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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Günthers Vorschläge zum Teil unerfüllbare
Wünsche bleiben.

Frank A. Vnnderlip, Was Europa geschehen
ist. Deutsch herausgegeben von R. v.
Scholtz, München 1921. Drei Masken-
Verlag. Geh. M. 15.-- , geb. M. 2t.--.

Ein amerikanischer Keynes, so will der
Finanzmann Vanderlip, überzeugt von der
Gemeinsamkeit des Schicksals aller europäi¬
schen Nationen, aus den Eindrücken seiner
Europareise heraus Wege zur Überwindung
des Bersailler Wahnsinns weisen.

Trustee, I^e dilan alö Is Zuerre. 0. Aufl.
Paris, Plon 1921. Preis Fr. 5.--.

Der Verfasser beschuldigt seine Regierung,
daß sie keinerlei Genie für ökonomische
Regelungen habe. Man dürfe 1871 und
1920 nicht vergleichen. Das damals besiegte
Frankreich sei viel reicher gewesen als
Deutschland. Jetzt gehe dies Land un¬
weigerlich dem Bankerott entgegen. Frank¬
reich habe es versäumt, diesen Bankerott zu
organisier?". Es bleibe sür Frankreich eine
ernste Pflicht, soviel als möglich aus Deutsch¬
land herauszuholen, aber es dürfe nicht sein
g-inzes wirtschaftliches Leben auf eine Be¬
dingung stellen, die sich erst in langen
Jahren verwirklichen könne; man müsse ein¬
sehen, daß der Krieg trotz des sieghaften
Ausganges Frankreich arm gemacht hat. Das
wirtschaftliche Geschick Frankreichs sei mit
dem Deutschlands verknüpft. Man beginnt
jetzt schon auf allen Seiten einzusehen, daß
das wahre Interesse Frankreichs darin liegt:
,,cle restauror lo vaineu nisus uns sctivitö
öeonomiqus oonveiisble". ES sei verkehrt,
sich mit der Tntsache zu trösten, daß Deutsch¬
land noch geschwächter aus dem Kriege, in
dem es sich viele Male den Sieg habe ent¬
wischen lasse" und in dein Frankreich ver¬
fehlt habe, zur rechten Zeit Frieden zu
schließen, hervorgegangen sei. Auch für
Frankreich handele es sich darum, durch ver¬

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mehrte Arbeit (Elfstmidentag!) die Armut
zu überwinden. Der Sieg ist noch nicht
vollendet, er wird erst da sein "nisus la me-
suro on nous aurons perciu "vere seht
et'esprit etc rentiers als Zuerre". (Diese
Bezeichnung der Franzosen als "KriegS-
rentner" erinnert uns an den Sarkasmus
eines anderen Franzosen über sein eigenes
Voll: Der Sieger kommt nicht dazu, Ge¬
schäfte zu machen, weil er auf Üver-
geschäfte eingestellt sei.) Wie man sieht, sagt
der anonyme Verfasser, den man Wohl im
Kreise Caillciux' suchen darf, seinen Lands-
leuten eruste Wahrheiten. Daß die Schrift
schon in 6. Auflage vorliegt, ist erfreulich,
trotzdem unseres Erachtens keine Aussicht
dafür besteht, daß die vernünftige Minder¬
heit in Frankreich je zur Mehrheit werde.

Prof. Gustav Cassel, DaS Geldproblem 'der
Welt. München 1921, Drei Masken-
Verlag. Geh. M. 12--.

Der berühmte schwedische Volkswirt legt
hier sein für die Finanzkonferenz zu Brüssel
ausgearbeitetes Memorandum nebst einigen
sich darum gruppierenden Aufsätzen vor.
Der Anlaß ist veraltet, die Krise aber dauert
an, zu deren Behebung Cassel seine in der
Presse viel erörterten Borschläge macht.

Friedrich Hardegcn, "H. H. Meier der
Gründer des Norddeutschen Llohd, Lebens¬
bild eines Bremer Kaufmanns 1809 bis
1898." Verlag Bereinigung wissenschaft¬
licher Verleger Walter de Gruyter u. Co.,
Berlin und Leipzig 1920. Preis geheftet
M. 30.-.

Als das deutsche Volk 1816 seine Frei¬
heit erfochten hatte, begann die klassische Zeit
seiner bürgerlichen Schöpferkraft in Wirt¬
schaft und Technik. Einen ehrwürdigen
Vertreter dieser Generation von deutschen
Charakteren schildert Hardegens, nach dem
Heldentod des Verfassers von Kathi Smidt
F. R. abgeschlossenen Schrift.

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Verantwortlich I. V. H"l"""t Frank- in Berlin.
Schriflleitnug "ut Verlag: Berlin SV N, Tempelhofer User "Sir, Femrus: Liitzow WIV,
Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
Druck- "Der Reichsbote" G. in. ö. H. in Berlin 3V II. Dessauer Slrasze "K/37

NUckssndung von Manuskripte" erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto.
Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages 5? swtici


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Frank A. Vnnderlip, Was Europa geschehen
ist. Deutsch herausgegeben von R. v.
Scholtz, München 1921. Drei Masken-
Verlag. Geh. M. 15.— , geb. M. 2t.—.

