seine Aus¬
führungen bilden den notwendigen Kom¬
mentar zu dem Spruch der vom 3. bis
6. März d. I. in Upsala zusammenge¬
tretenen Bischosskonferenz, die -- schon an
sich ein Beweis für den übernationalen Cha¬
rakter der evangelischen Glaubensgemeinschaft
-- entgegen polnischen Widerständen aus¬
drücklich der Posener Kirche bezeugt, daß
ihr organischer Zusammenhang mit der alten
Mutterkirche in Deutschland zu erhalten sei,
daß rot-weiße Grenzpfühle Wohl Staats¬
grenzen, aber keine Kirchengrenzen zu be¬
G. Starke zeichnen haben.

Paul Dehn, Die Bersailler Friedensbedin¬
gungen. Ein Lichtbildervortrag mit er¬
klärenden Text in 58 Darstellungen.
Zweite verbesserte Auflage, 12.--22. Tau¬
send. München 1921. I, F. Lehmanns
Verlag. - M. 3.-.

Paul Dehn hat sich um die volkstüm¬
liche Verbreitung der Kunde vom Friedens-
vertrag seit 1919 verdient gemacht. Die
vorliegende Veranschaulichung verdient neben
der Wanderausstellung der Kulturliga Wohl
den Preis unter allen ähnlichen Bemühungen.
Es wäre zu wünschen, daß zahllose Vor¬
träge im ganzen Reich auf Grund dieses
erfolgreichen Musters gehalten würden. (Auf
Seite, 69 ist versehentlich 3,8 statt 8,3
Millionen Einwohner stehen geblieben.)

Dr. Eduard Rosenvaum, Der Vertrag von
Versailles <Jnhalt und Wirkung gemein¬
verständlich dargestellt). Reclams Biblio¬
thek, Leipzig; Philipp Reclam jun.

Der Verfasser steht der Liga für Völker¬
bund nahe und teilt -- wenigstens in
Worten -- deren etwas nebelhaften Glauben
an den Sieg von Recht und Vernunft in
dieser bösen Welt. Gerade dieser Stand¬
punkt, dem man kein allzu heftiges natio¬
nales Feuer nachsagen- kann, befähigt ihn
zu einer wirkungsvollen Darstellung des
Friedensvertrages für das große Publikum,
laut oomprenclre heißt ja hier tout con-
^Ammer! Und was könnte richtiger sein
als der Schlußsatz: "Die Entwaffnung
zwingt Deutschland, sich auf die geistigen
Kräfte zu besinnen -- auf den Sinn für

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C. Schmitt-Dorotie. Die Diktatur. Von
den Anfängen des modernen Souveräni¬
tätsgedankens bis zum Proletarischen
Klassenkampf. München. Duncker und
Humblot. 1921. Geh. M, 30.—.

Da das Schlagwort der Diktatur (d. h.
eines rechtlichen Ausnahmezustandes zwecks
Begründung eines neuen Rechts) in unsern
Zeiten von links und rechts viel gebraucht
wird, ohne daß Klarheit über den Inhalt
des Begriffs und die Geschichte seiner An¬
wendung bestände, ist eine fühlbare Lücke
in der staatsrechtlichen Literatur entstanden,
die der Versasser rechtsgeschichtlich und rechts¬
systematisch auszufüllen sucht.

Liz. Dr. Otto Dibelius, Staatsgrenzen und
Kirchengrenzen. Eine Studie zur gegen¬
wärtigen Lage des Protestantismus. Ver¬
legt bei Hans Robert Engelmann in
Berlin. 1921.

