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Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr.

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Altes und neues Heer

Immer aber das große Ziel vor Augen, die deutsche Einheit zu hintertreiben
und Deutschland unfähig zur Außenpolitik zu machen.

Voraussetzung deutscher Außenpolitik ist deshalb: Volkseinheit.

Welche Außenpolitik wir treiben wollen?

Wir sind nicht so kindlich, mit dem Kriegsgedanken zu spielen.

Wir denken an die friedlichen Mittel der Diplomatie.

Hinter der Diplomatie aber muß eine Macht stehen:

Die Macht des Schwertes ist uns verwehrt.

Die Macht der Wirtschaft zu formen gelang uns seit Kriegsende nicht.

Die Macht der Wirtschaft war nur eine bedingte, weil sie keine Einheit war,
sondern gespalten in Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Weil sie sich aufgerieben
hatte im Kampf: Kapitalismus und Sozialismus.

Die Nachkriegszeit stellte an das deutsche Volk die Aufgabe, das einzige
Machtinstrument, das Deutschland hatte und ihm kein Feind nehmen konnte:

Die fähigen Köpfe der Industriellen, der Kaufleute, der Erfinder, der Werk¬
meister und der alten gelernten Arbeiter:

Zu einer unbedingten zu machen: durch Ausgleich zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer.

Das parlamentarische System der Nachkriegszeit hat dies Ziel nicht erreicht.

Jetzt wird die Sozialdiktatur die neue deutsche Macht formen.

Die Wirtschaft.

Die deutsche Sozialdiktatur wird solche moralische und faktische Macht
besitzen, daß Deutschland nicht mehr Objekt, sondern wieder Subjekt der Welt¬
politik wird.

Wir werden Nußland wirtschaftlich stützen. Rußland wird uns politisch
helfen.

Wir werden für England Arbeit leisten müssen, England wird uns
politisch beistehen.

Der sichtbare, gradlinige Weg deutscher Außenpolitik, der jetzt möglich ist,
führt zum deutschen Aufstieg."


III.

Alles gährt in dieser Nachkriegszeit der unausgesprochenen Gedanken und
der ungeklärten Ideen, in die erst der Scheinwerferblitz eines großen Mannes
leuchten muß.

Das Erlebnis des .Krieges wird in den nächsten Jahren in den Hirnen der
Einzelnen verarbeitet werden.

Klarheit wird in das Chaos der vom Kriege durch und durch gerüttelten
Menschen und Dinge kommen:

Werdende Macht.

Herrgott hilf, daß aus Deutschlands Leid Führer erstehen:

Führer der Führer und des Volkes zugleich:

Geschrieben Mai 1920.


Altes und neues Heer

Immer aber das große Ziel vor Augen, die deutsche Einheit zu hintertreiben
und Deutschland unfähig zur Außenpolitik zu machen.

Voraussetzung deutscher Außenpolitik ist deshalb: Volkseinheit.

Welche Außenpolitik wir treiben wollen?

Wir sind nicht so kindlich, mit dem Kriegsgedanken zu spielen.

Wir denken an die friedlichen Mittel der Diplomatie.

Hinter der Diplomatie aber muß eine Macht stehen:

Die Macht des Schwertes ist uns verwehrt.

Die Macht der Wirtschaft zu formen gelang uns seit Kriegsende nicht.

Die Macht der Wirtschaft war nur eine bedingte, weil sie keine Einheit war,
sondern gespalten in Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Weil sie sich aufgerieben
hatte im Kampf: Kapitalismus und Sozialismus.

Die Nachkriegszeit stellte an das deutsche Volk die Aufgabe, das einzige
Machtinstrument, das Deutschland hatte und ihm kein Feind nehmen konnte:

Die fähigen Köpfe der Industriellen, der Kaufleute, der Erfinder, der Werk¬
meister und der alten gelernten Arbeiter:

Zu einer unbedingten zu machen: durch Ausgleich zwischen Arbeitgeber und
Arbeitnehmer.