Ein amerikanischer Keynes, so will der
Finanzmann Vanderlip, überzeugt von der
Gemeinsamkeit des Schicksals aller europäi¬
schen Nationen, aus den Eindrücken seiner
Europareise heraus Wege zur Überwindung
des Bersailler Wahnsinns weisen.

Trustee, I^e dilan alö Is Zuerre. 0. Aufl.
Paris, Plon 1921. Preis Fr. 5.—.

Der Verfasser beschuldigt seine Regierung,
daß sie keinerlei Genie für ökonomische
Regelungen habe. Man dürfe 1871 und
1920 nicht vergleichen. Das damals besiegte
Frankreich sei viel reicher gewesen als
Deutschland. Jetzt gehe dies Land un¬
weigerlich dem Bankerott entgegen. Frank¬
reich habe es versäumt, diesen Bankerott zu
organisier?». Es bleibe sür Frankreich eine
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land herauszuholen, aber es dürfe nicht sein
g-inzes wirtschaftliches Leben auf eine Be¬
dingung stellen, die sich erst in langen
Jahren verwirklichen könne; man müsse ein¬
sehen, daß der Krieg trotz des sieghaften
Ausganges Frankreich arm gemacht hat. Das
wirtschaftliche Geschick Frankreichs sei mit
dem Deutschlands verknüpft. Man beginnt
jetzt schon auf allen Seiten einzusehen, daß
das wahre Interesse Frankreichs darin liegt:
,,cle restauror lo vaineu nisus uns sctivitö
öeonomiqus oonveiisble". ES sei verkehrt,
sich mit der Tntsache zu trösten, daß Deutsch¬
land noch geschwächter aus dem Kriege, in
dem es sich viele Male den Sieg habe ent¬
wischen lasse» und in dein Frankreich ver¬
fehlt habe, zur rechten Zeit Frieden zu
schließen, hervorgegangen sei. Auch für
Frankreich handele es sich darum, durch ver¬

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mehrte Arbeit (Elfstmidentag!) die Armut
zu überwinden. Der Sieg ist noch nicht
vollendet, er wird erst da sein „nisus la me-
suro on nous aurons perciu »vere seht
et'esprit etc rentiers als Zuerre". (Diese
Bezeichnung der Franzosen als „KriegS-
rentner" erinnert uns an den Sarkasmus
eines anderen Franzosen über sein eigenes
Voll: Der Sieger kommt nicht dazu, Ge¬
schäfte zu machen, weil er auf Üver-
geschäfte eingestellt sei.) Wie man sieht, sagt
der anonyme Verfasser, den man Wohl im
Kreise Caillciux' suchen darf, seinen Lands-
leuten eruste Wahrheiten. Daß die Schrift
schon in 6. Auflage vorliegt, ist erfreulich,
trotzdem unseres Erachtens keine Aussicht
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heit in Frankreich je zur Mehrheit werde.

Prof. Gustav Cassel, DaS Geldproblem 'der
Welt. München 1921, Drei Masken-
Verlag. Geh. M. 12—.

Der berühmte schwedische Volkswirt legt
hier sein für die Finanzkonferenz zu Brüssel
ausgearbeitetes Memorandum nebst einigen
sich darum gruppierenden Aufsätzen vor.
Der Anlaß ist veraltet, die Krise aber dauert
an, zu deren Behebung Cassel seine in der
Presse viel erörterten Borschläge macht.

Friedrich Hardegcn, „H. H. Meier der
Gründer des Norddeutschen Llohd, Lebens¬
bild eines Bremer Kaufmanns 1809 bis
1898." Verlag Bereinigung wissenschaft¬
licher Verleger Walter de Gruyter u. Co.,
Berlin und Leipzig 1920. Preis geheftet
M. 30.-.

Als das deutsche Volk 1816 seine Frei¬
heit erfochten hatte, begann die klassische Zeit
seiner bürgerlichen Schöpferkraft in Wirt¬
schaft und Technik. Einen ehrwürdigen
Vertreter dieser Generation von deutschen
Charakteren schildert Hardegens, nach dem
Heldentod des Verfassers von Kathi Smidt
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Verantwortlich I. V. H«l«»„t Frank- in Berlin.
Schriflleitnug »ut Verlag: Berlin SV N, Tempelhofer User »Sir, Femrus: Liitzow WIV,
Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin.
Druck- „Der Reichsbote" G. in. ö. H. in Berlin 3V II. Dessauer Slrasze »K/37

