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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Altes und neues Heer

frischesten und ansehnlichsten Soldaten, ohne daß ihm und andern das bewußt wird.

Feine Fäden spinnen sich in der Kameradschaft des Offizierkorps, in der
Kameradschaft innerhalb der Mannschaft, und in der Begeisterung einer Kompagnie
für ihren Hauptmann.

Wir behaupten (können es nicht beweisen; denn so etwas ist nicht zu be¬
weisen!), daß

Eros das geheimste und stärkste Band einer Soldatengemeinschaft ist. Eine
starke motorische Kraft, die am Begriff Kameradschaft mitwirkt.

Das neue deutsche Heer hat als Söldnerheer naturgemäß einen besonders
starken Zustrom von Menschen dieser Einstellung.

Ein mächtiger Faktor arbeitet an der Einheit der Wehrmacht, ganz im
geheimen und dem Einzelnen unbewußt: am Staat im Staat.

Dem Soldaten-Eros steht der politische Eros zur Seite:

Wir lieben den Deutschen (als Rassegleichen) und nie den Franzosen (den
Nassefremdcn).

Oder: Das Volk sehnt den Führer herbei als Ergänzung seines Wesens.

Und der Führer liebt das Volk


Wehrmacht und Monarchismus

Charakter ist Macht. Die Wehrmacht muß charakterfeste Männer erziehen.

Wollen wir hunderttausend Männer oder hunderttausend Söldner?

Wollen wir Charaktere, so muß der Offizier ein für allemal aus innerster
Überzeugung heraus sich sagen:

Wenn ich im Winkel meines Herzens daran denke, mit Hilfe meiner Sol¬
daten die Monarchie aufzurichten, so bin ich in irgend einer Weise, bet irgend
einer Gelegenheit, an irgend einer Stelle meiner Mannschaft gegenüber unehrlich.
Mit dieser Unehrlichkeit im großen wie im kleinen, mag man sie auch äußerlich
wenig spüren, kann man keine charakterfester Menschen erziehen.

Was wir aber brauchen, ist:

Daß endlich wieder in Deutschland, in diesem zerrütteten Staat mit den
weichlichen und schwankenden Menschen, hunderttausend aufrechte und kernige
Männer heranwachsen.

Das kann der Offizier der Reichswehr nur erreichen, wenn er das Wort
Monarchie im Denken und Handeln ausschaltet.

Deutschland ist nicht darauf angewiesen, die Monarchie mit hunderttausend
Reichswehrsoldaten aufzurichten.

Jede Soldatenorganisation ist monarchisch. Der Hauptmann wird immer
ein kleiner König in der Kompagnie sein.

Das monarchische System der Wehrmacht ist eigene Sache dieses
Staates im Staat. Zu folgern, daß, wenn dies System dort brauchbar und
möglich ist, es im gleichen Augenblick auch für das ganze Volk geeignet sei, --
solche Schlüsse soll der aktive Offizier der Wehrmacht nicht ziehen:

er soll solche Gedanken überhaupt ausschalten.


Altes und neues Heer

frischesten und ansehnlichsten Soldaten, ohne daß ihm und andern das bewußt wird.

Feine Fäden spinnen sich in der Kameradschaft des Offizierkorps, in der
Kameradschaft innerhalb der Mannschaft, und in der Begeisterung einer Kompagnie
für ihren Hauptmann.

Wir behaupten (können es nicht beweisen; denn so etwas ist nicht zu be¬
weisen!), daß

Eros das geheimste und stärkste Band einer Soldatengemeinschaft ist. Eine
starke motorische Kraft, die am Begriff Kameradschaft mitwirkt.

Das neue deutsche Heer hat als Söldnerheer naturgemäß einen besonders
starken Zustrom von Menschen dieser Einstellung.

Ein mächtiger Faktor arbeitet an der Einheit der Wehrmacht, ganz im
geheimen und dem Einzelnen unbewußt: am Staat im Staat.

Dem Soldaten-Eros steht der politische Eros zur Seite:

Wir lieben den Deutschen (als Rassegleichen) und nie den Franzosen (den
Nassefremdcn).

Oder: Das Volk sehnt den Führer herbei als Ergänzung seines Wesens.

Und der Führer liebt das Volk


Wehrmacht und Monarchismus

Charakter ist Macht. Die Wehrmacht muß charakterfeste Männer erziehen.

Wollen wir hunderttausend Männer oder hunderttausend Söldner?