Das parlamentarische System der Nachkriegszeit hat dies Ziel nicht erreicht.

Jetzt wird die Sozialdiktatur die neue deutsche Macht formen.

Die Wirtschaft.

Die deutsche Sozialdiktatur wird solche moralische und faktische Macht
besitzen, daß Deutschland nicht mehr Objekt, sondern wieder Subjekt der Welt¬
politik wird.

Wir werden Nußland wirtschaftlich stützen. Rußland wird uns politisch
helfen.

Wir werden für England Arbeit leisten müssen, England wird uns
politisch beistehen.

Der sichtbare, gradlinige Weg deutscher Außenpolitik, der jetzt möglich ist,
führt zum deutschen Aufstieg."


III.

Alles gährt in dieser Nachkriegszeit der unausgesprochenen Gedanken und
der ungeklärten Ideen, in die erst der Scheinwerferblitz eines großen Mannes
leuchten muß.

Das Erlebnis des .Krieges wird in den nächsten Jahren in den Hirnen der
Einzelnen verarbeitet werden.

Klarheit wird in das Chaos der vom Kriege durch und durch gerüttelten
Menschen und Dinge kommen:

Werdende Macht.

Herrgott hilf, daß aus Deutschlands Leid Führer erstehen:

Führer der Führer und des Volkes zugleich:

Geschrieben Mai 1920.


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[0350] Altes und neues Heer Immer aber das große Ziel vor Augen, die deutsche Einheit zu hintertreiben und Deutschland unfähig zur Außenpolitik zu machen. Voraussetzung deutscher Außenpolitik ist deshalb: Volkseinheit. Welche Außenpolitik wir treiben wollen? Wir sind nicht so kindlich, mit dem Kriegsgedanken zu spielen. Wir denken an die friedlichen Mittel der Diplomatie. Hinter der Diplomatie aber muß eine Macht stehen: Die Macht des Schwertes ist uns verwehrt. Die Macht der Wirtschaft zu formen gelang uns seit Kriegsende nicht. Die Macht der Wirtschaft war nur eine bedingte, weil sie keine Einheit war, sondern gespalten in Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Weil sie sich aufgerieben hatte im Kampf: Kapitalismus und Sozialismus. Die Nachkriegszeit stellte an das deutsche Volk die Aufgabe, das einzige Machtinstrument, das Deutschland hatte und ihm kein Feind nehmen konnte: Die fähigen Köpfe der Industriellen, der Kaufleute, der Erfinder, der Werk¬ meister und der alten gelernten Arbeiter: Zu einer unbedingten zu machen: durch Ausgleich zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Das parlamentarische System der Nachkriegszeit hat dies Ziel nicht erreicht. Jetzt wird die Sozialdiktatur die neue deutsche Macht formen. Die Wirtschaft. Die deutsche Sozialdiktatur wird solche moralische und faktische Macht besitzen, daß Deutschland nicht mehr Objekt, sondern wieder Subjekt der Welt¬ politik wird. Wir werden Nußland wirtschaftlich stützen. Rußland wird uns politisch helfen. Wir werden für England Arbeit leisten müssen, England wird uns politisch beistehen. Der sichtbare, gradlinige Weg deutscher Außenpolitik, der jetzt möglich ist, führt zum deutschen Aufstieg." III. Alles gährt in dieser Nachkriegszeit der unausgesprochenen Gedanken und der ungeklärten Ideen, in die erst der Scheinwerferblitz eines großen Mannes leuchten muß. Das Erlebnis des .Krieges wird in den nächsten Jahren in den Hirnen der Einzelnen verarbeitet werden. Klarheit wird in das Chaos der vom Kriege durch und durch gerüttelten Menschen und Dinge kommen: Werdende Macht. Herrgott hilf, daß aus Deutschlands Leid Führer erstehen: Führer der Führer und des Volkes zugleich: Geschrieben Mai 1920.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 80, 1921, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341913_339548/350>, abgerufen am 28.04.2024.