Diese außerordentlich wertvolle Abhand¬
lung des um den Schutz der religiösen
Minderheiten vorbildlich verdienstvollen Ver¬
fassers erscheint als viertes Heft der im
Auftrage des Ausschusses für Minderheiten¬
recht von Johannes Tiedje herausgegebenen
Schriftenfolge „Das Selbstbestimmungsrecht
der Deutschen". DibeliuS umreißt zunächst
in gedrängter Übersicht, die eine reiche
Fülle von Material einschließt, die historische
Kongruenz bzw. Überschneidung von Staats¬
und Kirchengrenzen mit spezieller Anwendung
für die römisch-katholische Kirche, für die
reformatorischen Kirchengemeinschaften und
endlich für die Freikirchen, deren geschicht¬
liche Unabhängigkeit von staatlicher Begren¬
zung verfassungswesentlich und grundlegend
sür jede Organisation der Protestantischen
Christenheit erscheint. Eine Übersicht über die
gegenwärtige Lage der protestantischen Kirchen
in den von Deutschland und Österreich-Ungarn
abgetrennten Gebieten zeichnet ein beweg¬
liches Bild von der Zerrissenhat der evange¬
lischen Gemeinden und beweist den aktuellen
Wert der vorliegenden Studie, die den
Grundsatz proklamiert, „daß Kirchengrenzen
und Staatsgrenzen von einander unab¬
hängig sind".

Ein besonderes Verdienst hat sich der
Verfasser mit seiner überzeugend geschriebenen

[Spaltenumbruch]

Arbeit um die bedrängte evangelisch-unierte
Kirche in Polen erworben. Seine Aus¬
führungen bilden den notwendigen Kom¬
mentar zu dem Spruch der vom 3. bis
6. März d. I. in Upsala zusammenge¬
tretenen Bischosskonferenz, die — schon an
sich ein Beweis für den übernationalen Cha¬
rakter der evangelischen Glaubensgemeinschaft
— entgegen polnischen Widerständen aus¬
drücklich der Posener Kirche bezeugt, daß
ihr organischer Zusammenhang mit der alten
Mutterkirche in Deutschland zu erhalten sei,
daß rot-weiße Grenzpfühle Wohl Staats¬
grenzen, aber keine Kirchengrenzen zu be¬
G. Starke zeichnen haben.

Paul Dehn, Die Bersailler Friedensbedin¬
gungen. Ein Lichtbildervortrag mit er¬
klärenden Text in 58 Darstellungen.
Zweite verbesserte Auflage, 12.—22. Tau¬
send. München 1921. I, F. Lehmanns
Verlag. - M. 3.-.

Paul Dehn hat sich um die volkstüm¬
liche Verbreitung der Kunde vom Friedens-
vertrag seit 1919 verdient gemacht. Die
vorliegende Veranschaulichung verdient neben
der Wanderausstellung der Kulturliga Wohl
den Preis unter allen ähnlichen Bemühungen.
Es wäre zu wünschen, daß zahllose Vor¬
träge im ganzen Reich auf Grund dieses
erfolgreichen Musters gehalten würden. (Auf
Seite, 69 ist versehentlich 3,8 statt 8,3
Millionen Einwohner stehen geblieben.)

Dr. Eduard Rosenvaum, Der Vertrag von
Versailles <Jnhalt und Wirkung gemein¬
verständlich dargestellt). Reclams Biblio¬
thek, Leipzig; Philipp Reclam jun.

Der Verfasser steht der Liga für Völker¬
bund nahe und teilt — wenigstens in
Worten — deren etwas nebelhaften Glauben
an den Sieg von Recht und Vernunft in
dieser bösen Welt. Gerade dieser Stand¬
punkt, dem man kein allzu heftiges natio¬
nales Feuer nachsagen- kann, befähigt ihn
zu einer wirkungsvollen Darstellung des
Friedensvertrages für das große Publikum,
laut oomprenclre heißt ja hier tout con-
^Ammer! Und was könnte richtiger sein
als der Schlußsatz: „Die Entwaffnung
zwingt Deutschland, sich auf die geistigen
Kräfte zu besinnen — auf den Sinn für