Wollen wir Charaktere, so muß der Offizier ein für allemal aus innerster
Überzeugung heraus sich sagen:

Wenn ich im Winkel meines Herzens daran denke, mit Hilfe meiner Sol¬
daten die Monarchie aufzurichten, so bin ich in irgend einer Weise, bet irgend
einer Gelegenheit, an irgend einer Stelle meiner Mannschaft gegenüber unehrlich.
Mit dieser Unehrlichkeit im großen wie im kleinen, mag man sie auch äußerlich
wenig spüren, kann man keine charakterfester Menschen erziehen.

Was wir aber brauchen, ist:

Daß endlich wieder in Deutschland, in diesem zerrütteten Staat mit den
weichlichen und schwankenden Menschen, hunderttausend aufrechte und kernige
Männer heranwachsen.

Das kann der Offizier der Reichswehr nur erreichen, wenn er das Wort
Monarchie im Denken und Handeln ausschaltet.

Deutschland ist nicht darauf angewiesen, die Monarchie mit hunderttausend
Reichswehrsoldaten aufzurichten.

Jede Soldatenorganisation ist monarchisch. Der Hauptmann wird immer
ein kleiner König in der Kompagnie sein.

Das monarchische System der Wehrmacht ist eigene Sache dieses
Staates im Staat. Zu folgern, daß, wenn dies System dort brauchbar und
möglich ist, es im gleichen Augenblick auch für das ganze Volk geeignet sei, —
solche Schlüsse soll der aktive Offizier der Wehrmacht nicht ziehen:

er soll solche Gedanken überhaupt ausschalten.


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[0342] Altes und neues Heer frischesten und ansehnlichsten Soldaten, ohne daß ihm und andern das bewußt wird. Feine Fäden spinnen sich in der Kameradschaft des Offizierkorps, in der Kameradschaft innerhalb der Mannschaft, und in der Begeisterung einer Kompagnie für ihren Hauptmann. Wir behaupten (können es nicht beweisen; denn so etwas ist nicht zu be¬ weisen!), daß Eros das geheimste und stärkste Band einer Soldatengemeinschaft ist. Eine starke motorische Kraft, die am Begriff Kameradschaft mitwirkt. Das neue deutsche Heer hat als Söldnerheer naturgemäß einen besonders starken Zustrom von Menschen dieser Einstellung. Ein mächtiger Faktor arbeitet an der Einheit der Wehrmacht, ganz im geheimen und dem Einzelnen unbewußt: am Staat im Staat. Dem Soldaten-Eros steht der politische Eros zur Seite: Wir lieben den Deutschen (als Rassegleichen) und nie den Franzosen (den Nassefremdcn). Oder: Das Volk sehnt den Führer herbei als Ergänzung seines Wesens. Und der Führer liebt das Volk Wehrmacht und Monarchismus Charakter ist Macht. Die Wehrmacht muß charakterfeste Männer erziehen. Wollen wir hunderttausend Männer oder hunderttausend Söldner? Wollen wir Charaktere, so muß der Offizier ein für allemal aus innerster Überzeugung heraus sich sagen: Wenn ich im Winkel meines Herzens daran denke, mit Hilfe meiner Sol¬ daten die Monarchie aufzurichten, so bin ich in irgend einer Weise, bet irgend einer Gelegenheit, an irgend einer Stelle meiner Mannschaft gegenüber unehrlich. Mit dieser Unehrlichkeit im großen wie im kleinen, mag man sie auch äußerlich wenig spüren, kann man keine charakterfester Menschen erziehen. Was wir aber brauchen, ist: Daß endlich wieder in Deutschland, in diesem zerrütteten Staat mit den weichlichen und schwankenden Menschen, hunderttausend aufrechte und kernige Männer heranwachsen. Das kann der Offizier der Reichswehr nur erreichen, wenn er das Wort Monarchie im Denken und Handeln ausschaltet. Deutschland ist nicht darauf angewiesen, die Monarchie mit hunderttausend Reichswehrsoldaten aufzurichten. Jede Soldatenorganisation ist monarchisch. Der Hauptmann wird immer ein kleiner König in der Kompagnie sein. Das monarchische System der Wehrmacht ist eigene Sache dieses Staates im Staat. Zu folgern, daß, wenn dies System dort brauchbar und möglich ist, es im gleichen Augenblick auch für das ganze Volk geeignet sei, — solche Schlüsse soll der aktive Offizier der Wehrmacht nicht ziehen: er soll solche Gedanken überhaupt ausschalten.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/342>, abgerufen am 29.04.2024.