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[0296] Lücherschcm Günthers Vorschläge zum Teil unerfüllbare Wünsche bleiben. Frank A. Vnnderlip, Was Europa geschehen ist. Deutsch herausgegeben von R. v. Scholtz, München 1921. Drei Masken- Verlag. Geh. M. 15.— , geb. M. 2t.—. Ein amerikanischer Keynes, so will der Finanzmann Vanderlip, überzeugt von der Gemeinsamkeit des Schicksals aller europäi¬ schen Nationen, aus den Eindrücken seiner Europareise heraus Wege zur Überwindung des Bersailler Wahnsinns weisen. Trustee, I^e dilan alö Is Zuerre. 0. Aufl. Paris, Plon 1921. Preis Fr. 5.—. Der Verfasser beschuldigt seine Regierung, daß sie keinerlei Genie für ökonomische Regelungen habe. Man dürfe 1871 und 1920 nicht vergleichen. Das damals besiegte Frankreich sei viel reicher gewesen als Deutschland. Jetzt gehe dies Land un¬ weigerlich dem Bankerott entgegen. Frank¬ reich habe es versäumt, diesen Bankerott zu organisier?». Es bleibe sür Frankreich eine ernste Pflicht, soviel als möglich aus Deutsch¬ land herauszuholen, aber es dürfe nicht sein g-inzes wirtschaftliches Leben auf eine Be¬ dingung stellen, die sich erst in langen Jahren verwirklichen könne; man müsse ein¬ sehen, daß der Krieg trotz des sieghaften Ausganges Frankreich arm gemacht hat. Das wirtschaftliche Geschick Frankreichs sei mit dem Deutschlands verknüpft. Man beginnt jetzt schon auf allen Seiten einzusehen, daß das wahre Interesse Frankreichs darin liegt: ,,cle restauror lo vaineu nisus uns sctivitö öeonomiqus oonveiisble". ES sei verkehrt, sich mit der Tntsache zu trösten, daß Deutsch¬ land noch geschwächter aus dem Kriege, in dem es sich viele Male den Sieg habe ent¬ wischen lasse» und in dein Frankreich ver¬ fehlt habe, zur rechten Zeit Frieden zu schließen, hervorgegangen sei. Auch für Frankreich handele es sich darum, durch ver¬ mehrte Arbeit (Elfstmidentag!) die Armut zu überwinden. Der Sieg ist noch nicht vollendet, er wird erst da sein „nisus la me- suro on nous aurons perciu »vere seht et'esprit etc rentiers als Zuerre". (Diese Bezeichnung der Franzosen als „KriegS- rentner" erinnert uns an den Sarkasmus eines anderen Franzosen über sein eigenes Voll: Der Sieger kommt nicht dazu, Ge¬ schäfte zu machen, weil er auf Üver- geschäfte eingestellt sei.) Wie man sieht, sagt der anonyme Verfasser, den man Wohl im Kreise Caillciux' suchen darf, seinen Lands- leuten eruste Wahrheiten. Daß die Schrift schon in 6. Auflage vorliegt, ist erfreulich, trotzdem unseres Erachtens keine Aussicht dafür besteht, daß die vernünftige Minder¬ heit in Frankreich je zur Mehrheit werde. Prof. Gustav Cassel, DaS Geldproblem 'der Welt. München 1921, Drei Masken- Verlag. Geh. M. 12—. Der berühmte schwedische Volkswirt legt hier sein für die Finanzkonferenz zu Brüssel ausgearbeitetes Memorandum nebst einigen sich darum gruppierenden Aufsätzen vor. Der Anlaß ist veraltet, die Krise aber dauert an, zu deren Behebung Cassel seine in der Presse viel erörterten Borschläge macht. Friedrich Hardegcn, „H. H. Meier der Gründer des Norddeutschen Llohd, Lebens¬ bild eines Bremer Kaufmanns 1809 bis 1898." Verlag Bereinigung wissenschaft¬ licher Verleger Walter de Gruyter u. Co., Berlin und Leipzig 1920. Preis geheftet M. 30.-. Als das deutsche Volk 1816 seine Frei¬ heit erfochten hatte, begann die klassische Zeit seiner bürgerlichen Schöpferkraft in Wirt¬ schaft und Technik. Einen ehrwürdigen Vertreter dieser Generation von deutschen Charakteren schildert Hardegens, nach dem Heldentod des Verfassers von Kathi Smidt F. R. abgeschlossenen Schrift. Verantwortlich I. V. H«l«»„t Frank- in Berlin. Schriflleitnug »ut Verlag: Berlin SV N, Tempelhofer User »Sir, Femrus: Liitzow WIV, Verlag: K. F. Koester, Abteilung Grenzboten, Berlin. Druck- „Der Reichsbote" G. in. ö. H. in Berlin 3V II. Dessauer Slrasze »K/37 NUckssndung von Manuskripte» erfolgt nur gegen beigefügtes Rückporto. Nachdruck sämtlicher Aufsätze ist nur mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages 5? swtici

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/296>, abgerufen am 29.04.2024.