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[0167] Bücherschau C. Schmitt-Dorotie. Die Diktatur. Von den Anfängen des modernen Souveräni¬ tätsgedankens bis zum Proletarischen Klassenkampf. München. Duncker und Humblot. 1921. Geh. M, 30.—. Da das Schlagwort der Diktatur (d. h. eines rechtlichen Ausnahmezustandes zwecks Begründung eines neuen Rechts) in unsern Zeiten von links und rechts viel gebraucht wird, ohne daß Klarheit über den Inhalt des Begriffs und die Geschichte seiner An¬ wendung bestände, ist eine fühlbare Lücke in der staatsrechtlichen Literatur entstanden, die der Versasser rechtsgeschichtlich und rechts¬ systematisch auszufüllen sucht. Liz. Dr. Otto Dibelius, Staatsgrenzen und Kirchengrenzen. Eine Studie zur gegen¬ wärtigen Lage des Protestantismus. Ver¬ legt bei Hans Robert Engelmann in Berlin. 1921. Diese außerordentlich wertvolle Abhand¬ lung des um den Schutz der religiösen Minderheiten vorbildlich verdienstvollen Ver¬ fassers erscheint als viertes Heft der im Auftrage des Ausschusses für Minderheiten¬ recht von Johannes Tiedje herausgegebenen Schriftenfolge „Das Selbstbestimmungsrecht der Deutschen". DibeliuS umreißt zunächst in gedrängter Übersicht, die eine reiche Fülle von Material einschließt, die historische Kongruenz bzw. Überschneidung von Staats¬ und Kirchengrenzen mit spezieller Anwendung für die römisch-katholische Kirche, für die reformatorischen Kirchengemeinschaften und endlich für die Freikirchen, deren geschicht¬ liche Unabhängigkeit von staatlicher Begren¬ zung verfassungswesentlich und grundlegend sür jede Organisation der Protestantischen Christenheit erscheint. Eine Übersicht über die gegenwärtige Lage der protestantischen Kirchen in den von Deutschland und Österreich-Ungarn abgetrennten Gebieten zeichnet ein beweg¬ liches Bild von der Zerrissenhat der evange¬ lischen Gemeinden und beweist den aktuellen Wert der vorliegenden Studie, die den Grundsatz proklamiert, „daß Kirchengrenzen und Staatsgrenzen von einander unab¬ hängig sind". Ein besonderes Verdienst hat sich der Verfasser mit seiner überzeugend geschriebenen Arbeit um die bedrängte evangelisch-unierte Kirche in Polen erworben. Seine Aus¬ führungen bilden den notwendigen Kom¬ mentar zu dem Spruch der vom 3. bis 6. März d. I. in Upsala zusammenge¬ tretenen Bischosskonferenz, die — schon an sich ein Beweis für den übernationalen Cha¬ rakter der evangelischen Glaubensgemeinschaft — entgegen polnischen Widerständen aus¬ drücklich der Posener Kirche bezeugt, daß ihr organischer Zusammenhang mit der alten Mutterkirche in Deutschland zu erhalten sei, daß rot-weiße Grenzpfühle Wohl Staats¬ grenzen, aber keine Kirchengrenzen zu be¬ G. Starke zeichnen haben. Paul Dehn, Die Bersailler Friedensbedin¬ gungen. Ein Lichtbildervortrag mit er¬ klärenden Text in 58 Darstellungen. Zweite verbesserte Auflage, 12.—22. Tau¬ send. München 1921. I, F. Lehmanns Verlag. - M. 3.-. Paul Dehn hat sich um die volkstüm¬ liche Verbreitung der Kunde vom Friedens- vertrag seit 1919 verdient gemacht. Die vorliegende Veranschaulichung verdient neben der Wanderausstellung der Kulturliga Wohl den Preis unter allen ähnlichen Bemühungen. Es wäre zu wünschen, daß zahllose Vor¬ träge im ganzen Reich auf Grund dieses erfolgreichen Musters gehalten würden. (Auf Seite, 69 ist versehentlich 3,8 statt 8,3 Millionen Einwohner stehen geblieben.) Dr. Eduard Rosenvaum, Der Vertrag von Versailles <Jnhalt und Wirkung gemein¬ verständlich dargestellt). Reclams Biblio¬ thek, Leipzig; Philipp Reclam jun. Der Verfasser steht der Liga für Völker¬ bund nahe und teilt — wenigstens in Worten — deren etwas nebelhaften Glauben an den Sieg von Recht und Vernunft in dieser bösen Welt. Gerade dieser Stand¬ punkt, dem man kein allzu heftiges natio¬ nales Feuer nachsagen- kann, befähigt ihn zu einer wirkungsvollen Darstellung des Friedensvertrages für das große Publikum, laut oomprenclre heißt ja hier tout con- ^Ammer! Und was könnte richtiger sein als der Schlußsatz: „Die Entwaffnung zwingt Deutschland, sich auf die geistigen Kräfte zu besinnen — auf den Sinn für

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/167>, abgerufen am 28.04.2024.